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Carl und Felicie Bernstein waren die ersten Sammler franzosischer impressionistischer Malerei in Deutschland 1 Die Sammlung der Bernsteins wurde zunachst in ihrem literarischen Salon und spater in der ersten deutschen Impressionisten Ausstellung gezeigt und trug wesentlich zur Rezeption dieser Kunstrichtung in Deutschland bei Der Salon der Bernsteins den Felicie Bernstein nach dem Tod ihres Mannes fortfuhrte war fur das kunstlerische Leben in Berlin von den 1880er Jahren bis 1908 einer der wichtigsten Treffpunkte 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die Sammlung Bernstein 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben Bearbeiten nbsp Max Liebermann Bildnis Prof Dr Carl Bernstein1892 nbsp Felicie Bernstein Fotografie um 1872Der aus Russland stammende Carl Bernstein 1842 in Odessa 30 September 1894 in Berlin hatte 1864 in Berlin promoviert Da er als Jude in seiner Heimat keine Anstellung erhielt ging er zunachst als Privatdozent nach Berlin 1878 wurde er ausserordentlicher Professor fur romisches Recht an der Friedrich Wilhelms Universitat Zu seinen Veroffentlichungen gehoren Zur Lehre vom alternativen Willen und den alternativen Rechtsgeschaften 1878 und Zur Lehre von der dotis dictio 1885 Seine Frau Felicie Leonovna 3 geborene Rosenthal 7 September 1852 in Sankt Petersburg 11 Juni 1908 in Berlin verlor schon fruhzeitig ihre Mutter Ihr wohlhabender Vater der Kommerzienrat Leo Rosenthal schickte sie zur Erziehung in ein Dresdner Pensionat Nach der Hochzeit 1872 in Wien zogen beide zunachst nach Paris wo sie mehrere Jahre lebten 4 1878 liessen sie sich in Berlin nieder 5 und bezogen eine gemeinsame Wohnung in der Berliner Lennestrasse 2 im vornehmen Tiergartenviertel Spater zogen sie in die so genannte Prasidentenwohnung 2 in der Strasse In den Zelten 23 Diese reprasentative Wohnung war als Spekulationsobjekt gebaut worden Die zur Vermietung an den Reichstagsprasidenten vorgesehene Wohnung wurde von diesem jedoch nicht angemietet und diente so den Bernsteins als vornehme Adresse Die Mittwochabende gestalteten das Paar zusammen mit Carl Bernsteins Schwester Therese Bernstein als Literarischen Salon in dem zahlreiche Intellektuelle der Kaiserzeit verkehrten Hierbei fungierte Felicie Bernstein als heitere und geistvolle Salonniere wahrend Therese Bernstein in der Tradition der precieuses streng uber die Etikette wachte 2 Zum wochentlichen Jour fixe erschienen Musiker wie Joseph Joachim und Richard Strauss Maler wie Max Klinger Adolph von Menzel und Max Liebermann der Archaologe Adolf Furtwangler der Schriftsteller Georg Brandes der Theaterleiter Otto Brahm die Historiker Ernst Curtius und Theodor Mommsen sowie die Kunsthistoriker Georg Treu Wilhelm von Bode Friedrich Lippmann Hugo von Tschudi und Woldemar von Seidlitz Im Sommer 1882 reisten die Bernsteins nach Paris wo sie Carl Bernsteins Cousin Charles Ephrussi den Herausgeber der Kunstzeitschrift Gazette des Beaux Arts trafen Dieser beriet zusammen mit seinem Assistenten Jules Laforgue die Bernsteins beim Ankauf impressionistischer Gemalde Diese erste Sammlung impressionistischer Bilder in Deutschland stiess in Berlin sowohl bei den Kunstlern als auch bei den Kunstkritikern anfangs auf grosste Ablehnung So ist von Adolph von Menzel die Ausserung an Felicie Bernstein uberliefert Haben Sie wirklich Geld fur den Dreck gegeben 6 Einzig Max Klinger ausserte sich positiv in einem Brief aus Paris ihm sei die vollkommene fast verachtliche Ablehnung welche eine in Berlin im Besitze des Herrn Dr B n befindliche Sammlung von Bildern der Impressionisten bei den meisten Beschauern und in erster Linie bei den Kunstlern selbst erregte noch lebendig im Gedachniss und er pladierte Trotz der voraussichtlichen Verurteilung ware es doch lohnend einmal eine gute Sammlung der Impressionisten in Berlin auszustellen 7 Am 8 Oktober 1883 eroffnete der Galerist Fritz Gurlitt in Berlin die erste Impressionistenausstellung in Deutschland auf der neben zehn Werken der Sammlung Bernstein auch 23 Leihgaben des Pariser Kunsthandlers Paul Durand Ruel zu sehen waren Die Bilder der Ausstellung wurden in der Presse wegen Skizzenhaftigkeit und mangelnden technischem Konnen kritisiert Zudem empfanden die Kritiker die Sujets unangemessen und vermissten einen geistigen Gehalt 8 Selbst der spatere Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark schrieb in einem Zeitungsbericht dass die geistreichen Skizzen voll Licht und Bewegung keine ausreichende Grundlage einer neuen Kunst sein konnten 9 Erst in den 1890er Jahren begann Max Liebermann franzosische Impressionisten zu sammeln und Hugo von Tschudi erwarb 1896 ein Werk von Edouard Manet fur die Nationalgalerie Berlin Carl Bernstein wurde 1892 von Max Liebermann portratiert der den Salon der Bernsteins als wiederauferstandener Salon der Frau Henriette Herz bezeichnete 10 Bedingt durch die Krankheit Carl Bernsteins gaben die Bernsteins diesen Salon jedoch 1891 auf Das Paar hielt sich in der Folgezeit nur gelegentlich in Berlin auf und bewohnte dann das Hotel Kaiserhof in dem Carl Bernstein 1894 starb Nach dem Tod ihres Mannes zog Felicie Bernstein zusammen mit ihrer Schwagerin Therese Bernstein 1902 in die Stulerstrasse 6 und fuhrte dort ab 1896 wieder einen regelmassigen Salon Hierzu gehorten auch sonntagliche Empfange die von einem musikalischen Rahmenprogramm begleitet wurden Neben Max Liebermann gehorten nun auch die Kunstler Sabine und Reinhold Lepsius Curt Herrmann Walter Leistikow und Louis Tuaillon zu den Gasten Felicie Bernstein fuhrte ihren Salon bis in ihr Todesjahr 1908 Das Grab von Felicie Bernstein befindet sich auf dem Judischen Friedhof Berlin Weissensee Die Sammlung Bernstein Bearbeiten nbsp Musikzimmer von Carl und Felicie Bernstein mit Bildern von Edouard Manet Alfred Sisley und Camille PissarroDie Wohnung von Carl und Felicie Bernstein In den Zelten 23 war mit Mobeln des 18 und 19 Jahrhunderts eingerichtet Hinzu kam kostbares Kunsthandwerk wie Orientteppiche Tapisserien und japanische Vasen Zu den bevorzugten Kunstlern der Bernsteins gehorten zunachst niederlandische Landschafts und Genremaler wie Jan van Goyen und Adriaen Brouwer Bei ihrem Besuch in Paris 1882 erstanden sie teils direkt aus der Sammlung ihres Verwandten Charles Ephrussi etwa zehn impressionistische Gemalde Von Edouard Manet erwarben sie die Bilder Die Abfahrt des Dampfers nach Folkestone Der Fliederstrauss Paonien und Kristallvase mit Rosen Tulpen und Flieder von Claude Monet das Bild Klatschmohnfeld und ein oder zwei weitere Landschaftsbilder von Edgar Degas Frau in einem Cafe 11 von Alfred Sisley Die Seine bei Argenteuil 12 und von Camille Pissarro Paysannes travaillant dans les champs Pontoise 13 Unklar sind die weiteren Bilder der Sammlung So berichtete Hugo von Tschudi von je einem Frauenbildnis von Eva Gonzales und Marie Cazin sowie von einem Kinderkopf von Giuseppe de Nittis und Georg Treu erinnerte sich an ein Gemalde von Mary Cassatt Felicie Bernstein setzte auch nach dem Tod ihres Mannes ihre Sammeltatigkeit fort und erwarb beispielsweise 1907 Manets Stillleben Pfirsiche 14 Daruber hinaus sammelte Felicie Bernstein verschiedenes Kunsthandwerk etwa Porzellanfiguren und kunstlerisch gestaltete Facher 15 Felicie Bernstein tauschte mit Max Liebermann Bilder dieser Sammlung gegen einige seiner Werke Zudem erwarb sie Bilder von Max Klinger und andere Arbeiten junger deutscher Kunstler Nach ihrem Tod gelangten die meisten Bilder als Vermachtnis an Freunde So erhielt Liebermann Monets Klatschmohnfeld das er stets im Haus der Bernsteins bewundert hatte Der Fliederstrauss von Edouard Manet ging 1908 als Stiftung von Felicie Bernstein in die Sammlung der Nationalgalerie Berlin 16 Der Berliner Gemaldegalerie stiftete sie eine Flusslandschaft von Jan van Goyen Dieses Bild wurde spater vom Museum gegen eine Waldlandschaft von Lucas van Uden getauscht 17 Zur Unterstutzung junger Kunstler grundete sie zudem in Hohe von 10 000 Goldmark die nach ihrer Schwagerin benannte Therese Bernstein Stiftung die Stipendien fur die Villa Romana in Florenz ermoglichte 18 Fur ihre Wohltatigkeit erhielt Felicie Bernstein das Verdienstkreuz am weissen Bande 19 nbsp Edouard Manet Fliederstrauss Alte Nationalgalerie Berlin nbsp Edgar Degas Frau in einem Cafe Privatsammlung nbsp Alfred Sisley Die Seine bei Argenteuil Privatsammlung nbsp Claude Monet Klatschmohnfeld PrivatsammlungLiteratur BearbeitenAnna Carolin Augustin Berliner Kunstmatronage Sammlerinnen und Forderinnen bildender Kunst um 1900 Wallstein Verlag Gottingen 2018 ISBN 978 3 8353 3180 8 Anna Dorothea Ludewig Haben Sie wirklich Geld fur diesen Dreck gegeben Die Sammlung Carl und Felicie Bernstein in Anna Dorothea Ludewig Hrsg Julius H Schoeps Hrsg Indes Sonder Hrsg Aufbruch in die Moderne Sammler Mazene und Kunsthandler in Berlin 1880 1933 DuMont Koln 2012 ISBN 978 3 8321 9428 4 Barbara Paul Drei Sammlungen franzosischer impressionistischer Kunst im kaiserlichen Berlin Bernstein Liebermann Arnhold In Zeitschrift des deutschen Vereins fur Kunstwissenschaft Band 42 1988 S 11 15 Andrea Pophanken Felix Billeter Hrsg Die Moderne und ihre Sammler Franzosische Kunst in deutschem Privatbesitz vom Kaiserreich zur Weimarer Republik Akademie Verlag Berlin 2001 Stefan Pucks Von Manet zu Matisse Die Sammler der franzosischen Moderne in Berlin In Johann Georg Prinz von Hohenzollern Peter Klaus Schuster Hrsg Manet bis van Gogh Hugo von Tschudi und der Kampf um die Moderne Munchen New York 1996 ISBN 3 7913 1748 2 S 386 390 Petra Wilhelmy Dollinger Der Berliner Salon im 19 Jahrhundert 1780 1914 De Gruyter Berlin und New York 2000 ISBN 3 11 016414 0 S 311 314 612 614 Angela Windholz Mir tanzt Florenz auch im Kopfe rum die Villa Romana in den Briefen von Max Klinger an den Verleger Georg Hirzel Munchen 2005 ISBN 3 422 06592 X S 284 Georg Treu Carl und Felicie Bernstein Erinnerungen ihrer Freunde Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung Dresden 1914 mit Texten von Georg Treu Wilhelm Bode Hugo von Tschudi Georg Brandes und Max Liebermann Weblinks BearbeitenFelicie Bernstein im Jewish Women s ArchiveAnmerkungen Bearbeiten Anna Dorothea Ludewig Haben Sie wirklich Geld fur diesen Dreck gegeben Die Sammlung Carl und Felicie Bernstein S 90 a b c Petra Wilhelmy Dollinger Die Berliner Salons S 309 311 siehe Anna Carolin Augustin Berliner Kunstmatronage Sammlerinnen und Forderinnen bildender Kunst um 1900 S 373 Anna Dorothea Ludewig Haben Sie wirklich Geld fur diesen Dreck gegeben Die Sammlung Carl und Felicie Bernstein S 94 Anna Dorothea Ludewig Haben Sie wirklich Geld fur diesen Dreck gegeben Die Sammlung Carl und Felicie Bernstein S 94 Stefan Pucks Von Manet zu Matisse S 386 Max Klinger Kunststreifereien in Paris wiedergegeben in Barbara Paul Drei Sammlungen franzosischer impressionistischer Kunst S 12 Vossische Zeitung Nr 473 vom 10 Oktober 1883 u a in Barbara Paul Drei Sammlungen franzosischer impressionistischer Kunst S 14 Alfred Lichtwark Gurlitts Herbstausstellung in Die Gegenwart Bd 24 vom 27 Oktober 1883 wiedergegeben in Barbara Paul Drei Sammlungen franzosischer impressionistischer Kunst S 14 Max Liebermann Meine Erinnerungen an die Familie Bernstein In Carl und Felicie Bernstein Erinnerungen ihrer Freunde Dresden 1914 Digitalisat Ausstellungskatalog Degas Paris 1988 S 288 Francois Daulte Alfred Sisley Catalogue raisonne de l oeuvre peint Lausanne 1959 Nr 29 zitiert in Barbara Paul Drei Sammlungen franzosischer impressionistischer Kunst S 14 Lionello Venturi Camille Pissarro Son art son oeuvre Paris 1939 Nr 1345 zitiert in Barbara Paul Drei Sammlungen franzosischer impressionistischer Kunst S 14 Anna Carolin Augustin Berliner Kunstmatronage Sammlerinnen und Forderinnen bildender Kunst um 1900 S 226 Anna Carolin Augustin Berliner Kunstmatronage Sammlerinnen und Forderinnen bildender Kunst um 1900 S 227 Anna Dorothea Ludewig Haben Sie wirklich Geld fur diesen Dreck gegeben Die Sammlung Carl und Felicie Bernstein S 90 Anna Carolin Augustin Berliner Kunstmatronage Sammlerinnen und Forderinnen bildender Kunst um 1900 S 374 Brief vom Vorstand der Villa Romana an Max Klinger vom Februar 1908 in Angela Windholz Mir tanzt Florenz auch im Kopfe rum die Villa Romana in den Briefen von Max Klinger an den Verleger Georg Hirzel S 284 Anna Carolin Augustin Berliner Kunstmatronage Sammlerinnen und Forderinnen bildender Kunst um 1900 S 374 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl und Felicie Bernstein amp oldid 236811066