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ʿAbd al Wahhab ibn Ahmad asch Schaʿrani arabisch عبد الوهاب بن أحمد الشعرانی DMG ʿAbd al Wahhab b Aḥmad as Saʿrani 1491 in Saqiyat Abu Schaʿra 1565 in Chatt Baina ʾs Surain beide in Agypten war ein wichtiger Lehrer und Historiker des Sufismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Klassenbucher 4 Ubersetzungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWie asch Schaʿrani in seiner Autobiographie Laṭaʾif al Minan 1 schreibt war einer seiner Vorfahren Musa Abu ʿImran ein Sohn des Sultans von Tlemcen in Algerien Musas Enkel Ahmad asch Schaʿrani 1424 zog in den Ort Saqiyat Abu Schaʿra im agyptischen Gouvernement al Minufiyya Ahmads Sohn Nur ad Din ʿAli 1486 der Grossvater asch Schaʿranis studierte an der al Azhar Moschee von Kairo erwarb den Ruf eines frommen und sittenstrengen Gelehrten und wurde Scheich im von ihm gegrundeten zawiya Sufi Kloster von Saqiyat Abu Schaʿra Asch Schaʿranis Vater der Gelehrte Schihab ad Din Ahmad 1501 der als Ausnahme in der Familie kein Sufi wurde und deshalb auch nicht im Werk seines Sohnes aṭ Ṭabaqat al Kubra siehe unten erwahnt ist studierte bei beruhmten Ulema Religionsgelehrten in Kairo kehrte dann jedoch wieder in seinen Heimatort zuruck Dort beschaftigte er sich mit Landwirtschaft und fungierte als Registrator der Abgaben die von den Fellachen Bauern zu entrichten waren Beim Tod seines Vaters war asch Schaʿrani erst zehn Jahre alt Sein alterer Bruder ʿAbd al Qadir sorgte fur ihn und machte nach der Grossjahrigkeit seines jungeren Bruders mit ihm den Haddsch Pilgerfahrt nach Mekka Im Jahre 1505 konnte asch Schaʿrani durch finanzielle Unterstutzung eines hohen Beamten nach Kairo ubersiedeln und dort an der sufitischen al Gamri Moschee im Norden der Stadt wo er 17 Jahre lang verblieb studieren und lehren Er verbrachte seine Jugendzeit mit Studien auch in der Kunst des Predigens und mit asketischen Ubungen Durch den Imam der Moschee Amin ad Din an Naddschar ad Dimyati wurde er bei einigen beruhmten Sufi Gelehrten eingefuhrt Da er sich bald grosser Popularitat erfreute hatte er zwar namhafte Freunde und Schuler aber auch starke Gegner die ihn schliesslich zum Beenden seiner Tatigkeit an der al Gamri Moschee drangen konnten Er ging an die Medresse Hochschule Umm Chond in Chatt Bayna ʾs Surayn wo er als Prediger der Freitagsgebete und einer mit Hilfe eines reichen Kadi gegrundeten zawiya einen neuen Aufgabenkreis fand und ausserdem Mildtatigkeit waqf Essen fur 200 Personen pro Tag uben konnte Asch Schaʿranis Einfluss erstreckte sich uber die sufitischen Kreise hinaus auf viele Schuler und Lehrer bekannter Kairoer Medressen besonders aber auf die Sufi Scheichs Auf der al Azhar Moschee hatte er allerdings einige Feinde und auch der beruhmte Karim ad Din Muhammad ibn Ahmad al Chalwati 1578 Oberhaupt der Chalwati Sufi wurde wegen unterschiedlicher religioser Auslegungen und personlicher Differenzen sein Gegner Nach asch Schaʿranis Tod konnte sein einziger Sohn ʿAbd ar Rahim die Position seines Vaters nicht mehr erreichen wenn auch die Schaʿrani Richtung des Sufismus bis in das 19 Jahrhundert fortbestand Die wichtigsten Informationen uber asch Schaʿrani uberlieferte sein Schuler ʿAbd ar Raʾuf al Munawi 1621 in einer Biographie 2 Eine zweite Quelle ist ein Werk von Muhammad Muhyi ʾd Din al Malidschi einem Anhanger der tariqa der Weg auf dem der Mystiker wandert die Lehre asch Schaʿranis Er zitiert die Werke seines Meisters und stutzt sich auf Uberlieferungen von dessen Sohn ʿAbd ar Rahim 3 Werk BearbeitenAsch Schaʿranis Schriften beschaftigten sich mit Mystik Rechtskunde Theologie und der Geschichte des Sufismus in Agypten Seine Schriften wurden getragen von starkem sozialen Bewusstsein und Zuneigung zu den Schwachen der Gesellschaft besonders den Frauen und den Armen Er und seine Schuler bemuhten sich besonders die vom Islam vorgeschriebene Mildtatigkeit in Orten ohne ansassige religiose Gemeinschaften zu verbreiten Gehorsam und Respekt gegenuber den Vorschriften war ihm sehr wichtig Sultan Suleyman I 1566 pries er mit dem Beinamen al Quṭb aẓ ẓahir der sichtbare Pol ein sufitischer Ausdruck fur Verehrung 4 Die Ungerechten aẓ ẓalama innerhalb der herrschenden Klasse wurden von ihm angegriffen wenn auch nicht namentlich genannt Auf eine Kritik an der osmanischen Besetzung Agyptens verzichtete er allerdings offenbar davor gewarnt dies zu tun Doch gibt es Hinweise die seine Unzufriedenheit mit der Situation bezeugen in einem religiosen Traktat war der kryptische Vermerk zu finden dass auf irgendwelche Weise einiges an Wissen in Agypten seit dem Jahre 1517 dem Zeitpunkt des Beginnes der Okkupation verloren gegangen sei 5 Kritisch betrachtete er auch die qawanin die von den Osmanen zusatzlich zur traditionellen schariʿa dem religiosen Gesetz eingefuhrte weltliche Gesetzgebung die er als unislamisch ansah In diesem Zusammenhang beklagte er auch die weniger werdenden Arabisch sprechenden Richter zugunsten der Turkisch sprechenden 6 Wie alle Sufis trat er fur die ʿazima die strenge Einhaltung der ʿibada Gebote in jedem Falle ein tolerierte jedoch die ruḫṣa Entbindung von dieser Pflicht im Falle der Verhinderung Die ʿazima sei fur die starken die ruḫṣa jedoch fur die schwachen Menschen gedacht In seinem Traktat al Mizan al Ḫiḍriya Das chidrische Richtmass stellte er fest dass die schariʿa in zwei Formen moglich sei namlich als Milderung taḫfif oder Verscharfung tasdid Asch Schaʿrani versicherte dieses Wissen vom geheimnisvollen al Chidr 7 erhalten zu haben der ihm die reine Scharia gewiesen habe und deshalb der Namensgeber des Traktates sei Asch Schaʿrani betonte mehrmals dass er durch seine Schriften zur moralischen Erziehung seiner Leser beitragen wolle Bei Datumsangaben Zahlen und Ereignissen war er haufig ungenau fur seine Absichten brauchbare Anekdoten erzahlte er meist ohne historischen Beleg Er zeichnete dadurch aber ein lebendiges Sittenbild der Kairoer Gesellschaft speziell der sufitischen des 15 Jahrhunderts inklusive der ersten Jahrzehnte osmanischer Herrschaft in Agypten Sein eher naiver Schreibstil machte seine Werke flussig lesbar was seine Popularitat bis heute beweist Eine grosse Sammlung von Autographen und Manuskripten wird im Dar al Kutub al Miṣriya der agyptischen Nationalbibliothek aufbewahrt Klassenbucher BearbeitenLawaqiḥ al anwar fi ṭabaqat al sada al aḫyar kurz aṭ Ṭabaqat al kubra das grosse Klassenbuch Dieses Werk fertiggestellt im Jahre 1545 enthalt 430 Biographien beginnend mit den vier Raschidun den vier rechtmassigen richtig geleiteten Kalifen Abu Bakr ʿUmar ibn al Chattab ʿUthman ibn ʿAffan ʿAli ibn Abi Talib und endend in der Gegenwart asch Schaʿranis Die alteren Biographien sind nicht vom Autor selbst verfasst und bestehen haufig aus Aneinanderreihungen sufitischer Lobpreisungen Besonders wichtig fur Historiker ist der Teil der Abhandlung in dem sich asch Schaʿrani mit dem Leben von Sufis beschaftigt die ab der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts gelebt hatten Es handelt sich dabei oft um Gelehrte die seine eigenen Lehrer und Vorbilder waren Da das Buch bis heute sehr popular ist gibt es viele Ausgaben allerdings bisher keine die alle existierenden Editionen Bulaq 1875 Kairo 1961 1965 und 1992 Beirut 1988 vergleichend bearbeitet Die jungste ist die Version von ʿAbd ar Rahman Chuda Mahmud Kairo 1992 die nach der Angabe des Herausgebers auf dem Bulaq Manuskript von 1875 und auf Manuskripten aus der al Azhar Bibliothek fusst die er allerdings nicht genauer nennt Ein ausgezeichneter Index wurde von Jean Claude Garcin 1966 erstellt aṭ Ṭabaqat aṣ ṣuġra das kleine Klassenbuch Dieses Werk ist eine Erganzung ḏayl des vorgenannten verfasst von asch Schaʿrani im Jahre 1554 Es besteht aus 106 weiteren Biographien eingeteilt in 1 seine eigenen Lehrer im Sufismus 2 Gelehrte die er personlich kannte und fallweise konsultierte die aber nicht zu seinen direkten Lehrern zu zahlen sind 3 Ulama anderer maḏhahib Lehrmeinungen ausserhalb der von ihm bevorzugten schafi i traditionellen Rechtsauffassung von Muḥammad ibn Idris asch Schafiʿi 4 weitere zu seiner Zeit lebende Ulama Allerdings halt er diese Einteilung nicht konsequent durch so ist der beruhmte Gelehrte Dschalal ad Din as Suyuti 1505 in der Gruppe seiner Lehrer genannt obwohl dieser starb als asch Schaʿrani vierzehnjahrig gerade in Kairo eingetroffen und als Schuler wohl noch zu jung war Das Ṭabaqat aṣ ṣuġra enthalt viele Informationen uber vornehme Sufiten die sonst nirgendwo uberliefert wurden beispielsweise uber die Grunderfamilie der tariqa hier im Sinne von Bruderschaft Bakri as Siddiqi die bis ins 20 Jahrhundert das religiose Leben Agyptens beeinflusste Die bisher einzige Edition 8 fusst auf demselben Manuskript aus Kairo 9 das Garcin fur seinen Index verwendet hatte Lawaqiḥ al anwar al qudsiya fi manaqib al ʿulamaʾ wa ṣ ṣufiya oder aṭ Ṭabaqat al wusṭa das mittlere Klassenbuch Diese dritte bisher noch nicht publizierte Sammlung wurde 1557 vollendet Sie ist in drei Teile aufgebaut 1 Fruhe Sufis und Ulama die er nicht personlich gekannt hatte bis zu seinem Grossvater Nur ad Din ʿAli 2 Sufis vom Beginn des 10 Jahrhunderts Islamische Zeitrechnung die er bereits personlich kennenlernte 3 Andere Ulama In diesem Sammelband sind all die Anekdoten und Themata gesammelt die asch Schaʿrani in den ersten beiden Banden ubersehen zu haben meinte Das Manuskript wird in Kairo aufbewahrt 10 Ubersetzungen BearbeitenVirginia Vacca Vite e detti di santi musulmani Turin 1968 gekurzte Version des aṭ Ṭabaqat al kubra Literatur BearbeitenJean Claude Garcin Index des ṭabaqat de Sha rani pour la fin du IXe et le debut du Xe S H In Annales Islamologiques 6 Kairo 1966 Jean Claude Garcin L insertion sociale de Sha rani dans le milieu cairote In Colloque international sur l historie du Caire Kairo 1969 Michael Winter al Sha rani Oktober 2005 In C Kafadar H Karateke C Fleischer Historians of the Ottoman Empire Harvard University Center for Middle Eastern Studies ISBN 978 0 9762727 0 0 S 97 99 in der Google Buchsuche Michael Winter Al Shaʿrani ʿAbd al Wahhab b Aḥmad In Encyclopedia of Islam 9 1996 S 316 Einzelnachweise Bearbeiten Publiziert in Kairo 1939 al Munawi Tarǧamat as sayḫ ʿAbd al Wahhab as Saʿrani Berlin Staatsbibliothek 10112 Al Malidschis Werk entstand 1697 und wurde 1932 von Safar asch Schaʿrani in Kairo publiziert Al Shaʿrani al Aḫlaq al Matbuliyya Los Angeles University of California Special Collections Box 40 S 236a Michael Winter Society and Religion in Early Ottoman Egypt Studies in the Writings of Abd al Wahhab Sha rani New Brunswick London 1982 S 268 298 Michael Winter Society and Religion in Early Ottoman Egypt Studies in the Writings of Abd al Wahhab Sha rani New Brunswick London 1982 S 244 245 Patrick Franke Begegnung mit Khidr Quellenstudien zum Imaginaren im traditionellen Islam Franz Steiner Verlag Stuttgart 2000 ISBN 978 3 515 07823 8 S 300 as Saʿrani aṭ Ṭabaqat aṣ ṣuġra Edition ʿAbd al Qadir ʿAṭa Kairo 1970 Dar al kutub Ta riḫ 513 60 Folios Naschi Kalligrafie 1 Teil 55 2 Teil 51 Biographien Agyptische Nationalbibliothek Kairo Dar al kutub Ta riḫ 1423 294 Folios Nasḫi Kalligraphie Agyptische Nationalbibliothek Kairo Normdaten Person GND 119092913 lobid OGND AKS LCCN n80158380 VIAF 90042253 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schaʿrani asch ALTERNATIVNAMEN Schaʿrani ʿAbd al Wahhab ibn Ahmad aschKURZBESCHREIBUNG arabischer HistorikerGEBURTSDATUM 1491GEBURTSORT Saqiyat Abu SchaʿraSTERBEDATUM 1565STERBEORT Chatt Baina ʾs Surain Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Asch Schaʿrani amp oldid 227405846