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Das KZ Ankenbuck war ein fruhes Konzentrationslager Es bestand zwischen Fruhjahr 1933 und Mai 1934 in einem Hofgut auf der Baar zwischen Donaueschingen und Bad Durrheim Das auf der Gemarkung der Gemeinde Brigachtal gelegene Gut wurde auch als Arbeiterkolonie genutzt Das Hofgut Ankenbuck war 1884 in den Besitz des Badischen Landesvereins fur Arbeiterkolonien ubergegangen Der zur Inneren Mission gehorende Verein eroffnete im folgenden Jahr in Ankenbuck eine Arbeiterkolonie die laut Vereinszweck der Ruckfuhrung Arbeitsloser in ein geordnetes und arbeitsames Leben 1 dienen sollte Zwischen 1920 und 1929 pachtete die badische Justizverwaltung Ankenbuck fur den Strafvollzug Nach Beendigung des Pachtvertrages befand sich der Tragerverein in finanziellen Schwierigkeiten die zunachst uberlegte Auflosung der Einrichtung unterblieb offenbar als die Arbeitslosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise anstieg Nach der Machtubertragung an die Nationalsozialisten plante das Badische Innenministerium im Marz 1933 die Einrichtung eines Konzentrationslagers in Ankenbuck Die ersten 25 Haftlinge wurden am 11 Mai 1933 nach Ankenbuck verlegt 2 Bei den Gefangenen handelte es sich ausnahmslos um politische Haftlinge meist aus Sudbaden in ihrer Mehrzahl Mitglieder der KPD zum Teil auch der SPD Durchschnittlich befanden sich 80 bis 100 Haftlinge in Ankenbuck unter ihnen waren der SPD Reichstagsabgeordnete Stefan Meier Philipp Martzloff SPD sowie Georg Lechleiter KPD Im Dezember 1933 wurden 40 bis 50 Haftlinge aus dem aufgelosten KZ Heuberg nach Ankenbuck verlegt zuvor waren 34 Haftlinge aus Ankenbuck entlassen worden Im Marz 1934 wurde das KZ Ankenbuck geschlossen die Haftlinge wurden ins KZ Kislau verlegt Die Haftlinge mussten zehn Stunden pro Tag arbeiten unter anderem im landwirtschaftlichen Betrieb und in verschiedenen Werkstatten Weiterhin wurden sie beim Bau eines Schiessstandes fur einen Schutzenverein in Bad Durrheim eingesetzt Die Wachmannschaft bestand aus zunachst 13 spater 25 von der SA gestellten Hilfspolizisten 2 Nach anderen Angaben gehorten auch Mitglieder der SS sowie des Stahlhelms zur Wachmannschaft Erster Lagerleiter war Franz Mohr ein pensionierter Polizeihauptmann aus Karlsruhe 3 Mohrs Verhaltnis zur Wachmannschaft war laut Haftlingsaussagen gespannt Misshandlungen der Haftlinge hielten sich unter ihm in Grenzen 2 Mohr wurde nach seinem Wechsel im Juni 1933 in das KZ Kislau durch den Polizeihauptmann Biniossek abgelost Unter Biniossek wurde der ehemalige Freiburger KPD Stadtverordnete Kurt Hilbig schwer misshandelt Hilbig hatte am 22 Juni eine Gedenkminute fur die verstorbene Clara Zetkin initiiert 4 Letzter Lagerleiter war ab Oktober 1933 SS Standartenfuhrer Hans Helwig zuvor Reichstagsabgeordneter der NSDAP und ab 1937 vorubergehend Kommandant des KZ Sachsenhausen Nach Schliessung des Konzentrationslagers war Ankenbuck von 1934 bis 1939 wieder eine Arbeiterkolonie Von 1950 bis 1978 bestand ostlich von Ankenbuck der Sender Bad Durrheim fur den Mittelwellenrundfunk Heute befindet sich das Hofgut in Privatbesitz und dient zum Teil einigen regionalen Bands als Proberaume An die Geschichte des Konzentrationslagers erinnert unmittelbar nichts 5 Bekannte Gefangene Auswahl BearbeitenAlbert Fritz 1899 1943 deutscher KPD Politiker und Widerstandskampfer aus Heidelberg als Mitglied der Lechleiter Gruppe 1943 hingerichtet Franz Geiler 1879 1948 deutscher Gewerkschafter und SPD Politiker Von 1945 bis zu seinem Tode 1948 war Geiler Erster Burgermeister der Stadt Freiburg Rudolf Langendorf 1894 1942 kommunistischer Widerstandskampfer Mitglied der Lechleiter Gruppe im Raum Heidelberg Mannheim 1942 hingerichtet Georg Lechleiter 1885 1942 deutscher KPD Politiker und Widerstandskampfer aus Heidelberg als Grunder der Lechleiter Gruppe 1942 hingerichtet Philipp Martzloff 1880 1962 deutscher SPD Politiker 1948 wurde Martzloff zum Vizeprasidenten des Badischen Landtags gewahlt Stefan Meier 1889 1944 aus Freiburg Reichstagsabgeordneter der SPD ermordet im KZ Mauthausen Ludwig Moldrzyk 1899 1942 Mitglied der Lechleiter Gruppe im Raum Heidelberg Mannheim 1942 hingerichtet Jakob Treffeisen 1894 1962 deutscher KPD Politiker aus Freiburg spater Mitglied der Beratenden Landesversammlung des Landes Baden Literatur BearbeitenAngela Borgstedt Der sudbadische Ankenbuck Arbeiterkolonie und Konzentrationslager In Wolfgang Benz Barbara Distel Angelika Konigseder Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Fruhe Lager Dachau Emslandlager Band 2 C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52962 3 S 22 24 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Einzelnachweise Bearbeiten Zitiert nach Angela Borgstedt Der sudbadische Ankenbuck Arbeiterkolonie und Konzentrationslager In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Herrschaft und Gewalt Fruhe Konzentrationslager 1933 1939 Metropol Verlag Berlln 2002 ISBN 3 932482 82 4 S 211 216 a b c Angela Borgstedt Der sudbadische Ankenbuck Arbeiterkolonie und Konzentrationslager In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Herrschaft und Gewalt Fruhe Konzentrationslager 1933 1939 Metropol Verlag Berlln 2002 S 211 216 Vgl Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 4 Die Lander seit 1918 Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 2003 ISBN 3 608 91468 4 S 166 August Greiner Franz Mohr Der Polizeihauptmann von Kislau Das Portrait einer aussergewohnlichen Karriere 1882 1950 In Kriminalistik 64 2010 S 309 314 Klaus Drobisch Gunther Wieland System der NS Konzentrationslager 1933 1939 Akademie Verlag Berlin 1993 ISBN 3 05 000823 7 S 150 Aussenlager und Konzentrationslager in Baden Wurttemberg S 12 Brigachtal Memento des Originals vom 24 Juni 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www pkv ludwigsburg de48 000174 8 512806 Koordinaten 48 0 1 N 8 30 46 O Normdaten Korperschaft GND 4648622 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Ankenbuck amp oldid 237635310