www.wikidata.de-de.nina.az
Die angelsachsische Schrift zahlt mit der irischen Schrift und anderen keltischen Schriften zu den insularen Schriften die im Fruhmittelalter im insularen Raum Britannien und Irland geschaffen wurden und auch auf dem Kontinent Verbreitung fanden Die alteste insulare Schrift ist die irische deren Beginn wohl in die zweite Halfte des 6 Jahrhunderts fallt Aus ihr hat sich im 7 Jahrhundert die angelsachsische entwickelt Wegen ihrer nahen Verwandtschaft sind sie nicht leicht auseinanderzuhalten Angelsachsische Rundschrift in einer lateinischen Handschrift des Matthaus Evangeliums zweite Halfte des 8 Jahrhunderts Rom Biblioteca Apostolica Vaticana Barb Lat 570 fol 47rLateinischer Text in angelsachsischer Spitzschrift des spaten 8 Jahrhunderts Beda Historia ecclesiastica gentis Anglorum London British Library Cotton Tiberius C II fol 87vAltenglischer Text in angelsachsischer Spitzschrift des 10 11 Jahrhunderts Beowulf London British Library Cotton Vitellius A XV fol 132rDie Grundlage fur die Entstehung der insularen Schriften bildete die kontinentale Halbunziale eine Minuskel die fur kostbare kirchliche Bucher verwendet wurde Aus ihr entstand zuerst in Irland eine irische Halbunziale die als insulare Rundschrift bezeichnet wird da sie vor allem durch stark ausgepragte Rundungen charakterisiert ist Diese gedrungene Schrift wurde in erster Linie fur kalligraphisch gestaltete Prachthandschriften verwendet Aus ihr entwickelten die Iren im 7 Jahrhundert die Spitzschrift oder insulare Minuskel die Platz sparte und das Schreiben erleichterte Beide Schriften verbreiteten sich auch in Britannien einschliesslich der angelsachsischen Gebiete Die Angelsachsen wurden mit dem irischen Schriftwesen durch die irische Mission in Northumbrien ab 634 sowie durch den jahrelangen Aufenthalt vieler Angelsachsen in Irland vertraut Es entwickelte sich eine irisch northumbrische Kalligraphie und Buchkunst Eine wichtige Rolle spielte dabei das Kloster Lindisfarne ein bedeutendes Zentrum keltischer Klosterkultur im angelsachsischen Konigreich Northumbrien Dort entstand um 700 das Book of Lindisfarne das zu den altesten angelsachsischen Handschriften zahlt In Northumbrien wurden die beiden irischen Schriften zur angelsachsischen Rundschrift und Spitzschrift weiterentwickelt Fur altenglische Texte wurde aus dem Runenalphabet der Buchstabe wynn ƿ aufgenommen das th wurde mit d oder mit der Thorn Rune TH wiedergegeben Von Northumbrien aus verbreitete sich die angelsachsische Schrift in den sudenglischen Konigreichen 1 Die angelsachsischen Schreiber ubernahmen die Hauptmerkmale der irischen Schriften darunter die spachtelformigen Schaftansatze Die Abgrenzung der Erzeugnisse angelsachsischer und irischer Schreibschulen ist auch fur geubte Palaographen schwierig Irische Schreiber neigten eher zu eckigeren gebrochenen Formen englische zu runderen 2 Die angelsachsische Rundschrift war eine reine Buchschrift Ihre Blutezeit fiel ins 8 Jahrhundert gebraucht wurde sie bis ins 10 Jahrhundert In Rundschrift wurden prachtvolle Codices geschrieben darunter das Evangeliar von Canterbury und der Liber vitae von Durham ein Verbruderungsbuch Im 9 und 10 Jahrhundert wurde die Rundschrift von der Spitzschrift verdrangt die sowohl fur Bucher als auch fur andere Zwecke insbesondere als Urkundenschrift verwendet wurde 3 Angelsachsische Monche die auf dem Festland tatig waren brachten ihre Schrift ins Frankische Reich In den Skriptorien der von ihnen gegrundeten kontinentalen Kloster wurde die angelsachsische Schrift gepflegt Im 8 und fruhen 9 Jahrhundert erlebte sie im deutschen Sprachraum eine Blutezeit Es wurden einheimische Schreiber ausgebildet die sich an den insularen Mustern orientierten Bedeutende Zentren waren das 698 von dem northumbrischen Missionar Willibrord gegrundete Kloster Echternach und das 744 im Auftrag des Bonifatius gegrundete Kloster Fulda Im Lauf des 9 Jahrhunderts wurde die angelsachsische Schrift jedoch zuruckgedrangt und schliesslich uberall von der karolingischen Minuskel abgelost Am langsten hielt sie sich in Fulda das ab etwa 820 ihr letzter Stutzpunkt war In der zweiten Halfte des 9 Jahrhunderts starb sie auch dort aus 4 In England nahm ab dem 10 Jahrhundert kontinentaler Einfluss zu wobei cluniazensische Monche vom Festland eine wichtige Rolle spielten Die angelsachsische Schrift nahm kontinentale Elemente auf Fur lateinische Texte setzte sich die karolingische Minuskel durch in englischen Texten hingegen konnte sich die angelsachsische Schrift noch lange behaupten 5 Literatur BearbeitenBernhard Bischoff Palaographie des romischen Altertums und des abendlandischen Mittelalters 4 Auflage Erich Schmidt Berlin 2009 ISBN 978 3 503 09884 2 S 122 129 Hans Foerster Thomas Frenz Abriss der lateinischen Palaographie 3 uberarbeitete Auflage Hiersemann Stuttgart 2004 ISBN 3 7772 0410 2 S 146 f 150 152 158Weblinks BearbeitenDianne Tillotson Medieval writingAnmerkungen Bearbeiten Bernhard Bischoff Palaographie des romischen Altertums und des abendlandischen Mittelalters 4 Auflage Berlin 2009 S 114 122 124 Hans Foerster Thomas Frenz Abriss der lateinischen Palaographie 3 uberarbeitete Auflage Stuttgart 2004 S 143 147 Hans Foerster Thomas Frenz Abriss der lateinischen Palaographie 3 uberarbeitete Auflage Stuttgart 2004 S 147 Hans Foerster Thomas Frenz Abriss der lateinischen Palaographie 3 uberarbeitete Auflage Stuttgart 2004 S 147 Bernhard Bischoff Palaographie des romischen Altertums und des abendlandischen Mittelalters 4 Auflage Berlin 2009 S 125 Bernhard Bischoff Palaographie des romischen Altertums und des abendlandischen Mittelalters 4 Auflage Berlin 2009 S 126 129 Hans Foerster Thomas Frenz Abriss der lateinischen Palaographie 3 uberarbeitete Auflage Stuttgart 2004 S 151 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angelsachsische Schrift amp oldid 226433210