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Das Biodiversitatsmonitoring Schweiz kurz BDM ist ein Programm der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur langfristigen Uberwachung der Artenvielfalt in der Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Aufgaben und Ziele 3 Methodik 4 Indikatoren 5 Besonderheiten 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksEinleitung BearbeitenMit dem Biodiversitatsmonitoring Schweiz wird die langfristige Entwicklung der Artenvielfalt ausgewahlter Organismengruppen in der Schweiz erfasst Das Augenmerk wird dabei auf die Erhebung haufiger und verbreiteter Arten gerichtet um fundierte Aussagen zur Entwicklung der Artenvielfalt in der normalen Landschaft zu machen Das Biodiversitatsmonitoring Schweiz ist ein Programm des Bundesamtes fur Umwelt BAFU Es ist ein langfristiges Projekt zur Umweltbeobachtung vergleichbar mit anderen landesweiten Programmen beispielsweise dem Schweizerischen Landesforstinventar LFI 1 der Nationalen Beobachtung Oberflachengewasserqualitat NAWA 2 der Nationalen Bodenbeobachtung NABO 3 und der Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz WBS 4 5 Ahnliche Programme zur Uberwachung der Biodiversitat gibt es auch im Vereinigten Konigreich UK Countryside Survey 6 und in Teilen Kanadas Alberta Biodiversity Monitoring 7 Aufgaben und Ziele BearbeitenDie Daten des Biodiversitatsmonitoring Schweiz bilden zusammen mit anderen Umweltinformationen eine wichtige Grundlage fur die nationale Naturschutzpolitik und weitere fur die Biodiversitat relevante Politikbereiche wie etwa die Land und Forstwirtschaft 8 9 Mit der Unterzeichnung der UN Biodiversitatskonvention ist die Schweiz zudem volkerrechtlich verpflichtet die Entwicklung der biologischen Vielfalt langfristig zu uberwachen 10 Das Biodiversitatsmonitoring Schweiz hat die folgenden Ziele 11 Reprasentative Aussagen zur Artenvielfalt fur die gesamte Schweiz teilweise aufgegliedert nach biogeografischen Regionen 12 oder Hauptnutzungstypen wie z B Wiesen Walder Siedlungen etc zu ermoglichen Die Entwicklung der Artenvielfalt uberall das heisst auch auf intensiv genutzten Flachen zu uberwachen um damit Aussagen zur Normallandschaft zu machen Die Entwicklung der taxonomischen Gruppen vollstandig also unter Einbezug aller Arten zu erfassen und so das bereits vorhandene Wissen zu seltenen und gefahrdeten Arten zu erganzen Die Veranderung der Artenvielfalt zu dokumentieren und langfristige Trends aufzuzeigen Methodik Bearbeiten nbsp Probeflache von einem Quadratkilometer fur den Indikator Artenvielfalt in Landschaften mit eingezeichnetem Transekt nbsp Probeflache von 10 Quadratmetern fur den Indikator Artenvielfalt in Lebensraumen Das Biodiversitatsmonitoring Schweiz umfasst drei Messnetze auf unterschiedlichen Skalen welche die ganze Schweiz abdecken und eine reprasentative Stichprobe ergeben Das Messnetz zur Artenvielfalt in Landschaften besteht aus rund 450 Probeflachen von je einem Quadratkilometer Ausdehnung Auf einem genau vorgegebenen Wegstuck durch diesen Quadranten werden Gefasspflanzen Tagfalter und Brutvogel erhoben Die Brutvogel werden durch die Schweizerische Vogelwarte Sempach erfasst Diese Aufnahmen sind mit dem Projekt Monitoring Haufige Brutvogel MHB koordiniert 13 Das Messnetz wurde im Jura und in der Sudschweiz verdichtet um zuverlassige Daten fur diese Regionen zu erhalten Das Messnetz zur Artenvielfalt in Lebensraumen umfasst rund 1 450 Messpunkte von je zehn Quadratmetern Als Lebensraume werden Wald Wiesen und Weiden Siedlungen Acker Alpweiden und Gebirgsflachen unterschieden Auf einer Kreisflache werden alle vorkommenden Gefasspflanzen erfasst 14 Zusatzlich werden Moose gesammelt die spater durch ein Team von Spezialisten und Spezialistinnen bestimmen werden und Bodenproben genommen um im Labor die Mollusken Vielfalt zu erfassen Das Messnetz zur Erhebung der Vielfalt von Gewasserinsekten umfasst etwa 500 Abschnitte von ca 5 100 Metern Lange in kleineren Fliessgewassern Bestimmt werden die Larven von Eintagsfliegen Steinfliegen und Kocherfliegen sog EPT Artengruppe nbsp Messnetz Artenvielfalt in Landschaften nbsp Messnetz Artenvielfalt in Lebensraumen nbsp Messnetz Artenvielfalt in FliessgewassernDie Stichprobenflachen lassen sich genau lokalisieren es handelt sich um sog Dauerbeobachtungsflachen Pro Jahr wird jeweils ein Funftel aller Flachen beprobt d h nach funf Jahren wird eine Aufnahme am selben Standort wiederholt Fur Gefasspflanzen Moose Mollusken und Brutvogel wurde 2001 mit den routinemassigen Aufnahmen begonnen 2003 kamen die Tagfaltererhebungen dazu und seit 2010 wird der Datensatz durch die Erfassung der Fliessgewasser Invertebraten komplettiert Die Fundorte der Arten fliessen in die Datenbanken von InfoSpecies dem Schweizerischen Informationszentrum fur Arten ein 15 Indikatoren BearbeitenMit den gewonnenen Daten werden standardmassig vier Indikatoren berechnet 16 Der Indikator Artenvielfalt in Landschaften zeigt wie vielfaltig Flora und Fauna in der Landschaft sind Er beschreibt den Einfluss des Lebensraummosaiks auf die Artenvielfalt Der Indikator Artenvielfalt in Lebensraumen charakterisiert die kleinraumige Artenvielfalt eines Lebensraumtyps etwa von Wiesen Waldern oder Siedlungen Der Indikator Bestand haufiger Arten dokumentiert Veranderungen weit verbreiteter Arten Diese sind okologisch bedeutend denn sie machen den Hauptteil der lebenden Biomasse aus liefern einen wichtigen Teil der Okosystem Dienstleistungen und bilden eine reiche Nahrungsquelle fur andere Organismen Sie pragen das Erscheinungsbild ihrer Lebensraume und den Charakter ganzer Landschaften Der Indikator Vielfalt von Artengemeinschaften untersucht ob sich die Lebensraume und Landschaften in der Schweiz immer ahnlicher werden Er macht somit Angaben zur Heterogenitat bzw Homogenitat der Artenvielfalt Daneben stehen die Daten auch fur verschiedene Spezialauswertungen zur Verfugung Sie bilden Grundlage zahlreicher wissenschaftlicher Forschungsprojekte 17 18 Dank des systematischen Stichprobendesigns der standardisierten Methodik und der Langfristigkeit des Programms konnen die Daten auch fur neue heute noch unbekannte Fragen verwendet werden 16 Ausserdem fliessen die Daten in europaische Biodiversitats Indikatoren ein z B in den Europaischen Tagfalter Index fur Grasland der Europaischen Umweltagentur EUA 19 Die BDM Daten leisteten zudem einen wesentlichen Beitrag zur Bestimmung der empirischen Belastungsgrenzen fur die Stickstoffdeposition sog critical loads in Europa 20 im Zusammenhang mit dem UNECE Ubereinkommen uber weitraumige grenzuberschreitende Luftverunreinigung CLRTAP 21 Besonderheiten BearbeitenDer besondere Beitrag des Biodiversitatsmonitoring Schweiz zur Untersuchung der Artenvielfalt in der Schweiz besteht darin dass auf allen Probeflachen moglichst vollstandige Artenlisten erstellt werden und somit mit grosser Wahrscheinlichkeit auch das Fehlen von Arten erkannt wird Ausserdem werden nicht nur bekannte sehr artenreiche Flachen oder Fundorte von Raritaten besucht sondern zufallig bestimmte Orte die sonst kaum untersucht wurden Somit werden auch haufige und weit verbreitete Arten erhoben Wiederkehrende Aufnahmen am exakt gleichen Ort mit der genau gleichen Methode erlauben zudem prazise Aussagen zur Veranderung der Artenvielfalt Das Biodiversitatsmonitoring Schweiz gibt einen generellen Querschnitt uber die gesamte Landschaft mit den unterschiedlichsten Nutzungen Es dient als Referenz fur Programme welche die Entwicklung in ausgewahlten Lebensraumen oder von speziell seltenen Arten untersuchen beispielsweise die vom BAFU und der Forschungsanstalt WSL lancierte Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz WBS 4 oder die Roten Listen der Schweiz 22 Literatur BearbeitenBAFU Hrsg Biodiversitatsmonitoring Schweiz BDM Beschreibung der Methoden und Indikatoren Umwelt Wissen Nr 1410 Bundesamt fur Umwelt BAFU Bern 2014 BAFU Hrsg Biodiversitat in der Schweiz Zustand und Entwicklung Ergebnisse des Uberwachungssystems im Bereich Biodiversitat Umwelt Zustand Nr 1630 Bundesamt fur Umwelt BAFU Bern 2017 Forum Biodiversitat Schweiz Hrsg 20 Jahre Biodiversitatsmonitoring Schweiz BDM Sonderheft zu HOTSPOT 46 Forum Biodiversitat Schweiz Bern 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Schweizerisches Landesforstinventar LFI Website der Eidg Forschungsanstalt fur Wald Schnee und Landschaft WSL Abgerufen am 17 Januar 2019 Nationale Beobachtung Oberflachengewasserqualitat NAWA Website des Bundesamtes fur Umwelt BAFU Abgerufen am 17 Januar 2019 Nationale Bodenbeobachtung NABO Website des Agroscope Abgerufen am 17 Januar 2019 a b Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz WBS Website der Eidg Forschungsanstalt fur Wald Schnee und Landschaft WSL Abgerufen am 17 Januar 2019 BAFU Monitoring und Wirkungskontrolle Biodiversitat Ubersicht zu nationalen Programmen und Anknupfungspunkten Umwelt Wissen Nr 2005 Bundesamt fur Umwelt BAFU Bern 2020 Countryside Survey Measuring Change in Our Countryside Website des Centre for Ecology amp Hydrology Natural Environment Research Council NERC Vereinigtes Konigreich Abgerufen am 17 Januar 2019 Alberta Biodiversity Monitoring Website des Alberta Biodiversity Monitoring Institute ABMI Abgerufen am 17 Januar 2019 Monitoringprogramme Biodiversitat Website des Bundesamtes fur Umwelt BAFU Abgerufen am 9 Dezember 2022 Die Schweizer Monitoring Landschaft zur Biodiversitat In Biodiversitat uberwachen HOTSPOT 46 Forum Biodiversitat Schweiz Bern 2022 Ubereinkommen uber die Biologische Vielfalt vom 5 Juni 1992 Systematische Rechtssammlung der Schweiz SR 0 451 43 Abgerufen am 17 Januar 2019 BAFU Biodiversitatsmonitoring Schweiz BDM Beschreibung der Methoden und Indikatoren Umwelt Wissen Nr 1410 Bundesamt fur Umwelt BAFU Bern 2014 BAFU Die biogeografischen Regionen der Schweiz Umwelt Wissen Nr 2214 Bundesamt fur Umwelt BAFU Bern 2022 Monitoring Haufige Brutvogel MHB Website der Schweizerischen Vogelwarte Sempach Abgerufen am 17 Januar 2019 Mission B fur mehr Biodiversitat DOK Beitrag von Schweizer Radio und Fernsehen SRF welcher die Methodik des BDM zeigt ab 27 Minute InfoSpecies Website von InfoSpecies der Dachorganisation der nationalen Daten und Informationszentren und der Koordinationsstellen Artenforderung der Schweiz Abgerufen am 17 Januar 2019 a b Koordinationsstelle BDM Methodendokumente des Biodiversitatsmonitorings Schweiz BDM Abgerufen am 9 Dezember 2022 Koordinationsstelle BDM Liste der wissenschaftlichen Publikationen aus dem BDM Abgerufen am 9 Dezember 2022 Visualisierung der wissenschaftlichen Publikationen mit Verwendung von Daten aus dem BDM Abgerufen am 9 Dezember 2022 European Environment Agency The European Grassland Butterfly Indicator 1990 2011 EEA Technical Report No 11 2013 2013 Roth T Kohli L Rihm B Meier R Achermann B 2017 Using change point models to estimate empirical critical loads for nitrogen in mountain ecosystems Environmental Pollution 220 1480 1487 https doi org 10 1016 j envpol 2016 10 083 UNECE Ubereinkommen uber weitraumige grenzuberschreitende Luftverunreinigung CLRTAP Website des Bundesamtes fur Umwelt BAFU Abgerufen am 9 Dezember 2022 Rote Listen der Schweiz Website des Bundesamtes fur Umwelt BAFU Abgerufen am 17 Januar 2019 Weblinks BearbeitenWebsite des Biodiversitatsmonitoring Schweiz BAFU Monitoringprogramme Biodiversitat BAFU Indikatoren zum Zustand und der Entwicklung der Umwelt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biodiversitatsmonitoring Schweiz amp oldid 230270419