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Die Rindenwanzen oder Aradidae sind eine weltweit verbreitete Familie der Wanzen Heteroptera Von ihnen sind zumindest 2000 Arten in rund 200 Gattungen bekannt 1 In Europa kommen 54 Arten vor 2 In Deutschland kommen zwei Arten der Gattung Aneurus vor 18 Arten der Gattung Aradus und eine Art der Gattung Mezira 3 Die Rindenwanzen zeigen an vielen Merkmalen die bei den anderen Familien der Pentatomomorpha weitgehend konstant gleich ausgebildet sind eine auffallige Variabilitat 4 RindenwanzenPraparat von Dysodius lunatusSystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Schnabelkerfe Hemiptera Unterordnung Wanzen Heteroptera Teilordnung PentatomomorphaUberfamilie AradoideaFamilie RindenwanzenWissenschaftlicher NameAradidaeSpinola 1837Kiefernrindenwanzen Aradus cinnamomeus Mannchen und Weibchen rechts bei der Paarung und ein weiteres Mannchen Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Vorkommen 3 Lebensweise 4 Taxonomie und Systematik 5 Arten in Europa 6 Weitere Arten 7 Belege 7 1 Einzelnachweise 7 2 Literatur 8 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Rindenwanzen sind 3 bis 11 Millimeter lang Sie haben einen stark verbreiterten und abgeflachten Korper an deren Oberflache sich oft Hocker Warzen oder Auswuchse befinden Vielfach sind sie auf Baumrinde oder Totholz hervorragend getarnt dementsprechend sind sie meistens braun oder schwarz gefarbt Die Tiere haben einen ganz besonderen Bau der Mundwerkzeuge den ansonsten nur die Termitaphididae aufweisen Ihr extrem langer Stechrussel ist mehrfach korperlang und wird im Ruhezustand im Inneren der verlangerten Kopfkapsel aufgerollt 1 4 Bei vielen Arten ist ein starker Flugelpolymorphismus ausgebildet Das heisst es gibt Individuen mit gut entwickelten Flugeln und andere mit mehr oder weniger zuruckgebildeten Flugeln Die meisten mitteleuropaischen Rindenwanzen haben gut ausgepragte makroptere Flugel und konnen gut fliegen 1 Viele der tropischen Arten sind hingegen flugellos und haben nicht selten starke morphologische Veranderungen am Korper die ihre Tarnung perfektionieren Die Rindenwanzen haben keine Punktaugen Ocelli Ihr deutlich viersegmentiges Labium ist in der Regel kurz und kraftig Die Schenkelringe Trochanteren sind manchmal mit den Schenkeln Femora verwachsen die Tarsen sind zweigliedrig Die Nymphen haben zwischen dem dritten bis sechsten zwischen dem vierten bis sechsten oder seltener nur zwischen dem dritten und vierten Hinterleibssegment Duftdrusen Die Stigmen befinden sich in der Regel auf der ventralen Korperseite 4 Die Familie wird durch folgende Autapomorphien definiert Der Phallus der Mannchen hat eine deutliche sklerotisierte Phallotheca und das Endosoma besteht aus Conjunctiva und Vesica Die Pulvilli an den Beinen sind so sie ausgebildet sind ahnlich gebaut wie die der Trichophora fehlen jedoch bei den Aradinae Die Speicheldrusen sind rohrenformig Die Eier haben mikropylare Fortsatze Die Spermatheca besteht aus einem birnenformigen Teil und einem Teil der einem Pumpenflansch ahnelt 4 Vorkommen BearbeitenDie Rindenwanzen treten in allen grossen zoogeographischen Regionen auf Funf der acht Unterfamilien sind weitgehend weltweit verbreitet drei weitere australisch neuseelandisch und sudamerikanisch Fast die Halfte aller Arten sind in der orientalisch pazifischen Region beheimatet wobei alleine rund 200 Arten aus Neuguinea bekannt sind Die meisten Arten leben unter Rinde von Totholz oder unter Rindenstucken Asten und anderen Objekten am Boden von feuchten Waldern 4 Fossil uberliefert sind mehr als ein Dutzend Arten der Gattung Aradus in eozanem Bernstein aus der ostlichen Ostsee 5 Lebensweise BearbeitenMit ihrem flachen Korperbau konnen Rindenwanzen unter loser Borke oder in engen Holzspalten leben Sie sind aufgrund ihrer Farbung und Gestalt auf der Borke sehr gut getarnt Es gibt Arten die bevorzugt an verbranntem Totholz leben und entsprechend schwarz gefarbt sind 1 Manche Arten leben in Gesellschaft von Termiten es gibt aber auch solche die in Nestern von Vogeln und Nagetieren oder in den Gangen von holzbohrenden Kafern leben Vermutlich ernahren sich die Wanzen auch dort von Pilzen 4 Viele Rindenwanzen ernahren sich von Pilzen Durch ihre speziell gebauten Mundwerkzeuge saugen sie nicht nur an den Fruchtkorpern sondern auch an den Hyphen tief im Totholz Der Grossteil der Arten lebt an bestimmten Geholzgattungen bzw familien und deren spezifischen Pilzen Die Wanzen mussen weite Dispersionsfluge in Kauf nehmen um das entsprechende Holz im geeigneten Zersetzungsstadium und dem entsprechenden Pilzbefall zu finden da die entsprechenden Lebensbedingungen nur bei kurzlich abgestorbenem Holz vorgefunden werden und schnell fur die Wanzen ungeeignet werden Entsprechend mussen die Wanzen auf den Verlust ihrer Nahrungsgrundlage mit der Suche nach neuen reagieren konnen Die flugunfahigen Arten der Mezirinae und Carventinae leben im feuchten Boden von Regenwaldern und haben dort ein Uberangebot an Pilzmyzel im Totholz Durch die weitgehend gleichmassigen Bedingungen finden sie kontinuierlich ihre Nahrung wodurch sie auf den Dispersionsflug nicht angewiesen sind 4 Die Arten der Unterfamilien Aneurinae und Calisiinae und vermutlich auch Arten anderer Gruppen ernahren sich vom Saft sterbender oder lebender Baume Ausserdem saugt zum Beispiel die Kiefernrindenwanze Aradus cinnamomeus am Kambium Phloem und Xylemsaft von lebenden Kiefern und Larchen und verursacht deswegen an den Pflanzen Schaden 4 Auch Aradus rinnamomeus kann bei Massenauftreten Schaden in der Forstwirtschaft verursachen 1 Anders als bei Wanzen ublich verlauft die Entwicklung der Rindenwanzen in Mitteleuropa azyklisch wodurch das ganze Jahr uber sowohl Nymphen als auch Imagines zu finden sind Die Dauer von der Eiablage bis zum adulten Insekt ist je nach Art sehr unterschiedlich und kann auch mehr als ein Jahr dauern Die Weibchen kleben ihrer Eier an der Oberflache unterhalb von loser Borke oder in Holzspalten auf 1 Zumindest bei einer Art Neuroctenus pseudonymus ist Brutpflege nachgewiesen Das Weibchen verlasst ihr Gelege zwar nach der Ablage das Mannchen bewacht die Nachkommen aber uber circa zwei Wochen bis die Nymphen schlupfen und teilweise auch ein oder zwei Tage daruber hinaus 4 Taxonomie und Systematik BearbeitenDie Rindenwanzen bilden mit den nachstverwandten Termitaphididae die gemeinsame Uberfamilie Aradoidea die zu allen ubrigen Pentatomomorpha Trichophora genannt in einem Schwestergruppenverhaltnis steht 6 Folgende Unterfamilien und Triben werden von Schuh amp Slater 1995 anerkannt 4 Unterfamilie Aneurinae 7 Gattungen 95 Arten weltweit Unterfamilie Aradinae 4 Gattungen etwa 200 Arten vor allem aber Holarktis Unterfamilie Calisiinae 6 Gattungen etwa 100 Arten vor allem Palaarktis Unterfamilie Carventinae 60 Gattungen vor allem tropisch verbreitet Unterfamilie Chinamyersiinae Tribus Chinamyersiini 3 Arten Neue Hebriden Neukaledonien Neuseeland Tribus Tretocorini 1 Gattung 6 Arten Neuseeland Ost Australien Unterfamilie Isoderminae 1 Gattung 4 Arten Chile Neuseeland Australien Tasmanien Unterfamilie Mezirinae zumindest 119 Gattungen 308 Arten weltweit vor allem Tropen und Subtropen Unterfamilie Prosympiestinae Tribus Llaimocorini 1 Art Chile Tribus Prosympiestini 3 Gattungen 12 Arten Neuseeland Australien Tasmanien Arten in Europa BearbeitenIn Europa treten folgende Arten auf 2 Aneurus avenius Dufour 1833 Aneurus tagasastei Enderlein 1931 Aneurus laevis Fabricius 1775 Aradus angularis J Sahlberg 1886 Aradus annulicornis Fabricius 1803 Aradus aterrimus Fieber 1864 Aradus betulae Linnaeus 1758 Aradus betulinus Fallen 1807 Aradus bimaculatus Reuter 1872 Aradus brenskei Reuter 1884 Aradus brevicollis Fallen 1807 Aradus canariensis Kormilev 1954 Aradus caucasicus Kolenati 1857 Aradus cedri Puton 1873 Aradus cinnamomeus Panzer 1806 Aradus conspicuus Herrich Schaffer 1835 Aradus corticalis Linnaeus 1758 Aradus crenaticollis R F Sahlberg 1848 Aradus depressus Fabricius 1794 Aradus dissimilis A Costa 1847 Aradus distinctus Fieber 1860 Aradus erosus Fallen 1807 Aradus flavicornis Dalman 1823 Aradus graecus Heiss 1997 Aradus horvathi Vasarhelyi 1984 Aradus inopinus Kiritshenko 1955 Aradus krueperi Reuter 1884 Aradus kuthyi Horvath 1899 Aradus laeviusculus Reuter 1875 Aradus lauri Noualhier 1893 Aradus lugubris Fallen 1807 Aradus mirus Bergroth 1894 Aradus montandoni Reuter 1885 Aradus obscurus Vasarhelyi 1988 Aradus obtectus Vasarhelyi 1988 Aradus pallescens Herrich Schaffer 1840 Aradus pictus Baerensprung 1859 Aradus reuterianus Puton 1875 Aradus ribauti Wagner 1956 Aradus serbicus Horvath 1888 Aradus signaticornis R F Sahlberg 1848 Aradus somcheticus Kiritshenko 1913 Aradus stenopterus Bergroth 1887 Aradus truncatus Fieber 1860 Aradus versicolor Herrich Schaffer 1835 Calisius ghiliani A Costa 1864 Calisius salicis Horvath 1913 Iralunelus gallicus Stys 1974 Mezira tremulae Germar 1822 Quilnus discedens Horvath 1911 Quilnus marcosi Heiss amp Baena 2006 Quilnus mediterraneus Heiss 1989 Quilnus parvicollis Stal 1873 Quilnus subsimilis Horvath 1911 Weitere Arten BearbeitenEine Auswahl aussereuropaischer Arten Neuroctenus simplex Uhler 1876 Belege BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Ekkehard Wachmann Albert Melber Jurgen Deckert Wanzen Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise 81 Teil Band 4 Pentatomomorpha II Pentatomoidea Cydnidae Thyreocoridae Plataspidae Acanthosomatidae Scutelleridae Pentatomidae Goecke amp Evers Keltern 2008 ISBN 978 3 937783 36 9 S 7 a b Aradidae Fauna Europaea abgerufen am 21 Dezember 2013 B Klausnitzer Entomofauna Germanica Entomologische Nachrichten und Berichte Beiheft 8 S 245 2003 a b c d e f g h i j R T Schuh J A Slater True Bugs of the World Hemiptera Heteroptera Classification and Natural History Cornell University Press Ithaca New York 1995 S 208ff Ernst Heiss Revision of the flat bug family Aradidae from Baltic Amber IX Aradus macrosomus sp n Hemiptera Heteroptera In Deutsche Entomologische Zeitschrift Band 61 Nr 1 2014 S 27 29 doi 10 3897 dez 61 7155 Hong Mei Li Ri Qiang Deng Jin Wen Wang Zhen Yao Chen Feng Long Jia Xun Zhang Wang A preliminary phylogeny of the Pentatomomorpha Hemiptera Heteroptera based on nuclear 18S rDNA and mitochondrial DNA sequences Molecular Phylogenetics and Evolution 37 2005 S 313 326 Literatur Bearbeiten R T Schuh J A Slater True Bugs of the World Hemiptera Heteroptera Classification and Natural History Cornell University Press Ithaca New York 1995 E Wachmann A Melber J Deckert Wanzen Band 3 Pentatomorpha I Aradidae Lygaeidae Piesmatidae berytidae Pyrrhocoridae Alydidae Coreidae Rhopalidae Stenocephalidae Neubearbeitung der Wanzen Deutschlands Osterreichs und der deutschsprachigen Schweiz Goecke amp Evers Keltern 2007 ISBN 978 3 937783 29 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aradidae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Flatbugs Insecta Heteroptera Aradidae bei Illinois Natural History Sciense englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rindenwanzen amp oldid 204520515