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Der Gelbschulterstarling Agelaius xanthomus ist ein seltener Singvogel aus der artenreichen Familie der Starlinge Er ist ein endemischer Bewohner der Karibikinsel Puerto Rico und der zu diesem Territorium gehorenden Insel Mona die mehr als 60 Kilometer weiter westlich liegt Sein Fortbestand ist durch eingeschleppte Pradatoren wie etwa Ratten und vor allem durch die Einfuhrung des Seidenkuhstarlings bei dem es sich um einen Brutparasiten handelt gefahrdet Gelbschulterstarling Gelbschulterstarling Agelaius xanthomus Systematik Ordnung Sperlingsvogel Passeriformes Unterordnung Singvogel Passeri Familie Starlinge Icteridae Unterfamilie Agelaiinae Gattung Agelaius Art Gelbschulterstarling Wissenschaftlicher Name Agelaius xanthomus Sclater PL 1862 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verhalten 2 1 Ernahrung 2 2 Fortpflanzung 3 Verbreitung und Gefahrdung 4 Systematik 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenGelbschulterstarlinge erreichen ausgewachsen eine Grosse von etwa 20 bis 23 cm und ein Gewicht von circa 43 bis 65 g Die Mannchen werden tendenziell etwas grosser und schwerer als ihre weiblichen Artgenossen ein weitergehender Sexualdimorphismus anhand dessen die Geschlechter eindeutig zu identifizieren waren besteht bei der Art hingegen nicht 1 Entsprechend besitzen Mannchen wie Weibchen am ganzen Korper ein glanzendes schwarzes Gefieder das im Schulterbereich einen namensgebenden leuchtend gelben Fleck an den Konturfedern aufweist Die Gesamterscheinung wirkt grazil mit langen dunnen Beinen und eher schmalen Flugeln Der Schnabel ist gestreckt und spitz zulaufend Besonders wenn der auffallige Schulterfleck nicht direkt sichtbar ist kann der Gelbschulterstarling gelegentlich mit seinem Brutparasiten dem Seidenkuhstarling verwechselt werden Als weitere Unterscheidungsmerkmale konnen der kurzere dickere Schnabel und ein starker glanzendes Gefieder beim Seidenkuhstarling herangezogen werden 2 Verhalten BearbeitenGelbschulterstarlinge sind soziale nicht territoriale Vogel die vor allem wahrend Ruhephasen auch gemischte Schwarme mit anderen Arten bilden Besonders wahrend der sehr heissen Mittagsstunden suchen die Vogel gemeinsam mit Seidenkuhstarlingen Grauen Konigstyrannen Carolinatauben und Antillengrackeln Schutz im Schatten niedriger Baume Hierbei konnen Gelbschulterstarlinge bei der gegenseitigen Gefiederpflege beobachtet werden ein fur Starlinge eher ungewohnliches Verhalten Im Falle einer sich nahernden Bedrohung werden die ansonsten recht ruffreudigen Vogel plotzlich still Besonders bei Storungen aus der Luft beispielsweise durch Buntfalken oder Truthahngeier ziehen sich Gelbschulterstarlinge zumeist tiefer in die Deckung der Vegetation zuruck und warten dort ab bis die Bedrohung voruber ist Landbewohnenden Tieren und auch Menschen gegenuber zeigen die Vogel hingegen ein Mobbingverhalten das sich durch enge Vorbeifluge und lautes Rufen manifestiert 3 Die Art ist ein Standvogel der das ganze Jahr uber in seinem sehr kleinen Verbreitungsgebiet angetroffen werden kann 1 Bekannte Rufe und Lautausserungen schliessen ein hartes chet oder chulp sowie ein als kreischend beschriebenes naaah ein 2 Der Gelbschulterstarling gehort zu den Arten bei denen ein als Einemsen bezeichnetes Verhalten beobachtet werden kann Hierbei legen sich die Vogel in der Nahe eines Ameisenhaufens mit ausgebreiteten Flugeln flach auf den Boden und erlauben es den Ameisen in ihr Gefieder einzudringen Besonders an den Flugeln werden die Ameisen aktiv mit dem jeweils anderen Flugel in das Gefieder eingerieben Die genaue Funktion dieses Verhaltens ist bislang nicht abschliessend erforscht Als am wahrscheinlichsten gilt eine gefiederpflegende und bakterizide sowie fungizide Wirkung der abgesonderten Ameisensaure 4 Ernahrung Bearbeiten Die Art ernahrt sich recht variabel wobei die Suche nach Insekten auf Asten und Zweigen bevorzugt wird Besonders gern werden miteinander verwobene Klumpen des Bromeliengewachses Tillandsia recurvata nach Fressbarem durchsucht Daruber hinaus suchen Gelbschulterstarlinge Rinde und Borke nach Insekten ab wobei sie ahnlich wie Spechte vertikal oder auch kopfuber an Asten und Stammen hangen konnen Aufgescheuchte fliegende Insekten werden mit schnellen Sprungen und kurzen Flugen aus der Luft gefangen Eher selten wird am Boden mit scharrenden Bewegungen oder unter herabgefallenen Blattern nach Nahrung gesucht Je nach jahreszeitlicher Verfugbarkeit wird auch der Nektar verschiedener Blutenpflanzen gern als Erganzung des Speiseplans angenommen Besonderer Bedeutung kommt hierbei den Bluten der Echten Aloe zu die mit dem Schnabel auseinander gezwungen werden um an den Nektar im Inneren gelangen zu konnen Des Weiteren assoziieren sich die Vogel mit vom Menschen nach Puerto Rico eingeschleppten Rhesusaffen wenn diese an verschiedenen Orten der Insel von Touristen gefuttert werden Hierbei erbeuten die Gelbschulterstarlinge zumeist Obst und Gemuse oder Krumel von Brot oder Keksen 5 Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Nistender Gelbschulterstarling Die Brutzeit beginnt mit dem Einsetzen starkerer Regenfalle und der damit einhergehenden Bestandszunahme der Insekten in den Monaten April oder Mai Wahrend der Balz finden sich Gelbschulterstarlinge in grosseren Gruppen an den Nistplatzen vergangener Jahre ein wo die Mannchen versuchen die Weibchen mit einer Reihe von Zurschaustellungen fur sich zu gewinnen Haufig stehen die Mannchen dabei singend in den Uberresten eines alten Nests dass sie durch Ziehen an den Nistmaterialien und durch kriechende Bewegungen auf der Brust wieder in Form zu bringen versuchen Tatsachlich erneut fur die Brut verwendet werden diese alten Nester jedoch am Ende nur selten Gelegentlich wird in der Umgebung Nistmaterial gesammelt das dann in der Nahe des Nests fallengelassen wird Die Paarbildung erfolgt in der Regel circa sechs bis zehn Wochen vor Beginn der Eiablage Dieser relativ lange Zeitraum wird zur Paarbindung genutzt und unterstutzt die mindestens eine Brutzeit anhaltende Monogamie der Art 6 nbsp Blick in ein kunstliches Nest aus PVC Mindestens ein Jungvogel ist erkennbar Gelbschulterstarlinge neigen dazu ihre Nester in kleinen Gruppen zu vier bis sechs Paaren mit einigen Metern Abstand zwischen den einzelnen Nestern anzulegen Ob in der Vergangenheit vor den dramatischen Bestandsruckgangen unter denen die Art zu leiden hatte auch grossere Kolonien gebildet wurden ist nicht dokumentiert Bei der Wahl ihrer Nistplatze ist die Art ausgesprochen flexibel und passt sich den Gegebenheiten in ihrem noch verbliebenen Verbreitungsgebiet an So konnten bereits Nester in nur 20 cm Hohe auf den Zweigen von Mangroven in Felsspalten von mehr als 20 m hohen Klippen oder auf winzigen vorgelagerten Inseln bis zu 1500 m vor der eigentlichen Kustenlinie gefunden werden Eine Praferenz kann hochstens fur den Nestbau im Geast des Schwarzen Olivenbaums festgestellt werden sofern diese verfugbar sind Ahnlich variabel und standortabhangig ist die Wahl des Nestmaterials fur das von Golftangen Blattern und Grasern uber Federn und Bambuswurzeln bis hin zu Plastiktuten und Papierfetzen alles Mogliche verwendet wird Die Vogel errichten daraus eine wenige Zentimeter durchmessende tassenformige Konstruktion mit einer Vertiefung in der Mitte in die schliesslich die Eier abgelegt werden 7 Um die Pradation durch Ratten zu erschweren werden den Vogeln in besonders frequentierten Brutarealen seit den 1980er Jahren auch kunstliche Nester aus PVC und Draht zur Verfugung gestellt Diese befinden sich oben auf einem Pfosten an dem weiter unten ein 50 cm durchmessender Blechkegel befestigt ist den die Ratten in der Regel nicht erklettern konnen Diese kunstlichen Strukturen wurden von den Gelbschulterstarlingen gut angenommen zwischen 1989 und 1995 fanden fast alle Brutvorgange in einem derartigen Nest statt 8 Die typische Gelegegrosse liegt bei drei Eiern in seltenen Fallen konnen auch zwei oder vier Eier vorkommen Bebrutet werden sie ausschliesslich durch das Weibchen wahrend das Mannchen fur die Verteidigung des Nests gegenuber Bedrohungen und die Versorgung seiner Partnerin mit Nahrung zustandig ist Nach einer Inkubationszeit von etwa 12 bis 13 Tagen schlupfen die jungen Gelbschulterstarlinge Wahrend der folgenden Nestlingsphase werden die Jungvogel von beiden Altvogeln gleichermassen mit Nahrung versorgt Diese Aufgabe kann eine erhebliche Belastung fur die Eltern darstellen da die Nester teilweise sehr abgelegen und weit von ergiebigen Nahrungsquellen entfernt errichtet werden Dennoch zeigen die abgelegensten Nester auf unwirtlichen vorgelagerten Inseln haufig den grossten Bruterfolg da sie seltener von Brutparasitismus durch den Seidenkuhstarling betroffen sind Eine Anpassung an die teilweise sehr weiten Wege bei der Nahrungsbeschaffung stellt das Schlucken und Wieder Hochwurgen von Nahrung dar um auf einem Flug grossere Mengen heranschaffen zu konnen Dieses Verhalten wird bei verwandten Arten nur selten beobachtet Eine weitere Besonderheit ist das Fehlen von parasitaren Larven der Fliegen Gattung Philornis bei Gelbschulterstarlings Nestlingen die ansonsten sehr viele Vogelarten auf Puerto Rico befallen Dies ist offenbar auf eine effektive Gefiederpflege durch die Altvogel zuruckzufuhren 9 Nach 13 bis 16 Tagen endet mit dem Fluggewerden der Nachkommen auch die Pflege durch die Mutter Allerdings werden die Jungvogel auch nach dem Verlassen des Nests noch fur mindestens weitere 24 Tage von ihren Vatern gefuttert 10 Wahrend weibliche Gelbschulterstarlinge bereits nach einem Jahr selbst geschlechtsreif werden benotigen ihre mannlichen Artgenossen hierfur ein Jahr langer 11 Verbreitung und Gefahrdung Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet des Gelbschulterstarlings auf Puerto Rico und Mona nbsp Gemeinsam in einem Gelbschulterstarlingsnest gefundene Eier von Gelbschulter und Seidenkuhstarling Das grossere weisse Ei im Vordergrund gehort zum Gelbschulterstarling Der Gelbschulterstarling kommt lediglich auf der zu den Vereinigten Staaten gehorenden Insel Puerto Rico wo er historisch als haufig und leicht zu finden galt sowie auf der 66 km westlich davon gelegenen kleinen Insel Mona vor Bei der Population auf Mona handelt es sich um eine eigenstandige Unterart 12 Als Folge eines erheblichen Bestandseinbruchs kann die Art auf Puerto Rico heute nur noch in einigen wenigen kleinen Gebieten an der Kuste gefunden werden die untereinander nicht zusammenhangend sind Als Grund fur diesen Bestandsruckgang gilt neben der Einfuhrung der Hausratte Rattus rattus im Gefolge des Menschen die Eier und Nestlinge erbeutet vor allem die Ausbreitung des Seidenkuhstarlings nach Puerto Rico Dieser ursprunglich aus Sudamerika stammende Brutparasit breitet sich als Kulturfolger zunehmend nordwarts uber die Inseln der Karibik aus und erreichte etwa zur Mitte des 20 Jahrhunderts auch Puerto Rico Dort wurde der Gelbschulterstarling schnell zum bevorzugten Wirt der Art die ihre Eier in fremde Nester legt und die Aufzucht der eigenen Jungen den Wirtseltern uberlasst Junge Seidenkuhstarlinge schlupfen fruher als die eigenen Jungen ihrer Wirte und zeigen ein aggressiveres Bettelverhalten was ihnen einen zusatzlichen Vorteil verschafft Infolgedessen sind viele parasitierte Gelbschulterstarlings Paare nicht mehr in der Lage eigene Nachkommen grosszuziehen Dieser Brutparasitismus fuhrte seitdem zu kontinuierlich abnehmenden Bestandszahlen Wurden in den 1970er Jahren noch etwa 3000 Gelbschulterstarlinge gezahlt hatte sich diese Zahl bereits 10 Jahre spater noch einmal auf 1500 Individuen halbiert 1 Den Tiefststand erreichten die Bestandszahlen mit weniger als 300 lebenden Exemplaren Seitdem hat vor allem das Abfangen und Keulen von Seidenkuhstarlingen zu einer leichten Bestandszunahme auf etwa 800 Exemplare gefuhrt 13 Die IUCN stuft den Gelbschulterstarling mit Stand 2016 trotz diverser Schutzmassnahmen weiterhin als stark gefahrdet Status endangered ein 14 Bedingt durch den genetischen Flaschenhals den die Art in den 1970er und 80er Jahren durchschreiten musste gilt die genetische Vielfalt der heute lebenden Individuen als eher schwach was in der Zukunft einen zusatzlichen negativen Faktor fur das Uberleben der Art darstellen konnte Eine Studie aus dem Jahr 2014 fand allerdings noch keine Hinweise auf Inzucht beim Gelbschulterstarling 15 Systematik BearbeitenDie wissenschaftliche Erstbeschreibung des Gelbschulterstarlings stammt aus dem Jahr 1862 und geht auf den britischen Zoologen Philip Lutley Sclater zuruck Sclater nahm zunachst an einen Vertreter der Trupiale vor sich zu haben und gab der neuen Art entsprechend den lateinischen Namen Icterus xanthomus 16 Phylogenetische Untersuchungen ergaben Ende des 20 Jahrhunderts dass der auf Kuba und Hispaniola heimische Braunschulterstarling A humeralis die Schwesterart des Gelbschulterstarlings sein muss Beide gemeinsam stehen einer Klade bestehend aus den beiden in Nordamerika verbreiteten Arten der Gattung Agelaius gegenuber 17 Heute wird innerhalb der Art neben der Nominatform A x xanthomus noch die Unterart A x monensis erstbeschrieben im Jahr 1945 durch Ventura Barnes Jr als valide angesehen Ihr Verbreitungsgebiet liegt auf der kleinen Insel Mona wo die Nominatform entsprechend fehlt Als Unterscheidungsmerkmale dienen neben einer weniger kraftigen gelben Farbung des Schulterflecks weisse bis schwach gelbliche Konturfedern am Mittelflugel 18 A x xanthomus Sclater PL 1862 A x monensis Barnes Jr 1945Literatur BearbeitenAlexander Frank Skutch Orioles Blackbirds and Their Kin A Natural History The University of Arizona Press Tucson AZ 1996 ISBN 0 8165 1584 0 S 29 35 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gelbschulterstarling Agelaius xanthomus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Aufnahmen von Rufen und Gesangen bei xeno canto orgEinzelnachweise Bearbeiten a b c Kevin Cook Endangered Wildlife and Plants of the World In Endangered Species Encyclopedias Band 2 Marshal Cavendish New York City NY 2001 ISBN 0 7614 7196 0 S 157 a b Gelbschulterstarling In ebird org Abgerufen am 7 Oktober 2020 englisch Skutch S 30 31 Skutch S 30 Skutch S 29 30 Skutch S 31 32 Skutch S 32 33 Ricardo Lopez Ortiza et al Increasing nest success in the yellow shouldered blackbird Agelaius xanthomus in southwest Puerto Rico In Biological Conservation Band 108 Nr 2 2002 S 259 263 doi 10 1016 S0006 3207 02 00122 2 Skutch S 33 Skutch S 34 Skutch S 31 Skutch S 29 Alexander Cruz Ricardo Lopez Ortiz Eduardo A Ventosa Febles James W Wiley Tammie K Nakamura Katsi R Ramos Alvarez William Post Ecology and Management of Shiny Cowbirds Molothrus bonariensis and Endangered Yellow Shouldered Blackbirds Agelaius xanthomus in Puerto Rico In Ornithological Monographs Band 78 Nr 57 2005 S 38 44 doi 10 2307 40166813 Yellow shouldered Blackbird In BirdLife International Hrsg iucnredlist org 2017 doi 10 2305 IUCN UK 2017 3 RLTS T22724209A119445635 en englisch Irene A Liu Conservation genetics and genetic mating system of the yellow shouldered blackbird Agelaius xanthomus an endangered island endemic In Conservation Genetics Band 16 2015 S 1041 1053 doi 10 1007 s10592 015 0721 5 Gelbschulterstarling Agelaius xanthomus Sclater PL 1862 In bsc eoc org Avibase abgerufen am 7 Oktober 2020 Scott M Lanyon Polyphyly of the Blackbird Genus Agelaius and the Importance of Assumptions of Monophyly in Comparative Studies In Evolution Band 48 Nr 3 1994 S 679 693 doi 10 2307 2410478 Ventura Barnes Jr A New form of Agelaius from Mona Island Puerto Rico In The Auk Band 62 Nr 2 1945 S 299 300 doi 10 2307 4079709 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gelbschulterstarling amp oldid 234666104