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Der Baltische Ring engl Baltic Ring dt auch Ostseering ist ein landerubergreifendes Vermessungsnetz das alle Kustengebiete und Anrainerstaaten der Ostsee verbindet und die Form einer ringformigen 2500 Kilometer langen meist doppelten Triangulationskette besitzt Dieses fur die Geodasie der Zwischenkriegszeit beispielgebende Grossprojekt es stellte das erste wirklich internationale Triangulationsnetz dar und entstand noch vor den ahnlich konzipierten Projekten des Sowjetischen Netzes und des Europanetzes deren erstes Teilstuck es bildete wurde als erstes Grossnetz einer mathematisch strengen astrogeodatischen Netzausgleichung mit Einbeziehung zahlreicher Laplacepunkte unterzogen was seine Genauigkeit auf damals unerreichbar erscheinende 0 3 1 5 ppm oder 15 cm auf 100 km steigerte Das Ringnetz umfasst etwa 150 Punkte erster Ordnung deren Distanzen im Mittel etwa 40 km betragen je nach Topografie 25 bis 60 km und erstreckte sich von Norddeutschland und Westpreussen als Doppelkette uber kleine Teile Polens nach Ostpreussen und uber das restliche Baltikum Litauen Lettland und Estland nach Sudfinnland folgte dem finnischen Meerbusen nach Mittel und Sudschweden und uber den Sund Danemarks zuruck aufs Festland zum Knoten Berlin Die Ausgleichung Minimierung der Restfehler erfolgte aufgrund der Helmert schen Punktprojektion nach der Korrelatenmethode eine Art bedingter Netzausgleichung Zunachst wog die Kommission diese Methode gegen einen Ausgleich nach Koordinaten vermittelnde Ausgleichung ab und entschied sich dann fur sie nachdem Olander fur den sudfinnischen Dreieckskranz die besten Ergebnisse erzielt hatte Der Ring rund um die Ostsee wurde in neun Triangulationsketten zerlegt die einem grossen Neuneck folgten und jede fur sich unter Einbeziehung der Basislinien und der laplaceschen Bedingungsgleichungen ausgeglichen wurden heute folgt man bei internationalen Netzen in militarisch kritischen Gebieten demselben Gedanken weil er den Datenaustausch der Punktkoordinaten nur an den Knotenpunkten ermoglicht wahrend die Koordinaten der restlichen Vermessungspunkte dem alleinigen Verfugungsrecht der einzelnen Staaten vorbehalten bleiben Im Detail unterscheidet sich die Netzgeometrie zwischen den einzelnen Staaten erheblich sodass einige Schwachpunkte die Genauigkeit des Gesamtnetzes beeintrachtigen konnten Obwohl die Geometrie von Einzelketten Aneinanderreihung von einzelnen Dreiecken vor allem im Baltikum und sudwestlichen Finnland Doppelketten zwei direkt verbundene Einzelketten vor allem in Deutschland Danemark und Finnland und Vierfachketten in Ostpreussen bis zu hochprazisen Traversen und drei Rahmennetzen in Schweden wechselt ist die Netzgute relativ einheitlich Das neuneckige Polygon gruppierte sich um neun regionale Knotenpunkte Deutschland 2 Baltikum 2 Finnland 1 Schweden 2 Danemark 1 Seitens der Landesvermessung waren die drei Uberquerungen von Meeresengen besonders kritisch und erforderten messtechnisch grosse Sorgfalt und einen theoretisch fundierten Ausgleich der Richtungsmessungen Ebenso grundlich erfolgte die astronomisch geografische Langendifferenz Messungen zwischen den Netzknoten beziehungsweise den Landeszentren Die Ausgleichung selbst erfolgte nach einer Korrelaten Methode und die Losung des fur damalige Rechenhilfsmittel riesigen Normalgleichungs Systems nach den Eliminationsverfahren von Gauss beziehungsweise von Choleski Rubin Fur die Bedingungsgleichungen der Laplacepunkte erwies sich Olanders Methode direkt in der Ausgleichung der Dreiecksketten jener von Krassowski uberlegen iterativ strenge Bedingungen erst im Hauptausgleich Andere Varianten wurden vom deutschen Geodaten Eggert Mitautor des Handbuch der Vermessungskunde und dem Schweden Asplund entwickelt aber erst im spateren Europanetz in grosserem Stil angewandt Ein vorlaufiger Abschluss der Berechnungen erfolgte nach der 9 Tagung der Baltischen Geodatischen Kommission Helsinki 1937 und danach seitens der Heeresvermessung des Dritten Reichs der endgultige unter der Agide der USA zwischen 1946 und 1950 im Rahmen des deutschen zentraleuropaischen Netzes ZEN Leitung Helmut Wolf und des Europanetzes Die Kooperation der Vermessungsbehorden erlitt jedoch nach 1945 durch den Kalten Krieg einen schweren Ruckschlag von dem sie sich nicht mehr erholen konnte Wichtiger wurde bald eine breite nord und westeuropaische Kooperation zur Etablierung des ReTrig und des ED50 sowie spater zur Erweiterung des WEST westeuropaisches Satellitennetz auf Mittel und Osteuropa Literatur BearbeitenKarl Ledersteger Astronomische und Physikalische Geodasie In Jordan Eggert Kneissl Handbuch der Vermessungskunde Band V 871 p Kapitel IV 27 und 25 J B Metzler Stuttgart 1969 Th N Krassowskij Berechnungsmethode der Triangulationen 1 Ordnung in der UdSSR 5 Tagung der Baltischen Geodatischen Kommission Kopenhagen Helsinki 1930 31 Ubersetzung Max Kneissl in Kartographie und Vermessungswesen Berlin 1942 B Jeschke B Kodatis Bestimmung des Langenunterschiedes Potsdam Danzig Die Langenbestimmung der Landeszentralen Kaunas Litauen Potsdam Sonderveroffentlichung Nr 5 der Baltischen Geodatischen Kommission Helsinki 1936 72 p V R Olander Gewichte der Azimute und Koordinaten in einer schematischen Dreieckskette mit Laplacegleichungen Verhandlung der 9 Tagung der Baltischen Geodatischen Kommission Juli 1936 Finnisches Geodatisches Institut Helsinki 1937 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baltischer Ring amp oldid 196771766