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Die Eklogen lateinisch Eclogae oder Bucolica sind ein Sammelwerk von zehn Hirtengedichten Vergils das vermutlich zwischen 42 und 39 v Chr entstanden ist 1 Obwohl auch schon antike Kommentatoren diesen Veroffentlichungszeitraum annahmen ist nach neuerer Forschung auch ein Zeitpunkt bis 35 v Chr denkbar 2 Vergil Eclogae in der spatantiken Handschrift Rom Biblioteca Apostolica Vaticana Vaticanus Palatinus lat 1631 fol 15v Vergilius Palatinus um 500 Die Hirtengedichte wurden bis zum dritten Jahrhundert Bucolica genannt dies war wohl der ursprungliche Titel Die erst im 4 Jahrhundert bezeugte Bezeichnung Eclogae fur die bukolische Dichtung Vergils ist sicher nicht authentisch hat sich aber im Lauf der Zeit durchgesetzt 3 Formales Vorbild der Eclogae sind die Idyllen griechisch Eidyllia des hellenistischen Dichters Theokritos aus Syrakus Anfang des 3 Jahrhunderts v Chr Vergil ubernimmt das Grundthema der singenden Hirten verschafft der bukolischen Gattung aber einen grossen Gewinn an Tiefe indem er Themen der Zeitgeschichte und echte menschliche Emotionen einbindet sowie das Groteske und Humoristische deutlich zuruckfahrt Zudem huldigt er auch seinen Gonnern Octavian Alfenus Varus Gaius Cornelius Gallus und Gaius Asinius Pollio Historischer Hintergrund vor allem der ersten und neunten Ekloge ist die Landverteilung in Cremona und Mantua an 200 000 Veteranen der Triumvirn infolge der Burgerkriegswirren nach den Ereignissen von Philippi und Perusia 42 und 41 v Chr Viele Bauern wurden von ihren Landereien vertrieben oder verliessen notgedrungen ihr Land Vermutlich war auch Vergil zunachst betroffen bekam aber seinen Grundbesitz durch den Einsatz von Gaius Asinius Pollio und Alfenus Varus bei Octavian wieder zuruck Das Ende der vierten Ekloge in einer spatantiken Handschrift Vergilius Romanus Die beruhmteste Ekloge ist die Pollio gewidmete 4 Ekloge die etwa aus dem Jahr 40 v Chr stammt 4 In diesem Gedicht wird die Geburt eines Weltenheilands und der Beginn eines neuen goldenen Zeitalters prophezeit was die christliche Deutung als Ankundigung der Geburt Christi auslegte Dies brachte Vergil seinen Ruf als anima naturaliter christiana als von Natur aus christliche Seele ein wodurch er trotz seines vorchristlichen Glaubens zu einem der auf das Mittelalter und die fruhe Neuzeit einflussreichsten Autoren wurde Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Interpretation 1 1 Ekloge 1 Meliboeus Tityrus dialogisch 1 2 Ekloge 2 Alexis monologisch 1 3 Ekloge 3 Menalcas Daemoetas Palaemon dialogisch 1 4 Ekloge 4 Der gottliche Knabe monologisch 1 5 Ekloge 5 Daphnis dialogisch 1 6 Ekloge 6 Der Silen monologisch 1 7 Ekloge 7 Meliboeus Corydon Thyrsis dialogisch 1 8 Ekloge 8 Damon Alphesiboeus dialogisch 1 9 Ekloge 9 Lycidas Moeris dialogisch 1 10 Ekloge 10 Gallus monologisch 2 Ausgaben Kommentare und Ubersetzungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhalt und Interpretation Bearbeiten nbsp Der Anfang der Eklogen in der 1473 1474 geschriebenen Handschrift Rom Biblioteca Apostolica Vaticana Vaticanus Palatinus lat 1632 fol 3r nbsp Bucolica 1481 Ekloge 1 Meliboeus Tityrus dialogisch Bearbeiten Das erste Gedicht der zehn Eklogen besteht aus einem Dialog zweier Hirten Tityrus und Meliboeus vor dem Hintergrund einer landlichen Szenerie Wahrend Meliboeus daruber klagt dass er seine Herden nicht mehr auf dem gewohnten Land weiden durfe berichtet Tityrus dass er in Rom einen jungen Mann iuvenem getroffen habe den er auch als Gottheit deus bezeichnet und der ihm sein ubliches Weideland gelassen habe Seit der Spatantike hat man die Person des Tityrus immer wieder als Vergils Alter Ego deuten wollen und den jungen Mann dem Tityrus in Rom begegnete als Octavian Es ist umstritten ob und inwieweit eine solche bereits in der Antike geubte allegorische Deutung nicht nur der 1 Ekloge die in den Typologien der bukolischen Welt Maskierungen biographischer und geschichtlicher Ereignisse sieht statthaft ist Im Gegensatz zu den Idyllen Theokrits besonders im Vergleich zum 1 Idyll wird hier eben das Idyllische immer weiter hinausgedrangt stattdessen ragt die historisch politische Welt immer mehr hinein Anspielung auf die Landverteilungen Es kommt somit zu einer Historisierung der bukolischen Dichtung was gleich in der 1 Ekloge angezeigt wird die damit einen Ausblick auf das Buch gibt Ekloge 2 Alexis monologisch Bearbeiten Corydon ein Hirte mit einer eigenen Herde verliebt sich in den jungen Hirten Alexis den Liebling seines Herrn der ihn jedoch trotz aller Bemuhungen und Versprechungen abweist Corydon versucht Alexis das Leben auf dem Land schonzureden indem er dessen Vorzuge preist zum Beispiel dass er 1000 Lammer habe und somit das ganze Jahr uber frische Milch Ausserdem stellt er Alexis in Aussicht dass dieser bei ihm das Spielen der Rohrflote werde lernen konnen V 31 mecum una in silvis imitabere Pana canendo In V 56 Rusticus es Corydon nec munera curat Alexis sieht Corydon jedoch selbst ein dass Alexis uberhaupt kein Interesse an diesen Dingen hat So bleibt ihm am Ende V 69ff nur die Klage und das Hoffen auf einen anderen Alexis wenn dieser ihn verschmahe V 73 invenies alium si te hic fastidit Alexin Die 2 Ekloge hat massive Anleihen bei Theokritos vor allem bei dessen 11 Idyll wo der Kyklop Polyphem auf ahnliche Weise um die Nymphe Galateia wirbt Allerdings ist auch hier die Ausrichtung anders die Liebesqual ist ernst gemeint es gibt kein selbstironisches Belacheln der Szenerie Dazu kommen hier auch explizit Elemente der romischen Liebeselegie vor wie zum Beispiel der Topos des Paraklausithyrons aber auch die Realitatsferne des Verliebten die daran zu erkennen ist dass er dem Alexis einen Strauss Blumen darreichen mochte die jedoch alle zu unterschiedlichen Jahreszeiten bluhen Somit konnte diese Ekloge den spateren Liebeselegikern als unmittelbares Vorbild gedient haben Ekloge 3 Menalcas Daemoetas Palaemon dialogisch Bearbeiten Bei der 3 Ekloge handelt es sich um einen Wettgesang zwischen den Hirten Menalcas und Damoetas Zunachst beschuldigt Damoetas Menalcas dieser habe dem Daphnis aus Eifersucht die Pfeile zerbrochen worauf Menalcas entgegnet Damoetas habe dem Damon einen Bock gestohlen Infolge dieser gegenseitigen Anschuldigungen beschliessen die Hirten ihren Streit mit einem Wettgesang auszutragen wofur Damoetas eine junge Kuh Menalcas kunstvoll mit Schnitzarbeiten verzierte Becher aus Buchenholz setzt Damoetas will dies nicht akzeptieren aber dennoch kommt es zum Wettkampf Zum Schiedsrichter wird der zufallig auftauchende Palaemon bestimmt Von V 60 107 duellieren sich die beiden Hirten distichomythisch in jeweils zwei Versen in denen das zentrale Thema die Liebe ist Auch der Gegensatz zwischen homo und heterosexueller Liebe wird thematisiert Am Ende erklart Palaemon aufgrund der hohen Qualitat des Gesangs beide zum Sieger Die 3 Ekloge ist mit 111 Versen die langste der ersten Halfte des Eklogenbuches Auch hier finden sich wieder massive Anleihen bei Theokritos besonders im 5 und teilweise auch im 4 Idyll Entscheidender Unterschied ist bei Vergil die Zuruckdrangung des Rustikalen und der Beleidigungen So gibt es bei Theokritos einen Sieger der seine Freude uber den Sieg auch ganz unverhohlen zum Ausdruck bringt In dem Wettgesang wird die schon in Ekloge 2 begonnene Liebesthematik fortgefuhrt wenn auch in etwas knapperer Form Ekloge 4 Der gottliche Knabe monologisch Bearbeiten Die 4 Ekloge handelt von einer Prophezeiung aus den Sibyllinischen Buchern Es wird die Geburt eines gottlichen Knaben unter dem Konsulat des Asinius Pollio im Jahr 40 v Chr angekundigt mit dem auch die Herrschaft Saturns wiederkehre und das eiserne Zeitalter dem goldenen weichen werde V 8 9 quo ferrea primum desinet ac toto surget gens aurea mundo Des Weiteren ist die Rede vom Frieden unter den Menschen und unter den Tieren Ausserdem wachse in diesem goldenen Zeitalter alles von selbst sodass die Landwirtschaft uberflussig werde diese war in der Antike eine grosse Muhsal Auch Handel und Wirtschaft verschwanden und die Menschen konnten in einem paradiesahnlichen Zustand leben Dieses goldene Zeitalter wird nicht nur mit der Geburt des Kindes verknupft sondern reift mit diesem im Laufe des Textes auch heran Die Ekloge unterscheidet sich wie auch die sechste massiv von den ubrigen Die bukolische Welt gibt hier zwar Anregungen fur Bilder zum Beispiel tauchen in V 2 die myricae Tamarisken als typisch bukolische Pflanzen auf aber die Inhalte und Stimmungen sind anders Die Liebesthematik und auch die Klage spielen in dieser Ekloge keine Rolle die Bukolik bildet nur noch den Rahmen Die ganze Ekloge durchzieht eine Stimmung der Hoffnung auf eine bessere Zeit die mit der Geburt des Knaben anbricht In der Forschung wird dieser Knabe haufig mit Augustus gleichgesetzt Manfred Erren hingegen halt das ganze Gedicht fur einen ziemlich frechen Scherz Vergils 5 Bereits in der Spatantike setzte jedoch eine christliche Umdeutung des Textes ein da man den Knaben mit Jesus Christus gleichsetzte Diese Gleichsetzung geht zuruck auf Kaiser Konstantin I Sie wurde beeinflusst durch eine griechische Ubersetzung der vierten Ekloge die dem Konzil von Nicaa vorlag Die Ubersetzung weicht stark von Vergils Ekloge ab Es fehlen zum Beispiel samtliche Gotternamen bis auf solche die rein kunstlerisch konnotiert sind Musen oder in der vierten Ekloge als unterlegen dargestellt werden Pan Auch fehlen historische Bezuge wie das Konsulat des Pollio 6 Auf dieser Deutung ist ein grosser Teil von Vergils Ruhm im Mittelalter gegrundet Ekloge 5 Daphnis dialogisch Bearbeiten Wie schon die 3 Ekloge ist auch die 5 ein Wettgesang In diesem Fall singen zwei Hirten der junge Mopsus und der altere Menalcas uber den Tod und die anschliessende Apotheose des Daphnis Dabei tragen beide Sanger in einer jeweils langeren Passage 25 Verse beiderseits ihr Lied uber Daphnis vor Mopsus beginnt und schildert wie sehr nicht nur die Nymphen und die Tiere den Tod des Daphnis betrauert hatten sondern auch die ganze Natur indem sie nur noch fur die Menschen unbrauchbare bzw gefahrliche Pflanzen wie Schwindelhafer und Dornstraucher spriessen lasse Menalcas lobt das Lied des Mopsus und kundigt sein eigenes mit den Worten an er wolle Daphnis zu den Sternen erheben Daphninque tuum tollemus ad astra V 51 Sein Lied handelt vom Frieden unter den Menschen und Tieren weil Daphnis diesen liebe amat bonus otia Daphnis V 61 Die ganze Natur kunde von seiner Vergottlichung deus deus ille Menalca V 64 und sowohl Mensch als auch Tier wurden ihn auf ewig mit Opfern und Gebeten verehren Anschliessend beschenken sich die beiden Hirten Mopsus und Menalcas gegenseitig Mopsus bekommt eine Flote aus Schierlingsstengeln Menalcas einen erzbeschlagenen Hirtenstab Die 5 Ekloge ist als Todesgedicht das genaue Gegenteil der 4 Ekloge des Geburtsgedichtes Sie wird jedoch von einer durchgehend freundschaftlichen Stimmung durchzogen Der Wettkampf zwischen den Hirten zielt nicht auf einen Sieger ab sondern auf das Besingen und Ruhmen des verstorbenen Daphnis Dabei liegt der Fokus nicht auf dem Sterben sondern auf der Situation nach dem Tod Es wird gezeigt dass die Lebenden die Nachfolge der Toten antreten weshalb der Tod hier nicht als Ende sondern als Quelle von Leben und Kultur dargestellt wird Besonders in der alteren Forschung wurde oft eine politische Deutung des Gedichtes vorgenommen indem man Daphnis mit dem kurz zuvor ermordeten Gaius Iulius Caesar gleichsetzte Diese lasst sich aber aufgrund der Textgrundlage nicht nachweisen 7 Naheliegender ist eine poetologische Deutung die zum Ende des 1 Teils gut passen wurde wo die beiden Hirten uber den Wert ihrer Dichtung reflektieren Auch die ausgetauschten Gegenstande konnten fur eine Form von Ritual zwischen Dichtern stehen Jedoch lasst sich auch zu dieser Deutungsmoglichkeit konstatieren dass die Symbolik zwar vorhanden ist diese aber ebenfalls nicht ohne Schwierigkeiten ist sodass sich eine eindeutige Interpretation nicht finden lasst Ekloge 6 Der Silen monologisch Bearbeiten Die 6 Ekloge beginnt vor Einsetzen der Handlung mit einer Widmung an Varus Es wird erzahlt dass der Silen von den zwei Knaben Chromis und Mnasyllos sowie der Najade Aegle vollig betrunken in seiner Hohle aufgefunden wird Weil der Silen diesen vorher schon oft ein Lied versprochen sich daran aber nie gehalten hatte fesseln sie ihn mit den Kranzen die ihm im Schlaf vom Kopf gerutscht sind Dazu wird er von Aegle noch im Gesicht mit Maulbeeren bemalt Dabei wacht er auf ist jedoch nicht bose sondern singt das versprochene Lied Dieses handelt zunachst von der Weltentstehung dem goldenen Zeitalter unter dem Gott Saturn von Prometheus und der Fahrt der Argonauten hat also zunachst Zuge eines Lehrgedichtes Anschliessend geht es um die Allmacht der Liebe mit den Beispielen Pasiphae und den Tochtern des Proetus die sich im Wahn fur Kuhe hielten Auch die schnelle Lauferin Atalante sowie Phaethons Schwestern finden Erwahnung Im nachsten Abschnitt des Liedes geht es dann von der Mythologie weg zur Musenweihe des Gaius Cornelius Gallus in Boiotien Den Abschluss des Liedes bilden mythische Exempla von Scylla sowie Tereus und Procne Die Ekloge endet damit dass es Abend wird und die Taler vom Klang des Liedes der Silenen widerhallen Die 6 Ekloge hat als einzige keinen Verweis auf Theokritos sondern auf den Prolog der Aitien von Kallimachos Die bukolische Welt bekommt wie so oft bei Vergil auch hier einen historischen Rahmen indem er ganz konkret Bezug auf die historischen Personen Varus und Gallus nimmt Vielgestaltig ist die Ekloge in Bezug auf die verwendeten Motive Es kommen jeweils in Episoden unterteilt Tod und Trauer sowie Fesselung aber auch Liebe in ihren verschiedensten Auspragungen vor Das Thema des captus amore liesse sich sogar weitgehend durchhalten Stets prasent ist auch das Motiv des Spiels sowohl auf inhaltlicher als auch auf narrativer Ebene Dabei spielen nicht nur mehrere Motive sondern auch mehrere Gattungen wie Lehrgedicht und Liebeselegie ineinander Das Thema der Poetologie das insbesondere in der Gallus Episode hervorsticht tut mit den vielen ineinander verwobenen Motivkreisen sein Ubriges die eigentliche Leistung des Dichters herauszustellen Diese liegt darin die Natur mithilfe seines Gedichtes bzw Gesanges vorubergehend aus der Erstarrung herauszufuhren was daran zu erkennen ist dass die gesamte Natur sowohl Pflanzen als auch Tiere bei Beginn des Liedes wild zu tanzen beginnen V 27 28 Ekloge 7 Meliboeus Corydon Thyrsis dialogisch Bearbeiten Wie schon die 3 und die 5 Ekloge handelt auch diese von einem Dichterwettstreit Den ersten und letzten Redepart hat Meliboeus inne ansonsten sprechen Corydon und Thyrsis immer abwechselnd Am Anfang beschreibt Meliboeus wie er zu Daphnis und den Arkadern Corydon und Thyrsis gekommen sei die sich unter einer Steineiche niedergelassen hatten da Meliboeus Zieckenbock sich dorthin verlaufen habe Er wird von Daphnis eingeladen dem Dichterwettstreit zwischen Corydon und Thyrsis beizuwohnen Diese sprechen abwechselnd mit jeweils vier Versen Redeanteil Dabei greifen sich die beiden Hirten auch personlich an invidia rumpantur ut ilia Codro V 26 Inhaltlich geht es um die Anrufung verschiedener Gottheiten zum Beispiel der Nymphen des Priaps und Galateas Ausserdem wird der schone Alexis aus der 2 Ekloge wieder aufgegriffen nach dessen Fortgang aus der Natur sogar die Flusse austrockneten at si formosus Alexis montibus his abeat videas et flumina sicca V 55 f Das uberwiegende Thema ist jedoch die Liebe Corydon und Thyrsis wunschen sich am Ende ihres Wettstreites dass Phyllis und Lycidas zu ihnen kommen Die letzten beiden Verse stammen wieder von Meliboeus worin er sagt dass Corydon den Wettstreit gewonnen habe und seitdem der Corydon fur ihn sei Haec memini et victum frustra contendere Thyrsin ex illo Corydon Corydon est tempore nobis V 69 ff Bei der 7 Ekloge handelt es sich wie schon bei der 3 und 5 um eine weitere Variation des Themas Wettgesang das vom Erzahler Meliboeus dem Leser aus einer Ruckschau berichtet wird Doch wahrend in der 3 Ekloge der Wettkampf unentschieden ausging und in der 5 Ekloge eine freundschaftliche ja sogar liebevolle Stimmung herrschte wird der Ton hier rauer und Beleidigungen finden auf der personlichen Ebene statt Dabei verkorpert Thyrsis den zupackenden besitzergreifenden Dichter wahrend Corydon fur den geistreichen und liebevollen Dichter aus Selbsterkenntnis steht 8 Ausserdem ist neu dass es am Ende einen klaren Sieger gibt Dazu klingt das Arkadienthema an das besonders in der 10 Ekloge noch eine gewichtige Rolle einnehmen wird Ekloge 8 Damon Alphesiboeus dialogisch Bearbeiten Zwar ist auch die 8 Ekloge dialogisch jedoch handelt es sich bei ihr nicht direkt um einen Wettgesang wie man es bisher aus den Eklogen gewohnt war Stattdessen sprechen sowohl Damon als auch Alphesiboeus nur einmal dafur aber jeweils in einem koharenten Stuck Das Thema ihres Gesangs ist die Liebe Nachdem die Ekloge von einem Erzahler dem Pollio gewidmet worden ist beginnt Damon mit dem Gesang In seinem Gedicht gibt es dabei mehrere Einlagen die durch einen versus intercalaris gegliedert werden ein immer wiederkehrender Vers welcher im Lied des Damon lautet Incipe Maenalios mecum mea tibia versus Stimme meine Flote mit mir die Lieder vom Maenalus an So verflucht ein Liebhaber den Amor weil dieser ihm seine Geliebte ausgespannt habe Als mythologisches Exemplum fur dessen vermeintliche Grausamkeit wird Medea angefuhrt Der Geliebte sturzt sich am Ende aus Liebeskummer in den Tod Das Lied des Alphesiboeus ist parallel aufgebaut der versus intercalaris lautet hier Ducite ab urbe domum mea carmina ducite Daphnin Fuhrt Daphnis meine Lieder fuhrt ihn aus der Stadt nach Hause Dort schlupft der Erzahler in die Rolle der Amaryllis der ihr Liebhaber Daphnis die Treue geschworen sie dann aber verlassen hatte und nun in der Stadt weilt Sie wendet einen Liebeszauber an um ihn zuruckzuholen der zunachst nicht zu funktionieren scheint im letzten Moment als Amaryllis gerade zu harteren Methoden namlich magischen Krautern ubergehen will den Geliebten aber doch noch zuruckbringt 9 Die beiden Gesange sind ein typischer Fall von Rollendichtung da der jeweilige Sanger in die Rolle einer anderen Person schlupft Das Thema Liebe wird sowohl aus mannlicher als auch aus weiblicher Perspektive beleuchtet wobei die erfullte und die unerfullte im Gegensatz zueinander stehen Die verwendeten mythologischen Exempla sind jedoch negativ Es zeigt sich dass die Figuren von der Macht der Zauberspruche ausgehen Wahrend Damon jedoch daran verzweifelt ist Amaryllis letzten Endes doch erfolgreich Das plotzliche Aufflammen der Asche steht jedoch fur das Spontane und Willkurliche solcher Spruche die deshalb als weitgehend unabhangig von der Intention der Sprecher zu bezeichnen sind 10 Die 8 Ekloge ist mit 108 Versen die langste im zweiten Teils des Eklogenbuches Ekloge 9 Lycidas Moeris dialogisch Bearbeiten In der 9 Ekloge geht es als zentrales Thema um die Landverteilungen Sie startet medias in res indem sich die beiden Hirten Lycidas und Moeris uber dieses Thema unterhalten Moeris klagt dass er von einem neuen Besitzer von seinem Land vertrieben wurde diceret haec mea sunt veteres migrate coloni V 4 Nicht einmal Menalcas sei mit seinen Liedern imstande gewesen das Land fur die Hirten zu retten und wenn ihn eine Krahe nicht vor Widerstand gewarnt hatte ware er nicht mehr am Leben V 15 f Lycidas fragt sich darauf wer sich dann um das Besingen der Nymphen und andere typisch bukolische Hirtentatigkeiten kummern solle Moeris erganzt auch das Loblied auf Varus konne dann nicht mehr vollendet werden Im gleichen Zuge aussert er den Wunsch dass ihnen wenigstens Mantua erhalten bleibe Nach einigen Versen uber ihre Dichtungen erwahnt Lycidas im Zusammenhang mit Daphnis das Gestirn Caesars Caesaris astrum V 47 Die Ekloge klingt damit aus dass Moeris von sich sagt viele Lieder aufgrund seines Alters vergessen zu haben wahrend Lycidas vorschlagt auf dem Weg in die Stadt trotzdem Lieder zu singen was von Moeris jedoch abgelehnt wird In der 9 Ekloge wird wie in keiner anderen deutlich dass die bukolische Welt durch Einflusse von aussen unter Druck steht Durch diese werden die Hirten gezwungen ihr idyllisches Leben aufzugeben Personliche Bindungen gehen verloren und selbst die Musik wird Opfer der Verhaltnisse da sie nicht mehr in der Lage ist das Zerbrechen der bukolischen Welt durch ihre Wirkung aufzuhalten In dieser Ekloge verarbeitet Vergil auch reale Ereignisse da die Landverteilungen um diese Zeit ebenfalls stattfanden Dabei sind Bezuge zur spateren 1 Ekloge systematisch herstellbar wo diese ebenfalls schon thematisiert werden Vergil wird somit zum Sprecher vieler Menschen seiner Zeit 11 Starke Bezuge finden sich zu Theokrits Idyll 7 Das Erntefest eine biographische Idylle allerdings wird dieses ins Negative verkehrt Als hoffnungsvolles Element kann lediglich das Caesaris astrum gedeutet werden Es ist nicht genug dass die Dichtung jemanden zu den Sternen tragen kann durch Caesar ist ein neuer Stern entstanden auf den Daphnis hoffnungsvoll blicken kann 12 Dennoch stellt die 9 Ekloge den Tiefpunkt des Eklogenbuches dar da sich in ihr die tiefe Hoffnungslosigkeit daruber ausdruckt dass die bukolische Welt dem Druck von aussen standhalten kann Ekloge 10 Gallus monologisch Bearbeiten Die 10 und letzte Ekloge beginnt mit der Vorstellung des Themas der unglucklichen Liebe des Gallus sollicitos Galli dicamus amores V 6 Diese werde von der ganzen Natur beweint Menalcas und Apollon erscheinen und der Gott verkundet Gallus dass seine Geliebte Lycoris einem anderen Soldaten gefolgt sei tua cura Lycoris perque nives alium perque horrida castra secuta est V 22 23 Pan erinnert ihn ausserdem an die Grausamkeit des Liebesgottes Amor Daraufhin klagt Gallus sein Liebesleiden wobei er Lycoris trotzdem wunscht sie moge wahrend sie mit einem anderen Soldaten davongehe keinen Schaden nehmen Er spricht davon dass er sein Leid in der Natur ertragen wolle Dennoch wollen weder diese noch Lieder ihm mehr gefallen und er ist verzweifelt Amors Sinn nicht wandeln zu konnen Seine Klage gipfelt in dem Ausspruch omnia vincit Amor et nos cedamus Amori Amor besiegt alles also wollen auch wir uns Amor fugen V 69 Die Ekloge und damit das Werk endet indem der Erzahler die Musen bittet diese Verse fur Gallus kostbar zu machen und danach die Ziegen weil es Abend wird heimschickt Die 10 Ekloge ist in der Landschaft Arkadien verortet welche sehr abgelegen liegt und deren Einwohner als ein raues Hirtenvolk galten Doch schon in der Antike wurde die Landschaft zum Ort des Goldenen Zeitalters verklart zu einem Ort des Mensch und Tierfriedens an dem Menschen Tiere Pflanzen und die Gotter zusammenkommen ein Ereignis das es das letzte Mal bei der Hochzeit von Peleus und Thetis gegeben hatte In diese Welt kommt nun der unglucklich verliebte Soldat und Dichter Gallus hinein der sich in der bukolischen Welt uberhaupt nicht zurechtfindet Das liegt daran dass die Liebe fur ihn eine Lebensmacht darstellt der er sich nicht entziehen kann Zwar ist die Liebe auch fur die Hirten wichtig bei denen ist sie aber nur ein Punkt unter vielen und das Leben geht auch nach einer erfolglosen Liebe weiter Vgl Ekloge 2 V 73 invenies alium si te hic fastidit Alexin Mit dem beruhmten Vers omnia vincit Amor et nos cedamus Amori fuhrt Vergil die Gattung Bukolik ausserdem zu einem Ende da nun das Thema der Elegie explizit angesprochen wird Aus dieser finden sich in dieser Ekloge schon viele Motive und Topoi so zum Beispiel das Paraklausithyron das servitium amoris Liebe als Sklavendienst und die dura puella das hartherzige Madchen Aber auch typisch bukolische Elemente wie Selbsttauschung und ein unzuverlassiger Erzahler kommen ebenfalls vor Somit steht dieses letzte Gedicht gattungstypisch an der Grenze zwischen Bukolik und Liebeselegie Ausgaben Kommentare und Ubersetzungen BearbeitenRoger A B Mynors Hrsg P Vergili Maronis Opera Clarendon Oxford 1969 massgebliche textkritische Ausgabe Robert Coleman Hrsg Eclogues University Press Cambridge 1977 Einfuhrung Text Kommentar Wendell Clausen A Commentary on Virgil Eclogues Oxford University Press Oxford 1994 Einfuhrung Text Kommentar P Vergilius Maro Bucolica Hirtengedichte Studienausgabe Lateinisch Deutsch Ubersetzung Anmerkungen interpretierender Kommentar und Nachwort von Michael von Albrecht Reclam Stuttgart 2001 Literatur BearbeitenBruno Snell Arkadien Entdeckung einer geistigen Landschaft In Bruno Snell Die Entdeckung des Geistes Claassen amp Goverts Hamburg 1949 und ofter Friedrich Klingner Vergil Bucolica Georgica Aeneis Artemis Zurich u a 1967 Ernst A Schmidt Poetische Reflexion Vergils Bukolik Fink Munchen 1972 Michael von Albrecht Vergil Eine Einfuhrung Bucolica Georgica Aeneis Winter Heidelberg 2006 Manfred Erren Vergils Prophetie P Vergilii Maronis Eclogam IV silvas consule Pollio dignas notis explicui Manfred Erren professor Friburgensis emeritus anno Domini MMXIII Blog Marz 2014 Weblinks BearbeitenDie Eklogen in der Latin Library Lateinischer Text und deutsche Ubersetzung 4 Lied der HirtengedichteEinzelnachweise Bearbeiten E A Schmidt Zur Chronologie der Eklogen Vergils Heidelberg 1974 M von Albrecht Vergil Bucolica Hirtengedichte Reclam Stuttgart 2001 S 268 Siehe dazu Nicholas Horsfall Some problems of titulature in Roman literary history In University of London Institute of Classical Studies Bulletin BICS 28 1981 S 103 114 hier 108 f Heathcote William Garrod Varus and Varius In The Classical Quarterly 10 1916 S 206 221 hier 218 221 P VERGILI MARONIS ECLOGA QVARTA THE LATIN LIBRARY abgerufen am 18 Marz 2019 lateinisch Vgl Erren Vergils Prophetie Vgl M von Albrecht Vergil Bucolica S 136 ff Vgl Michael von Albrecht 2001 S 149 f Vgl Michael von Albrecht 2001 S 187 Zur Deutung der Amayrillis Episode siehe Georg Luck Hexen und Zauberei in der romischen Dichtung Artemis Zurich Stuttgart 1962 S 6 15 Vgl Michael von Albrecht 2001 S 198 Vgl Michael von Albrecht 2006 S 57 Vgl Michael von Albrecht 2001 S 206 Normdaten Werk GND 4135940 9 lobid OGND AKS LCCN n81124196 VIAF 310351953 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eclogae amp oldid 236559023