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Badorfer Keramik ist der Begriff fur eine bereits in frankischer Zeit produzierte Keramik Die entstandene und fortan verwendete Bezeichnung Badorfer Keramik ist heute eine Kategorie der zahlreich vorkommenden Produkte Rheinischer Keramiken Als Handelsware verband sich diese Bezeichnung mit den uber einen langen Zeitraum hergestellten und begehrten Erzeugnissen der Badorfer Topfer die diese in viele europaische Lander exportierten Keramik aus Badorf Fundort SteingasseInhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 1 1 Rohstoff und Handwerk 1 2 Brenntechniken 1 3 Ware und Handel 1 4 Verlagerung und Aufgabe der Keramikproduktion 2 Heutige Prasentationen zur Keramikgeschichte 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte BearbeitenArchaologische Untersuchungen und Befunde weisen fur das Bruhler Umland von der merowingischen Zeit bis in das 15 Jahrhundert bedeutende Vorkommen von Tonwaren auf Die Lage der Ansiedlungen am Rande des Vorgebirges bot dem Topferhandwerk in mehrfacher Hinsicht ideale Voraussetzungen Die hier vorhandenen Bachlaufe lieferten ihm Wasser die erforderlichen Ton und Sandschichten in geringer Tiefe waren leicht abbaubar und der aus den damals noch vorhandenen Waldern gewonnene Rohstoff Holz lieferte den Brennstoff fur die Brennofen Der nicht weit entfernt am Rhein gelegene Kolner Absatz und Umschlagplatz diente vor allem dem Fernhandel und war uber die erhaltenen Romerstrassen gut zu erreichen So fanden sich fruheste Spuren der Keramikherstellung am Osthang der Ville auf dem Gebiet des heutigen Ortes Waldorf fur das 6 bis 7 Jahrhundert und nach einer raumlichen Verlagerung der Werkstatten nach Norden im 8 Jahrhundert in Walberberg und Eckdorf In Walberberg konnten beispielsweise auf einem Baugrundstuck vier Topferofen der karolingischen Zeit dokumentiert werden 1 Ebenfalls zu dieser Zeit gab es schon Topfereien in Kierberg entstanden aus einem ehemaligen Fronhof Merreche einem frankischen Konigsgut Pingsdorf siehe auch Pingsdorfer Keramik und Badorf Fur das dort zwischen dem 8 und 10 Jahrhundert gefertigte Topfergut entstand der Begriff Badorfer Keramik Rohstoff und Handwerk Bearbeiten nbsp Badorfer Grosskeramik nbsp Bruhler Keramikmuseum Fragment einer frankischen Reliefbandamphore Badorfer Ware 8 10 JahrhundertDas im Tagebau erreichbare Tonmaterial dessen Zusammensetzung der heutigen Forschung Auskunft uber die Herkunft der Keramik gibt wurde in so genannten Tonkaulen ausgehoben und zu den Werkplatzen verbracht Der Ton wurde dann eingesumpft geschlammt also ausgewaschen mit Sand vermischt und schliesslich zumeist mit den Fussen kraftig durchgewalkt Dieses grundliche vor der dann folgenden Formgebung auf der Topferscheibe vorgenommene Durchkneten war erforderlich um so die Masse von Verunreinigungen wie kleineren Steinen Laub Wurzelwerk und von Luftblasen zu befreien die sonst beim Brennen zu Abplatzungen gefuhrt hatten 2 Die Keramikproduktion deren Spuren sich an vielen Orten in Form von geborgenen Resten der Werkstatten Fehlbranden und sonstigen Artefakten fanden wurden durch Bodenfunde nachgewiesen Brenntechniken Bearbeiten Aufgrund der Auswertung neuerer Grabungen ergaben sich viele neue Erkenntnisse zur Entwicklung der mittelalter und fruhneuzeitlichen Ofentechnologie Sie wurden durch Andreas Heege ubersichtlich zusammengefasst 3 und stellen sich im Wesentlichen wie folgt dar Die fruhmittelalterlichen Keramikofen in denen die Badorfer Keramik des 8 10 Jahrhunderts gebrannt wurde standen ganz in der Tradition der romischen stehenden Ofen Der uber dem Feuerungsraum liegende Brennraum war durch eine Lochtenne Schamottplatte mit Lochern getrennt Ofen dieser Art welche auch als karolingische Ringofen bezeichnet werden fanden sich in Walberberg Eckdorf und Pingsdorf Aus den stehenden Ofen entwickelten sich dann im Hochmittelalter zwischen dem 10 und 11 Jahrhundert die liegenden Ofen mit hintereinanderliegender Anordnung von Feuerungs und Brennraum Sie waren durch eine Stufe und oder ein Feuergitter aus Topf und Tonsaulen voneinander getrennt Es gibt jedoch viele verschiedene Ofentypen die belegen dass die mittelalterlichen Topfer viel und innovativ am Aufbau ihrer Ofen experimentierten Denn durch die Optimierung des Zuges im Ofen konnte die Brenntemperatur und somit die Dichte das heisst die Qualitat der Keramik verbessert werden 3 Ware und Handel Bearbeiten Die aus dieser Zeit bekannten Topferwaren Badorfer Art nahmen einen besonders hohen Rang ein Insgesamt handelt es sich um eine helltonige glatte Ware die mit bandartigen Auflagen Rollstempeln und Wellenmustern verziert sein konnte Charakteristisch sind prachtige eiformig gestaltete Reliefbandamphoren die eine Hohe von 70 cm erreichten Reliefbandamphoren waren grosse Vorratsgefasse ohne Standflache deren Wandung etwa 5 6 mm mit Zierbandern geschmuckt wurden die zur Stabilitat des Grossgefasses beitrugen Sie wurden nicht allein in Badorf sondern auch in Eckdorf Geildorf und Pingsdorf hergestellt Hinzu kamen Kugeltopfe aus Grauware von diverser Grosse die uber das ganze Mittelalter hinweg als Koch oder Vorratsgefasse dienten Die Badorfer Keramik war in allen produzierten Formen eine begehrte Ware und wurde nicht nur regional vermarktet sondern auch uber den Rhein in entfernte Lander Europas exportiert 4 In den Handel gelangten vorwiegend Grossgefasse wie die schon angefuhrten Reliefbandamphoren die nicht um ihrer selbst willen sondern als Transportbehaltnisse fur andere Waren wie Wein und Pflanzenole verhandelt wurden Verlagerung und Aufgabe der Keramikproduktion Bearbeiten Nach dem Erhalt der Stadtrechte durch Erzbischof Siegfried von Westerburg im Jahr 1285 siedelten sich die Topfer des Umlandes mehr und mehr in Bruhl an Sie errichteten ihre Produktionsstatten vornehmlich entlang der heutigen Uhl und Tiergartenstrasse der Bonningerstrasse sowie auf dem Gelande des Jahnshofes 5 Wohl durch das Aufkommen grosserer Keramikproduktionen in Koln Siegburg und Frechen kam die Bruhler Produktion am Beginn des 16 Jahrhunderts zum Erliegen Die auswartigen nun teilweise auch im neuen Stil der Renaissance entstehenden Produkte liefen der Bruhler Ware den ehemals fuhrenden Rang ab Heutige Prasentationen zur Keramikgeschichte BearbeitenAus den in der Stadt selbst freigelegten Uberresten stammt ein Steinzeugofen des ausgehenden 13 Jahrhunderts der als der am vollstandigsten erhaltene Topferofen des Rheinlandes gilt Sein geborgenes Feuergitter fand Aufstellung in einer Einkaufspassage am Ende der Uhlstrasse Zur Entstehung und der Entwicklungsgeschichte des Topferhandwerks bietet das mit einer grossen Anzahl Exponaten der heimischen Keramik ausgestattete Bruhler Keramikmuseum seinen Besuchern einen umfassenden Einblick nbsp Fundort Bruhl Franziskanerhof nbsp Erdlage des Ofens nbsp Geborgenes FeuergitterSiehe auch BearbeitenHunneschans KeramikLiteratur BearbeitenAndreas Heege Topferofen im Rheinland S 193 197 In Thomas Otten u a Hrsg Fundgeschichten Archaologie in Nordrhein Westfalen Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein Westfalen Bd 9 von Zabern Mainz 2010 Katalog der gleichnamigen Landesausstellung Romisch Germanisches Museum 19 Marz bis 14 November 2010 Heinz Gunter Horn Hansgerd Hellenkemper Hrsg Harald Koschik In Fundort Nordrhein Westfalen Millionen Jahre Geschichte Schriften zur Denkmalpflege in Nordrhein Westfalen Bd 5 von Zabern Koln 2000 ISBN 3 8053 2698 X Katalog der gleichnamigen Landesausstellung Romisch Germanisches Museum 17 Marz bis 27 August 2000 Gunter Kruger Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten Stadt Bruhl 1285 1985 Schriften zur Bruhler Geschichte Bd 6 Bruhl 1985 Katalog der gleichnamigen Ausstellung Franziskanerkloster Bruhl 1 Mai bis 29 September 1985 Ulrike Mussemeier Badorfer Keramik In Hansgerd Hellenkemper Heinz Gunter Horn Harald Koschik und Bendix Trier Hrsg Ein Land macht Geschichte Archaologie in Nordrhein Westfalen Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein Westfalen Bd 3 von Zabern Mainz 1995 ISBN 3 8053 1801 4 Gisela Reineking von Bock Antonius Jurgens Marianne Jurgens Bruhler Keramik des Mittelalters Vorstufe zur Rheinischen Topferkunst Stadt Bruhl Bruhl 1985 ISBN 978 3 926076 13 7Einzelnachweise Bearbeiten Harald Koschik Topfereien Bodendenkmalpflege im Rheinland In Heinz Gunter Horn Hansgerd Hellenkemper Hrsg Harald Koschik In Fundort Nordrhein Westfalen Millionen Jahre Geschichte Schriften zur Denkmalpflege in Nordrhein Westfalen Band 5 Koln 2000 ISBN 3 8053 2698 X S 29 Gunter Kruger Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten Bruhl 1985 S 18 12 a b Andreas Heege Topferofen im Rheinland In Fundgeschichten Archaologie in Nordrhein Westfalen Begleitbuch zur Landesausstellung 2010 Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein Westfalen Bd 9 2010 S 193 197 Gunter Kruger Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten Bruhl 1985 S 18 12 Information der Stadt Bruhl Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Badorfer Keramik amp oldid 219034036