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Aymer de Lusignan auch Aymer de Valence um 1228 4 Dezember 1260 in Paris war ein Bischof des englischen Bistums Winchester Er war einer der sogenannten Lusignans die ab 1247 in hoher Gunst von Konig Heinrich III standen Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Jugend 2 Geistliche Karriere in England 3 Wirken als Bischof 4 Verhaltnis zum Konig 5 Eskalation des Konflikts mit den Baronen Exil und Tod 6 Bewertung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft und Jugend BearbeitenAymer entstammte der franzosischen Adelsfamilie Lusignan Er war ein jungerer Sohn von Hugo X von Lusignan Graf von La Marche und von seiner Frau Isabella von Angouleme der Witwe des englischen Konigs Johann Ohneland Aymer war damit ein Halbbruder des englischen Konigs Heinrich III Er wurde im Poitou geboren vielleicht in der Burg von Valence einer Burg der Familie bei Angouleme Als jungerer Sohn wurde 1242 vereinbart dass er die kleine Herrschaft Couhe im Poitou erben sollte dazu wurde er fur eine geistliche Karriere vorgesehen Geistliche Karriere in England BearbeitenSein Halbbruder Heinrich versuchte ihm bereits im Juli 1242 eine Pfrunde in der Kirche von Northfleet in Kent zu verschaffen im Juni 1246 erhielt er die Einkunfte der Kirche von Tisbury in Wiltshire Auf Einladung von Heinrich 1 kam er im Sommer 1247 zusammen mit seinen Brudern Guy Gottfried und William nach England Durch die Gunst des Konigs erhielt er rasch weitere Pfrunden von Pfarreien in verschiedenen Bistumern von Croyland Abbey und der Abtei von St Albans sowie im York Minster und in der Londoner St Paul s Cathedral Von Juli 1247 bis September 1248 eventuell langer besuchte er Schulen in Oxford wo er von Vincent de Pirmil dem spateren Erzbischof von Tours unterrichtet wurde Der Gelehrte Johannes de Garlandia verfasste fur ihn ein Lehrwerk der Grammatik Sein Aufenthalt in Oxford wurde dabei durch den Mord an einem seiner Diener uberschattet worauf der Konig der Stadt von November 1247 bis Januar 1248 die Stadtrechte entzog Bereits 1247 hatte der Konig vergeblich versucht Lusignan zum Propst von Beverley Minster wahlen zu lassen auch der Versuch ihn 1249 zum Bischof von Durham wahlen zu lassen scheiterte am Widerstand des Domkapitels In dieser Zeit war er mindestens einmal im Poitou wo er im August 1248 zu einem der Testamentsvollstrecker seines verstorbenen Vaters ernannt wurde Im Marz 1249 huldigte er dem Abt des Klosters Saint Maixent fur seine Herrschaft Couhe Nach dem Tod von Bischof William Raleigh am 1 September 1250 befahl Konig Heinrich den Monchen der Kathedrale von Winchester Lusignan zum neuen Bischof von Winchester zu wahlen In einer langen Predigt in der Kathedrale erinnerte der Konig die Monche an ihre spezielle Verpflichtungen gegenuber der Krone Obwohl die Monche Lusignan als zu jungen und unerfahrenen Kandidaten offen ablehnten gaben sie schliesslich nach und wahlten Lusignan am 4 November 1250 zum neuen Bischof Nachdem der Konig fur seinen Halbbruder auch bei Papst Innozenz IV interveniert hatte bestatigte dieser die Wahl im Januar 1251 und erteilte Lusignan einen Dispens nach dem er vorlaufig nicht zum Bischof geweiht werden musse aber weiterhin die Einkunfte aus seinen Pfrunden beziehen durfe deren Hohe von Matthew Paris auf etwa 1000 Mark jahrlich geschatzt wurde Im Juni 1251 kehrte Lusignan nach England zuruck und am 23 Juli feierte er mit dem Konig seine Wahl zum Bischof mit einem aufwandigen Fest in Winchester zu dem ihm der Konig wertvolle Messgewander und liturgische Gerate schenkte Wirken als Bischof BearbeitenLusignan wurde als Bischof in heftige Konflikte verwickelt Schon im September 1251 kam es zu einem Streit mit Kaufleuten aus Southampton die ihren Handel wahrend des Jahrmarkts in Winchester nicht einstellen wollten Dieser Streit zog sich bis 1254 hin Zu einem ernsten Konflikt mit Bonifatius von Savoyen dem Erzbischof von Canterbury kam es 1252 als dieser Lusignans Versuch vereitelte das Patronat uber das St Thomas Hospital in Southwark zu erlangen Aymer stiftete darauf seine Unterstutzer darunter seinen Bruder William de Valence an die Bischofspalaste von Lambeth und Maidstone zu plundern und einen Beamten des Erzbischofs gefangen zu nehmen der dann in Farnham Castle eingekerkert wurde Der Beamte wurde bald wieder freigelassen doch der Erzbischof exkommunizierte Lusignan und seine Unterstutzer Die Exkommunikation wurde erst nach Intervention des Konigs und nach einer Berufung an den Papst im Januar 1253 aufgehoben wurde Danach wurde Lusignan in einen heftigen Streit mit den Monchen des Kathedralkonvents von Westminster verwickelt die nachdem er die Wahl des Priors uberwachen wollte einen eigenen Kandidaten aufstellten Wahrend Lusignan die Monche an ihre Verpflichtung zum Gehorsam erinnerte wandten diese sich an den Papst worauf mehrere fuhrende Mitglieder des Konvents von Bischof Lusignan verhaftet wurden wahrend andere freiwillig in andere Benediktinerkonvente wechselten Der Streit war im Juni 1256 nach Vermittlung durch Papst Alexander IV und dem Franziskaner Adam Marsh zwischenzeitlich beigelegt doch die Streitpunkte waren nicht vollstandig ausgeraumt Um die Kosten ihrer Berufung an den Papst tragen zu konnen hatten sich die Monche bei italienischen Kaufleuten verschuldet Lusignan wollte diese Schulden nur begleichen wenn ihm der Kathedralkonvent die Isle of Portland mit den Gutern von Weymouth und Wyke in Dorset uberliess Verhaltnis zum Konig BearbeitenTrotz dieser Konflikte stand Lusignan bei seinem koniglichen Halbbruder in hoher Gunst Der Konig bedachte ihn standig mit Geschenken etwa mit Wein oder Wildbret doch auch mit Privilegien und anderen Vergunstigungen wie dem Jagdrecht in koniglichen Waldern Dank vom Konig verliehener Privilegien wuchs der Jahrmarkt von Winchester stark an wodurch Lusignan steigende Einkunfte hatte Lusignan genoss eine so hohe Gunst des Konigs dass er wahrend seiner gesamten Amtszeit alle Zahlungsaufforderungen des koniglichen Schatzamtes ignorieren konnte erst gegen Ende seiner Amtszeit leistete er geringe Abgaben 2 Er erhoffte sich sogar noch weitere Privilegien vom Konig er bat ihn etwa dass er Landereien in Woolwich und Greenwich erwerben durfte die bislang den Monchen der Abtei von Saint Jean d Angely im Poitou gehorten Durch die Gunst des Konigs konnte er auch seine Nichte Alice mit Gilbert de Clare dem Erben des reichen Magnaten Richard de Clare 5 Earl of Hertford verheiraten Der Versuch des Konigs ihn 1255 zum Erzbischof von York wahlen zu lassen scheiterte jedoch Dabei war Lusignan keineswegs ein stets unterwurfiger Diener des Konigs Im April 1253 unterstutzte er beispielsweise die anderen englischen Bischofe als diese sich gegen eine papstliche Steuer wehrten wofur er angeblich scharf vom Konig gerugt wurde Sein Widerstand gegen diese Steuer dazu sein Streit mit Erzbischof Bonifatius fuhrte sicher dazu dass seine Gegner Papst Innozenz IV uberzeugen konnten die Erlaubnis zuruckzunehmen dass Lusignan die Einkunfte aus seinen bisherigen Pfrunden zusatzlich zu denen aus seinem Bistum beziehen durfte Angesichts der finanziellen Krise in der sich Konig befand fuhrte die Bevorzugung von Lusignan und seinen Brudern zu steigendem Unmut unter den Rittern und Baronen Sein Streit mit Bonifatius von Savoyen einem Verwandten von Konigin Eleonore verdeutlichte die Spaltung des Konigshofes in Anhanger der Lusignans und der Savoyer Lusignan hatte zahlreiche Amter in Winchester an Landsleute von ihm vergeben und von Januar bis September 1257 besuchte er das Poitou Deshalb galten er und seine Bruder in England als Poitevins als Auslander auch wenn der Konig ihn 1257 als Botschafter zum franzosischen Konig Ludwig IX gesandt hatte um uber eine Verlangerung des Waffenstillstands zwischen England und Frankreich zu verhandeln Im Januar 1258 sandte ihn der Konig erneut als Gesandten nach Frankreich um uber die Ruckgabe von von Heinrich beanspruchten Gebieten in Frankreich zu verhandeln Eskalation des Konflikts mit den Baronen Exil und Tod BearbeitenIm April 1258 kam es zu einem gewaltsamen Streit zwischen Gefolgsleuten von Lusignan und von John fitz Geoffrey Lord of Shere in Surrey bei denen ein Gefolgsmann von Fitzgeoffrey getotet wurde Nachdem der Konig es abgelehnt hatte Fitz Geoffreys Anklage zu horen kam es zu einer Rebellion von einer Gruppe von Baronen die rasch grosse Unterstutzung von anderen Baronen erhielt Einer der Hauptkritikpunkte der Barone war die Bevorzugung der Lusignans Zwar benannte der Konig Lusignan zu einem seiner zwolf Unterhandler die mit der Adelsopposition verhandeln sollten doch im Juni 1258 fluchteten er und sein Bruder angesichts des Widerstands im Parlament nach Winchester Die aufgebrachten Barone verfolgten ihn und bereiteten bereits eine Belagerung seiner Residenz Wolvesey Castle vor Er wurde des Totschlags am Gefolgsmann von Fitzgeoffrey beschuldigt dazu kamen Geruchte dass er verschiedene Barone darunter William de Clare vergiftet hatte Zwischen der Wahl in Gewahrsam der Barone in England zu bleiben oder ins Ausland zu gehen wahlten er und seine Bruder das Exil Am 14 Juli verliess er von Dover aus England Er durfte von seinem Schatz nur 3000 Mark mitfuhren sein restliches Vermogen wurde von der neuen Regierung der Barone beschlagnahmt die versuchte den Papst zu uberzeugen Lusignan seines Amtes als Bischof zu entheben Nachdem ein Versuch Lusignans in der Universitat von Paris zu bleiben von Konig Ludwig IX einen Schwager von Konigin Eleonore abgelehnt worden war reiste er weiter nach Rom Dort konnte er Papst Alexander IV seine Version seiner Verbannung nahelegen so dass dieser im Januar 1259 den englischen Konig uberreden wollte Lusignan wieder in seinem Bistum einzusetzen Unter dem Druck der Barone entgegnete der Konig dass das Exil Lusignans gerechtfertigt sei und dass dieser die Beziehungen zwischen ihm seiner Konigin und dem Thronfolger Eduard belastet hatte Die Monche des Kathedralkonvents von Winchester wahlten im Januar 1259 Henry Wingham anstelle von Lusignan als neuen Bischof wahrend Lusignans Besitzungen geplundert und seine Gefolgsleute ihrer Amter enthoben wurden Im Januar 1260 bat der Konig den Papst Lusignan zum Bischof eines Bistums ausserhalb Englands zu ernennen Der Papst dagegen weihte Lusignan nachdem dieser das kanonische Mindestalter von 30 Jahren erreicht hatte am 29 Mai 1260 zum Prieser und am folgenden Tag zum Bischof von Winchester Anschliessend sandte er ihn zusammen mit dem papstlichen Gesandten Velascus und Erzbischof Vincent von Tours seinem fruheren Lehrer zuruck nach England Dazu drohte er uber England das Interdikt zu verhangen und die Gegner Lusignans zu exkommunizieren solange Aymer nicht wieder in seinem Amt als Bischof eingesetzt wurde In Paris erkrankte Aymer jedoch und starb in der Abtei von Ste Genevieve Konig Heinrich betrauerte offentlich seinen Tod und liess Messen fur ihn lesen Nachdem der Konig zwischenzeitlich im Kampf gegen die Barone wieder die Macht erkampft hatte wurde Lusignans Herz am 20 Marz 1262 in der Kathedrale von Winchester beigesetzt Bewertung BearbeitenSchon zu Lebzeiten wurde Lusignan von den Chronisten heftig fur seine auslandische Herkunft seine geringe Bildung und fur seine Gewalttatigkeit kritisiert Der seit 1254 bestehende Streit mit dem Kathedralkonvent belastete noch lange Jahre die Beziehungen zwischen den Monchen und seinen Nachfolgern und fuhrte zu einer finanziellen Krise sowohl der Monche wie auch der Bischofe Abgesehen von diesen Streitigkeiten und trotz seiner haufigen Abwesenheit von Winchester wurde das Bistum wahrend seiner Amtszeit beachtlich gut verwaltet Lusignan und seine Beamten stellten Urkunden aus ernannten Pfarrer losten Streitigkeiten wie um die Gerichtsbarkeit des Archidiakonats von Surrey und warben um Stiftungen zugunsten des Hospital of St Cross bei Winchester Nach den erhaltenen Aufzeichnungen wurden unter ihm hohe Summen zugunsten der Armen gespendet und trotz seiner geringen Bildung war Lusignan einer der Schiedsrichter im Wettstreit zwischen den Dichtern Henry d Avranches und Michael of Cornwall Seine Landkaufe darunter Portland und ein Gut bei Woolwich in Kent wurden wahrend seines Exils von seinen adligen Gegnern beschlagnahmt Nachdem sein Herz in Winchester beigesetzt wurde wurde von Wundern an seiner Herzurne berichtet so dass noch uber zehn Jahre spater dort Votivgelder gespendet wurden Literatur BearbeitenH W Ridgeway The ecclesiastical career of Aymer de Lusignan bishop elect of Winchester 1250 60 In J Blair B Golding The cloister and the world Clarendon Oxford 1996 ISBN 0 19 820440 XWeblinks BearbeitenNicholas Vincent Lusignan Valence Aymer de c 1228 1260 bishop of Winchester In Henry Colin Gray Matthew Brian Harrison Hrsg Oxford Dictionary of National Biography from the earliest times to the year 2000 ODNB Oxford University Press Oxford 2004 ISBN 0 19 861411 X oxforddnb com Lizenz erforderlich Stand 2004 Aymer de Valence auf thepeerage com abgerufen am 6 Dezember 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Westminster Abbey William and Aymer de Valence Abgerufen am 8 Dezember 2015 Richard H Britnell The Winchester pipe rolls and medieval English society Boydell Woodbridge 2003 ISBN 1 84383 029 9 S 164VorgangerAmtNachfolgerWilliam RaleighBischof von Winchester 1250 1260John GervaseNormdaten Person GND 1147224579 lobid OGND AKS VIAF 118151246600144132590 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Aymer de LusignanALTERNATIVNAMEN Lusignan Aymer de Aymer de ValenceKURZBESCHREIBUNG Bischof von WinchesterGEBURTSDATUM um 1228STERBEDATUM 4 Dezember 1260STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aymer de Lusignan amp oldid 237931745