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Agropastoralismus aus lat ager Acker und pastor Hirte Huter bezeichnet subsistenzorientierte traditionelle Wirtschaftsformen bei denen Feldbau und Pastoralismus Viehhaltung auf Naturweiden miteinander kombiniert werden und beide Teilbereiche einen wichtigen Beitrag zum Lebensunterhalt leisten Agropastoralisten mit ihren Rindern im Sud SudanAustritt eines Qanat oder Foggara BewasserungssystemsDie ostafrikanischen Massai sind seit Jahrhunderten Viehzuchter und FeldbauernDie Lebensweise agropastoraler Gruppen ist je nach den Gegebenheiten sesshaft halbsesshaft oder halbnomadisch Findet der Weidewechsel zwischen Ebene und Gebirge statt spricht man in Bezug auf die Viehhaltung von Transhumanz Wanderweidewirtschaft 1 Der Getreideanbau erfordert in jedem Fall einen festen Wohnsitz zumindest fur einige Jahre wahrend die Viehhaltung in manchen Jahren oder in Trockenraumen einen Wechsel des Weidelandes verlangt Agropastoralisten nutzen daher feste Wohnsitze und zum Teil verschiedene mobile Behausungen Mit Abstand am haufigsten ist Agropastoralismus in tropischen Offenlandschaften mit mehr als 400 mm bis uber 600 mm Jahresniederschlag in denen eine weitgehend stationare Beweidung moglich ist In subtropischen und trocken mediterranen Gebirgsregionen mit Niederschlagen zwischen uber 300 bis maximal 400 mm ist ein transhumanter Weidewechsel erforderlich In noch niederschlagsarmeren Gebieten die sehr weite Viehwanderungen notwendig machen ist eine agropastorale Subsistenzstrategie nur dann moglich wenn der Feldbau in einer Oase oder mit Hilfe dauerhafter Bewasserung stattfinden kann 2 3 Insgesamt leben zwischen 160 und 460 Mio Menschen von uberlieferten Formen sesshafter oder halbsesshafter Tier und Pflanzenproduktion A 1 Da diese Wirtschaftsweisen je nach Erhebung mal dem Bodenbau und mal dem Pastoralismus zugerechnet werden ist eine genauere Zahl nicht ermittelbar Reiner Pastoralismus setzt eine Produktion voraus die den Eigenbedarf ubersteigt um Pflanzenprodukte dafur eintauschen oder kaufen zu konnen Agropastoralisten konnen hingegen Selbstversorger sein und haben daher meist kleinere Herden 4 In der Regel bieten sie nicht mehr als 10 ihrer Produkte auf lokalen Markten an 3 Wahrend der europaische Agropastoralismus im Zuge der Gemeinheitsteilung wahrend des 19 Jahrhunderts stark abgenommen hat ist er in Asien und insbesondere in Afrika weit verbreitet und gilt in vielen Gegenden als okologisch nachhaltige Art der Landnutzung Agropastorale Lebensweisen in Afrika BearbeitenIn vielen ariden Gebieten Afrikas trockene Savannenlandschaften sowie Einzugsbereiche grosser Flusse ist der Agropastoralismus heute weit verbreitet Siebzig Prozent Kenias und jeweils die Halfte von Tansania Uganda Athiopien und des Sudans zahlen dazu 3 Ausgehend vom historischen Cattle Complex Ostafrikas 5 in dem sich die typisch afrikanischen Formen entwickelt haben sind seit der Mitte des 20 Jahrhunderts viele Hirtennomaden auch in der Sahelzone zu einer halbnomadisch halbsesshaften Lebensweise ubergegangen 6 In Ostafrika kombinieren heute noch folgende Ethnien ihre Viehzucht mit der Bewirtschaftung des Trockenlandes Somali Afar Beja Rendille und Gabbra die als spezialisierte Kamelzuchter gelten die Rinder und Kleinvieh haltenden Turkana Pokot Massai und Samburu die Nuer Dinka und Toposa im Sudan in Athiopien die Dasenech Mursi und Omoro die ugandischen Karimojong Jie und Teso und in Tansania die Parakuyu und Tatoga 1 Gerste Weizen und Hirse als Wintergetreide sind die wichtigsten Anbaufruchte im Agropastoralismus Wie im Schwendbau der Landwechselwirtschaft ublich erfolgt nach der Einsaat bis zur Ernte keine weitere Feldpflege oder Dungung In Trockenregionen erfolgt allerdings haufig eine Bewasserung mittels eines traditionellen Qanat Systems bei dem Wasser aus hohergelegenen Grundwasser Reservoires angezapft wird Uberdies werden haufig Dattelpalmen kultiviert da sie keine Bewasserung benotigen und ernahrungsphysiologisch hochwertige Ertrage abwerfen Wenn das Klima es zulasst wird Gartenbau mit Tomaten Paprika Zwiebeln und Kartoffeln betrieben Um sich vor Missernten durch Durren Schadlinge oder Starkregen zu schutzen und um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten werden lange Brachezeiten eingehalten und die Anbauzeiten und sorten haufig variiert Nach der Ernte werden die fur den Menschen unbrauchbaren Ernteprodukte an das Vieh verfuttert Ist dieses Futter verbraucht wandern Hirten mit den Tieren vom Dorf in die Savanne und zuruck Langere Weidewanderungen uber mehrere Wochen kommen nur bei den Agropastoralisten der trockenen Subtropen vor Wahrend fur die mobilen Tierhalter der Halbwusten und Steppen der Zustand der Weiden massgeblich fur das Wanderverhalten ist bestimmt es bei den Agropastoralisten vorrangig die Bedingungen fur die Landwirtschaft Wenn die Felder nicht mehr genug abwerfen zieht das ganze Dorf um 3 Einzelnachweise BearbeitenA 1 berechnet aus Gesamter Pastoralismus nach UNEP 2014 7 abzuglich Mobile Tierhaltung nach Schlee 2010 8 Berechnungsergebnis a b Anne Hegge Agropastoralismus Phanomen und Beschreibung afrikanischer Beispiele Hausarbeit zur Vorlesung Agrargeographie mit besonderer Berucksichtigung Nordafrikas Lehrstuhl fur Stadtgeographie und Geographie des landlichen Raumes Universitat Bayreuth 2003 S 1 22 Schultz J 2008 Die Okozonen der Erde Stuttgart Ulmer ISBN 978 3 8252 1514 9 S 280 281 a b c d Tobias Kuhr Traditionelle Ernahrungsweisen in Entwicklungslandern typische Ernahrungsmangel und Ansatze zur Verbesserung der Ernahrungssituation am Beispiel Afrikas Diplomarbeit zur Erlangung des Grades eines Diplom Ernahrungswissenschaftlers Friedrich Schiller Universitat Jena Jena 2007 S 12 13 Per Brandstrom Jan Hultin Jan Lindstrom Aspects of Agro Pastoralism in Eastern Africa Uppsala 1979 S 10 18 Melville J Herskovits A Preliminary Consideration of the Culture Areas of Africa in American Anthropologist New Series Vol 26 No 1 1924 Fred Scholz Nomadismus ist tot In Geographische Rundschau Heft 5 1999 S 248 255 Sustainable Pastoralism and Post 2015 agenda www unep org abgerufen am 9 Dezember 2014 pdf Version Memento des Originals vom 18 August 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www unep org Gunther Schlee in Oliver Samson Asien Nomaden die ersten Opfer des Klimawandels In Deutsche Welle 6 Juli 2010 abgerufen am 1 September 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Agropastoralismus amp oldid 231423792