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Der Fliederstrauss 1 franzosisch Lilas blanc dans un vase de verre 2 ist ein Gemalde des franzosischen Malers Edouard Manet Das um 1882 entstandene Bild ist in Ol auf Leinwand gemalt und hat die Abmessungen 54 cm 42 cm Es zeigt einen weissen Fliederstrauss in einer Vase auf einer Tischplatte vor dunklem Hintergrund Das Bild ist Teil einer Serie von Blumenstillleben die der Kunstler in seinen von Krankheit gepragten letzten Lebensmonaten schuf und die als Vanitas Symbol gelesen werden konnen Das Gemalde gehort zur Sammlung der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin Der FliederstraussEdouard Manet um 188254 42 cmOl auf LeinwandStaatliche Museen zu Berlin Alte Nationalgalerie Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Manets letzte Blumenstillleben 3 Provenienz 4 Literatur 5 Weblink 6 EinzelnachweiseBildbeschreibung BearbeitenDas Gemalde zeigt ein Blumenstillleben Auf einer Tischplatte steht eine von der Bildmitte etwas nach rechts geruckte Glasvase mit einigen Zweigen weissen Flieders vor dunklen Hintergrund Das durchsichtige Gefass hat einen sechseckigen Boden und an den seitlichen Glasflachen dekorative weisse Punkte In der bis zur Halfte mit Wasser gefullten Vase stehen mehrere Fliederzweige Manet zeigt durch seine geschickte Pinselfuhrung die Formbrechung der in der Vase stehenden Stangel im oberen Bereich durch die Wand des Glases einfach im mit Wasser gefullten unteren Bereich doppelt Uber den oberen Rand der Vase ragen zu allen Seiten teilweise bis an den Bildrand die Zweige mit den vereinzelten grunen Blattern und ihrer reichen weissen Blutenpracht Ein reines Weiss ist jedoch nur an wenigen Stellen zu finden die Bluten weisen meist graue gelbe blaue oder grune Einfarbungen auf Wahrend der Maler bei den kleinen Bluten einen tupfenden Farbauftrag gewahlt hat sind die Blatter mit deutlich sichtbaren breiten langgezogenen Pinselstrichen wiedergegeben Die Vase ist auf einer hellen Tischplatte platziert die im Bild schrag wiedergegeben und von den Randern angeschnitten von der unteren linken Ecke diagonal zur rechten Seite ansteigt In der Tischplatte ist durch einzelne horizontale dunklere Pinselstriche eine Marmorierung angedeutet Auffallig ist die zum Hintergrund verwischte Tischkante die Manets insgesamt fluchtige Malweise unterstreicht Der nahezu monochrome Hintergrund ist in einem beinahe schwarz wirkenden Dunkelbraun gehalten Der Strauss erscheint im vollen Licht das von vorn links auf das Objekt fallt sodass die Vase auf der Tischplatte einen kurzen Schatten nach rechts wirft Das Bild ist unten rechts auf der Tischflache mit Manet signiert aber nicht datiert Verschiedene Autoren haben versucht Manets Fliederstrauss geistreich zu beschreiben Zu den fruhesten zu diesem Bild veroffentlichten Texten gehoren die Anmerkungen des Kunsthistoriker Julius Meier Graefe aus dem Jahr 1907 Er lobt das Gemalde im schwarmerischen Stil der Zeit Manets Flieder ist wenn man so sagen kann weit fliederhafter als die naturliche Blume 3 Ahnlich ausserte sich der damalige Direktor der Berliner Nationalgalerie Hugo von Tschudi Der Geschmack der Anordnung die koloristische Kraft diese suggestive Technik die mit dem geringsten Aufwand die Erscheinung erschopfend gibt ist reifster Manet 4 Jahrzehnte spater 1967 formulierte der Kunsthistoriker Peter Krieger An einem farb und formkargen Motiv steigerte sich Manets reine Malerei in die Sphare des Einmaligen 5 und fuhrt weiter aus Das kleine Werk von hochster Vergeistigung hat das summarisch Abkurzende in jedem Strich unfehlbar Treffende reifer Meisterschaft Ein einsamer Hohepunkt der Stillebenmalerei im 19 Jahrhundert 6 Zwanzig Jahre spater findet sich im Museumsfuhrer von 1987 die Kurzbeschreibung Der Fliederstrauss kein vielfarbiges Arrangement sondern eine auf kleinste Nuancierungen des Weiss beschrankte summarisch abkurzende Apotheose des Bluhens vor dunklem Grund 7 Manets letzte Blumenstillleben BearbeitenIn Manets Œuvre finden sich erste Blumenstillleben bereits in den 1860er Jahren Danach griff er solche Motive nur vereinzelt wieder auf Erst gegen Ende seines Lebens wandte er sich diesem Sujet verstarkt zu und schuf um das Jahr 1882 rund zwanzig Blumenstillleben wobei eine genaue Datierung bei diesen spaten Werken nicht moglich ist Seit etwa 1878 litt Manet unter den Folgen einer Syphiliserkrankung die bei ihm insbesondere Lahmungserscheinungen im linken Bein verursachte sodass ihm zunehmend das Gehen schwer fiel Zur Besserung seiner Gesundheit hielt er sich ab 1879 die Sommermonate uber zur Kur in verschiedenen Pariser Vororten auf zuletzt 1882 in Rueil Ein Grossteil der letzten Blumenstillleben ist moglicherweise wahrend des Sommeraufenthaltes in Rueil entstanden Uberliefert ist dass er nicht nur die Blumen des Gartens malte sondern ihm seine Freundin Mery Laurent Blumenstrausse schicken liess die Manet als Vorlage fur seine Bilder dienten Die Arbeit an den kleinformatigen Blumenbildern konnte Manet im Sitzen ausfuhren was fur ihn aufgrund seiner Krankheit eine erhebliche Erleichterung darstellte Manet platzierte seinen Blumenstillleben meist auf der Marmorplatte eines Bistrotisches Ein solcher Bistrotisch befand sich in Manets Atelier und er taucht neben den Blumenstillleben auch in anderen Gemalden beispielsweise in der Bar in den Folies Bergere von 1881 auf Als Gefasse fur die Blumenstillleben sind sieben unterschiedliche Glasvasen bekannt die teilweise mit japanischen Motiven verziert sind Bei den Blumen finden sich Tulpen Pfingstrosen Rosen Klematis und immer wieder Flieder Teilweise sind die Blumen zu gemischten Straussen arrangiert teilweise gibt es nur eine Sorte in der Vase Ein auf weissen Flieder beschranktes Motiv findet sich neben dem Berliner Bild in einer anderen Version mit dem Titel Weisser Flieder in einer Kristallvase Nelson Atkins Museum of Art Kansas City Missouri Bei diesem Bild wahlte Manet eine Vase mit viereckigem Boden wahrend Bildaufbau und Ausfuhrung wenig Unterschiede zur Berliner Version zeigen Auffallig ist in beiden Bildern der deutliche Kontrast zwischen den weissen Bluten und dem dunklen Hintergrund Dieser Hell Dunkel Effekt erinnert an niederlandische Malerei des 17 Jahrhunderts auf die Manet in seinen Werken immer wieder Bezug nahm Er war selbst mit einer Niederlanderin verheiratet und hatte die Niederlande mehrfach besucht dort verschiedene Museen besichtigt und bewunderte neben Rembrandt vor allen Frans Hals In den Werken beider Kunstler finden sich ebenfalls starke Hell Dunkel Kontraste Ob Manet mit seinen Blumenstillleben eine symbolische Aussage treffen wollte ist nicht bekannt Sicher kannte er die Bedeutung von in Stillleben dargestellten Objekten als Vanitssymbole Blumen die nach kurzer Blute ihre Pracht verlieren waren Manet als Zeichen der Verganglichkeit angesichts der eigenen schweren Krankheit bestimmt bewusst Daruber hinausgehende Interpretationen mussen spekulativ bleiben Das Weiss des Flieder kann zwar als Farbe der Unschuld gesehen werden aber ob eine solche Absicht bei Manet bestand oder ihn einfach der Kontrast zwischen Weiss und Schwarz reizte bleibt unbeantwortet In anderen Blumenstillleben Manets wird gelegentlich zudem eine religiose Komponente gesehen Beispielsweise konnte der Kunstler im Gemalde Vase mit weissem Flieder und Rosen Dallas Museum of Art mit den drei Rosen auf die Dreifaltigkeit hingedeutet haben Aber auch hierfur gibt es keine gesicherten Hinweise und eine besondere Religiositat Manets ist nicht uberliefert Fur die Kunsthistorikerin Ina Conzen sind die letzten Blumenstillleben Manets eine Malerei die den impressionistische leichten Duktus der Spatzeit aufweist jedoch von einem ewigen inneren Gluhen erfasst zu sein scheint das unabhangig ist von akzidentellen ausseren Lichtmomenten 8 nbsp Edouard Manet Weisser Flieder in einer Kristallvase 1882 nbsp Edouard Manet Vase mit weissem Flieder und Rosen 1883Provenienz Bearbeiten nbsp Musikzimmer von Carl und Felicie Bernstein Manets Fliederstrauss hangt an der linken WandDas Berliner Sammlerpaar Carl und Felicie Bernstein kaufte das Gemalde kurz nach der Entstehung 1882 wahrend eines Parisaufenthaltes Der Verkauf kam mutmasslich durch Vermittlung von Carl Bernsteins Cousin Charles Ephrussi zustande der zu Manets Freunden gehorte und selbst einige seiner Bilder besass Die Bernsteins hatten als erste Sammler in Deutschland impressionistische Gemalde erworben und in ihrem Salon Kunstfreunden gezeigt Sie trugen damit massgeblich zur Verbreitung dieser Malerei bei Neben dem Gemalde Der Fliederstrauss besassen sie auch Manets Stillleben Paonien und Kristallvase mit Rosen Tulpen und Flieder Die letzten beiden Bilder gingen spater in die Sammlung von Max Liebermann uber wahrend Der Fliederstrauss nach dem Tod von Felicie Bernstein 1908 als Vermachtnis in die Sammlung der Nationalgalerie gelangte Zunachst hing das Gemalde im Stammhaus der Nationalgalerie auf der Museumsinsel bevor es 1919 in der Neuen Abteilung der Nationalgalerie Berlin im Kronprinzenpalais ausgestellt wurde Nach Auslagerung der Bestande der Nationalgalerie im Zweiten Weltkrieg gehorte Der Fliederstrauss zu den Werken die nach Kriegsende in den Westteil Berlins gelangten Dort wurde das Bild zunachst in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg und ab 1968 in der Neuen Nationalgalerie im Kulturforum gezeigt Nach der deutschen Wiedervereinigung und der Zusammenfuhrung der getrennten Museumsbestande in Ost und West kehrte das Gemalde wieder in das Gebaude der Alten Nationalgalerie zuruck Literatur BearbeitenIngeborg Becker Franzosische Malerei von Watteau bis Renoir Herzog Anton Ulrich Museum Braunschweig 1983 ISBN 3 922279 03 1 Ulrike Bleicker Museen in Berlin Prestel Munchen 1987 ISBN 3 7913 0786 X Ina Conzen Edouard Manet und die Impressionisten Hatje Cantz Ostfildern Ruit 2002 ISBN 3 7757 1201 1 Robert Gordon Andrew Forge The last flowers of Manet Abrams New York 1986 ISBN 0 8109 1422 0 Peter Krieger Maler des Impressionismus Nationalgalerie Staatliche Museen Berlin Stiftung Preussischer Kulturbesitz Berlin 1967 George L Mauner Manet the still life paintings Abrams New York 2000 ISBN 0 8109 4391 3 Julius Meier Graefe Impressionisten Guys Manet Van Gogh Pissarro Cezanne Piper Munchen 1907 Denis Rouart Daniel Wildenstein Edouard Manet Catalogue raisonne Bibliotheque des Arts Paris und Lausanne 1975 Hugo von Tschudi Die Sammlung Bernstein in Gesammelte Schriften zur neueren Kunst Bruckmann Munchen 1912 Angelika Wesenberg Hrsg Nationalgalerie Berlin das XIX Jahrhundert Katalog der ausgestellten Werke Seemann Leipzig 2001 ISBN 3 363 00765 5 Weblink BearbeitenDer Fliederstrauss in der Online Datenbank der Staatlichen Museen zu BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Bildtitel Der Fliederstrauss nach Angelika Wesenberg Nationalgalerie Berlin das XIX Jahrhundert S 248 Denis Rouart Daniel Wildenstein Edouard Manet Catalogue raisonne Bd I S 306 Julius Meier Graefe Impressionisten Guys Manet Van Gogh Pissarro Cezanne S 110 Hugo von Tschudi Die Sammlung Bernstein S 232 Peter Krieger Maler des Impressionismus S 18 Peter Krieger Maler des Impressionismus S 19 Ulrike Bleicker Museen in Berlin S 271 Ina Conzen Edouard Manet und die Impressionisten S 156 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Fliederstrauss amp oldid 229477646