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Bruderhof oder Haushabe bezeichnet die kommunitaren Hofe und Siedlungen der Hutterer in Mittel und Osteuropa Die heute in Nordamerika bestehenden hutterischen Siedlungen werden meist als Kolonien Colonies bezeichnet Hutterischer Bruderhof in MahrenBruderhof in Bergen um 1935Die Hutterer sind eine in der Reformationszeit entstandene protestantisch tauferische Glaubensgemeinschaft deren Gemeinden bis heute durch das Prinzip der Gutergemeinschaft nach dem Vorbild der Gutergemeinschaft der Jerusalemer Urgemeinde gekennzeichnet sind Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie erste kommunitar verfasste Taufergemeinde entstand bereits 1528 im mahrischen Austerlitz Von hier aus ubersiedelte drei Jahre spater eine Gruppe Tiroler Taufer ins nahe Auspitz dessen Gemeinde schliesslich zur Keimzelle der nach Jakob Hutter benannten hutterischen Bewegung werden sollte Neben den Hutterern bestanden im 16 Jahrhundert mit den Austerlitzer Brudern den Philippern und den Gabrielern zeitweise noch weitere kommunitar verfasste Taufergruppen Auch die fruhen Schweizer Taufer bekannten sich zu dem in der Apostelgeschichte formulierten christlichen Gemeinschaftsideal bildeten jedoch keine Gemeinschaftssiedlungen aus wie dies in der mahrischen Tauferbewegung der Fall gewesen ist In Mahren bestanden zeitweise an die 80 hutterische Bruderhofe Schon 1540 gab es in Mahren etwa doppelt so viele hutterische Gemeinden wie nichtkommunitare Taufergemeinden Mit dem Beginn der gewaltsamen Rekatholisierung im fruhen 17 Jahrhundert begann fur die Hutterer eine Zeit der Wanderschaft die sie uber die Slowakei Siebenburgen die Walachei und die Ukraine bis nach Nordamerika fuhrte Viele hutterische Hofe wurden im Verlauf der neuzeitlichen Kriege geplundert oder ganz zerstort Beschreibung BearbeitenDie Bruderhofe bestanden meist aus einem zentralen weiss getunchten Wohngebaude und einer grosseren Anzahl von Wirtschaftsgebauden wie Stallen Scheunen Muhlen und Werkstatten Ein Bruderhof in der Slowakei bestand beispielsweise aus nicht weniger als 47 Gebauden Das Wohnhaus umfasste oft mehrere Stockwerke Im Erdgeschoss befanden sich ein grosserer Speiseraum die Kuche und Raume zum Waschen Weben und Spinnen Fur werdende Mutter gab es einen Mutterschaftsraum Das Erdgeschoss bot oft auch Platz fur einen Kindergarten eine Schule und die Gottesdienste am Sonntag Eine separate Kapelle war meist nicht vorhanden In den oberen Stockwerken befanden sich die Schlafraume Ortel genannt in denen oft ganze Familien zusammen lebten Jugendliche besassen jedoch eigene Schlafraume Das Dach war hoch und steil konstruiert um so mehr Platz zu bieten Die Abdeckung bestand aus feuerfestem Strohlehm Die einzelnen Hauser waren meist um einen zentralen Platz angeordnet Die Hofe waren bemuht als autarke Gemeinschaften existieren zu konnen Es gab dementsprechend neben der Landwirtschaft auch Arzte und mehrere Werkstatten Manufakturen genannt von zum Beispiel Sattlern und Schuhmachern Tischlern Topfern Schmieden und Kurschnern Besonders die auf den hutterischen Hofen produzierten Fayencen Habanerfayencen genossen in der fruhen Neuzeit ein grosses Renommee Auch feine Wolltuche und Leinenstoffe waren geschatzt Zum Teil gab es auch namhafte hutterische Bierbrauereien und Weinguter Einige Bewohner arbeiteten auch ausserhalb der Bruderhofe auf umliegenden Gutern Verwaltet wurden die Bruderhofe durch einen Diener der Notdurft Dieser war auch fur Ankauf und Verkauf von Produkten zustandig Bei grosseren Entscheidungen wie dem Neubau von Hausern oder Landkauf musste die gesamte Gemeinde einbezogen werden Die Prediger eines Bruderhofes wurden entsprechend als Diener des Wortes bezeichnet Verwalter und Prediger bildeten zusammen die Fuhrung eines Hofes Die einzelnen Hofe wurden von zwischen 200 und 400 Personen bewohnt In einzelnen Fallen sollen auch bis zu 600 Personen auf einem Bruderhof gelebt haben Die heutigen hutterischen Siedlungen bestehen dagegen selten aus mehr als 150 Personen Die Angaben uber die Anzahl der Bruderhofe schwanken In Mahren 1528 1622 bestanden um das Jahr 1600 74 Hofe In der Slowakei 1546 1762 wird es nicht mehr als 20 hutterische Hofe gegeben haben In Siebenburgen 1621 1767 bestanden drei Bruderhofe Die Hofe bildeten meist noch keine selbststandigen Siedlungen wie heute in Nordamerika sondern befanden sich grosstenteils noch innerhalb bestehender Ortschaften 1 Erst in der Ukraine entstanden eigene hutterische Siedlungen die nach dem Vorbild benachbarter mennonitischer Siedlungen aufgebaut waren nbsp Bethaus des fruheren hutterischen Bruderhofes Habanerhof im slowakischen GrossschutzenIm slowakischen Veľke Levare deutsch Grossschutzen ist noch ein Grossteil eines 1592 gegrundeten Bruderhofes vorhanden Der Habanerhof wurde 1972 zum architektonischen Denkmal erklart In einem der Hauser befindet sich heute ein Museum 2 In Europa finden sich heute Bruderhofe in England und Deutschland 3 Literatur BearbeitenIn der Reihenfolge des Erscheinens Hermann Schempp Gemeinschaftssiedlungen auf religioser und weltanschaulicher Grundlage Mohr Siebeck Tubingen 1969 Emmy Arnold Gegen den Strom Das Werden der Bruderhofe Brendow Moers 1983 ISBN 3 87067 206 4 Victor Peters Die Hutterischen Bruder 1528 1992 Die geschichtliche und soziale Entwicklung einer erfolgreichen Gutergemeinschaft Elwert Marburg 1992 ISBN 3 7708 0978 5 S 148 159 ʿOved Yaʿaqov The witness of the brothers A history of the Bruderhof Transaction Publishers New Brunswick 1996 ISBN 1 56000 203 4 Weblinks BearbeitenRobert Friedmann Bruderhof In Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online Robert Friedmann Hutterian Brethren Hutterische Bruder In Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online Astrid von Schlachta Hutterische Bruderhofe In Mennonitisches Lexikon Band 5 MennLex 5 James M Stayer Gutergemeinschaft In Mennonitisches Lexikon Band 5 MennLex 5 Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Schempp Gemeinschaftssiedlungen auf religioser und weltanschaulicher Grundlage Mohr Siebeck Tubingen 1969 S 78 Historisches Baudenkmal Habaner Hof Regionalverband March Thaya Auen archiviert vom Original am 28 September 2010 abgerufen am 1 September 2011 Wo wir sind Unsere Standorte abgerufen am 6 April 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bruderhof Hutterer amp oldid 216603839