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Schlachten der Burgunderkriege 1474 1477 Neuss Hericourt Planta Grandson Murten Nancy Die Belagerung von Neuss dauerte vom 29 Juli 1474 bis zum Ende Mai 1475 Sie war zentraler Bestandteil der Kolner Stiftsfehde und der Burgunderkriege Der Ursprung waren Konflikte zwischen Erzbischof Ruprecht von der Pfalz und den Landstanden des Erzstift Koln Der mit dem Bischof verbundete Karl der Kuhne der zudem eigene Machtinteressen verfolgte belagerte die Stadt Dies veranlasste Kaiser Friedrich III zur Ausrufung eines Reichskrieges Nach einer fast einjahrigen fur beide Seiten verlustreichen Belagerung zogen sich Karl der Kuhne und seine Verbundeten schliesslich vor den Reichstruppen zuruck Die Belagerung von Neuss von Conradius PfettisheimDarstellung des kaiserlichen Heerlagers vor Neuss im Hausbuch Wolfegg um 1480 Das Bild ist kein Augenzeugenbericht zeigt aber die zeitgenossische Kriegstechnik sehr zuverlassig Darstellung eines zeitgenossischen Heerzuges um 1480 im Hausbuch Wolfegg Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Belagerung 3 Reaktion des Reiches 4 Endphase der Belagerung 5 Folgen 6 Quellen 7 Literatur 8 WeblinksVorgeschichte BearbeitenDer Kolner Erzbischof Ruprecht von der Pfalz lag im Streit mit dem Kolner Domkapitel und den ubrigen Landstanden Der Hintergrund war dass sich nach dem Tod seines Vorgangers Dietrich II von Moers die Landstande des Erzstift Koln zu einer sogenannten Erblandesvereinigung zusammenschlossen Diese hatten die neuen Erzbischofe in ihrer Funktion als Landesherren fortan zu beschworen Die Erblandesvereinigung sah dabei vor dass der Landesherr fur wichtige finanzpolitische und allgemeinpolitische Fragen die Stande um Zustimmung bitten musste Ruprecht hatte die Erblandesvereinigung beschworen sich aber in den folgenden Jahren immer mehr von ihrem Inhalt entfernt Stattdessen versuchte er verpfandete Besitzungen mit Gewalt und unrechtmassig zuruckzugewinnen Auch versuchte er die Stadt Neuss mit Gewalt einzunehmen Die Landstande sahen das Vorgehen des Erzbischofs als Bruch der Erblandesvereinigung an und setzten ihn ab An dessen Stelle wahlten sie Hermann von Hessen zum Stiftsverweser Unterstutzt wurden die Stande nicht zuletzt durch die Stadte Koln und Neuss nbsp Karl der Kuhne als Graf von Charolais um 1460 mit dem Orden vom Goldenen VliesDas Gemalde wird Rogier van der Weyden zugeschrieben Original in Berlin Staatliche MuseenRuprecht seinerseits ersuchte den Herzog von Burgund Karl den Kuhnen um Unterstutzung und ernannte ihn zum Erbvogt des Erzstiftes Karl der Kuhne sah die Gelegenheit als gunstig an in dem sich abzeichnenden Konflikt seinen Machtbereich zu Lasten des Erzstiftes weiter auszudehnen Ein Grossteil der Nachbarterritorien war schon in burgundischer Hand Ausserdem gehorte das Herzogtum Kleve Mark zu seinen Verbundeten Nachdem Karl der Kuhne seit 1473 auch im Besitz des Herzogtums Geldern war war die Existenz des Erzstiftes bedroht Karl der Kuhne marschierte mit einer Armee heran die als eine der grossten und am besten ausgestatteten der Zeit galt Auf Seiten von Karl dem Kuhnen standen Friedrich der Siegreiche von der Pfalz Bruder von Erzbischof Ruprecht sowie die Herzogtumer Geldern und Kleve Mark Die verbundeten Truppen zahlten zusammen etwa 13 000 bis 20 000 Mann Kurz bevor die feindliche Armee in Neuss ankam besetzte Hermann von Hessen mit den Einheiten des Erzstiftes sowie etwa 1500 hessischen Kriegsleuten die Stadt Neuss Die Hessen bestanden aus 70 Rittern 300 anderen Reitern und 1500 Soldaten zu Fuss Insgesamt bestand die Zahl der Verteidiger aus etwa 4000 Mann Belagerung Bearbeiten nbsp Hermann von Hessen Darstellung um 1500 Die Stadt Neuss war damals die wichtigste Festung des Erzstiftes Den Kern bildete die alte Stadtmauer vom Beginn des 13 Jahrhunderts Verstarkt worden war diese durch neuere Verteidigungsanlagen Vor der Stadtmauer lagen zwei Graben und ein befestigter Wall Insgesamt war die Befestigung etwa 50 m breit Hinzu kamen verstarkte Tore und Turme Unmittelbar vor dem Beginn der Belagerung wurden die Befestigungen in Ordnung gebracht und noch einmal verstarkt Mit Lebensmitteln waren die Belagerten gut versorgt Seit dem 29 Juli schlossen die burgundischen Truppen die Stadt ein Einen ersten Angriff von 6000 Reitern und Fusstruppen wehrten die Eingeschlossenen erfolgreich ab Anfangs war der Belagerungsring im Osten noch nicht geschlossen Mitte August hatten die Burgunder nach verlustreichen Kampfen die Stadt ganzlich eingeschlossen Karl der Kuhne liess vergeblich versuchen die Wassergraben die die Stadt umgaben trockenzulegen um die Einwohner von der Wasserversorgung abzuschneiden Ein erster Grossangriff begann am 10 September 1474 Dem gingen uber Wochen schwere Angriffe von Geschutzen zuvor Die Truppen der Burgunder versuchten dann die wichtigsten Stadttore zu sturmen Den Belagerten gelang es unter Aufbietung aller Krafte diesen Angriff abzuwehren Dieser Vorstoss der Burgunder und ihrer Verbundeten war jedoch nur der Auftakt fur weitere fast sechzig ahnliche Angriffe in den folgenden Monaten Unterstutzt wurden die Verteidiger dabei von den Frauen und Kindern der Stadt Den Belagerten gelang es immer wieder durch Ausfalle den Belagerungsring zu sprengen Dadurch zwangen sie die verbundeten Truppen sich wieder neu zu formieren In der Stadt drohte bald das Pulver auszugehen Zwei Boten wurden nach Koln geschickt um Nachschub zu besorgen Sie kamen mit 550 gut bewaffneten Mannern zuruck die jeweils mit mehreren Pfund Salpeter beladen waren Durch List und uber Umwege kam die Einheit in die Stadt Neuss hinein In der folgenden Zeit insbesondere im Winter wurde deutlich dass die Lebensmittel allmahlich zu Ende gingen Auf der anderen Seite wurden die Belagerer entgegen dem ausdrucklichen Verbot durch Kaiser Friedrich III von Gerhard von Julich Berg versorgt Seit dem Februar 1475 waren die Vorrate in der Stadt stark zuruckgegangen Hatte es zu Beginn noch hunderte Kuhe gegeben waren davon nunmehr nur noch drei ubrig deren Milch ausschliesslich Kinder und Kranke bekamen Die Einwohner versuchten sich mit dem Sammeln von Gras Krautern und Schnecken zu ernahren Nachdem die Belagerten um Starke zu demonstrieren noch einmal Ritterspiele abgehalten hatten begannen sie auch die Pferde zu schlachten Noch Jahre spater mussten die hessischen Ritter auf Entschadigung fur ihre verlorenen Pferde warten Reaktion des Reiches Bearbeiten nbsp Friedrich III Gemalde von Hans Burgkmair d A Die Nachrichten uber die Belagerung losten den Eindruck einer allgemeinen Bedrohung des Heiligen Romischen Reiches aus Angesichts der offentlichen Stimmung entschloss sich Kaiser Friedrich III zur Unterstutzung der eingeschlossenen Stadt Auf die Nachricht von der Belagerung hin liess er Albrecht Achilles von Brandenburg und den Mainzer Erzbischof Adolf II von Nassau mit dem Aufbau eines Reichsheeres beginnen das sowohl zur Abwehr der Turken wie zum Kampf gegen Karl den Kuhnen dienen sollte Kaiser und Reichsstande erklarten den Reichskrieg gegen den Herzog von Burgund Mit einem Entsatzheer marschierte der Kaiser Richtung Neuss Kurz vor Weihnachten 1474 kamen die Truppen in der Nahe von Koblenz an Inzwischen war es der Artillerie der Burgunder gelungen die aussere Stadtmauer zu zerstoren Der Kaiser forderte daraufhin die noch zogerlichen Reichsstande auf Truppen zu entsenden Endphase der Belagerung BearbeitenIn Neuss selbst mussten die Verteidiger wichtige Bollwerke den Gegnern uberlassen In der Stadt wuchs die Verzweiflung und man drohte mit Ubergabeverhandlungen sollte der Entsatz nicht bald eintreffen Auf Druck des Kaisers erhielten die Verteidiger Zuzug von Truppen aus der Stadt Koln Nachdem die Stadt Linz als letzte Verteidigungslinie des Erzbischofs gefallen war konnte die kaiserliche Armee am 21 Marz 1475 in Koln einrucken Derweil war die Lage in Neuss stark angespannt Es drohten Unruhen Als Folge der stetigen Angriffe durch die Belagerer wurden in den letzten Wochen allein 1000 Menschen verwundet oder getotet In der belagerten Stadt flehten Bittprozessionen um gottliche Unterstutzung Das Reichsheer begann am 6 Mai von Koln aus auf Neuss zu marschieren Aber erst am 23 Mai naherten sich die Truppen der Stadt Erste Gefechte fuhrten zu Erfolgen der Kaiserlichen Daraufhin zogen sich die Belagerer zuruck Am 28 Juni 1475 wurde in Koln ein Praliminarfriede geschlossen in dem Burgund auf Neuss verzichtete Folgen Bearbeiten nbsp Im Jahr 1550 wurden das alte silbernes Kreuz auf rotem Schild und neue Wappen goldener doppelkopfiger Adler auf schwarzem Schild in einem Schild vereinigt Gekront wird es durch die Kaiserkrone Verschiedene Quellen nennen unterschiedliche Zahlen fur die Verluste Die Verluste der Verteidiger schwanken zwischen 700 und 3000 Dagegen sollen die Burgunder und ihre Verbundeten 10 000 Mann verloren haben Grosse Teile der Stadt lagen in Trummern und die Schulden belasteten die Stadtkasse noch fur Generationen Als Dank fur die dem Reich geleisteten Dienste verlieh der Kaiser der Stadt Neuss zahlreiche Privilegien Darunter war auch ein neues Wappen mit kaiserlichen Symbolen namlich dem goldenen Adler und der kaiserlichen Krone die zu der Zeit neben Neuss nur Amsterdam auf dem Wappen tragen durfte Die Stadt erhielt das Munzrecht und Anteile an Zolleinnahmen Auch weitere Jahrmarkte wurden bewilligt Der Stadtschreiber Christianus Wierstraet hat diese Belagerung genau in seiner Reimchronik festgehalten Quellen BearbeitenChristian Wierstraat Dye hystorij des beleegs van Nuys Arnold ter Hoernen Koln 1476 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Karl Zimmermann Bericht eines Koblenzers aus den Tagen Karls des Kuhnen Zum Todestage des Herzogs von Burgund 5 Januar 1477 In Koblenzer Heimatblatt 4 1927 Nr 2 S 2 3 Ratsbuch I mit Protokollen Rats und Zunftordnungen bzw anderen Aufzeichnungen von 1300 1463 1478 1619 Signatur Stadtarchiv Koblenz Bestand 623 Nr 1536 fol 153 163 Literatur BearbeitenKarl Lyncker Die Belagerung von Neuss in den Jahren 1474 und 1475 Eine Episode zur hessischen Geschichte In Zeitschrift fur Hessische Geschichte und Landeskunde 6 1854 S 1 56 Gerhard Kallen Die Belagerung von Neuss durch Karl den Kuhnen 29 Juli 1474 bis 5 Juni 1475 Neuss 1925 Neudrucke Neuss 1987 und Paderborn 2012 Ernst Wuelcker Hrsg Urkunden und Acten betreffend die Belagerung der Stadt Neuss am Rheine 1474 75 Frankfurt a M 1877 Konstantin Hohlbaum Zur Geschichte der Belagerung von Neuss 1474 1475 Regesten In Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Koln 8 1885 S 1 36 Ferdinand Schmitz Der Neusser Krieg Bonn 1896 Kuno Dollinger Die Belagerung von Neuss In Gerhard Taddey Hrsg Lexikon der deutschen Geschichte Personen Ereignisse Institutionen Von der Zeitwende bis zum Ausgang des 2 Weltkrieges 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1983 ISBN 3 520 80002 0 S 876 Carl Pause Waffen und Ausrustungsgegenstande aus der Belagerung von Neuss 1474 75 In Novaesium Neusser Jahrbuch fur Kunst Kultur und Geschichte 2004 S 23 36 Carl Pause Weapons and Military Equipment from the Burgundian Siege of Neuss in 1474 1475 In Acta Militaria Mediaevalia 6 2010 S 121 144 Carl Pause Waffen und Ausrustungsgegenstande aus der Belagerung von Neuss 1474 75 Drei Hakenbuchsen aus dem Clemens Sels Museum Neuss In Novaesium Neusser Jahrbuch fur Kunst Kultur und Geschichte 2016 S 44 52 Carl Pause Patrick Tarner Waffen und Ausrustungsgegenstande aus der Belagerung von Neuss 1474 75 Burgundische Kriegshammer aus Blei In Novaesium Neusser Jahrbuch fur Kunst Kultur und Geschichte 2020 S 40 53 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Burgunderkriege Quellen und Volltexte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Neuss amp oldid 236776995