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Brushit auch Epiglaubit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca PO3 OH 2H2O 3 ist also ein wasserhaltiges basisches Calcium Phosphat bzw das Dihydrat von Calciumhydrogenphosphat BrushitWinzige weisse Brushitkristalle auf grauem derbem Montmorillonit Sichtfeld 2 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Bsh 1 Andere Namen Epiglaubit 2 Chemische Formel Ca PO3 OH 2H2O 3 CaH PO4 2H2O 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Phosphate Arsenate und VanadateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VII C 25 VII C 25 010 8 CJ 50 39 01 01 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m 5 Raumgruppe Nr A2 a 4 Nr 15 Gitterparameter a 6 24 A b 15 18 A c 6 36 Ab 125 4 4 Formeleinheiten Z 4 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5Dichte g cm3 gemessen 2 328 berechnet 2 257 6 Spaltbarkeit vollkommen nach 010 und 001 6 Farbe farblos weiss hellgelbStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz Perlglanz auf SpaltflachenKristalloptikBrechungsindizes na 1 539 bis 1 540nb 1 544 bis 1 546ng 1 551 bis 1 552 7 Doppelbrechung d 0 012 7 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V gemessen 59 bis 87 berechnet 80 7 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten leicht loslich in Salzsaure HCl Besondere Merkmale piezoelektrischBrushit entwickelt meist prismatische Kristalle mit nadeligem oder tafeligem Habitus bis etwa zwei Zentimeter Grosse Unverletzte Oberflachen weisen einen glasahnlichen Glanz auf Spaltflachen schimmern dagegen eher perlmuttahnlich Selten tritt Brushit auch in blattrigen oder pulvrig erdigen matten Mineral Aggregaten auf In reiner Form ist das Mineral farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann es aber auch weiss erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine hellgelbe Farbe annehmen wobei die Transparenz entsprechend abnimmt Mit einer Mohsharte von 2 5 gehort Brushit zu den weichen Mineralen die sich leichter als das nachstliegende Referenzmineral Calcit 3 mit einer Kupfermunze ritzen lassen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 5 1 Organische Bildung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde das Mineral in Guano auf der von Venezuela beanspruchten Insel Aves spanisch Isla de Aves Vogel Insel und 1856 durch Charles Upham Shepard zunachst als Epiglaubit bezeichnet allerdings nur unvollstandig beschrieben Eine wissenschaftlich prazise Beschreibung folgte 1865 durch Gideon Emmet Moore 1842 1895 der das Mineral nach dem US amerikanischen Mineralogen George Jarvis Brush benannte In Knochen hatte der deutsche Mediziner und Bonner Orthopadie Professor Karl Joachim Munzenberg 1931 Brushit erstmals 8 entdeckt Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Brushit zur Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort zur Abteilung der Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen wo er als Namensgeber die Brushit Gruppe mit der System Nr VII C 25 und den weiteren Mitgliedern Churchit Dy Churchit Nd Churchit Y und Pharmakolith bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Brushit ebenfalls in die Abteilung der Phosphate usw ohne zusatzliche Anionen mit H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Ausschliesslich mit grossen Kationen zu finden ist wo es zusammen mit Ardealit Churchit Nd Churchit Y und Pharmakolith die Churchitgruppe mit der System Nr 8 CJ 50 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Brushit in die Klasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort in die Abteilung der Wasserhaltige saure Phosphate etc ein Hier ist er zusammen mit Pharmakolith in der unbenannten Gruppe 39 01 01 innerhalb der Unterabteilung Wasserhaltige saure Phosphate etc A HXO4 x H2O zu finden Kristallstruktur BearbeitenBrushit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe A2 a Raumgruppen Nr 15 Stellung 2 Vorlage Raumgruppe 15 2 mit den Gitterparametern a 6 24 A b 15 18 A c 6 36 A und b 125 4 sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Eigenschaften BearbeitenBrushit ist piezoelektrisch baut also ahnlich wie der bekannte Quarz bei wechselnder elastischer Verformung eine elektrische Spannung auf In Salzsaure HCl ist er leicht loslich Bildung und Fundorte BearbeitenBrushit bildet sich uberwiegend in Guano Lagerstatten kann aber auch Bestandteil von Harnsteinen sein sowie als sekundare Bildung auf menschlichen und tierischen Knochen auftreten Begleitminerale sind unter anderem Ardealit Gips Hydroxylapatit Tanarakit und Variscit Als seltene Mineralbildung konnte Brushit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden wobei bisher Stand 2014 rund 80 Fundorte 9 als bekannt gelten Neben seiner Typlokalitat der Insel Aves fand man das Mineral in Venezuela noch in der Cueva de San Sebastian im Bundesstaat Aragua sowie in der Cueva Ricardo Zuloaga und der Cuevo del Indio im Bundesstaat Miranda In Deutschland wurde Brushit unter anderem am Luneburger Kalkberg in Niedersachsen in der Zinkhutte Birkengang auch Friedrich Wilhelm Hutte bei Aachen und auf den Schlackehalden einer Kupferhutte bei Kall in Nordrhein Westfalen bei Schneeberg und im Pawel Gang bei Oberschlema im sachsischen Erzgebirge und in der Grube Jeremias Gluck Feengrotten bei Garnsdorf in Thuringen gefunden In Osterreich kennt man das Mineral bisher vor allem aus Karnten wo er unter anderem am Kleinelend Gletscher Kleinelend Tal und in Gesteinsproben aus dem Kaponig Tunnel Bau im Molltal in der Ankogelgruppe sowie an einigen Fundpunkten bei Lanisch im zur Hafnergruppe gehorenden Pollatal Daneben ist auch je ein Fundpunkt bei Turnitz im Mostviertel und am Weinberg bei Amstall im Bezirk Krems Land in Niederosterreich die Windischkopf Barenhohle bei Tenneck Gemeinde Werfen in Salzburg und die Grube Rossblei oder Rossblei auf der Eschach Alp im Obertal nahe der Gemeinde Rohrmoos Untertal in der Steiermark bekannt In der Schweiz trat Brushit bisher nur in der Burgdorfer Kirche im Berner Emmental und in der Payerneer Kirche im Kanton Waadt zutage wo er bei Ausgrabungen 1968 1969 bzw in den 1950ern auf menschlichen Knochen gefunden wurde Weitere Fundorte liegen unter anderem in Algerien der Antarktis Australien den Bahamas den British West Indies Danemark Frankreich Italien Japan Kanada Kenia Kiribati Malaysia Marokko Mexiko Namibia Puerto Rico Reunion Rumanien Russland der Slowakei Spanien Sudafrika Ungarn im Vereinigten Konigreich UK und den Vereinigten Staaten von Amerika USA 10 Organische Bildung Bearbeiten Brushit kann durch Ausfallung aus dem Urin in den ableitenden Harnwegen entstehen und so zu Harnsteinen fuhren Da Brushit jedoch sehr gut loslich ist tritt dieses Mineral eher selten in Harnsteinen auf Voraussetzungen sind ein hoher Calcium Gehalt im Urin und ein pH Wert zwischen 6 5 und 6 8 Hohere pH Werte fuhren zur Entstehung von Ca3 PO4 2 bei starker sauren Verhaltnissen steigt die Loslichkeit stark an Medizinisch zahlen Brushit Steine zu den harten Steinen die relativ schwierig zu behandeln sind und kaum durch eine Extrakorporale Stosswellenlithotripsie zerstort werden konnen Ausserdem neigen sie schnell zu Rezidiven 11 Brushit kann auch an der Entstehung von Zahnstein beteiligt sein Aus zahnmedizinischer Sicht hat Brushit Bedeutung in der Schmelzatztechnik bei Restaurationen Die Schmelzatzung erfolgt meist mit Phosphorsaure einer Konzentration von 35 37 Eine Konzentration von weniger als 30 fuhrt zur Ausfallung des gelosten Kalziums als Brushit und verhindert so ein retentives Atzmuster Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenC U Shepard Five new mineral species In American Journal of Science and Arts Band 22 1856 S 96 99 Gideon Emmet Moore On brushite a new mineral occurring in phosphatic guano in The American Journal of Science and Arts Band 39 1865 S 43 44 PDF 126 6 kB Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 626 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Brushite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Brushit Wiki Database of Raman spectroscopy Brushite American Mineralogist Crystal Structure Database Brushite IMA CNMNC List of Mineral Names January 2014 PDF 1 5 MB S 25 Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Mineralienatlas Brushit a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften 5 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2008 ISBN 978 3 921656 70 9 a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 490 Webmineral Brushite a b Brushite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 PDF 64 8 kB a b c Mindat Brushite Walter Habel Hrsg Wer ist wer Das deutsche Who s who 24 Ausgabe Schmidt Romhild Lubeck 1985 ISBN 3 7950 2005 0 S 875 Mindat Anzahl der Fundorte fur Brushit Fundortliste fur Brushit beim Mineralienatlas und bei Mindat Albrecht Hesse Brushitsteine beim Hund In Animal Stone Letter 7 2 2013 siehe auch Harnsteine von Hunden PDF 62 8 kB modifiziert nach A Hesse Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brushit amp oldid 237496369