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Berenike altgriechisch Berenikh war die ptolemaische Neugrundung der griechischen Kolonie Euhesperides Eὐesperides in der Kyrenaika Die Reste beider antiken Stadte liegen unter dem heutigen Bengasi Panathenaische Preisamphore aus der Zeit von Euhesperides gefunden in Bengasi Griechischer Text des Ehrendekrets fur Marcus Tittius Sexti filius Abschrift der Stele im Musee Saint Raymond Toulouse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Euhesperides 1 2 Berenike 2 Lage und Grabungsfunde 2 1 Euhesperides 2 2 Berenike 2 2 1 Kirche von Sidi Khrebish 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEuhesperides Bearbeiten Euhesperides entstand im 6 Jahrhundert v Chr als griechische Kolonie und war die westlichste Stadt der Pentapolis Kyrenaika Der Name zeigt dass die Gegend als der Wohnort der mythologischen Hesperiden galt 1 Herodot berichtet dass der Satrap von Agypten Aryandes bei einem Feldzug gegen Libyen bis zum Land der Euhesperiden vorstiess 515 v Chr 2 Um 440 v Chr endete mit Arkesilaos IV der nach Euhesperides geflohen war und dort ermordet wurde die fast 200 jahrige Dynastie der Battiaden in Kyrene der Hauptsiedlung der Pentapolis Laut Thukydides 3 konnte schwere Artillerie des Spartaners Gylippos auf dem Weg nach Sizilien durch schlechtes Wetter in die Kyrenaika verschlagen die Euhesperiden aus einer Belagerung durch einheimische Libyer befreien 414 v Chr Eine Inschrift die in Bengasi gefunden und auf die Mitte des vierten Jahrhunderts v Chr datiert wurde zeigt dass Euhesperides ahnlich wie Kyrene organisiert war namlich Magistratsbeamte Ephoren einen Altestenrat Geronten und eine Ratsversammlung Bule kannte 4 Seit ca 275 v Chr war die Stadt verlassen Berenike Bearbeiten Die Neugrundung der Stadt mit Umbenennung als Berenike erfolgte ungefahr 245 v Chr durch die Ptolemaerin Berenike II Tochter von Konig Magas von Kyrene oder durch ihren Ehemann und Mitregenten Ptolemaios III Euergetes Auch die anderen Stadte der Kyrenaika erhielten neue dynastische Namen aber nur im Falle von Euhesperides war mit der Namensanderung der Bau einer neuen Stadt verbunden Es wird vermutet dass die Lagune an der Euhesperides lag verlandet war Dass Berenike bis zum Diasporaaufstand 115 117 n Chr einen grossen judischen Bevolkerungsanteil besass zeigen die Inschriften von Berenike 5 aus dem ersten Jahrhundert Sie belegen die Existenz eines judischen Politeuma in dieser Polis der Kyrenaika die seit 74 v Chr zum Romischen Reich gehorte Die erste Spur christlichen Glaubens in Berenike ist auf 260 n Chr datiert Zu dieser Zeit erhielt Berenikes Bischof Ammon einen Brief von Dionysius dem Erzbischof von Alexandria der sich mit der Haresie der Sabellianer befasst Beim Konzil von Nicaa im Jahr 325 war Berenike durch seinen Bischof wahrscheinlich Dachis genannt vertreten Die wichtige Rolle der Stadt in spatromischer Zeit wird auch daraus ersichtlich dass sie auf der Peutinger Tafel die das Strassennetz der damals bekannten Welt darstellt verzeichnet ist Unter Justinian I wurde die Stadtmauer erneuert und eine Therme gebaut Die Siedlung verlor in fruhislamischer Zeit an Bedeutung und zerfiel Lage und Grabungsfunde BearbeitenDie beiden antiken Stadte lagen auf einem Kustenstreifen der von Nord Ost nach Sud West zum heutigen Hafen verlauft und fruher durch Salzwustengebiete Sebkha Ain es Selmani heute noch teilweise als Seen und Brachflachen im Stadtgebiet erkennbar vom Hinterland getrennt war Leider wurden die Ruinen beider Stadte immer wieder als Steinbruch genutzt so dass an den Ausgrabungsorten lediglich wenig spektakulare Gebaudespuren zu sehen sind Euhesperides Bearbeiten Das ursprungliche Zentrum von Euhesperides wurde bei Grabungen auf der kleinen Erhebung eines muslimischen Friedhofs Maqbarah Sayidi Abid lokalisiert Die antike Stadt dehnte sich von hier in sudwestlicher Richtung aus Wahrend die Bebauung im Zentrum dicht und die Strassen unregelmassig angeordnet waren zeitigte das neuere Stadtgebiet ein Rechteckstrassenraster Hippodamisches Schema mit Agora und etwa einem Drittel individuellen Gebauden Die Analyse von gefundenen Scherben und Munzen bestatigte das uberlieferte Alter der Siedlung und die zeitweise Abhangigkeit der Stadt von Kyrene die wahrscheinlich auch ihre Mutterstadt war 6 Durch Entwendung von historischem Baumaterial sowie durch personelle und politische Probleme ist die Dokumentation der bisherigen Grabungen nicht befriedigend abgeschlossen und die Funde sind an mehreren Orten verteilt 7 Berenike Bearbeiten Das Stadtgebiet von Berenike lag ca 2 km weiter sudwestlich direkt an der Kuste und erstreckte sich uber ca 1 5 km bis zum heutigen Hafen In dieser Zone weist die Strassenfuhrung auch heute noch ein Rechteckraster auf und man stiess bei Bauarbeiten immer wieder auf Gebaudereste sowie weiter ostlich in Hafennahe Stadtteil Sidi Hussein auch auf antike Graber Das Ausgrabungsgelande liegt am Fuss des weithin sichtbaren italienischen Leuchtturms Minarate im Gebiet des turkischen Friedhofs des Stadtviertels Sidi Khrebish Hier im Nordwestzipfel des rechteckigen Stadtgebiets von Berenike wurden Reste einer spaten romischen Stadtmauer und einer christlichen Kirche aus dem funften Jahrhundert gefunden 8 Kirche von Sidi Khrebish Bearbeiten Die 1972 1973 ausgegrabene christliche Kirche stand auf einem kleinen Hugel nahe der damaligen Anbindung des antiken Berenike an die Strasse nach Tocra Ihre strategische Lage und die solide Bauart mit Turm lassen die Vermutung zu dass es sich um eine Wehrkirche gehandelt haben konnte Ein Rechteck von 38 m 17 8 m aus Mauern von rund einem Meter Breite umfing eine dreischiffige Basilika mit innerhalb der Umfassungsmauern freistehender Apsis im Osten und dreiteiligem Narthex mit angebautem Vorhof im Westen Das Hauptschiff war durch Arkaden von den Seitenschiffen getrennt Vor den beiden Eckraumen im Osten der Kirche die eventuell uber einen Gang hinter der Apsis verbunden waren lag noch jeweils ein weiterer Nebenraum von denen der nordliche durch ein Bassin als Baptisterium zu erkennen ist Die Verwendung der ubrigen drei Raume sowie der beiden Eckraume im Westen ist unklar Der Bau der Kirche wurde auf das Ende des 5 Jahrhunderts datiert Bemerkenswert ist dass samtliche Mauern aus unterschiedlichem wiederverwendetem Material bestanden Saulen Kapitelle Altarschranken und andere Funktions und Dekorationselemente des kyrenaischen Kirchenbaus waren nur noch in relativ geringem Umfang am Fundort vorhanden Literatur BearbeitenShimon Applebaum Jews and Greeks in Ancient Cyrenaica Brill Leiden 1979 S 160 167 Auszuge online David W J Gill Euesperides Cyrenaica and its Contacts with the Greek World In Kathryn Lomas Hrsg Greek Identity in the Western Mediterranean Brill Leiden 2004 S 391 409 J B Ward Perkins R G Goodchild Christian Monuments of Cyrenaica The Society for Libyan Studies Hertford 2003 ISBN 1900971011 S 114 124 J A Lloyd Hrsg Excavations at Sidi Khrebish Benghazi Berenice Volume I Buildings Coins Inscriptions Architectural Decoration The Society for Libyan Studies Tripoli 1977 J A Lloyd Hrsg Excavations at Sidi Khrebish Benghazi Berenice Volume II Economic Life at Berenice Sculptures and Terracottas Amphoras and Plain Wares The Society for Libyan Studies Tripoli 1979 P M Kenrick Excavations at Sidi Khrebish Benghazi Berenice Volume III 1 The Fine Pottery The Society for Libyan Studies Tripoli 1985 D M Bailey Excavations at Sidi Khrebish Benghazi Berenice Volume III 2 The Lamps The Society for Libyan Studies Tripoli 1985 Demetrios Michaelides Excavations at Sidi Khrebish Benghazi Berenice Volume IV 1 The Mosaics and Marble Floors The Society for Libyan Studies Tripoli 1998 Weblinks BearbeitenEuhesperides Euesperides engl in Ashmolean Museum University of Oxford Berenike Publikationen der Society for Libyan Studies London Excavations at Sidi Khrebish Benghazi Berenice Einzelnachweise Bearbeiten Martin Seewald Lucan 9 1 604 ein Kommentar Diss Gottingen 2002 S 189 PDF Datei 1 66 MB Herodot Historien 4 204 Thukydides 7 50 P M Fraser An Inscription from Euesperides In Bulletin de la Societe Royale d Archeologie d Alexandrie 39 1951 S 132 143 G Luderitz Corpus judischer Zeugnisse aus der Cyrenaika Reichert Wiesbaden 1983 ISBN 3 88226 186 2 Nr 70 und 71 G D B Jones Excavations at Torcra and Euesperides Cyrenaica 1968 69 In Libyan Studies 14 1983 S 109 121 Maria Economou Euesperides a devastated site A challenge for multimedia presentation In Electronic antiquity Volume 1 4 1993 J B Ward Perkins R G Goodchild Christian Monuments of Cyrenaica The Society for Libyen Studies Hertford 2003 ISBN 1900971011 S 114 124 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berenike Kyrenaika amp oldid 216628620