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Die Christophoruskirche ist eine evangelische Dorfkirche im Dresdner Stadtteil Wilschdorf Der denkmalgeschutzte Sakralbau gilt als alteste Kirche der Stadt Die Christophoruskirche 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Ausseres 2 2 Inneres 2 2 1 Altar 2 2 2 Kanzel 2 2 3 Taufstein 2 2 4 Kirchenschmuck 3 Orgel 4 Glocken 5 Kirchhof 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die Christophoruskirche um 1841Die Christophoruskirche gilt als alteste erhaltene Kirche auf dem heutigen Dresdner Stadtgebiet Ein rotes Weihekreuz an einem gotischen Fresko im Inneren der Kirche wurde auf die Zeit der ersten Siedler datiert 1 Der Taufstein stammte aus der Zeit um 1200 und wurde 1945 zerstort Die Kirche wurde erstmals 1243 urkundlich erwahnt die alteste erhaltene Glocke der Kirche aus dem Jahr 1250 ist gleichzeitig auch die alteste erhaltene Glocke Dresdens In der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts erfolgten die fruhesten bekannten Umbauten der Kirche die ursprunglich wahrscheinlich nur Kapellencharakter hatte 2 Das Kircheninnere erhielt zu dieser Zeit auch eine Ausschmuckung mit Fresken die erst von 1972 bis 1985 freigelegt und restauriert wurden Im Zuge der Reformation 1539 wurde die Christophoruskirche evangelisch Der Altar der Kirche entstand zwischen 1570 und 1580 Die altesten erhaltenen Kirchrechnungen stammen aus dem Jahr 1595 und betrafen Reparaturen am Kirchturmknopf 3 Im Verlauf des Dreissigjahrigen Kriegs raubten im Jahr 1637 schwedische Truppen die plundernd auch durch Wilschdorf kamen den Opferstock der Kirche aus der seit 1967 wieder in Gebrauch ist Im 18 Jahrhundert wurde der Sakralbau durch einen Blitzschlag beschadigt und verandert wiederhergestellt so erhielt er im Inneren Emporen Der Dachreiter der Kirche stammt aus dem Jahr 1725 Von 1927 bis 1928 wurden Kanzel und Altar restauriert weitere Erhaltungsmassnahmen erfolgten 1956 und 1967 Im Jahr 1986 erhielt die Dorfkirche den Namen Christophoruskirche nach der wiederentdeckten Darstellung des Heiligen Christophorus auf einem der Fresken Seit 1995 ist die Wilschdorfer Kirche im Besitz einer Orgel der Orgelwerkstatt Wegscheider Baubeschreibung BearbeitenAusseres Bearbeiten nbsp Die Christophoruskirche vom Pfarrgarten aus gesehen nbsp Altar der Christophoruskirche nbsp Kanzel mit Darstellungen der EvangelistenDer Putzbau ist als schlichte rechteckige Saalkirche mit einer im Westen gelegenen Vorhalle konzipiert Im Nordosten schliesst sich die Sakristei an im Norden fuhrt eine Treppe auf den Kirchturm Im Kern ist die Kirche romanisch Umbauten in der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts fuhrten zur heutigen rechteckigen Gestalt Die Kirche hat ein steiles Satteldach Von den umliegenden Gehoften des ehemaligen Strassenangerdorfes Wilschdorf unterscheidet sich der Sakralbau hauptsachlich durch den mittig gelegenen achtseitigen Dachreiter mit geschweifter Haube Er entstand 1725 und ist mit Schiefer gedeckt Die rund 25 Meter hohe Kirche wurde ausserlich zuletzt 1967 restauriert Inneres Bearbeiten Das Innere der Kirche ist sehr primitiv 3 gestaltet und bietet Platz fur rund 120 Glaubige Die einfache Holzdecke weist keine kunstlerischen Verzierungen auf und ist an der westlichen Orgelempore hoher gezogen An der West und Nordseite befindet sich eine durchgehende einfache Empore die nach Zerstorungen im 18 Jahrhundert bei der Wiederherstellung der Kirche 1770 eingebaut wurde Die Emporen werden durch Pilaster in einzelne Felder geteilt wirken jedoch sehr derb und handwerklich 3 Die Brustungsfelder sind bemalt und mit Spruchen in Goldlettern versehen Nach Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt stammt die Innenausstattung den Formen nach aus der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts 3 Die Fenster der Sudseite sind Korbbogenfenster mit tiefen Laibungen Die Fenster der Ostseite waren ursprunglich vermutlich noch aus romanischer Zeit und als eine Dreifenstergruppe konzipiert Heute sind diese zu einfachen Rechteckfenstern mit einer Tur verandert worden die Tur fuhrt zum Glockenstuhl Altar Bearbeiten Der Altar ist aus Holz geschnitzt und eine derbe handwerkliche Arbeit 3 Er ist 200 Zentimeter breit und 250 Zentimeter hoch Auf dem durchgehenden flachen Sockel sind die Worte komt her zu mir zu lesen Der Altaraufbau ist im Vergleich zum Sockel verhaltnismassig hoch Uber dem Sockel schliessen sich auf Postamenten seitlich dorische Saulen an die sich im Gebalk verkropfen Seitlich der Saulen schliessen den Aufsatz Rollwerkanlaufe ab die aus ausgeschnittenen Brettern hergestellt wurden Ein gesprengter Dreiecksgiebel bildet den oberen Abschluss der seitlich ebenfalls Rollwerk aufweist Zwischen den Saulen befindet sich ein Altargemalde das genrehaft das Abendmahl darstellt Es entstand zwischen 1570 und 1580 und stammt vermutlich aus der Werkstatt von Hans Schroer aus Luttich 4 Uber dem Gemalde ist im Giebelfeld die Inschrift Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit zu lesen Kanzel Bearbeiten Die sechseckige Kanzel entstand um 1600 Sie ist wie der Altar aus Holz gefertigt In der Brustung befindet sich die vier Evangelisten mit ihren Attributen in Leimfarbe gemalt Die Kanzel ist in vier Seiten des Sechsecks geschlossen und abgesehen von der Malerei schlicht gehalten Der Schalldeckel ist ebenfalls sechseckig Er wurde 1680 von H Christoph Zormehlen geschaffen Taufstein Bearbeiten Der erste Taufstein entstand um 1200 und war vermutlich aus Granit gefertigt Er hatte einen Durchmesser von 104 Zentimeter und war 85 Zentimeter hoch Der Fuss war um 1900 bereits in einer Hohe von 20 Zentimetern abgebrochen Die Kelchwande wurden durch Pfeifen gegliedert in deren oberen Halbkreisabschlussen sich Reliefdarstellungen von Lilien und pickenden Vogeln abzuwechseln schienen Mehrere der Reliefs waren bereits um 1900 unkenntlich und am Rand abgebrochen Um 1900 befand sich der Taufstein im Besitz des Koniglich Sachsischen Altertumsvereins 3 Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde er im Palais im Grossen Garten eingelagert wo er bei der Bombardierung des Gebaudes zerstort wurde 1 Heute hat die Christophoruskirche einen einfachen Taufstein aus Holz Kirchenschmuck Bearbeiten nbsp Fresken an der Nordwand der Kirche nbsp Fresko der Anbetung der Heiligen drei Konige an der Sudwand der KircheIm Jahr 1971 wurden bei der Innenerneuerung der Kirche grossfigurliche gotische Fresken entdeckt Sie entstanden um 1425 in Kalkfarben als der Rauputz der Kirche mit Glattputz uberstrichen wurde und sind die altesten gotischen Fresken Dresdens Sie wurden bereits kurz nach der Reformation uberstrichen und von 1972 bis 1985 freigelegt wobei Teile der Fresken von den um 1770 eingebauten Emporen uberdeckt werden Die Fresken gelten als eine Raritat mittelalterlicher Kunst im sakralen Raum 5 Die Fresken zeigen an der Nordwand eine 370 Zentimeter hohe Darstellung des heiligen Christophorus und daneben in zwei Schichten sechs Darstellungen aus der Passion Christi Im oberen Teil werden Christus bei Pontius Pilatus der Judaskuss und die schlafenden Junger am Olberg dargestellt wahrend die untere Reihe die Geisselung Jesu die Dornenkronung und den kreuztragenden Jesus zeigen Ein zweites Fresko an der Sudwand das nur teilweise erhalten ist zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Konige und im Bereich der Kanzel eine Drachendarstellung Die Fresken sind von Friesen umrahmt wobei die Figuren vor einem teppichartigen Grund mit Bluten 6 stehen Orgel Bearbeiten nbsp Wegscheider OrgelDie Christophoruskirche hatte um 1900 eine Orgel aus dem 19 Jahrhundert Im Jahr 1928 erhielt die Kirche eine pneumatische Jahn Orgel die bis 1995 gespielt wurde Zu diesem Zeitpunkt war der Klang des Instruments unbefriedigend geworden Einzelne Metallpfeifen waren so stark deformiert dass die Orgel nur noch schwer gestimmt werden konnte Sie galt als nicht restaurierbar weswegen die Gemeinde den Kauf einer neuen Orgel beschloss Mithilfe der Dussmann Stiftung konnte eine neue Orgel aus der Orgelwerkstatt Wegscheider erworben werden Orgelbauer Kristian Wegscheider arbeitet im benachbarten Rahnitz Die festliche Orgelweihe fand am 22 Oktober 1995 statt Eine Besonderheit der Orgel ist dass man zwischen zwei Stimmungsarten der mitteltonigen Stimmung und der wohltemperierten Stimmung wahlen kann Zum Zeitpunkt der Orgelweihe war die Wilschdorfer Orgel neben der Fisk Nanney Orgel in der Stanford Memorial Church der kalifornischen Stanford University das einzige derartige Instrument weltweit 7 Die Disposition der Wegscheider Orgel 7 Hauptwerk CD d3Gedackt 8 Quintadena 8 Spitz Flote 8 Principal 4 Nasat 3 Octava 2 Tertia ab c1 Cimbel II Brustwerk CD d3Regal 8 Flote 4 Quinta ab c 3 Flote 2 Pedal CD d1Subbass 16 Gedacktbass 8 Koppeln II I Schiebekoppel I P Tremulant Stimmtonhohe 440 Hz fur a Temperatur mitteltonig und wohltemperiert zum UmschaltenGlocken BearbeitenDie Christophoruskirche hat drei Glocken unterschiedlichen Alters Die kleine Glocke wurde um 1250 gegossen und ist die alteste Glocke im Dresdner Stadtgebiet Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden die Glocken abgenommen und auf dem Hamburger Glockenfriedhof eingelagert jedoch nicht eingeschmolzen Im Jahr 1948 wurden sie nach Wilschdorf zuruckgeholt hatten zu der Zeit jedoch bereits Schaden an den Kronen Die Glocken wurden daher von Februar bis Juni 2008 in der Glockenschweisserei Lachenmeyer in Nordlingen repariert 8 Bild Name Jahr Grosse Sonstiges nbsp Grosse Glocke 15 Jahrhundert 58 cm hoch 66 cm unterer Durchmesser mit zwei fadenformigen Schnuren am Hals bezeichnet nbsp Mittlere Glocke 1348 49 51 cm hoch 54 cm unterer Durchmesser am Hals neun Reliefs des auferstehenden Christus ein zehntes Relief am Mantel nbsp Kleine Glocke 1250 40 cm hoch 46 cm unterer Durchmesser weit ausholender AnschlagKirchhof Bearbeiten nbsp Epitaph der Familie Gerhardt nbsp Sitznischenportal am Pfarrgarten vor der RenovierungDer Kirchhof der Christophoruskirche kann durch ein Rundbogen und ein Korbbogentor betreten werden Er liegt erhoht und ist von einer Feldsteinmauer umgeben Mit rund 1200 Quadratmetern zahlt der Wilschdorfer Kirchhof zu den kleinsten Friedhofen der Stadt Dresden 9 Der Kirchhof wurde seit dem Bestehen der Kirche als Friedhof genutzt und 1893 mit der Weihe des neuen Wilschdorfer Friedhofs stillgelegt Es haben sich nur wenige Graber erhalten darunter das barocke Sandsteinepitaph des Pfarrers Johann Friedrich Gerhardt und seiner Frau Eleonore Sophie an der sudlichen Kirchenmauer Gerhardt war von 1768 bis 1781 als Gemeindepfarrer in Wilschdorf tatig Sein Epitaph ist 100 Zentimeter breit und 220 Zentimeter hoch Auf einem sockelartigen Unterbau befinden sich zwei Kartuschen mit unleserlichem Text Uber einem schwachen Gesims sind zwei weitere grossere und kraftig modellierte Kartuschen zu sehen die symmetrisch zueinander geschaffen worden Uber beiden steht mittig eine Engelsfigur die beide Kartuschen zu halten scheint Hinter der Figur ist ein Obelisk mit baldachinartigem Abschluss erkennbar Die Inschriften der oberen Kartuschen geben die Sterbedaten des Ehepaars an Ebenfalls erhalten ist ein um 1915 entstandenes Wandgrab der Familie Schmiedgen Das Sandsteingrab ist in neobarockem Stil gehalten und zeigt in einer Adikula das Relief von Christus der an eine Tur klopft Zwischen Pilastern findet sich ein Relief von Maria mit ihrem Kind An den Kirchhof schliesst sich der Pfarrgarten mit Pfarrhaus an Im Pfarrgarten befindet sich der Uberrest eines Rundbogentors aus dem Jahr 1612 In die sudliche Pfarrgartenmauer wurde im 18 Jahrhundert ein dazugehoriges Sitznischenportal eingefugt das ebenfalls um 1612 entstand Literatur BearbeitenCornelius Gurlitt Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen Band 26 Meinhold Dresden 1904 S 288 291 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christophoruskirche Dresden Wilschdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite der Christophorusgemeinde Wilschdorf Beitrag zur Orgel auf www orgbase nl abgerufen am 25 Februar 2022Einzelnachweise Bearbeiten a b Vgl Geschichte der Kirche Kathrin Kupka Hahn Wo die Kirche im Dorf geblieben ist In Sachsische Zeitung 21 September 2013 S 19 online Memento vom 24 Januar 2022 im Internet Archive a b c d e f Cornelius Gurlitt Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen Band 26 Meinhold Dresden 1904 S 289 Gurlitt gibt falsch an dass es sich um ein modernes Gemalde von Carl Gottlob Schonherr handelt Vgl Gurlitt S 289 Werner Pinkert Dienste fur das Schloss Wilschdorfer Dorfstruktur ist weitgehend erhalten Kirche mit gotischen Fresken In Sachsische Zeitung Reihe Alte Dorfkerne Nr 36 7 Marz 2002 Georg Dehio Hrsg Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Dresden Aktualisierte Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen und Berlin 2005 S 233 a b Vgl Wegscheider Orgel in der Christophoruskirche Wilschdorf S Rossel Die Glocken der Christophoruskirche sind zuruck In Sachsische Zeitung 26 Juni 2008 Vgl Marion Stein Friedhofe in Dresden Verlag der Kunst Dresden 2000 51 122156 13 722015 Koordinaten 51 7 19 8 N 13 43 19 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christophoruskirche Dresden Wilschdorf amp oldid 223358069