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Die Darstellung der Artemis Elaphebolos Ἐlafhbolos Hirschtoterin in der Kasseler Antikensammlung auf Schloss Wilhelmshohe ist ein attisches Weihrelief aus dem spaten 5 Jahrhundert vor Christus Das Kunstwerk wurde wahrscheinlich in Athen gefunden und gelangte 1688 nach Kassel Es tragt die Inventarnummer Sk 41 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Beschreibung 2 Einordnung 3 Vermutungen zur Herkunft 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte und Beschreibung BearbeitenDas Weihrelief wurde um 420 410 v Chr aus weissem mittelkristallinem Marmor gehauen Es wurde 1688 von hessischen Truppen aus Griechenland fur den Landgrafen Karl mitgebracht In den Jahren 1912 1913 wurde es restauriert Der Zweite Weltkrieg hinterliess leichte Brandschaden an dem Kunstwerk Bei einer Restaurierung in den Jahren 1973 1975 wurde die Platte gereinigt gefestigt und mit einer Aufhangung versehen Der Stein ist zum Teil verwittert und bestossen Die Darstellung ist stark berieben und braun patiniert Das Kunstwerk hat eine Hohe von 42 Zentimetern und am unteren Rand eine Breite von 30 Zentimetern Am oberen Rand ist es einen Zentimeter schmaler Die Platte die das Relief tragt ist 7 Zentimeter dick das Relief bis zu 1 5 Zentimeter tief Wahrscheinlich war die Marmorplatte ursprunglich in eine Wand eingelassen Ihre Seitenrander sind geglattet die Ruckseite gepickt Das Relief besitzt eine hohe Sockel und eine niedrige Deckleiste Auch die Seitenrander sind als Leisten ausgebildet allerdings nur schwach Das Relief zeigt die nach rechts gewandte jagende Artemis die gerade einen Hirsch erlegt Das Tier versucht bergwarts zu fliehen ist aber bereits am Zusammenbrechen Im Genick von einem Speer getroffen wird es von der Gottin am Geweih gepackt Mit der rechten Hand fuhrt diese einen weiteren Speer und holt zum Todesstoss gegen den Hirsch aus Artemis steht in Ausfallstellung fast frontal zum Betrachter der Szenerie ihr Gesicht ist aber im Profil wiedergegeben Ihr Haar ist hochgebunden bekleidet ist die Gottin mit einem dunnen Chiton mit Uberschlag und mit einem knielangen Mantel der ihren Rucken umflattert sowie mit Sandalen Die Falten ihrer Gewander unterstreichen ihre Bewegungen Die Haltung der Gottin sowie die Linien der beiden Speere weisen auf das zentrale Geschehen im rechten unteren Viertel des Bildes hin Der niederbrechende Hirsch weist mit seinem hochgereckten Kopf und dem aufgestemmten linken Vorderbein das die Randleiste uberschneidet eine gegenlaufige Bewegung auf Raumliche Tiefenwirkung wird vor allem durch die Staffelung der Bildinhalte erreicht der Hinterleib des Hirschs ist hinter dem vorgesetzten linken Bein der Gottin und ihren Gewandern verborgen Ebenso verlauft der erste Speer der den Hirsch im Genick getroffen hat hinter dem Leib der Artemis 1 Einordnung BearbeitenDie bildparallele Anordnung der Figuren auf dem Reliefgrund weist ebenso wie die freie Bewegung der Gottin und die Faltendarstellung der Gewander auf eine Entstehung des Kunstwerks in einer attischen Bildhauerwerkstatt des spaten 5 vorchristlichen Jahrhunderts hin Als zeitlich und stilistisch nachstliegende Parallele wurde das Reliefbild der fliehenden Frau auf Platte D des Frieses vom Ilissos Tempel Berlin Sk 1483 ausgemacht Auch hier ist eine auf felsigem Boden laufende Frau dargestellt deren Oberkorper dennoch fast frontal dargestellt ist und deren Korperkonturen durch ihr Gewand hindurchscheinen Daruber hinaus hat dieses Reliefbild ahnliche Abmessungen wie die Kassler Skulptur 1 2 Der Tempelfries des Ilissos Tempels befindet sich auf derselben Stilstufe wie der Nike Tempel dessen Balustradenreliefs 410 v Chr vollendet wurden Der Fries wird der Periode zwischen der Errichtung der neuen Propylaen in den Jahren 437 bis 432 v Chr und der Vollendung des Erechtheions in den Jahren 421 bis 406 v Chr zugeordnet 1 Vermutungen zur Herkunft BearbeitenDas Votivrelief konnte aus dem Heiligtum der Artemis Brauronia auf der Akropolis in Athen stammen In Frage kame aber auch das Heiligtum der Artemis Agrotera das in der Nahe der Akropolis im Ilissos Kallirhoe Gebiet sudlich des Olympieions lag Artemis wurde seit der minoisch mykenischen Zeit in Griechenland verehrt und verkorperte zahlreiche Wesenszuge Unter anderem galt sie als Herrin der Tiere die diese insbesondere die Hirsche in freier Natur hegt Darstellungen der Artemis beim Toten von Tieren oder auch Menschen wurden laut Peter Gercke erst ab dem spaten 5 Jahrhundert v Chr geschaffen 3 Damit gehort das Kassler Artemisrelief zu den fruhen Zeugnissen dieser Gruppe Das Relief konnte zum Dank fur oder als Furbitte um Jagderfolg dargebracht worden sein 1 nbsp Artemis als Jagerin auf einer Pelike im Britischen MuseumArtemis wird in Verbindung mit Tieren unter anderem auch Hirschen literarisch schon fruher erwahnt und teilweise klingt auch das Jagdmotiv schon an So findet sich im sechsten Buch der Odyssee in den Versen 102 bis 104 ein Vergleich der Phaakin Nausikaa mit Artemis Diese hat dort das Epitheton ἰoxeaira Bogenschutzin und erfreut sich in den Gebirgen an wilden Tieren auch Hirschen 4 5 Wahrend zum Beispiel Schadewaldt die Passage moglichst wortlich und damit zuruckhaltender ubersetzt deutet Johann Heinrich Voss die Freude der Gottin an den Tieren als Jagdfreude Seine Ubersetzung der Verse lautet So wie Artemis herrlich einhergeht froh des Geschosses Uber Taygetos Hohn und das Waldgebirg Erymanthos Und sich ergotzt Waldeber und fluchtige Hirsche zu jagen 6 Literatur BearbeitenPeter Gercke Nina Zimmermann Elseify Antike Skulpturen Antikensammlung Museumslandschaft Hessen Kassel Philipp von Zabern Mainz 2007 ISBN 978 3 8053 3781 6 S 292 f Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Artemis Elaphebolos auf antikeskulptur museum kassel de Der Text ist identisch mit dem in Antike Skulpturen Antikensammlung Museumslandschaft Hessen Kassel siehe Literaturverzeichnis abgedruckten Abbildung des Teilstucks D des Tempelfrieses auf www bildindex de Ein Beispiel ist das Gemalde auf einer Pelike im Britischen Museum das auf 410 400 v Chr datiert wird Vgl die Abbildung und Beschreibung der Pelike auf www britishmuseum org Homer Odyssee 6 102 ff online Vgl Fritz Graf Elaphebolos In Der Neue Pauly DNP Band 3 Metzler Stuttgart 1997 ISBN 3 476 01473 8 Sp 960 Homer Ilias und Odyssee Deutsch von Johann Heinrich Voss Mit Bildern von Bonaventura Genelli Rheingauer Verlagsgesellschaft Eltville am Rhein 1980 ISBN 3 88102 005 5 S 566 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Artemis Elaphebolos Kassel amp oldid 238043742