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Annemarie Ladewig 5 Juni 1919 in Neidenburg 21 oder 22 April 1945 im KZ Neuengamme war eine deutsche Graphikerin und Widerstandskampferin gegen den Nationalsozialismus Nach ihrer Verhaftung am 22 Marz 1945 1 und Einlieferung in das Gestapo Gefangnis Fuhlsbuttel wurde sie bei den Endphaseverbrechen im KZ Neuengamme in der Nacht vom 21 auf den 22 April ermordet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Postume Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnnemarie Ladewig war die Tochter des Architekten Rudolf Ladewig und seiner Frau Hildegard geborene Bucka die judischer Herkunft aber evangelischen Glaubens war Sie wuchs zusammen mit ihrem Bruder Rudolf Karl 1922 1945 im schlesischen Waldenburg auf wo ihr Vater 1919 Stadtarchitekt geworden war Beide Kinder wurden im Alter von einem Jahr getauft und evangelisch erzogen Annemarie Ladewig zeigte bereits in ihrer Jugend eine zeichnerische Begabung 2 Nachdem ihr Vater 1925 erster Architekt der Stadt Reichenbach im Vogtland geworden war besuchte sie dort bis zu ihrem Realschulabschluss die Schule 3 1935 wurde ihr Vater Mitarbeiter von Fritz Hoger und die Familie bezog im September in der Hamburger Thielengasse ein Haus an dessen Bau Rudolf Ladewig mitgewirkt hatte 3 Trotz ihrer kunstlerischen Begabung wurde Annemarie Ladewig die nach den rassistischen Nurnberger Gesetzen als judischer Mischling ersten Grades galt aufgrund des Gesetzes gegen die Uberfullung deutscher Schulen und Hochschulen 1936 nicht zum Studium an der Hansische Hochschule fur Bildende Kunste zugelassen Stattdessen absolvierte sie eine Ausbildung als Malerin und Graphikerin an der Kunstschule von Gerda Koppel 3 Ihre Lehrer waren Erich Hartmann Eduard Bargheer und Hinrich Groth 2 Nach Gerda Koppels Emigration nach Danemark 4 setzte Annemarie Ladewig ihre Ausbildung bis zum 1 Dezember 1940 an der jetzt von Gabriele Schmilinsky geleiteten Schule in Gebrauchsgraphik und Malerei fort 2 Anschliessend arbeitete Annemarie Ladewig in der Werbeabteilung der Firma Reemtsma Ihr Chef Hans Domizlaff schutzte sie indem er ihre Papiere nicht weitergab 2 1941 verlobte sie sich mit dem Blankeneser Arzt Hermann Sartorius 3 Nachdem sie erfolglos versucht hatte sich als Werbezeichnerin selbstandig zu machen arbeitete sie spater als Reklamezeichnerin bei Montblanc Simplo 5 1943 zog die Familie in ein Haus in der Blumenstrasse um Auf Betreiben ihres Bruders und ihres Verlobten wurde ihre Mutter 1944 wegen geistiger Verwirrung in die Psychiatrie Eppendorf die unter der Leitung von Hans Burger Prinz stand eingeliefert und starb dort am 30 November 1944 unter ungeklarten Umstanden Ihr Vater Rudolf Ladewig der der Widerstandsgruppe Kampf dem Faschismus KdF angehorte zog nach ihrem Tod zu seiner Freundin Elisabeth Rosenkranz 1 die auch im Widerstand tatig war und spater ebenso wie er selbst und seine gesamte Familie ein Opfer der Endphaseverbrechen wurde nbsp Stolpersteine fur Annemarie Hildegard und Rudolf Karl Ladewig an der BlumenstrasseDie Geschwister Annemarie und Rudolf Karl Ladewig die weiterhin in der Blumenstrasse wohnten erhielten ein Ehepaar als Einquartierung moglicherweise zur Uberwachung Ab Januar 1945 mussten sie Zwangsarbeit in der Howaldtswerft leisten 6 1945 wurden die Geschwister wegen Abhorens von Feindsendern denunziert 7 Nachdem bereits ihr Vater und dessen Freundin auf Betreiben des Spitzels Alfons Pannek am 22 Marz 1945 verhaftet worden waren 3 durchsuchte die Gestapo am selben Tag die Wohnung der Geschwister Obwohl man ihnen keine oppositionelle Betatigung nachweisen konnte 8 wurde Annemarie Ladewig mitsamt ihrem Bruder am gleichen Tag 9 in Schutzhaft genommen und in das Gestapo Gefangnis Fuhlsbuttel eingeliefert Ihre Namen ebenso wie die ihres Vaters und dessen Lebensgefahrtin standen auf einer Liquidationsliste in der 71 Mitglieder des Hamburger Widerstands genannt wurden 10 Als sich die alliierten Streitkrafte Hamburg naherten wurden die in Fuhlsbuttel inhaftierten 13 Frauen am 20 April 1945 zusammen mit den auf der Liquidationsliste genannten Mannern darunter ihr Vater und ihr Bruder nach einem zuvor ausgearbeiteten Raumungsplan ins KZ Neuengamme gebracht Anfangs hatten die Frauen gehofft dass sie entlassen wurden weil es keine Anklage und keinen Prozess gegeben hatte Annemarie Ladewig schrieb noch am selben Tag einen ausfuhrlichen Brief an ihren Verlobten in dem sie berichtete dass ihr Vater von einem Spitzel verraten worden sei Wenn ich nur wusste wohin es morgen geht Ich sage Dir Auf Wiedersehen und kusse Dich lieb und innig immer Deine Annemarie Es geht mir gut 3 Auf Befehl des Hoheren SS und Polizeifuhrers Bassewitz Behr 11 wurden die Frauen in der Nacht vom 21 auf den 22 April nacheinander im Arrestbunker an einem Balken der als Galgen diente erhangt Als ihr Verlobter nach ihrem Tod ihre personliche Habe abholte horte er von SS Mitgliedern sie sei eine Landesverraterin gewesen 1 Wie weit Annemarie Ladewig in der Hamburger Widerstandsgruppe Kampf dem Faschismus KdF aktiv mitgewirkt hat konnte nicht abschliessend geklart werden 3 Bekannt ist nur dass sie in Bezug auf aktuelle politische Ereignisse ebenso wie ihr Bruder sehr verschwiegen war 12 aber haufig einen Buchladen in der Dammtorpassage aufgesucht hatte Dabei konnte es sich um die Fundgrube fur Bucherfreunde am Dammtor gehandelt haben die von Bertold Neidhard einem Mitglied der Widerstandsgruppe KdF geleitet wurde 13 1987 schrieb Herbert Diercks im Gedenkbuch Kola Fu Die Gestapo konnte beiden Kindern Rudolf Ladewigs nichts nachweisen Dennoch verfolgte sie diese mit geradezu todlichem Hass 14 Werk BearbeitenLadewigs kunstlerischer Nachlass besteht neben einigen Olgemalden hauptsachlich aus Aquarellen und Zeichnungen in denen sie haufig Impressionen aus Hamburg und der Umgebung festhielt Nach Maike Bruhns sind ihre Werke von kuhne r Farbigkeit und formale r Reduktion und zeigen Einflusse des Sezessionsstils von Gretchen Wohlwill sowie der Malerei ihrer Lehrer Eduard Bargheer und Erich Hartmann 15 Als Ausdruck ihrer inneren Angste gelten nach Maike Bruhns eine Tuschzeichnung aus dem Jahr 1944 45 und ein Aquarell auf dem sie sich selbst und eine Freundin vor einer Litfasssaule darstellt wahrend sie im Hintergrund von einem Ehepaar bespitzelt werden 15 16 Annemarie Ladewigs schriftlicher Nachlass wird im Dokumentenhaus der KZ Gedenkstatte Neuengamme aufbewahrt 15 Postume Ehrungen Bearbeiten nbsp Nach Annemarie Ladewig benannte Strasse in Neuallermohe1987 wurde die Annemarie Ladewig Kehre im Bergedorfer Stadtteil Neuallermohe nach der Kunstlerin benannt mit dem Zusatz nach Annemarie L 1919 1945 Widerstandskampferin gegen den Nationalsozialismus Im selben Jahr fand eine Einzelausstellung ihrer Werke im Hamburger Institut fur Sozialforschung statt Vor ihrer letzten Wohnung in Hamburg Winterhude in der Blumenstrasse 32 wurden sowohl fur sie als auch fur ihren im KZ Neuengamme ermordeten Bruder Stolpersteine verlegt 2007 fand im Gemeindehaus der Blankeneser Kirche am Markt eine weitere Ausstellung ihrer Werke durch den Verein zur Erforschung zur Geschichte der Juden in Blankenese statt 17 Literatur BearbeitenMaike Bruchmann in Ulrike Sparr Hrsg Stolpersteine in Hamburg Winterhude Biographische Spurensuche Landeszentrale fur politische Bildung Hamburg 2008 ISBN 978 3 929728 16 3 S 133 138 Maike Bruhns Kunst in der Krise Band 2 Kunstlerlexikon Hamburg 1933 1945 verfemt verfolgt verschollen vergessen Dolling und Galitz Hamburg 2001 ISBN 3 933374 95 2 S 255 257 Herbert Diercks Gedenkbuch Kola Fu Fur die Opfer aus dem Konzentrationslager Gestapogefangnis und KZ Aussenlager Fuhlsbuttel KZ Gedenkstatte Neuengamme Hamburg 1987 S 52 53 mit Foto und Abbildung eines Linolschnitts aus Familienbesitz Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 348Weblinks BearbeitenMaike Bruchmann Kurzbiographie von Rudolf Ladewig bei stolpersteine hamburg de herausgegeben von der Landeszentrale fur politische Bildung Hamburg Maike Bruchmann Kurzbiographie von Annemarie Ladewig bei stolpersteine hamburg de herausgegeben von der Landeszentrale fur politische Bildung Hamburg Kunstausstellung Annemarie Ladewig des Vereins zur Erforschung zur Geschichte der Juden in BlankeneseEinzelnachweise Bearbeiten a b c Maike Bruhns Kunst in der Krise Band 2 S 256 a b c d Maike Bruhns Kunst in der Krise Band 2 S 255 a b c d e f g Maike Bruchmann Kurzbiographie bei stolpersteine hamburg de Maike Bruhns Kunst in der Krise Band 2 S 243 Ulrike Sparr Hrsg Stolpersteine in Hamburg Winterhude Biographische Spurensuche 2008 S 135 Ulrike Sparr Hrsg Stolpersteine in Hamburg Winterhude Biographische Spurensuche 2008 S 138 Kunstausstellung Annemarie Ladewig des Vereins zur Erforschung zur Geschichte der Juden in Blankenese 2007 Gertrud Meyer Nacht uber Hamburg Berichte und Dokumente 1933 1945 Roderberg Verlag Frankfurt am Main 1971 S 108 Ursel Hochmuth Gertrud Meyer Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933 1945 Frankfurt 1980 ISBN 3 87682 036 7 Seite 460 Ulrike Sparr Hrsg Stolpersteine in Hamburg Winterhude Biographische Spurensuche 2008 S 137 Herbert Dierks Gedenkbuch Kola Fu Fur die Opfer aus dem Konzentrationslager Gestapogefangnis und KZ Aussenlager Fuhlsbuttel Hamburg 1987 S 46 Ulrike Sparr Hrsg Stolpersteine in Hamburg Winterhude Biographische Spurensuche 2008 S 135 Ulrike Sparr Hrsg Stolpersteine in Hamburg Winterhude Biographische Spurensuche 2008 S 138 Zitat Herbert Dierks Gedenkbuch Kola Fu Fur die Opfer aus dem Konzentrationslager Gestapogefangnis und KZ Aussenlager Fuhlsbuttel 1987 S 53 a b c Maike Bruhns Kunst in der Krise Band 2 S 257 Abbildung bei Kunstausstellung Annemarie Ladewig 2007 Kunstausstellung Annemarie LadewigNormdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 26 November 2023 PersonendatenNAME Ladewig AnnemarieKURZBESCHREIBUNG deutsche Graphikerin Widerstandskampferin und Opfer des NationalsozialismusGEBURTSDATUM 5 Juni 1919GEBURTSORT NeidenburgSTERBEDATUM 21 April 1945 oder 22 April 1945STERBEORT KZ Neuengamme Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Annemarie Ladewig amp oldid 239492989