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Carl Ludwig Lautenschlager 27 Februar 1888 in Karlsruhe 6 Dezember 1962 ebenda war ein deutscher Chemiker und Mediziner Lautenschlager wahrend der Nurnberger Prozesse Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Nach Kriegsende 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenLautenschlagers Vater war Architekt seine Mutter Tochter eines Stuttgarter Verlagsbuchhandlers Er verliess das Gymnasium ohne Abschluss und begann eine Ausbildung als Apotheker die er 1907 mit dem staatlichen Vorexamen abschloss Im Oktober 1908 begann er ein Studium der Pharmazie in Karlsruhe wo er 1910 das Staatsexamen mit dem Pradikat sehr gut ablegte Um eine Assistentenstelle bei dem damaligen Karlsruher Ordinarius fur Chemie Carl Engler antreten zu konnen musste er das Abitur nachholen 1912 bestand er die Externenprufung kurz danach die Diplomprufung in Chemie Ende 1913 wurde er mit einer Dissertation uber die Beziehungen zwischen Autooxidation und Polymerisation verschiedener ungesattigter Kohlenwasserstoffe promoviert Am Ersten Weltkrieg nahm er als Kriegsfreiwilliger teil wurde jedoch bereits 1915 als dienstuntauglich entlassen Im selben Jahr fiel sein alterer Bruder Erwin an der Westfront Damit verlor er einen wichtigen Vertrauten der im Zivilleben als Assistenzarzt am Universitatsklinikum in Frankfurt am Main gearbeitet hatte und fur seine dortigen Forschungen mit Chemotherapeutika eine enge Zusammenarbeit mit seinem Bruder Carl angeregt hatte Dieser begann daraufhin ein Medizinstudium in Heidelberg bei Albrecht Kossel sowie in Wurzburg um die Forschungen alleine fortzusetzen Nach weiteren Studien in Freiburg legte er 1919 in Erlangen sein medizinisches Staatsexamen ab 1919 legte er in Freiburg die Prufung zum Dr med mit summa cum laude ab 1919 wurde er auf eine Professur fur pharmazeutische Chemie an der Universitat Greifswald berufen wo er sich jedoch nicht wohlfuhlte Im Oktober 1920 wurde er auf Initiative Adolf Haeusers Leiter der pharmazeutischen Forschung der Farbwerke Hoechst in Hochst und gleichzeitig Honorarprofessor an der Universitat Frankfurt Lautenschlager baute die biochemische und biologische Forschung in Hochst aus Nachdem die Farbwerke 1925 mit anderen Unternehmen zur I G Farbenindustrie fusioniert hatten wurde Lautenschlager 1931 in den Vorstand berufen und 1934 in den Aufsichtsrat der Behringwerke in Marburg Nach dem Tode des Hochster Werksleiters Ludwig Hermann am 31 Mai 1938 ernannte der Zentralausschuss der I G Lautenschlager zu seinem Nachfolger Kurz zuvor am 29 April 1938 beantragte er seine Mitgliedschaft in die NSDAP die ihn ruckwirkend zum 1 Mai 1937 aufnahm Im Zweiten Weltkrieg bekam Lautenschlager das Kriegsverdienstkreuz 1 Klasse verliehen und wurde 1942 Wehrwirtschaftsfuhrer 1943 lieferte das Werk Hochst Praparate fur Pharmaversuche im KZ Buchenwald bei denen Haftlinge vorsatzlich mit Fleckfieber infiziert wurden Ein grosser Teil der Versuchspersonen starb bei diesen Versuchen Lautenschlager hatte die klinischen Versuche zunachst gefordert um zwei in Hochst entwickelte Wirkstoffe erproben zu konnen liess die Lieferungen aber einstellen nachdem er aus den Berichten schliessen konnte dass die Versuche gegen Gesetze und medizinische Standesregeln verstiessen Nach Kriegsende BearbeitenLautenschlager blieb auch nach der Besetzung des Werkes Hochst durch amerikanische Truppen am 29 Marz 1945 im Amt Er betrachtete sich als unbelastet und ubernahm die Leitung der Entnazifizierung des Werkes Bis Ende Juni veranlasste er die Suspendierung von 101 der etwa 4200 Beschaftigten die als aktive Nationalsozialisten hervorgetreten waren Am 5 Juli 1945 beschlagnahmte die amerikanische Militarregierung das Vermogen der I G Farben in der amerikanischen Besatzungszone Grundlage war die Allgemeine Anordnung Nr 2 zum Militarregierungsgesetz Nr 52 Am 7 Juli 1945 wurde Lautenschlager von der Militaradministration als Werksleiter entlassen spater auch weitere fuhrende Mitarbeiter Lautenschlagers Wahrend der fruhzeitig zu Lautenschlagers Nachfolger aufgebaute Karl Winnacker und der langjahrige Chefingenieur und stellvertretende Werksleiter Friedrich Jahne spater wieder fuhrende Positionen bei dem Nachfolgeunternehmen Farbwerke Hoechst ubernahmen betrat Lautenschlager das Werk niemals mehr Bis zu seiner Pensionierung Anfang der 1950er Jahre arbeitete er in einem pharmazeutischen Labor der I G Farben in Elberfeld Danach kehrte er in seine Heimatstadt Karlsruhe zuruck wo er zuruckgezogen lebte und am 6 Dezember 1962 starb In der Literatur wird seine personliche Schuld in der Zeit des Nationalsozialismus unterschiedlich beurteilt im Allgemeinen wird er als Mitlaufer betrachtet der sich den Erwartungen und Entscheidungen der nationalsozialistischen Fuhrung ruckhaltlos fugte 1 Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftsfuhrern galt er dem Gauleiter Jakob Sprenger als weltanschaulich gefestigt und als uberzeugter Antisemit Im I G Farben Prozess arbeitete er anfangs mit den Anklagevertretern zusammen verweigerte in der Verhandlung jedoch jede Aussage Nach der Anklageerhebung legte sein Verteidiger Fritz Sauter aus Protest gegen die generalstabsmassigen Planung der Verteidigung durch die Anwalte sein Mandat nieder 2 Hans Pribilla wurde anschliessend Lautenschlagers Verteidiger Am 30 Juli 1948 sprach ihn das Gericht in allen funf Anklagepunkte mangels Beweisen frei Im Spruchkammerverfahren wurde er am 29 Dezember 1948 als Mitlaufer eingestuft nach seinem Einspruch am 19 Juni 1949 als entlastet Lautenschlager sah sich selbst als Opfer und um sein Lebenswerk betrogen In seinen 1952 geschriebenen Erinnerungen finden sich antisemitische Ausserungen uber den Nurnberger Prozess und larmoyante Passagen in denen er sich um die Fruchte seiner Arbeit betrogen sah Mitarbeiter und Kollegen charakterisierten ihn als verschlossenen Einzelganger Karl Winnacker beschrieb ihn in seinen Erinnerungen als einen in seinem Fachwissen vergrabenen Gelehrtentyp der als Werksleiter zu konfliktscheu und zu wenig durchsetzungsfahig und im Vorstand der I G Farben isoliert war Wie sein Vorganger Ludwig Hermann war Lautenschlager ein glaubiger durch den pietistischen Hintergrund seiner Mutter gepragter Protestant Seinen Urlaub pflegte er zusammen mit seiner Mutter in einem Erholungsheim der Inneren Mission in Langensteinbach zu verbringen 1929 heiratete er 41 jahrig eine damals 23 Jahre alte junge Dame aus gutem Hause die er uber seine Mutter kennengelernt hatte Literatur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer 16048 2 Auflage Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Stephan Lindner Hochst Ein I G Farben Werk im Dritten Reich Verlag C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52959 3 Manfred Simon Lautenschlager Carl Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 731 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Carl Lautenschlager im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wollheim Memorial Biografie Carl Ludwig LautenschlagerEinzelnachweise Bearbeiten Lautenschlager war ein Opportunist ersten Ranges der sein Werk und dessen Mitarbeiter der Gauleitung und Gestapo ausgeliefert hatte ein Beispiel von ruckgratlosem Konformismus in Stephan Lindner Hoechst Ein I G Farben Werk im Dritten Reich S 356 Die Verteidiger in den Nurnberger Prozessen von 1945 bis 1949 In Anwaltsblatt 12 2016 S 867 Normdaten Person GND 139364285 lobid OGND AKS LCCN n85808036 VIAF 66950680 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lautenschlager CarlALTERNATIVNAMEN Lautenschlager Carl Ludwig vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Chemiker und MedizinerGEBURTSDATUM 27 Februar 1888GEBURTSORT KarlsruheSTERBEDATUM 6 Dezember 1962STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Lautenschlager Mediziner amp oldid 232873410