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Der Berggorilla Gorilla beringei beringei ist eine Unterart des Ostlichen Gorillas aus der Primatenfamilie der Menschenaffen Hominidae Von allen Gorillas stellt er die am ausgepragtesten auf dem Boden lebende und sich am meisten von Blattern ernahrende Population dar Berggorillas bewohnen zwei kleine Gebiete im ostlichen Afrika das Gebiet der Virunga Vulkane und den Bwindi Wald wobei die Population des Bwindiwaldes moglicherweise eine vom Berggorilla zu unterscheidende Unterart Bwindigorilla darstellt BerggorillaBerggorillaSystematikUberfamilie Menschenartige Hominoidea Familie Menschenaffen Hominidae Unterfamilie HomininaeGattung Gorillas Gorilla Art Ostlicher Gorilla Gorilla beringei Unterart BerggorillaWissenschaftlicher NameGorilla beringei beringeiMatschie 1903Gahnender Berggorilla in Ruanda Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Ernahrung 5 Fortpflanzung 6 Berggorillas und Menschen 7 Population 8 Systematik 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenBerggorillas haben den stammigen Korperbau der typisch fur die Gorillas ist Sie erreichen in normaler aufrechter Haltung stehend eine Hohe von bis zu 1 75 Meter mit bis zu 200 Kilogramm konnen Mannchen doppelt so schwer werden wie Weibchen Das Fell dieser Tiere ist schwarz gefarbt die charakteristische Graufarbung alterer Mannchen siehe Silberrucken beschrankt sich wie bei allen Ostlichen Gorillas auf den Rucken Kennzeichnend sind das langgestreckte Gesicht und der verhaltnismassig breite Brustkorb Wie bei allen Gorillas sind ihre Augen braun und die Iris weist an ihrem Rand einen schwarzen Ring auf Von den Ostlichen Flachlandgorillas ihren nachsten Verwandten unterscheiden sie sich unter anderem durch ihre kurzeren Arme und ihr langes seidiges Fell Ausserdem sind sie etwas kleiner als der Ostliche Flachlandgorilla Ein weiteres Charakteristikum der Berggorillas ist dass die Grosszehe weniger abgespreizt und mit Bindegewebe mit den ubrigen Zehen verbunden ist wodurch ihr Fuss einen menschenahnlichen Eindruck erweckt Verbreitung und Lebensraum BearbeitenBerggorillas bewohnen nur zwei kleine Gebiete im ostlichen Afrika Zum einen kommen sie an den Hangen der Virunga Vulkane im Grenzgebiet der Demokratischen Republik Kongo Ruandas und Ugandas vor zum anderen im Bwindi Nationalpark im sudwestlichen Uganda Bwindi Gorillas Ihr Lebensraum sind Gebirgswalder zwischen 2200 und 4000 Metern Seehohe Lebensweise BearbeitenBerggorillas leben wie alle Gorillas in Gruppen wobei die Gruppen grosser sind als bei anderen Gorillapopulationen und durchschnittlich 9 bis 10 1 nach anderen Angaben durchschnittlich 16 2 Tiere umfassen konnen In der Regel bestehen diese Gruppen aus einem erwachsenen Mannchen mehreren Weibchen und dem dazugehorigen Nachwuchs Es gibt aber auch Gruppen mit mehreren Mannchen wobei eines von ihnen die dominante Rolle einnimmt Die im Mai 2011 grosste bekannte Gruppe war die des Silberruckens Pablo Sie bestand aus 48 Mitgliedern unter ihnen 13 erwachsene Mannchen davon wiederum sechs Silberrucken 3 Eine verhaltensbiologische Studie zum auffalligen Brustklopfen bei mannlichen Berggorillas ergab Hinweise darauf dass dieses Imponierverhalten zugleich korrekte Informationen uber ihre Korpergrosse ubermittelt Den Beobachtungen der Forscher zufolge trommeln grosse Mannchen aufgrund ihres Korperbaus mit tieferen Frequenzen als kleinere Mannchen wahrend kein Zusammenhang zwischen Korpergrosse und Dauer Anzahl sowie Schlagfrequenz nachweisbar war gleichwohl gibt es individuelle Schlagrhythmen Vermutlich konnten so die Schlussfolgerung der Forscher mannliche Rivalen aus dem Klang der Korpergrosse ihre Konkurrenzfahigkeit gegenuber dem Trommler ohne offene Auseinandersetzung besser einschatzen 4 Die Streifgebiete sind mit 400 bis 800 Hektar kleiner als die anderer Gorillas Ein ausgepragtes Territorialverhalten ist nicht bekannt mehrere Gruppen konnen an der gleichen Stelle nach Nahrung suchen allerdings nicht gleichzeitig Gruppen vermeiden meist den Kontakt untereinander Die taglich zuruckgelegten Entfernungen sind abhangig von der Grosse der Gruppe der Verfugbarkeit der Nahrung und der Regenmenge im Verbreitungsgebiet Gorillagruppen der Niederungen wandern dabei aufgrund der hoheren Verfugbarkeit von Fruchten weniger als Gruppen der hoheren Lagen 5 Berggorillas sind die am starksten bodenbewohnenden aller Gorillapopulationen und klettern nur selten auf Baume Am Boden bewegen sie sich wie alle afrikanischen Menschenaffen im Knochelgang fort Wie alle Gorillas sind sie tagaktiv und errichten zur Nachtruhe ein Nest aus Blattern und Asten Dieser Vorgang dauert meist weniger als funf Minuten ublicherweise wird ein Nest nur einmal verwendet Beobachtungen zufolge durften Bwindigorillas haufiger auf Baume klettern und grossere Streifgebiete haben 6 Ernahrung Bearbeiten nbsp Weiblicher Gorilla beringei beringei beim Essen im Bwindi Impenetrable National Park in UgandaVerglichen mit anderen Gorillas nehmen Berggorillas deutlich weniger Fruchte zu sich Blatter stellen den Hauptbestandteil ihrer Nahrung dar Die taglichen Streifzuge die diese Tiere bei der Nahrungssuche zurucklegen sind mit durchschnittlich 0 4 Kilometern sehr kurz Das liegt zum einen am meist uppigen Angebot an Blattern und zum anderen am geringen Nahrwert dieser Nahrung was die Tiere mit langen Ruhephasen wettmachen Die Population des Bwindiwaldes durfte sich allerdings zu einem grosseren Ausmass von Fruchten ernahren 7 Fortpflanzung Bearbeiten nbsp JungtierBerggorillas haben keine feste Paarungszeit die Fortpflanzung kann das ganze Jahr uber erfolgen Nach einer rund 257 tagigen Tragzeit bringt das Weibchen meist ein einzelnes Jungtier zur Welt Zwillinge sind selten Jungtiere werden 3 bis 4 Jahre gesaugt und erreichen die Geschlechtsreife mit 6 bis 8 Jahren Weibchen beziehungsweise 10 Jahren Mannchen Aufgrund ihrer Sozialstruktur pflanzen sich jedoch die meisten Tiere erst einige Jahre nach Erreichen der Geschlechtsreife fort Ublicherweise verlassen sowohl Mannchen als auch Weibchen beim Erwachsenwerden ihre Geburtsgruppe Die Generationszeit wird beim Ostlichen Gorilla also nicht spezifisch fur den Berggorilla mit 18 2 Jahren fur weibliche Tiere und mit 20 3 bis 21 7 Jahren fur mannliche Tiere angegeben 8 Berggorillas und Menschen Bearbeiten nbsp Berggorilla im Vulkan Nationalpark in RuandaBerggorillas wurden 1903 vom deutschen Zoologen Paul Matschie beschrieben nachdem der Offizier Friedrich Robert von Beringe zwei Tiere gefunden und geschossen hatte Ihm zu Ehren erhielten die Tiere die wissenschaftliche Bezeichnung Gorilla beringei sie wurden zunachst als eigene Art gefuhrt erst spater wurden sie mit allen Gorillapopulationen zu einer Art zusammengefasst Berggorillas waren die ersten Gorillas deren Lebensweise durch langjahrige Freilandstudien erforscht wurde Den Anfang machte der US Amerikaner George Schaller ab 1959 1967 begann die fast zwei Jahrzehnte dauernde Forschungstatigkeit von Dian Fossey Ihr Leben und ihre Ermordung 1985 wurden durch die Verfilmung Gorillas im Nebel einer breiteren Offentlichkeit bekannt Bis heute setzt der Dian Fossey Gorilla Fund 9 ihre Tatigkeit fort Wahrend der kriegerischen Auseinandersetzungen die seit 1989 um die Vulkane gefuhrt werden mussten die Beobachtungen zeitweise eingestellt werden Die zunehmende touristische Erschliessung der beiden Habitate rund um die Virunga Vulkane sowie im Bwindi Impenetrable National Park in Uganda der als UNESCO Weltnaturerbe anerkannt ist gewahrleistet in Verbindung mit dem Einsatz von Park Rangern und Tierarzten einen einigermassen guten Schutz der Berggorillas vor Lebensraumzerstorung und Wilderei Dennoch gilt das Uberleben der Spezies keineswegs als gesichert Im uberwiegenden Teil des Virunga Nationalparks sind Konzessionen fur Erdol gegeben wodurch der Berggorilla bedroht wird 10 Die britische Firma SOCO ist eine der Firmen die Konzessionen erhalten haben 10 Der Gorilla Tourismus ist zu einer wachsenden Einkommensquelle fur die betroffenen Lander geworden Bis zu zehntausend Menschen gehen jedes Jahr auf Erkundungstour in afrikanischen Waldern Diese Entwicklung bringt Risiken mit sich wie beispielsweise die Ubertragung von Krankheiten vom Mensch aufs Tier oder umgekehrt Bislang scheinen die Affen vom Tourismus zu profitieren Menschenaffen die regelmassig von Touristengruppen besucht werden konnen von Tierarzten behandelt und falls notig von Rangern beschutzt werden 11 Population BearbeitenSchon seit den 1950er Jahren wurde der Bestand auf wenige hundert Tiere geschatzt Ende der 1980er Jahre zahlte man rund 620 Tiere 2010 war der Bestand auf knapp 800 Tiere angewachsen 2006 wurden im Bwindi Wald 302 Tiere nachgewiesen 2010 im Virunga Nationalpark 480 Individuen gezahlt 12 13 Die Ergebnisse einer weiteren Zahlung im Bwindi Wald die seit November 2012 vorliegen wiesen einen Bestand von mindestens 400 Tieren nach 14 15 womit sich eine Gesamtpopulation von uber 880 ergab Im Mai 2018 wurde vom Max Planck Institut fur evolutionare Anthropologie eine weitere Zahlung bekannt gegeben die in den Jahren 2015 und 2016 stattgefunden hatte demnach betrug der Bestand damals insgesamt etwas mehr als 1000 Individuen 16 von denen nach Erfahrungswerten fur Gorillas etwa 60 also 600 Individuen als geschlechtsreif anzunehmen waren 8 Berggorillas sind damit die einzige Gorilla Unterart mit steigendem Bestand Die IUCN listete sie bis 2018 aufgrund der geringen Population gleichwohl als vom Aussterben bedroht critically endangered Seither werden Berggorillas nur noch als stark gefahrdet endangered bewertet Neben Lebensraumzerstorung illegaler Jagd und Tierhandel sind diese Tiere auch durch von Menschen ubertragene Krankheiten insbesondere Atemwegsinfektionen 17 18 gefahrdet Berggorillas werden zurzeit nicht in Zoos gehalten die Arterhaltung kann somit ausschliesslich durch den Schutz der wild lebenden Tiere gewahrleistet werden Allerdings werden in der Waisenstation des Senkwekwe Centre im Virunga Nationalpark drei Jungtiere betreut 19 die bei Wilderern bzw Schmugglern beschlagnahmt wurden Die Station beherbergt die einzigen Berggorillas weltweit in menschlicher Betreuung Ihre Auswilderung ist derzeit nicht vorgesehen 20 Systematik BearbeitenFruher wurden alle Gorillapopulationen in einer einzigen Art zusammengefasst heute werden mit dem Westlichen und dem Ostlichen Gorilla zwei Arten unterschieden Der Berggorilla stellt eine Unterart des Ostlichen Gorillas dar und ist somit mit dem Ostlichen Flachlandgorilla der zweiten Unterart naher verwandt als dieser mit dem Westlichen Flachlandgorilla Der systematische Status der Gorillas des Bwindi Waldes Bwindigorillas ist noch nicht endgultig geklart Unterschiede in Morphologie und Lebensweise sprechen dafur dass sie eine weitere vom Berggorilla zu unterscheidende Unterart darstellen konnten 21 Von anderen Forschern werden diese Ergebnisse bestritten sie halten die Unterschiede fur zu gering 22 Bislang sind Bwindi Gorillas also trotz manchmal anderslautender Berichte nicht als Unterart anerkannt Literatur BearbeitenThomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Berlin 2003 ISBN 3 540 43645 6 Ronald M Nowak Walker s mammals of the world 6 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore 1999 ISBN 0 8018 5789 9 englisch Michael Ohl Expeditionen zu den Ersten ihrer Art Aussergewohnliche Tiere und die Geschichte ihrer Entdeckung dtv Munchen 2022 ISBN 978 3 423 29043 2 S 84 115 D E Wilson amp D M Reeder Mammal Species of the World Johns Hopkins University Press 2005 ISBN 0 8018 8221 4Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Berggorilla Gorilla beringei beringei Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Berggorilla Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Gorilla beringei ssp beringei in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN Abgerufen am 22 September 2009 Gorilla gorilla In Animal Info 2 Marz 2005 archiviert vom Original am 11 November 2018 abgerufen am 11 Mai 2019 englisch Informationen zu Lebensweise und Populationszahlen K A Cawthon Lang Primate Factsheets Gorilla Gorilla Taxonomy Morphology amp Ecology In Primate Info Net 4 Oktober 2005 abgerufen am 11 Mai 2019 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Geissmann 2003 S 297 Nowak 1999 S 621 The Dian Fossey Gorilla Fund International Memento vom 15 Januar 2013 im Internet Archive Edward Wright et al Chest beats as an honest signal of body size in male mountain gorillas Gorilla beringei beringei In Scientific Reports Band 11 Artikel Nr 6879 2021 doi 10 1038 s41598 021 86261 8 Gorillamannchen bluffen nicht Brusttrommeln signalisiert ehrlich Korpergrosse Auf idw online de vom 8 April 2021 Jessica Ganas Martha M Robbins Ranging behavior of the mountain gorillas Gorilla beringei beringei in Bwindi Impenetrable National Park Uganda a test of the ecological constraints mode In Behavioral Ecology and Sociobiology Band 58 2005 S 277 288 doi 10 1007 s00265 005 0920 z Volltext PDF The Bwindi Impenetrable Great Ape Project Memento vom 25 Juni 2007 im Internet Archive Dietary Variability of Mountain Gorillas in Bwindi Impenetrable National Park Uganda International Journal of Primatology Vol 25 No 5 October 2004 Memento vom 17 Dezember 2013 im Internet Archive a b Gorilla beringei ssp beringei Mountain Gorilla iucnredlist org 2020 abgerufen am 12 Marz 2021 englisch Saving Gorillas The Dian Fossey Gorilla Fund International Memento vom 12 Juni 2010 im Internet Archive a b John Vidal Congo s rare mountain gorillas could become victims of oil exploration In The Guardian 1 August 2013 ISSN 0261 3077 theguardian com abgerufen am 9 November 2019 Berggorilla Tourismus In E Z Jg 56 2015 5 Linda Geddes DNA tests reveal gorillas in dire straits New Scientist vom 24 Januar 2009 S 13 vergl auch Katerina Guschanski et al Counting elusive animals Comparing field and genetic census of the entire mountain gorilla population of Bwindi Impenetrable National Park Uganda Biological Conservation Band 142 Ausgabe 2 Februar 2009 S 290 300 doi 10 1016 j biocon 2008 10 024 Mountain Gorilla Census Results Population Increases by 26 3 Memento vom 26 Dezember 2010 im Internet Archive News 121113 Bwindi gorilla census shows large increase The Dian Fossey Gorilla Fund International Memento vom 30 November 2012 im Internet Archive Census Results Confirm World Mountain Gorilla Population Up to 880 Individuals Memento vom 2 Dezember 2012 im Internet Archive Number of wild mountain gorillas exceeds 1 000 Auf eurekalert org vom 31 Mai 2018 Fatale Erkaltungen In wissenschaft de 7 Juli 2005 abgerufen am 7 September 2019 Durch Touristen eingeschleppte Atemwegserkrankungen toten Berggorillas Mountain Gorilla Deaths Linked to Human Virus News Watch Senkwekwe Orphan Mountain Gorilla Center Memento vom 17 Oktober 2013 im Internet Archive Lucky Ihirwe Rescued Baby Mountain Gorilla Memento vom 15 Januar 2013 im Internet Archive E E Sarmiento T M Butynski amp J Kalina Gorillas of Bwindi Impenetrable Forest and the Virunga volcanoes Taxonomic implications of morphological and ecological differences In American Journal of Primatology 40 1996 S 1 21 etwa C R Stanford The subspecies concept in primatology The case of mountain gorillas Primates 42 4 2001 S 309 318 Normdaten Sachbegriff GND 4144641 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berggorilla amp oldid 238585657