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Nissle ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zu anderen Personen siehe Nisle Alfred Nissle 30 Dezember 1874 in Copenick heute Berlin Kopenick 25 November 1965 in Freiburg im Breisgau war ein deutscher Arzt und Wissenschaftler der sich fruh mit der Rolle der Darmflora des Menschen bei der Entstehung von Krankheiten beschaftigte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publikationen Auswahl 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNissle besuchte 1885 die Mittelschule in Prenzlau dann bis 1892 das dortige Gymnasium Er legte die Abiturprufung 1893 am Gymnasium in Gorlitz ab 1 Ab 1893 studierte Alfred Nissle Medizin an der Universitat Berlin und horte Vorlesungen u a bei Emil Fischer Heinrich Wilhelm Waldeyer Rudolf Virchow und Emil Heinrich Du Bois Reymond Ab 1896 setzte er sein Studium in Freiburg i B fort beendete dieses dort 1898 und promovierte 1899 uber die Erkrankungen der Keilbeinhohle 2 Von 1899 bis 1900 leistete Nissle seinen Militardienst im Berliner Konigin Augusta Garde Grenadier Regiment Nr 4 Danach arbeitete er zwei Jahre am Physiologischen Institut der Friedrich Wilhelms Universitat unter Theodor Wilhelm Engelmann und anschliessend bis Marz 1906 unter Max Rubner am Institut fur Hygiene In seine Berliner Zeit fiel auch seine Heirat mit Margarete Giesler im Jahr 1903 2 Von 1906 bis 1911 wirkte Nissle am Institut fur Hygiene der Universitat Munchen unter dem Rassenhygieniker Max von Gruber Seine nachste Station war 1911 das Hygiene Institut in Konigsberg wo sein Munchener Kollege Martin Hahn eine Professur angenommen hatte 1912 habilitierte sich Nissle in Konigsberg 3 ab Februar 1912 war Nissle dort Universitatsdozent fur Hygiene und Bakteriologie Kurz darauf folgte er Hahn als dessen Assistent an das Institut fur Hygiene der Universitat Freiburg Von 1915 bis 1938 war Nissle Leiter des Badischen Medizinaluntersuchungsamtes fur Infektionskrankheiten in Freiburg Dieses Amt war dem Universitatsinstitut angegliedert die aus der Konstruktion entstehenden Schwierigkeiten begleiteten fast die gesamte Amtszeit Nissles 4 Seit 1917 hatte er dort ausserdem eine ausserordentliche Professur inne 2 Am 20 Juni 1916 hielt Nissle in Freiburg einen Vortrag Uber die Grundlagen einer neuen ursachlichen Bekampfung der pathologischen Darmflora Die therapeutische Anwendung von Escherichia coli Stammen war fortan eines seiner hauptsachlichen Forschungsgebiete 2 Im Jahr 1917 isolierte er einen E coli Stamm aus dem Darm eines Unteroffiziers des Balkankrieges nachdem dieser im Gegensatz zu seinen Kameraden nicht an einem Durchfall erkrankt war 5 Dieser sogenannte Escherichia coli Stamm Nissle 1917 DSM 6601 diente als Grundlage von Nissles bereits seit 1917 kommerziell vertriebener Mutaflor Zubereitung die zur Behandlung von Darmerkrankungen und auch anderer Erkrankungen mit unterschiedlichem Erfolg eingesetzt wurde Die Schutzmarke Mutaflor hatte Nissle bereits 1916 registriert Der Vertrieb des Praparats uber die Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker HAGEDA loste viele Misshelligkeiten aus 3 Am Universitatsinstitut hielt Nissle anfanglich Veranstaltungen zu Tropenkrankheiten ab 1920 las er uber Erbbiologie Rassenhygiene einschliesslich wichtiger Kapitel der Rassenkunde und ihrer Bedeutung fur die Bevolkerungspolitik und bot damit als erster Dozent eine Veranstaltung zu Rassenhygiene in Freiburg an 6 Nissles rassenideologische Ausrichtung wird auch in der 1922 veroffentlichten Schrift Richtlinien und Vorschlage fur einen Neuaufbau der Krafte und Leistungen unseres Volkes erkennbar 7 Ab Wintersemester 1925 26 mit offiziellen Lehrauftrag wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten die Vorlesung im Sommersemester 1933 zur Pflichtveranstaltung fur alle Studenten Nissle bemuhte sich um eine Ausweitung seines Lehrauftrags seitens des zustandigen Ministeriums wurde gewunscht dass das Gebiet der Rassenhygiene in erster Linie durch Nationalsozialisten zu vermitteln ware 8 Die Ausweitung des Lehrauftrags scheiterte auch an der Haltung des neuen Freiburger Rektors Martin Heidegger 9 statt Nissle erhielt der Gesundheitsreferent im Badischen Innenministerium Obermedizinalrat und SS Sturmbannfuhrer Theodor Pakheiser den Lehrauftrag 1934 zum Honorarprofessor ernannt hielt Nissle die Vorlesung im bisherigen Umfang bis 1938 Aufgrund von Auseinandersetzungen mit Hermann Dold 10 der seit der Emeritierung Paul Uhlenhuths 1936 sein Vorgesetzter war verliess er das Medizinaluntersuchungsamt und grundete 1938 sein privates Bakteriologisches Forschungsinstitut in Freiburg dessen Leiter er bis zu seinem Tod 1965 war 2 Das Institut unterstand in der Zeit des Nationalsozialismus dem Nationalsozialistischen Deutschen Arztebund 3 Die Anschubfinanzierung von 70 000 Mark kaufkraftbereinigt in heutiger Wahrung rund 342 000 Euro erhielt er von der Reichskanzlei auf personliche Anweisung von Adolf Hitler der genau wie Rudolf Hess und Hitlers Leibarzt Theo Morell zu den Anhangern des Mutaflor Praparates zahlte 10 3 Nissle wurde 1945 von der Militarregierung aus dem Personalverzeichnis der Universitat Freiburg gestrichen Zugleich wurde er seines Amtes als Forschungsleiter enthoben Nissle leitete ein Revisionsverfahren ein doch unterstutzte ihn die Fakultat dabei nicht Erst 1952 wurde er wieder Honorarprofessor 11 Nach dem Tod von Nissles Frau im Jahr 1948 heiratete er 1951 seine zweite Frau Erna Mueller die sein Institut nach seinem Tod noch bis 1970 weiterfuhrte 2 Seine Rechte wurden an das Unternehmen Ardeypharm in Herdecke verkauft Publikationen Auswahl BearbeitenDie Erkrankungen der Keilbeinhohle Wolff Berlin 1899 gleichzeitig Med Diss Univ Freiburg i B 1899 Uber die Bedeutung der wirtschaftlichen Verhaltnisse in der Frage der Starkung unserer Volkskraft In Offentliche Gesundheitspflege Vieweg Braunschweig 1916 S 561 583 Uber die Grundlagen einer neuen ursachlichen Bekampfung der pathologischen Darmflora In Deutsche Medizinische Wochenschrift 1916 42 S 1181 1184 Die antagonistische Behandlung chronischer Darmstorungen mit Colibakterien In Medizinische Klinik 1918 2 S 29 33 Richtlinien und Vorschlage fur einen Neuaufbau der Krafte und Leistungen unseres Volkes Gross Freiburg i B 1922 Weiteres uber Grundlagen und Praxis der Mutaflor Behandlung In Deutsche Medizinische Wochenschrift 1925 44 S 1809 1813 Die Darmflora Bericht uber das von Prof Alfred Nissle in Freiburg i B erfundene Praparat Mutaflor hg von den Vereinigten Gelatine Kapseln Fabriken Berlin 1925 Die normalen Darmbakterien und ihre Bedeutung fur den Organismus und Die Colibakterien und ihre pathogene Bedeutung In Wilhelm Kolle Rudolf Kraus Paul Uhlenhuth Handbuch der pathogenen Mikroorganismen 3 Auflage Band 6 Teil 1 Fischer Jena 1929 Uber den Nachweis der Dysbakterie des Dickdarms und ihre Behandlung mit Mutaflor In Hippokrates 1937 8 41 S 1009 1014 Zur Klarung der Beziehungen zwischen Krankheitsursache Symptomen und rationeller Therapie In Medizinische Welt 1966 17 S 1290 1294Literatur BearbeitenLiteratur von und uber Alfred Nissle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek D Loew Leben und Werk von Alfred Nissle in Jorg Hacker Hrsg 4 Interdisziplinares Symposium Darmflora in Symbiose und Pathogenitat Berlin 10 11 November 2000 Alfred Nissle Gesellschaft Hagen 2000 S 11 19 ISBN 978 3 00 008559 8 Einzelnachweise Bearbeiten Florian Bar Einfluss des Probiotikum Escherichia coli Nissle 1917 auf die in vitro Motilitat humaner Kolonmuskulatur Diss an der Medizinischen Fakultat Lubeck 2009 S 2 a b c d e f Biografischer Abriss zu Nissle in Karl Irrgang Ulrich Sonnenborn Die historische Entwicklung der Mutaflor Therapie Ardeypharm GmbH Herdecke 1988 englische Fassung PDF Memento vom 4 September 2011 im Internet Archive a b c d Eduard Seidler Die medizinische Fakultat der Albert Ludwigs Universitat Freiburg im Breisgau Grundlagen und Entwicklungen Springer Verlag Berlin 1993 ISBN 3 540 53978 6 S 227 Seidler Fakultat S 227 267 f So dargestellt in Nissle Die antagonistische Behandlung chronischer Darmstorungen mit Colibakterien In Medizinische Klinik 1918 2 S 29 33 Seidler Fakultat S 330 f Hier auch zu Nissles Bemuhungen nach 1933 Silke Seemann Die politischen Sauberungen des Lehrkorpers der Freiburger Universitat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 1957 Rombach Freiburg im Breisgau 2002 ISBN 3 7930 9314 X S 23 Zitiert nach Seidler Fakultat S 331 GA 16 S 269 a b Helmut Heiber Peter Longerich Hildegard von Kotze Akten der Partei Kanzlei der NSDAP Teil I Munchen 1983 ISBN 3 598 30261 4 S 406 GBS Florian Bar Einfluss des Probiotikum Escherichia coli Nissle 1917 auf die in vitro Motilitat humaner Kolonmuskulatur Diss an der Medizinischen Fakultat Lubeck 2009 S 2 f Normdaten Person GND 126949352 lobid OGND AKS VIAF 15778149 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nissle AlfredKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt und WissenschaftlerGEBURTSDATUM 30 Dezember 1874GEBURTSORT CopenickSTERBEDATUM 25 November 1965STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Nissle amp oldid 233337141