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Kanat ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum turkischen Ubersetzer siehe Akin Kanat Ein Qanat oder Kanat persisch قنات arabisch قناة DMG Qanah ist eine traditionelle Form der Frischwasserforderung meist in Wustengebieten um Trink und Nutzwasser aus hoher gelegenen Regionen zu beziehen Ein Qanat besteht aus einem Mutterbrunnen mehreren vertikalen Zugangsschachten und dem Qanat Kanal Der Qanat Kanal ist ein Freispiegelstollen der mit geringem Gefalle vom Mutterbrunnen uber die Zugangsschachte bis zum Qanat Austritt fuhrt Illustration der QanatfunktionAushubkegel mehrerer Ketten von Qanat Schachten bei ErfoudQanat Fir aunAustritt eines QanatsVerteilungsgitter eines Qanats Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnungen 2 Geschichte 3 Planung und Bau 3 1 Ursache fur den Qanatbau und Ursprung des Wassers 3 2 Vorbereitungen 3 3 Bau 4 Wartung 5 Anzahl und Rolle 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBezeichnungen BearbeitenQanate kann man in fast allen Landern am Persischen Golf sowie in Afghanistan Pakistan Syrien Libyen am Rande der Taklamakan und im gesamten Maghreb sowie auf den Kanarischen Inseln finden Daher gibt es viele verschiedene Bezeichnungen fur sie Auf Persisch heissen sie auch Kariz bzw Karez كاريز DMG Kariz In Oman werden sie Faladsch genannt in Nord Afrika im Maghreb lautet die Bezeichnung Foggara was so viel wie unterirdischer Stollen bedeutet In Marokko sind auch die Bezeichnungen Rhetara Khettara 1 Hattaras oder Karis gebrauchlich Geschichte BearbeitenDer Ursprung der Qanat Wassergewinnung liegt vermutlich vor uber 2000 v Chr im Raum des heutigen Iran wobei erste schriftliche Hinweise aus einem Bericht uber einen Feldzug Sargons II 722 bis 705 v Chr stammen Vor allem am Rande der Wusten Lut und Kawir wird heute noch auf diese Art Wasser gewonnen Als eines der fruhesten Qanate gilt das von Zavareh das uber 5000 Jahre alt ist Ein anderes Beispiel ist das Qanat von Gonabad mit einem Mutterbrunnen von 350 m Tiefe und einem Alter von uber 2500 Jahren Von Iran aus verbreitete sich die Technik der unterirdischen Bewasserungskanale vor allem uber die Seidenstrasse und erreichte nach der ersten persischen Eroberung im Jahr 525 v Chr Agypten Qanatsysteme sind beispielsweise in der Oase Charga nachgewiesen Spater breitete sich diese Technik auch in das Romische Reich aus wo jedoch die Technik der Aquadukte massgebender war Ein Beispiel fur eine romische Qanat Leitung wurde in Brey am Rhein entdeckt noch weiter nordlich im Kreis Duren liegt mit 1660 m das langste Wassertunnelbauwerk nordlich der Alpen das auf diese Weise gebaut wurde der Drover Berg Tunnel Ebenso gibt es in Trier und Umgebung mehrere Qanate So existiert z B im Stadtgebiet von Trier im Stadtteil Trier Feyen Weismark das Qanat Kirchenbungert und im Trierer Umland weiterhin der Qanat von Polich 2 nbsp Technologische Verbreitung der QanateIn Gegenrichtung breitete sich die Technik bis in das nordliche Indien aus wie Megasthenes etwa 300 v Chr berichtet Doch auch in China sind sie zu finden z B im Bewasserungssystem von Turfan Mit den Arabern erfuhren die Qanate eine Ausbreitung nach Algerien Marokko Sizilien z B die Qanate von Palermo schliesslich Spanien und von hier auf die Kanaren und nach Sudamerika 2016 wurde eine Auswahl von 11 Qanaten aus dem Iran unter dem Titel Die persischen Qanate in das UNESCO Welterbe aufgenommen Planung und Bau BearbeitenUrsache fur den Qanatbau und Ursprung des Wassers Bearbeiten Die Qanattechnik breitete sich vor allem in den Hochlandkulturen aus weil hier grossere Flusse fehlen und die Siedlungen ausserdem nahe zu einem vergleichsweise niederschlagsreichen Berg oder Gebirge liegen Doch auch das aride Klima mit seinen extrem hohen Verdunstungsraten ist mitverantwortlich da Quellen schnell austrocknen und eine oberflachliche Leitung des Wassers uber lange Distanzen zu hohen Verdunstungsverlusten fuhren wurde Fur den Grundwasserreichtum sind vor allem die Steigungsregen der Berghange verantwortlich deren Wasser versickert und sich in der Tiefe uber einem Grundwassernichtleiter ansammelt Diese Aquifere liegen fur einfache Brunnen in weiter Entfernung zu den Versickerungszonen oft zu tief Wenn in den Bergen jedoch Sickerwasser auf wasserundurchlassige Schichten trifft entsteht Schichtenwasser uber dem eigentlichen Grundwasser hier besteht die Moglichkeit das Wasser abzufangen bevor es in grossere Tiefen verschwindet Diese Schichtenwasserspeicher besitzen jedoch ihre eigene Stromungsdynamik so dass dieses Wasser nicht uberall vorliegt oder zu erreichen ist Vorbereitungen Bearbeiten Aus diesem Grund legt man zunachst Versuchsbrunnen gamaneh an und ermittelt das Wasseraufkommen durch Schopfversuche Gesucht wird ein gleichmassiger und ausreichender Wasserzustrom Ist dieser vorhanden wird oberirdisch die Route des Qanats festgelegt erst danach fangen mit dem Anlegen eines bis zum Grundwasser reichenden Mutterbrunnens bir al umm die eigentlichen Arbeiten an Diese werden in der Regel von Arbeitstrupps aus drei bis vier Personen durchgefuhrt im Maghreb nutzte man hierfur schwarze Sklaven Diese sind wegen der engen Schachte und Stollen mit nur einfachstem Gerat ausgestattet Dazu zahlen etwa Seile kurze Spaten oder auch Hacken meist einfache Lichtquellen und die zur Bestimmung der Vortriebsrichtung notigen Utensilien Wasserwaage Lot Regional wurden auch eigene speziell angepasste Werkzeuge entwickelt Als weiteres Werkzeug nutzten die Erbauer Schlauchwaagen Konzeption und Bau eines Qanats erfordern detaillierte Kenntnisse des Untergrunds und des hierdurch bedingten Verhaltens des Wassers vor allem um die Sicherheit der Arbeiter zu gewahrleisten Dennoch ist die Arbeit an einem Qanat sehr gefahrlich Nur ihre geringe Grosse schutzt Schachte und Stollen gegen die wirkenden Krafte im Untergrund die Gefahr eines Einsturzes oder Wassereinbruchs ist omniprasent Neben diesen Sicherheitsaspekten sind vermessungstechnische Kenntnisse unabdingbar da man ein bestandiges Gefalle garantieren muss der Qanat moglichst gerade sein sollte und die Arbeit nur erfolgreich sein kann wenn die Basis der Schachte richtig anvisiert wird Mit vergleichsweise primitiven Hilfsmitteln einer schwachen Beleuchtung und allgemein widrigen Bedingungen ist dies jedoch hochst schwierig und erfordert viel Erfahrung Bau Bearbeiten Ausgehend vom Mutterbrunnen und der durch ihn festgelegten Route beginnt man vom Zielort des Wassers aus also dem Siedlungsbereich etwa alle 20 bis 35 Meter brunnenartige Schachte zu graben In einigen Fallen wurde von beiden Seiten gleichzeitig gegraben Die Schachte liegen in einer Reihe und weisen auf den anvisierten Mutterbrunnen Manchmal werden sie im Bereich des Grundwasserleiters zur Steigerung der Wassermenge durch Verzweigungen erganzt dem Qanat zugeschaltete Unterqanate sozusagen unterirdische Nebenflusse Der Abstand der Schachte bedingt den Arbeitsaufwand weshalb er im Rahmen des fur die spatere Wartung Verantwortbaren gerne ausgedehnt wird besonders wenn sehr tief gegraben werden muss Damit erschwert sich jedoch die immer wieder notwendige Neubestimmung der Grabungsrichtung Noch wichtiger durfte die Tatsache sein dass der Aushub bei den spateren Horizontalgrabungen nur sehr muhsam an weit entfernte Schachte geliefert werden kann was so deren Abstand einschrankt Je geringer die Grabungstiefe ist desto gunstiger ist es auch den Abstand der Schachte gering zu halten manchmal kaum 20 Meter Die Gesamtlange solcher Schacht Ketten kann im Normalfall bis zu 16 km betragen es gibt jedoch auch Rekorde mit bis zu 80 km In diesen Fallen kann man davon ausgehen dass man mit dem Bau im Bereich der Siedlung auf das Gebirge hin begann ohne zu wissen wann man und in welcher Hohe auf den Grundwasserleiter traf Auf Grund der Desertifikation und damit des fallenden Aquifers ist ebenso davon auszugehen dass diese langen Qanate im Laufe von Jahrhunderten genutzt und verlangert wurden Die Schachte sind in der Regel 20 bis 200 Meter tief wobei im Iran im Einzelfall eines Qanats in der Provinz Chorasan 450 m erreicht worden sein sollen Sie dienen zur Herstellung und spater zur Instandhaltung des Stollens sowie zum Luftaustausch Die Sohlen der Schachte werden miteinander verbunden so dass zum Tal hin Wasser zur Bewasserung der Felder aus dem Berg tritt Auch das Kondenswasser sammelt sich von den Felswanden heruntertropfend in der Tunnelrinne Der wasserfuhrende Stollen selbst ist 50 bis 80 cm breit und 90 bis 150 cm hoch Der Stollen muss ein hangabwarts gerichtetes kleines Gefalle aufweisen um ein Abfliessen des Wassers zu gewahrleisten Dieses Gefalle darf nicht zu gross sein da das Wasser sonst eine zu hohe Geschwindigkeit erreicht und die unbefestigten Stollen Wande erodiert Dies wurde die Stollen destabilisieren und schliesslich zum Einsturz fuhren gleichzeitig durch die Wasserfracht auch die Wasserqualitat stark herabsetzen Bei einem Gefalle gt 1 wird zudem der Grundwasserleiter evtl nicht erreicht In kurzeren Qanaten schwankt das Gefalle zwischen 1 1000 und 1 1500 in langeren ist es nahezu horizontal Ist der Hohenunterschied zu gross konnen Stufen eingebaut und somit unterirdische Wasserfalle geschaffen werden Hieran wurden in manchen Fallen Muhlen angeschlossen Die Vortriebsgeschwindigkeit ist sehr unterschiedlich und richtet sich vor allem nach der Tiefe der Zahl der Arbeiter und der Bodenbeschaffenheit Bei 20 Metern Tiefe erreicht ein Arbeitstrupp von vier Personen etwa 4 m Tag bei 40 m Tiefe halbiert sich dieser Wert Der Qanatbau dauert daher in der Regel mehrere Jahrzehnte Der Aushub wird meist mittels Ledersacken aus den Schachten transportiert und um den Schachtausgang angehauft Aus der Luft sehen die Schachte aus wie eine lange Aneinanderreihung ungewohnlich grosser Maulwurfshugel Wartung BearbeitenFur die Gewinnung sauberen Trinkwassers ist die standige Reinigung der Abflussrinnen von Schlamm und Sand notwendig Dies folgt genauen Regeln Um die Schachte vor Materialeintrag von aussen abzuschirmen wurden sie vor allem im direkten Siedlungsbereich abgedeckt Anzahl und Rolle BearbeitenAllein im Iran waren zur Zeit des Perserreichs zwischen 40 000 und 50 000 Qanate gleichzeitig aktiv Viele antike Qanatsysteme wurden aber aufgegeben und verfielen Sie wurden in jungster Vergangenheit im Rahmen von Befliegungen wiederentdeckt Heute werden im Iran ca 20 000 bis 25 000 Qanate unterhalten Diese haben eine Transportleistung von durchschnittlich gut 2 000 bis maximal 35 000 Kubikmeter pro Tag Zur Zeit des Perserreichs bestand ein Durchfluss von rund 1 000 m s 32 Mrd m a was etwa dem dreifachen der Elbe in Dresden entspricht Hatte man keinen permanenten Aquifer erreicht so konnte der Durchfluss je nach Jahreszeit stark schwanken Genutzt wurde das Wasser als Trinkwasser der uberwiegende Anteil fand jedoch als Nutzwasser in der Oasen Landwirtschaft Verwendung und machte diese damit in den ansonsten ariden Gebieten erst moglich denn Alternativen zu den Qanaten gab es in den entsprechenden Gebieten kaum Literatur BearbeitenP Beaumont M Bonine K McLachlan Qanat kariz and khattara traditional water systems in the Middle East and North Africa The Middle East Centre School of Oriental and African Studies University of London in association with Middle East amp North African Studies Press 1989 ISBN 0 906559 35 9 Cornel Braun Teheran Marrakesch und Madrid Ihre Wasserversorgung mit Hilfe von Qanaten Eine stadtgeographische Konvergenz auf kulturhistorischer Grundlage Dissertation Universitat Bonn Dummler Bonn 1974 ISBN 3 427 75521 5 Hamid Monadjem Qanat eine Ingenieurkunst aus dem antiken Iran In Gahname Fachzeitschrift des Vereins Iranischer Naturwissenschaftler und Ingenieure VINI in der Bundesrepublik Deutschland e V Nr 7 2004 Hamid Monadjem Qanate In Karl Gratzl Robert Kostka Hrsg Die Bergwelt des Iran Weishauptverlag Gnas 2009 S 231 239 ISBN 978 3 7059 0297 8 Hamid Monadjem Ghanat eine uralte Bewasserungstechnik Dissertation am Institut fur Bodenmechanik und Grundbau Technische Universitat Graz 1980 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Qanat Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien H E Wulff The Qanats of Iran Scientific American April 1968 S 94 105 P Beaumont Qanat Systems in Iran PDF 1 8 MB Bulletin of International Association of Scientific Hydrology XVI 1 3 1971 S 39 50 Kariz Qanat in Iran Destination Iran Farah Khademolmeleh Disney Land on Kish Iran Daily 3 November 2004 Memento vom 16 Dezember 2004 im Internet Archive Qanats auf der Insel Kisch Saharan fruit growing foggara style Science in Africa Dezember 2002 Foggara in Algerien Khettaras in Marokko Foggara Bewasserung Algerien Carlo Trabia Kanats of Sicily Best of Sicily Magazine Marz 2005 Roger D Hansen Karez Qanats of Turpan China Waterhistory org PDF Datei 235 kB Karez the Underground Canal China CultureEinzelnachweise Bearbeiten Mohammed el Faiz The garden strategy of the Almohad sultans and their successors 1157 1900 In Michel Conan Hrsg Middle East Garden Traditions Unity and Diversity Questions Methods and Ressources in a multicultural perspective Dumbarton Oaks Research Library and Collection Harvard Press Washington DC 2007 S 97 Bruno Kremer Der romische Qanat Kirchenbungert bei St Matthias in Trier In Trierer Zeitschrift Archaologie und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete Band 67 68 2004 doi 10 11588 2004 54923 Normdaten Sachbegriff GND 4176551 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Qanat amp oldid 237502381