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Alfons Wojewski 19 Mai 1912 in Gossentin Kreis Neustadt in Westpreussen 3 November 1992 in Warschau war ein polnischer Urologe und Hochschullehrer in Stettin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Schule und Studium 1 2 Arzt und KZ Haftling im Zweiten Weltkrieg 1 3 Fruhe Nachkriegszeit 1 4 Fachausbildungen in Danzig 1 5 Urologie in Stettin 2 Wissenschaft 3 Nachfahren 4 Ehrungen 5 Werke Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWojewskis Vorfahren waren seit Jahrhunderten in der Kaschubei ansassig Alfons Wojewski war das 9 Kind des Guts und Wassermuhlenbesitzers Jozef Wojewski und seiner Frau Maria geb Willa Schule und Studium Bearbeiten Zu Beginn der Zweiten Polnischen Republik Pole geworden besuchte er nach der Grundschule in Bohlschau die Klassische Mittelschule in Wejherowo Nach dem Abitur leistete er 1932 33 den obligatorischen Militardienst in der Kavallerie Offizierskadettenschule in Grudziadz Graudenz 1933 schrieb er sich an der Medizinischen Fakultat der Universitat Posen Poznan ein Er befasste sich mit Pathologischer Anatomie spielte in einem Studentenorchester und war Mitglied der Akademischen Korporation Baltia 1939 erhielt er sein medizinisches Diplom Beim deutschen Uberfall auf Polen wurde er zum Polnischen Heer vor dem Zweiten Weltkrieg eingezogen Anschliessend diente er in Parczew als Arzt in einem Militarkrankenhaus Nach der Evakuierung des Krankenhauses ging er nach Gotenhafen Arzt und KZ Haftling im Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Dort war er nach der Kapitulation im September bis Dezember 1939 Assistenzarzt in der Chirurgie des stadtischen Krankenhauses das im Gebaude des Gerichts in Gdynia untergebracht war Im Juni 1940 wechselte er in die Chirurgie des Kreiskrankenhauses in Wejherowo Chefarzt war Dr Alfred Pahnke 1905 1945 A 1 Wojewski heiratete am 25 Oktober 1941 Hildegarda Tutkowska 1916 1990 aus Gdynia Wahrend der Deutschen Besetzung Polens 1939 1945 beteiligte er sich als Arzt aktiv an der Untergrundarbeit Ab 1940 gehorte er zunachst der Organisation Polska Zyje Polen lebt an Spater leitete er den Gesundheitsdienst der geheimen Militarorganisation Gryf Pomorski Pommerscher Greif 1943 wurde er in ein Krankenhaus in Deutsch Eylau verlegt Am 3 Mai 1943 wurde er von der Geheimen Staatspolizei in Danzig verhaftet Im Untersuchungsgefangnis wurden Haftlinge wahrend der Verhore geschlagen und gefoltert so auch Wojewski Am 12 Juli 1943 wurde er in das KZ Stutthof verbracht wo er bis zum Ende des Krieges blieb Er leistete im Revier chirurgische Arbeit und gewahrte gefahrdeten Haftlingen medizinische Hilfe oft unter Einsatz des eigenen Lebens Am 13 Januar 1944 wurde er mit norwegischen Gefangenen Polizisten in das Germanenlager verlegt Dort wurde ihm eine halbe Kaserne mit der Aufgabe zugewiesen eine Krankenstation mit 30 Betten einzurichten Drei Norweger sollten ihm helfen Die Morbiditat der Norweger war gering da sie gut ernahrt waren und nicht arbeiteten Sie erhielten Lebensmittel aus der SS Kuche und regelmassige Pakete vom Internationalen Roten Kreuz Wojewski zog sie auf seine Seite und erhielt vom Lagerkommandanten die Erlaubnis einen Grossteil ihrer Essensreste in das Revier zu bringen Das bewahrte Dutzende von unterernahrten Revierpatienten vor dem Hungertod Kurz vor der Auflosung des Lagers wurden die Norweger von der SS zur Arbeit an einem Strassenbauprojekt ausgewiesen weil sie sich weigerten mit den Deutschen zusammenzuarbeiten Ausserdem wurde ihnen das Essen aus der SS Kuche vorenthalten Wojewski wurde als Leiter des Reviers zuruckversetzt Beim Todesmarsch einer Haftlingskolonne gelang ihm im Winter 1944 45 die Flucht in die Vororte von Wejherowo Dort versteckte er sich bis zum Einmarsch der sowjetischen und polnischen Armee Fruhe Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Nachkriegstreffen mit ehemaligen Haftlingen des KZ StutthofNach der Befreiung der Konzentrationslager und dem Kriegsende beteiligte sich Wojewski am Wiederaufbau der zerstorten Krankenhauser in Gdingen Neustadt und Puck Zunachst war er als Chirurg im Krankenhaus in Wejherowo tatig Im Marz 1945 ging er auf Befehl des Militarkommandanten nach Gdynia Noch wahrend der Kampfe um Oksywie Gdynia und die Halbinsel Hel arbeitete er in der chirurgischen Abteilung des Stadtischen Krankenhauses Nachdem polnische Chirurgen nach Gdynia gekommen waren wurde er Direktor des Krankenhauses in Puck Er leistete den Kranken und Verwundeten erste Hilfe vor allem den ehemaligen Haftlingen von Stutthof Bei dem Anthropologen und Medizinhistoriker Adam Wrzosek schrieb er seine Doktorarbeit mit der er 1946 in Posen zum Doktor der Medizin promoviert wurde 1 1946 1949 war er Leiter der chirurgischen und gynakologischen Abteilung und Arztlicher Direktor des Kreiskrankenhauses in Kwidzyn Marienwerder 1949 wurde er wegen seiner Tatigkeit in Gryf Pomorski und seiner Hilfe fur verwundete und kranke Haftlinge grundlos vom Amt fur offentliche Sicherheit UB verhaftet und einer einjahrigen Untersuchung unterzogen Er wurde in einem Gefangnis in Gdansk festgehalten und gefoltert zum Teil in denselben Raumen und von denselben Mannern wie sechs Jahre zuvor Ein einflussreicher und kluger Anwalt rettete ihm das Leben Fachausbildungen in Danzig Bearbeiten Wojewski begann seine akademische Laufbahn an der Medizinischen Akademie Danzig Ab 1950 arbeitete er bei Stanislaw Nowicki 1893 1972 in der 1 Abteilung fur Chirurgie Ab 1953 war er bei dem aus Wilna gekommenen Zdzislaw Kieturakis 1904 1971 in der 3 Abteilung fur Chirurgie Bei Tadeusz Lorenz 1906 1986 spezialisierte er sich auf Urologie Wojewski war auch Verwaltungsdirektor des Klinischen Krankenhauses Nr II in Gdansk Zum Facharzt ernannt wurde er fur Chirurgie 1953 und fur Urologie 1954 Mit Lorenz organisierte er in Gdansk am 18 Juni 1955 die 7 Urologentagung Urologie in Stettin Bearbeiten Hauptartikel Pommersche Medizinische Universitat Stettin 1955 beauftragte das Gesundheitsministerium Wojewski an der Pommerschen Medizinischen Akademie in Stettin mit der Einrichtung der Urologischen Klinik und der urologischen Behandlung in Westpommern Im August 1955 wurde eine urologische Abteilung mit 30 Betten in der 2 Chirurgischen Klinik in Pomorzany Pommerensdorf eroffnet Chef der Chirurgie war Rafal W Heftman 1908 1977 aus Schlesien Die von Wojewski geleitete Urologie erhielt Gerate und Instrumente die die Nothilfe und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen der I Chirurgischen Klinik der Pommerschen Akademie gestiftet hatte Trotz schwieriger Bedingungen wurden 40 45 stationare Patienten behandelt In kurzer Zeit wurde eine urologische Ambulanz eingerichtet Wojewski brachte die Klinik in kurzer Zeit auf das Niveau moderner Kliniken sowohl im wissenschaftlichen als auch im Lehr und Dienstleistungsbereich Es wurden drei Abteilungen fur Manner Frauen und Kinder eingerichtet Mit 62 Planbetten und einem eigenen Operationssaal erlangte die Klinik 1962 die Eigenstandigkeit Nur sechs Jahre 1968 1974 bestand das von ihm in Stettin errichtete Dialysezentrum In Vororten Stettins richtete er zwei Aussenstellen seiner Klinik ein 1958 1987 fur urogenitale Tuberkulose mit 40 Betten in Zdunowo Hohenkrug 2 1965 1975 fur Kinder mit Harninkontinenz und Enuresis mit 80 Betten in Nowe Czarnowo Neu Zarnow das einzige Zentrum dieser Art in PolenFur zwei Amtszeiten wurde Wojewski 1962 und 1965 zum Dekan der Medizinischen Fakultat gewahlt 1968 1974 war er Vizerektor fur klinische Angelegenheiten Er trat 1979 in den Ruhestand und liess sich in Warschau nieder Dort engagierte er sich fast 12 Jahre lang fur die Medizinische Genossenschaft der Ordinarien und Professoren Er starb mit 80 Jahren und wurde auf dem Solipce Friedhof in Warschau Ursus beigesetzt Wissenschaft Bearbeiten nbsp Wojewski und seine Tochter auf dem Urologenkongress in Essen 1978 1957 erhielt Wojewski den Grad eines Kandidaten der medizinischen Wissenschaften 3 Auf der Grundlage seiner Habilitationsschrift uber die Diagnose des Prostatakrebses erwarb er am 19 Januar 1961 den Grad eines Dozenten 4 Er wurde 1966 zum a o Professor und 1972 zum o Professor ernannt Er betreute 12 Dissertationen und eine Habilitation Er schrieb 132 Publikationen und funf Monografien und war Mitautor von vier Lehrbuchern fur Arzte und Medizinstudenten Er befasste sich mit Nierensteinen Tumoren und Fehlbildungen mit dem Hermaphroditismus und vor allem mit dem Prostatakrebs er modifizierte eine Prostatektomie 5 Er besuchte Kliniken in Barcelona Berlin Bonn London Lyon Paris Rostock und Wuppertal Anregungen setzte er alsbald in Stettin um 1965 und 1966 leitete er Urologenkongresse in Kolobrzeg Kolberg und Stettin Er war Mitglied der Europaischen Gesellschaft fur Urologie Nachfahren Bearbeiten nbsp Wojewskis erste Tochter mit ihrem Mann in Essen Hauptbahnhof 2018 Alfons und Hildegarda Wojewski zogen zwei Tochter auf Elzbieta 1942 2021 und Janina 1947 Sie und die Schwiegersohne allesamt Arzte bescherten Wojewski funf Enkelkinder und zehn Urenkel Wojewskis altere Tochter war die Anasthesistin Elisabeth Maria Zajaczkowski A 2 1966 heiratete sie den Urologen und Medizinhistoriker Thaddaus Zajaczkowski Aus der Ehe gingen zwei Sohne hervor Beide wurden Zahnarzte Ehrungen BearbeitenPrasident der Polnischen Urologengesellschaft 1964 1966 Ehrenmitglied der Polnischen Urologengesellschaft Vorsitzender der polnischen Sektion der Societe internationale d urologie Auszeichnung Erster Klasse des Ministers fur Gesundheit und Soziales Goldenes Verdienstkreuz der Republik Polen Orden Polonia Restituta Ritterkreuz Orden Polonia Restituta Offizierskreuz Medaille des Sieges und der Freiheit 1945 Medaille der Kommission fur Nationale Bildung Verdienstmedaille der Pommerschen Medizinischen Universitat Medaille zum 25 jahrigen Bestehen der Pommerschen Medizinischen Universitat Goldener Pommerscher Greif Medaille fur Verdienste um die Entwicklung der Woiwodschaft Koszalin Medaille fur vorbildliche Arbeit im Gesundheitswesen Goldmedaille des Norwegischen Roten Kreuzes fur die medizinische Betreuung norwegischer Gefangener im KZ Stutthof 1990 Werke Auswahl BearbeitenZur Frage des wahren Zwittertums Urologia Internat 9 1959 S 52 61 W sprawie rozpoznawania raka gruczolu krokowego Szczecinskie Towarzystwo Naukowe 6 1961 S 1 Rak gruczolu krokowego Szczecinskie Towarzystwo Naukowe 15 1961 S 1 The evaluation of methods applied in diagnosis of prostatic cancer Urologia Internat 14 1962 S 140 159 mit Stanislaw Krason A true hermaphrodite J Urol 88 1962 S 539 541 Reticulum cell sarcoma with primary manifestation in testis J Urol 89 1963 S 709 711 mit Stanislaw Krason Ryszard Roessler und Alina Laska Experimental tumors of the urogenital system J Urol 92 1964 S 568 573 mit Wojciech Kossowski Total diphallia a case of plastic repair J Urol 91 1964 S 84 86 mit Dagna Przeworska Kaniewicz The influence of stilbestrol and testosterone on the growth of prostatic adenoma and carcinoma in tissue culture J Urol 93 1965 S 721 724 Pamietnik X zjazdu naukowego Polskiego Towarzystwa Urologicznego w Szczecinie 17 18 czerwca 1966 r Polskie Towarzystwo Urologiczne Stettin 1967 Die radikale Prostatektomie beim Prostatakarzinom Zentralbl Chir 92 1967 S 3080 mit T Zajaczkowski The treatment of bilateral staghorn calculi of the kidneys Int Urol Nephrol 5 1973 S 249 260 Klinika Urologii Annales Academiae Medicae Stetinensis Suppl 19 1980 S 213 217 poln Literatur BearbeitenThaddaus Zajaczkowski Prof Dr hab med Alfons Wojewski Urologia Polska 46 1993 S 101 105 Thaddaus Zajaczkowski und Elisabeth Maria Wojewski Zajaczkowski Stadtisches Krankenhaus in Stettin seit 1945 Szczecin Entstehung der Urologischen Klinik 2 Teil Prof Alfons Antoni Wojewski 1912 1992 Der Urologe A 45 2006 S 1006 1016 doi 10 1007 s00120 006 1070 2 Thaddaus Zajaczkowski und Elisabeth Maria Wojewski Zajaczkowski Urology in Stettin Szczecin The impact of political changes on progress in urology and medicine Annales Academiae Medicae Stetinensis 58 2012 S 77 88 PMID 23767186 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alfons Wojewski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Alfons Wojewski im WorldCat pl Polska Zyje organizacja konspiracyjna pl Baltia korporacja akademicka pl Tajna Organizacja Wojskowa Gryf Pomorski en Pomeranian Griffin Gryf Pomorski Anmerkungen Bearbeiten Pahnke half 1941 bei der Vorbereitung von Wojewskis Hochzeit Wie seine Frau gluhender Nationalsozialist vergifteten er und seine Frau die zwei Kinder und sich selbst am 3 Mai 1945 im Krankenhaus Gustrow Elisabeth Maria geb Wojewski 3 September 1942 in Neustadt i Westpr mit deutscher Geburtsbescheinigung 20 Dezember 2021 in Essen Einzelnachweise Bearbeiten Dissertation Sanitare Bedingungen und Organisation der medizinischen Arbeit im Konzentrationslager Stutthof in den Jahren 1943 bis 1945 Th Zajaczkowski The Tuberculosis Hospital in Hohenkrug Stettin Department of Genitourinary Tuberculosis Annales Academiae Medicae Stetinensis 58 2012 S 66 76 Kandidatenthesis Die Wirkung von Isonicotinsaurehydrazid auf die Tuberkulose der Nebenhoden Jahrbuch der Pommerschen Akademie fur Medizin 3 1957 S 243 Habilitationsschrift Die diagnostischen Aspekte des Prostatakarzinoms Personal modification of the Fabre Thierman radical prostatectomy for cancer Urologia Journal 32 1965 S 563 566 Normdaten Person VIAF 167306704 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 6 Januar 2022 PersonendatenNAME Wojewski AlfonsALTERNATIVNAMEN Wojewski Alfons Antoni vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG polnischer Urologe und Hochschullehrer in StettinGEBURTSDATUM 19 Mai 1912GEBURTSORT Gossentin Kreis Neustadt in WestpreussenSTERBEDATUM 3 November 1992STERBEORT Warschau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfons Wojewski amp oldid 232109378