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Die Berti sind eine afrikanische Ethnie im Westen des Sudan deren Siedlungszentrum in den Tabago Hugeln von Nord Darfur liegt Ein weiteres Siedlungsgebiet befindet sich nach einer Wanderungsbewegung im 19 Jahrhundert im Westen Kurdufans Ihre Gesamtzahl betragt einige zehntausend Menschen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Wirtschaft 3 Geschichte 4 Religion und Kultur 4 1 Lokale Tradition des Islam 4 2 Faki 4 3 Rituale 4 4 Rolle der Geschlechter 4 5 Ubergange 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Gebiet der Berti liegt im Distrikt Mellit nordlich von al Faschir der grosste Ort heisst ebenfalls Mellit Nordostlich der Stadt liegt an der ganzjahrig befahrbaren Erdstrasse der kleinere Ort Sayyah weiter nordostlich fuhrt diese Strasse zu den vulkanischen Tabago Hugeln die mit relativ fruchtbaren Boden zwischen etwa 700 und 1000 Meter hoch sind Der grosste Teil der Bevolkerung lebt in den umgebenden Dorfern ausserhalb dieses Siedlungsstreifens erstreckt sich nach allen Seiten Wuste mit alten Sanddunen oder Trockensavanne Der Jahresniederschlag betragt im Durchschnitt 300 Millimeter und fallt in drei Monaten ab Juli Die meisten Berti leben verstreut in kleinen Siedlungen mit teilweise weniger als 100 Einwohnern Die Gehofte sind kreisformig oder annahernd quadratisch und von einem Zaun aus Hirsestroh umgeben Darin befinden sich ein bis drei aus Ziegel gemauerte Rundhauser deren Kegeldacher mit Hirsestroh oder Gras gedeckt sind und einige Unterstande mit Flachdachern auf Pfosten Das gesamte Gebiet war im anhaltenden Darfur Konflikt mehrfach umkampft Im November 2007 waren Mellit und Sayyah Regierungsgarnisonen in den Dorfern patrouillierten Einheiten der SLA 1 2 Laut der Aussage des Stammesfuhrers der Berti Sadiq al Mellih Ahmadai vom Oktober 2006 ist sein Volk unbeteiligt zwischen die Fronten geraten 3 Ein weiteres Siedlungsgebiet liegt im Sudosten von Darfur um die Orte Umm Keddadda ostlich von al Faschir und Taweisha nordlich von Ed Daein Dorthin sind Ende des 18 Jahrhunderts viele Berti als Teil einer allgemeinen Wanderungsbewegung vom Norden in den Osten Darfurs ausgewandert Kleinere Kolonien wurden um 1900 bei Um Ruwaba in den Nuba Bergen und in Gedaref gegrundet einige Berti fanden in der Mitte des 20 Jahrhunderts Arbeit im Dschazira Projekt Wirtschaft BearbeitenAuf regenbewasserten Feldern werden im Hackbau verschiedene Hirsearten Erdnusse Sesam und Okra zur Selbstversorgung angepflanzt Verek Akazien deren Gummisaft vermarktet wird gedeihen wild oder in Plantagen Das dazwischen angepflanzte Karkadeh kann ebenfalls exportiert werden Benotigt eine Familie zusatzliche Arbeitskrafte zum Beispiel fur den Hausbau werden Verwandte oder Nachbarn mobilisiert die mit Hirsebier verkostigt werden Reiche Haushalte stellen arme Berti oder Meidob an um die Felder zu ernten oder das Vieh zu huten Rinder und Ziegen werden wahrend der Regenzeit im Dorf in der Trockenzeit um Wasserstellen auf der Weide gehalten Kamele und Schafe verbleiben ganzjahrig ausserhalb des Dorfes Die Weideflachen fur Grossvieh sind seit langem zu einer gerichtlich und handgreiflich zu klarenden Landfrage geworden und mussen im Streit mit den umliegenden Volksgruppen wie den Zayyadia Meidob oder Kababisch letzteres sind arabische Nomaden aus Nord Kurdufan abgegrenzt werden Herstellung und Gebrauch von Topferwaren ist Frauenarbeit Eine Spezialitat der Berti sind Tongefasse die nach dem Brennen mit Graphitpaste kangal fur den Marktverkauf bemalt werden Geschichte BearbeitenBerti siedeln moglicherweise seit Mitte des 16 Jahrhunderts in Darfur falls das in der damaligen Reisebeschreibung des Giovanni Lorenze d Anania bei der Stadt Uri nahe Ain Farah im damaligen Tunjur Reich von Nord Darfur erwahnte Volk Saccae der fruheren Eigenbezeichnung der Berti Siga entspricht Mitte des 18 Jahrhunderts wurde das Siedlungsgebiet der Berti dem Sultanat von Darfur einverleibt das zur selben Zeit den Islam als Staatsreligion einfuhrte Gemessen daran dass das 1795 von Sultan Abd al Rahman eingefuhrte Verbot von Hirsebier allgemein im Sudan Merisa kaum Beachtung fand Bier wurde sogar von den Frauen in seinem Palast weiterhin gebraut war der Islam noch nicht tief im Volk angekommen Sufi Heilige die zugleich Handler waren kamen ab dem 18 Jahrhundert aus dem agyptischen Ort Asyut auf einer Handelsroute genannt Darb el arba in arabisch 40 Tages Route die weiter ins sudliche Darfur fuhrte Sufi Bruderschaften Tariqa gab es anders als weiter ostlich in Sudan nicht vor Ende des 19 Jahrhunderts Die ebenfalls Berti genannte Sprache die neben dem Zaghawa zu den Ost Saharischen Sprachen gehort ist ausgestorben da die Berti den in Darfur gesprochenen Dialekt der arabischen Sprache angenommen haben Bis um 1960 war die alte Sprache zumindest noch teilweise verstandlich vermutlich war sie noch bis Anfang des 20 Jahrhunderts weit verbreitet Einige Sprachlaute des Berti die sonst im Arabischen nicht vorkommen haben uberlebt beispielsweise h ferner einige Worter wie beispielsweise baghu wie das Hirsebier heisst und dulah fur den Tontopf in dem das Bier aufbewahrt wird 4 Religion und Kultur BearbeitenLokale Tradition des Islam Bearbeiten Die Berti sind Anhanger eines besonderen volksislamische Glaubensvorstellungen enthaltenden sunnitischen Islam der in Sudan ublichen malikitischen Rechtsschule Im Gegensatz zu den Zaghawa mit deren islamischer Religion lokale Traditionen verschmolzen sind unterscheiden die Berti sprachlich zwischen ada Mehrzahl awaid Gewohnheit und din Religion genannten Praktiken Das lokale Gesetz ada wird als Hilfsquelle der Schari a verstanden Traditionen die dem Islam nicht vollig zuwiderlaufen sind konfliktfrei im Alltagsglauben integriert Gegenuber den allgemeinen Vorschriften des Islam Sunna sprechen die Berti von ihrem Gewohnheitsrecht als Sunna Berti Davon unterscheiden sich die awaid die nicht als Bestandteile des Koran oder der Hadithen gesehen werden und die dennoch fur die meisten Berti keinen Glaubenskonflikt bedeuten Wie es bei anderen sudanesischen Volksgruppen in vielen muslimischen Gesellschaften in Afrika allgemein ublich ist werden die islamischen Pflichten von den Mannern die traditionellen Rituale eher von den Frauen gepflegt Die Rituale werden in diese zwei Klassen geteilt Berti nehmen an kollektiven Ritualen eher teil als dass sie von Einzelnen zu praktizierende Glaubensgebote befolgen Der Fastenmonat Ramadan ist daher eine von der Gemeinschaft eingehaltene und intensiv erlebte religiose Pflicht Manner halten sich strikt daran Frauen etwas weniger 5 Jedes Dorf hat eine Moschee die im einfachsten Fall aus einem flachen mit Stroh gedeckten Dach besteht das von Holzpfosten getragen und von einer niedrigen Umfassung aus Dornenbuschen abgegrenzt wird Der islamische Glaube ist mehr auf kollektiver denn auf individueller Ebene angekommen Die beiden islamischen Jahresfeste Id al Fitr und Id ul Adha werden von der gesamten erwachsenen Bevolkerung begangen die taglichen Gebete dagegen kaum durchgefuhrt Allgemein beten nur die fugara Plural von faki einfacher Islamgelehrter funfmal taglich Abdullahi Osman El Tom schatzt dass weniger als funf Prozent der Berti Koranschulen besuchen und zwischen ein und zwei Prozent der Bevolkerung fugara sind 6 Freitagsgebete werden nicht in allen Dorfern abgehalten da hierfur 13 Glaubige erforderlich sind die auch in Dorfern mit 300 bis 400 Einwohnern normalerweise nicht zusammenkommen Islamische Gebote werden zur Beibehaltung gewisser Rituale und Gewohnheiten elastisch interpretiert So ist nach wie vor das leicht alkoholische Hirsebier nicht nur Getrank sondern durch seinen Starkegehalt auch ein Hauptnahrungsmittel Der lange Weg nach Mekka wird als Entschuldigung fur die nicht unternommene Pilgerreise Haddsch angegeben Der Besuch eines Heiligenschreins in der Umgebung dient dafur als Ersatz Es gibt nur wenige Schreine eines Sufi Heiligen allgemein qubba da die islamische Heiligenverehrung keine grosse Rolle spielt Die qubbas werden meist von kinderlosen Frauen oder Kranken besucht Der Ursprungsmythos der Berti kennt einen weisen Fremden Muhammad Yanbar Yanbar mit grossem Turban als Urvater der Abstammungslinie Auf ihn lassen sich alle Herrscher zuruckfuhren Mit seinen direkt vom islamischen Gott empfangenen ubernaturlichen Kraften gelang es ihm als erstes den Hunger im Land und seinen Gegner den bisherigen Urmenschen der Berti den Riesen Namudu zu vertreiben Es ist eine Bekehrungsgeschichte Die Weisheit hat ihren Ursprung in Mekka Mit der Bekehrung zum Islam musste die Arabisierung der Vorfahren als Voraussetzung fur die Ubernahme der neuen arabischen Kultur einhergehen Faki Bearbeiten Im Dorf lebt mindestens ein Islamgelehrter faki der fur das Wohlergehen der Gemeinschaft und die Durchfuhrung religioser Rituale zustandig ist Dazu gehoren fur den Dorf Faki faki al hilla die Leitung von Hochzeiten und Begrabnissen und die Durchfuhrung von Regenzauber Durre wird als ein Zeichen Gottes fur Gier Selbstsuchtigkeit und mangelnden Respekt fur Altere angesehen Fugara sollen auch Vogel von den Feldern abhalten ebenso schayatin und dschinn Plural dschunun von den Dorfern Sie fertigen meist nach Auftrag Amulette die von den Berti stets bei sich getragen werden und die handgeschriebene astrologische Formeln einige der 99 Namen Allahs oder sonstige religiose Texte enthalten Koransuren und andere religiose Formeln werden vom faki beidseitig auf eine holzerne Tafel geschrieben der Text wird dann mit Wasser abgewaschen und das gesammelte Heilwasser mihai wird gegen Krankheiten Unfruchtbarkeit fur gute Geschafte und als Schutz vor ubler Nachrede getrunken Bei einer Epidemie Durre Heuschreckenplage oder Buschfeuer bedarf es grosser Gegenmassnahmen Der ganze Koran muss abgewaschen werden wozu der faki al hilla einige fugara aus den Nachbardorfern einladt die den Koran in der Dorfmoschee abschreiben Die Macht des Korans kommt zur Entfaltung wenn das Wasser von der gesamten Dorfbevolkerung getrunken worden ist 7 Mittels Wahrsagen versucht der faki verschwundenes oder gestohlenes Vieh zu finden oder die mogliche Antwort des Madchens auf ein Heiratsangebot vorherzusagen er gibt uber das Befinden entfernt lebender Verwandter Auskunft und schatzt den wirtschaftlichen Erfolg von Marktgeschaften ein Die meisten Manner kennen fur einfache Fragen die ramul von ramla Sand genannte Methode bestimmte mit dem Finger in den Sand gedruckte Punkte zu interpretieren Nur dem faki steht fur schwierige Aufgaben das sagit al kitab Herleiten aus dem Buch zur Verfugung bei dem er mit astrologischen Formeln Kombination von Zahlen und Buchstaben operiert die sich in seiner personlichen religiosen Zitatensammlung umbatri befinden Fugara werden wegen ihrer islamkundlichen Kenntnisse und ihrer magischen Fahigkeiten geachtet und respektiert geschatzte fugara konnen durch ihrer Tatigkeit zu Wohlstand gelangen Fugara trinken selbst keinen Alkohol respektieren aber den allgemeinen toleranten Umgang mit Hirsebier haufig braut auch die Frau eines faki Hirsebier fur sich ihre Kinder und fur Gaste des Hauses Insgesamt sind Gewohnheitsrituale ein zentrales Element der Berti Identitat der soziale Druck der Mehrheitsgesellschaft sorgt fur die Lebendigkeit der Traditionen 8 Rituale Bearbeiten Bei ihren Ritualen interessiert die Berti in erster Linie das zu erzielende nutzliche Ergebnis sie sorgen sich weniger um deren Funktionsweise oder Bedeutung 9 Die wichtigsten religiosen Rituale der Berti Gesellschaft sind Opfer karama zu verschiedenen Anlassen die als Ausdruck des islamischen Glaubens verstanden werden Alles Ungluck wird als Zeichen gedeutet dass Gott verargert ist Also wird von jedem Dorf etwa alle zwei Monate ein karama fur eine gute Ernte fur baldigen Regen oder zur Vermeidung von Krankheiten veranstaltet Geopfert wird auf dem Platz vor der Moschee meist ein junger Ochse gelegentlich auch ein Schaf oder eine Ziege Der Schlachter der nicht unbedingt ein faki sein muss spricht dreimal die islamische Eroffnungsformel Basmala Er totet das Tier das mit Wasser aus einem Tonkrug ubergossen und damit rituell gereinigt wird Anschliessend wird das Tier nach einem speziellen Plan restlos in Portionen zerlegt die den einzelnen Haushalten zugeteilt werden Reicht das Fleisch nicht aus um an alle verteilt zu werden wird es am Ort gemeinsam verspeist 10 Alles was mit Schlachtung zusammenhangt gehort in den Bereich der Manner Es gibt Rituale die von Mannern und solche die von Frauen durchgefuhrt werden Zu den Mannerritualen gehort auch die Offnung eines Brunnens am Beginn der Trockenzeit Wenn die flachen Tumpel die als Viehtranken gedient haben ausgetrocknet sind wird in trockenen Flussbetten ein tiefer Brunnen gegraben Bei dem als lokales Gesetz ada klassifizierten Opferritual singt ein Mann von der Westseite des Brunnens nach Osten gerichtet Koranverse Andere Manner binden Kurbisse und Melonen an Holzpfosten um den Brunnen Auf der Westseite wird eine Ziege geopfert deren Blut in den Brunnen fliessen soll Erst danach darf Wasser aus dem Brunnen genommen werden Frauenrituale zu denen die Manner keinen Zugang haben betreffen Aussaat Ernte und das Dreschen auf dem Dreschplatz der sich zwischen den Feldern befindet Es geht symbolisch um Fruchtbarkeit und den Geschlechtergegensatz In zahlreichen Ritualen werden Zweige der Wustendattel hajlid verwendet Ein hoffnungslos Kranker kann zu zwei hajlid Baumen gebracht werden die in Ost West Richtung eng beieinander stehen Beide Stamme werden mit Milch begossen wahrend der Patient von einem Helfer gestutzt jeweils siebenmal um die Baume herumgefuhrt wird Bei Bedarf wird die Aktion nach sieben Tagen wiederholt Der hajlid gilt als der wirkmachtigste aller Baume als Bestandsgarantie des Lebens Seine Macht kann auch verwendet werden um einen Feind mittels Hexerei sihir zu toten Der Magier geht wiederum nachdem Milch an den Stamm geschuttet wurde siebenmal gegen den Uhrzeigersinn um den Baum und bleibt in Blickrichtung Suden stehen der Richtung des Todes Friedhofe werden sudlich der Dorfer angelegt Er beginnt mit dem Ruf Allahu Akbar danach folgt der Fluch Zur Illustration dieser Qualitaten wird angegeben dass die Fruchte des hajlid Blut in Wasser verwandeln konnten Der Baum darf nicht gefallt werden Der hajlid Kult war moglicherweise bereits vor Einfuhrung des Islam in Darfur verbreitet 11 Rolle der Geschlechter Bearbeiten Es gibt zwar wie in islamisierten Gegenden ublich einen fur Frauen abgeteilten Bereich innerhalb des Gehoftes sudanarabisch ḥōsh ḥarim Dennoch nehmen Frauen auch ausserhalb am gesellschaftlichen Leben teil Feldarbeit Verkauf auf dem Markt und Wasserholen sind Tatigkeiten die Manner und Frauen gleichermassen verrichten Die Gesellschaft ist patrilinear organisiert Eine Verwandtschaft uber die vaterliche Linie gilt als nahestehender Die Reaktion unmittelbar nach der Geburt eines Kindes fallt unterschiedlich aus Ist es ein Junge wird er gefeiert als gisma kabir grosses Geschenk unter dem Ausruf von Allahu Akbar schiessen die Manner in die Luft Bei der Geburt eines Madchens hingegen verhalten sich die Manner still und die Frauen stimmen ein zagharat lautes Gejammer an Damit wird nicht nur umgehend das Ereignis der Geburt sondern auch das Geschlecht des Kindes an die Nachbarschaft ubermittelt Die Plazenta wird im Fall einer Madchengeburt im Westen des nach Suden gerichteten Hauseinganges bei einem Jungen ostlich davon vergraben und mit einem hajlid Zweig gekennzeichnet Osten gilt als bevorzugte Richtung da hier Mekka liegt Aufgrund mannlicher Dominanzvorstellung gehen Manner ublicherweise den Frauen voraus und essen zuerst Frauen akzeptieren dieses Modell indem sie es quasi aus Bequemlichkeit als einen mannlichen Mythos rechtfertigen der ihnen in anderen Bereichen eine reale Macht zu behalten erlaubt Es gibt im traditionellen Zusammenleben eine Abhangigkeit der Manner von den Frauen die durch bestimmte Handlungstabus bestimmt wird Dreschen und Hirsestampfen ist Frauenarbeit die nicht von Mannern getan werden darf Feldarbeit ist Mannern nur in Ausnahmefallen moglich sie sollten dabei nicht von Frauen gesehen werden Bierbrauen und Hirsebrei Kochen ist fur Manner undenkbar Folglich waren sie in einem Einzelhaushalt ohne Frau nicht uberlebensfahig da Bier zwar auf dem Markt gekauft werden kann gekochte Nahrung aber nicht Das weibliche Monopol der Essenszubereitung stellt eine Machtquelle der Frauen dar Die wenigen Frauen die auf dem Markt Bier verkaufen werden von der Mehrheit der Frauen verachtet da sie die weibliche Solidaritat gegenuber den Mannern untergraben Bierverkauferinnen leben meist allein und verfugen nur uber diese Einkommensquelle Allgemein ist der Gebrauch von Feuer Frauensache Zu den Ausnahmen gehoren die Zubereitung des Opfertieres und das Abbrennen der Felder nach der Ernte durch Manner die hierfur gluhende Holzkohle aus dem Haus der Frau nehmen Die Frauen stellen also das Feuer zur Verfugung Schmiede haben in vielen traditionellen Gesellschaften wegen des Gebrauchs von Eisen und Feuer eine Aussenseiterrolle und leben am Rand der Siedlung Bei den Berti Mannern ist es dagegen die Eigenschaft des Feuers als zum Bereich der Frauen gehorend weshalb diese Tatigkeit ublicherweise nicht von ihnen sondern von Zaghawa ausgeubt wird 12 Der symbolische Ausdruck des Erwachsenenstatus ist der eigene Haushalt Im Alter bleiben die Berti in ihrem Haus sie leben nicht bei den Kindern Bereits mit der Heirat der Kinder geben die Eltern Eigentum und damit Einflussmoglichkeiten ab mit der Erwartung dadurch im Alter von den anstrengenden Arbeiten entlastet zu werden Die Tochter erhalt Land und ein paar Tiere die meisten Tiere gehen an den Sohn Die Plantagen der Verek Akazien werden nur an den Sohn ubertragen da sich aus ihnen das meiste Geld erwirtschaften lasst Die fruhe Ubertragung von Eigentum befreit von Generationskonflikten 13 Praktisch jedes Madchen der Berti wird beschnitten Die Notwendigkeit hierfur wird aus dem Koran abgeleitet 14 Ubergange Bearbeiten Das Weltbild der Berti ist durch das Gegensatzpaar Innen Aussen gepragt Von grosser Bedeutung sind zahlreiche Ubergangsrituale die diese raumlich festgelegte Barriere sicher uberwinden helfen und Ubergangsrituale in der biografischen Entwicklung des Menschen Zu letzteren gehort der mit der Heirat vollzogene Ubergang vom Madchen binei zur Frau mara der einen sozialen Aufstieg bedeutet Wird die Frau geschieden oder stirbt ihr Mann kann sie als Alleinstehende einen Haushalt weiterfuhren und behalt ihren durch die Ehe erworbenen Status als azaba Geschiedene bei Anders der Mann Er verliert nach der Trennung seinen Status und fallt auf die Stufe eines Jugendlichen zuruck falls er nicht erneut eine Frau in seinen Haushalt aufnimmt Die raumlichen Ubergange beziehen sich auf das Verhaltnis von Dorf hilla innen Kultur relative Sicherheit zu der Welt ausserhalb khala Natur Gefahr Aussen lauern direkte physische Gefahren durch Schlangen und Hyanen aber auch durch die eher harmlosen Geister dschunun und die gefahrlichen schayatin Der Glaube an schayatin ist besonders ausgepragt sie werden als grosste Gefahr ausserhalb des Dorfes vorgestellt Sie sollen zahlreicher als Menschen sein unterhalb und oberhalb der Erde leben und sich an Brunnen auf Felsen im Schatten kleiner Baume und an Ameisenhugeln versammeln Am aktivsten sind sie um die Mittagszeit und nach Sonnenuntergang Die schayatin verweisen auf ihre vorislamische Herkunft Am gefahrlichsten ist der Grenzubergang zwischen beiden Welten weshalb es fur beide Richtungen Rituale zu befolgen gibt Das erste individuelle Ritual fur ein Kind wird fruhestens 40 Tage nach seiner Geburt durchgefuhrt wenn es zum Brunnen zum Sammeln von Feuerholz ebenfalls exklusiv Frauenarbeit oder auf das Feld gebracht werden soll Jedes Mal kommen in einem Ritual dessen Zweck es ist den jeweiligen Ort zu einem sicheren Platz zu erklaren gekochte Hirse Hirsebier und Wasser zum Einsatz Wie es Rituale in der Bewegungsrichtung von innen nach aussen gibt mussen auch in umgekehrter Richtung Rituale stattfinden um nicht aussere Gefahren einzuschleppen Wenn die Sparren fur ein neues Haus betu gesetzt sind und bevor das Dach gedeckt wird besprengen es Frauen mit Wasser und Hirsebier Beim Hausneubau fur ein frisch verheiratetes Paar sollte noch vorsichtiger vorgegangen werden Es sollte am besten aus dem Abbruch alter Hauser im Dorf errichtet werden damit kein Material verwendet werden muss das direkt von aussen khala stammt Aufwendige symbolische Rituale regeln den Einzug der Braut die Ordnung der alltaglichen Ablaufe von Schlafen Kochen Hirse mahlen wird etappenweise eingefuhrt 15 Krankheiten werden haufig mit traditionellem Verstandnis betrachtet Habbōba oder habboaba ist eine unsichtbare mystische Figur die Kindern Masern bringt Es ist ein Wesen aus dem gefahrlichen Bereich des khala das in das Dorf eindringen kann falls durch das Nichtbeachten einer Regel die Grenze offen ist Es muss also die Grenze rituell wiederhergestellt werden damit habbōba geht und die Krankheit daraufhin verschwindet Solange wird habbōba mit Respekt behandelt Wurde die Krankheit ausreichend mit einer bestimmten Diat deren Hauptbestandteil wiederum Hirsebier ist behandelt wird das Kind am siebten Tag rituell mit Wasser gewaschen Dieses vom Brunnen ausserhalb gebrachte Wasser darf nicht wie ublich mit dem Esel sondern muss auf dem Kopf oder mit einem Kamel heransportiert worden sein Nach der Waschung ist habbōba aus dem Haus verabschiedet 16 17 Literatur BearbeitenAbdullahi Osman El Tom Berti Qur anic Amulets In Journal of Religion in Africa 17 1987 S 224 244 Abdullahi Osman El Tom Drinking the Koran The Meaning of Koranic Verses in Berti Erasure In Africa Journal of the International African Institute Bd 55 Nr 4 Popular Islam 1985 S 414 431 Abdullahi Osman El Tom Islam and cultural identity among the Berti of Sudan In GeoJournal 46 2 1998 S 155 161 Ladislav Holy Religion and Custom in a Muslim Society The Berti of Sudan Cambridge University Press Cambridge 1991 Introduction PDF 750 kB Ladislav Holy Gender and Ritual in an Islamic Society The Berti of Darfur In Man New Series Bd 23 Nr 3 September 1988 S 469 487 Ladislav Holy Neighbours and Kinsmen A Study of the Berti People of Darfur St Martin s Press New York 1974 Ladislav Holy Residence Among the Berti In Ian Cunnison W James Hrsg Essays in Sudan Ethnography C Hurst London 1972 S 58 70 Alison S Pyle Omer Abdel Gabbar Household vulnerability to famine Survival and recovery strategies among Berti and Zaghawa migrants in Northern Darfur Sudan 1982 1989 In GeoJournal 30 2 1993 S 141 146Einzelnachweise Bearbeiten Sudan Humanitarian Activities UNjobs Memento vom 27 Juli 2009 im Internet Archive PDF 1 3 MB Karte des Gebiets Eintrag der Hilfsprogramme Stand Juli 2005 Topographic Field Map Al Fashir 1 250 000 Memento vom 6 Februar 2007 im Internet Archive PDF 7 4 MB Detailkarte der Universitat Bern Darfur s Berti tribe distances its self from belligerent parties Sudan Tribune 18 Oktober 2006 Ladislav Holy 1991 S 20 Ladislav Holy 1991 S 10 f 22 Abdullahi Osman El Tom Drinking the Koran The Meaning of Koranic Verses in Berti Erasure In Africa Journal of the International African Institute Vol 55 No 4 Popular Islam 1985 S 414 431 hier S 415 Ladislav Holy 1991 S 21 33 Ladislav Holy 1991 S 221 Ladislav Holy 1988 S 473 Ladislav Holy 1991 S 36 38 Ladislav Holy 1991 S 78 f Ladislav Holy 1991 S 50 54 63 Ladislav Holy Strategies for old age among the Berti of the Sudan In Paul Spencer Hrsg Anthropology and the riddle of the Sphinx Paradoxes of Changes in the Life Course Routledge New York 1990 S 173 f Abdullahi Osman El Tom Female circumcision and ethnic identification in Sudan with special reference to the Berti of Darfur In GeoJournal Vol 46 No 2 Identities in Sub Saharan Africa 1998 S 163 170 hier S 165 Ladislav Holy 1991 S 104 116 Ladislav Holy 1991 S 199 201 Abdullahi Osman El Tom The Management of Habboaba Illness among the Berti of Darfur Memento vom 7 April 2008 im Internet Archive Ethnotherapien Therapeutische Konzepte im Kulturvergleich In Curare 14 1998 S 1 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berti Volk amp oldid 195577222