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Brutparasitismus ist das Verhalten einiger Tierarten ihr Gelege nicht selbst zu bebruten sondern von Ersatzeltern Wirten ausbruten zu lassen die auch die anschliessende Futterung und Fuhrung der meist artfremden Jungtiere ubernehmen Das bekannteste Beispiel fur einen europaischen Brutschmarotzer ist der Kuckuck der keine eigenen Jungvogel gross zieht Die meisten Brutschmarotzer unter den Vogeln finden sich jedoch in Afrika Dort betreiben 50 Arten keine Brutpflege in Sudostasien trifft dies auf 34 Vogelarten zu 1 Teichrohrsanger futtert fast fluggen KuckuckBrutparasitismus ist vor allem ein vogelkundlicher Fachbegriff doch wird er auch in anderen Fachgebieten der Zoologie wie zum Beispiel der Entomologie verwendet In den meisten Fallen fuhrt Brutparasitismus zu einem Reproduktionsnachteil der Wirtseltern Die Brutschmarotzer verringern damit ihren Aufwand fur Brutfursorge oder Brutpflege Sie ersparen sich dadurch den Aufwand der Futtersuche fur ihren Nachwuchs was ihnen ermoglicht mehr Nahrung fur sich selbst zu finden und dadurch mehr Eier zu legen Der Nachteil dieser Fortpflanzungsstrategie ist dass manche Wirte das fremde Gelege erkennen und es entweder entfernen oder ein komplett neues Gelege beginnen Im Deutschen tragen parasitierende Tiere haufig den Namenszusatz Kuckucks zum Beispiel die Kuckucksente Kuckucksbienen oder der Kuckucks Fiederbartwels Es wird zwischen intraspezifischem und interspezifischem Brutparasitismus unterschieden Inhaltsverzeichnis 1 Intraspezifischer Brutparasitismus 2 Interspezifischer Brutparasitismus 2 1 Fakultativer Brutparasitismus 2 2 Obligater Brutparasitismus 2 3 Verhaltensanpassungen der Kuckucke die Brutparasitismus ermoglichen 2 4 Merkmale der Wirtsvogelarten 3 Andere Arten 4 Wissenschaftsgeschichte 4 1 Einordnung einzelner Arten als Brutschmarotzer 4 2 Grunde des Brutparasitismus 4 3 Verhaltensanpassungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelbelegeIntraspezifischer Brutparasitismus Bearbeiten Gelege eines Tannenhuhns Falcipennis canadensis Die Durchschnittsgelegegrosse dieser Art liegt bei 5 Eiern ein 14er Gelege deutet auf die Beteiligung mehrerer Weibchen hinBei dieser Variante des Parasitierens legt ein Weibchen einer Art seine Eier in das Nest der gleichen Art Ob es daneben selbst auch noch ein Gelege bebrutet ist sowohl individuell als auch artspezifisch unterschiedlich Intraspezifischer Brutparasitismus ist schwer nachweisbar so dass er moglicherweise haufiger vorkommt als bisher angenommen Viele Entenvogel und einige Koloniebruter wie zum Beispiel die Saatkrahe oder einige Schwalbenarten zeigen zumindest gelegentlich dieses Verhalten Immer dann wenn Gelege ungewohnlich gross sind muss auch an diese Form des Parasitierens gedacht werden Allerdings sind die Grenzen zum Gemeinschaftsbruten manchmal fliessend so dass nicht immer von einem parasitaren die Reproduktionschancen des Wirtes mindernden Verhalten gesprochen werden kann Interspezifischer Brutparasitismus Bearbeiten Weibchen des Braunkopf Kuhstarlings Braunkopf Kuhstarlinge zahlen zu den obligaten Brutparasiten Ei des Braunkopf Kuhstarlings im Nest des Weissbauch Phoebetyranns Sayornis phoebe Gelege des Gartenrotschwanzes mit Kuckucksei Es ist das linke etwas grossere Ei Beim interspezifischen Brutparasitismus ist das parasitare Verhalten immer feststellbar Meistens wird nur ein Ei pro Nest abgelegt Wachsen die Nachkommen in artfremden Nestern auf sind sie normalerweise grosser als die Jungen der Wirtseltern und konnen sogar deutlich grosser als ihre Wirtseltern selbst werden Durch diesen Grossenvorteil erhalten sie mehr Futter als die Nachkommen der Wirtseltern und sind oft schon kurz nach dem Schlupfen in der Lage die anderen Jungvogel und weitere Eier aus dem Nest zu werfen so dass sie alleine im Nest bleiben Fakultativer Brutparasitismus Bearbeiten Interspezifischer Brutparasitismus kann fakultativ oder obligat auftreten Fakultativ parasitierende Eltern zeitigen meist ein eigenes Gelege erhohen aber ihre Reproduktion indem sie Eier in Wirtsnester ablegen Die Wirtseltern ziehen die fremden Jungen in der Regel neben ihren eigenen gross so dass eine starke Synchronisation zwischen Parasit und Wirt in Bezug auf Eigrosse Brutdauer und Nahrungsgewohnheiten notwendig ist Obligater Brutparasitismus Bearbeiten Obligate Brutparasiten von denen bisher etwa 100 Arten bekannt sind 1 betreuen kein eigenes Gelege Sie legen ihre Eier einzeln seltener paarweise in die Nester der Wirtseltern wobei die Auswahl der Wirte sowohl in Anzahl als auch Art sehr unterschiedlich sein kann Einige Arten wie zum Beispiel Kuhstarlinge parasitieren fast ausschliesslich andere Starlinge Alle Witwenvogel Viduinae parasitieren einzelne Prachtfinkenarten Estrildidae Prachtfinkeneier und junge werden von den schlupfenden Witwenvogeln allerdings nicht aus dem Nest verdrangt Sie wachsen vielmehr gemeinsam mit ihren Stiefgeschwistern auf Sie zeigen dabei nicht nur die gleiche Korpergefieder Rachenzeichnung Papillen oder Schnabelrandwulste wie junge Prachtfinken sondern gleichen diesen auch in ihren Bettelbewegungen und lauten Die Spezialisierung auf bestimmte Arten der Wirte ist so weit fortgeschritten dass erfolgreiche Mannchen sowohl ihren arteigenen als auch den Gesang des Wirtes beherrschen Ebenso scheinen alle Vertreter der Honiganzeiger Indicatoridae obligate Brutparasiten zu sein Verhaltensanpassungen der Kuckucke die Brutparasitismus ermoglichen Bearbeiten Besonders erfolgreich hat sich interspezifischer Brutparasitismus in der Vogelfamilie der Kuckucke Cuculidae etabliert von deren etwa 140 Arten 57 Arten obligate Brutschmarotzer sind 2 Einige weitere parasitieren unter Aufrechterhaltung einer eigenen Brutpflege nur bei passender Gelegenheit eine Verhaltensweise die evolutionar als Ubergangsphase zum obligaten Brutparasitismus angesehen wird Bei obligat brutparasitierenden Kuckucken ist die parasitare Qualitat des Verhaltens sehr gross da das Gelege bzw die Jungen der Wirte in der Regel entweder vom legenden Weibchen oder spater vom gerade erst geschlupften Parasiten entfernt werden Dazu haben viele Kuckucksarten eine Reihe von Anpassungen entwickelt Synchronisation der Eireifung Wahrscheinlich wird die Eireifung durch Beobachten der Nestbauaktivitaten eines potentiellen Wirtes stimuliert Beschleunigte Eiablage Bei Brutparasiten muss die Eiablage sehr schnell erfolgen da die Wirtseltern auf Storungen empfindlich reagieren konnten Einige Kuckucksarten konnen das fertige Ei im Eileiter aufbewahren so dass sie im Gelegenheitsfall sehr schnell legen konnen Edgar Chance konnte in einer Feldstudie nachweisen dass die Weibchen des auch in Mitteleuropa beheimateten Kuckucks lediglich 10 Sekunden benotigen um ihr Ei abzulegen 3 Haherkuckucke benotigen sogar nur drei Sekunden um ihre Eier in die offenen Nester von Krahen zu legen Sie sind auf diese Geschwindigkeit angewiesen weil Krahen sie in der Korpergrosse deutlich ubertreffen die Weibchen in Nestnahe angreifen wurden und auf Grund des Grossenunterschiedes auch erhebliche Verletzungen zufugen konnen 4 Eigrosse und Eiermimikry Viele Kuckucke haben ihre Eier in Farbe und Grosse denen der Wirtseltern angepasst es wird in der Regel eine Wirtsvogelart bevorzugt Fur den Kuckuck konnte im Fall der blaulichen Eier geklart werden wie es dem Kuckuckweibchen moglich ist die gelegten Eier auf das Gelege abzustimmen Die Weibchen besitzen auf ihren W Geschlechtschromosomen wie bei anderen Vogeln besitzen Weibchen ZW Chromosomen Mannchen ZZ Chromosomen sowohl die Praferenz fur eine bestimmte Wirtsvogelart z B den Gartenrotschwanz mit blaulichem Gelege sowie die Farbung blaulich und Musterung uniform des Eies 5 Die Mannchen des Kuckucks tragen dagegen keine genetische Information bezuglich Eifarbe Musterung und Wirtsart Beim Haherkuckuck fehlt diese Anpassung an einzelne Wirtsvogel Ihre Eier sind jedoch so gefarbt dass sie denen mehrerer Arten der Krahenvogeln entsprechen 6 Entfernen von Eiern und Jungvogeln des Wirtsvogels Gerade geschlupfte Kuckucke einiger Gattungen Cuculus Caccomantis und Chrysococcis werfen durch bestimmte schaufelnde Bewegungen des Ruckens Eier und Jungvogel der Wirtseltern aus dem Nest Einige Arten haben dafur eine kleine Mulde auf dem Rucken entwickelt Hohere Durchsetzungsfahigkeit Besonders die Kuken der meisten parasitierenden Kuckucksarten aber auch die Kuken einiger anderer Brutparasiten schlupfen nach kurzerer Brutdauer als die der Wirtseltern und wachsen vor allem in den ersten Tagen sehr schnell heran Das verschafft ihnen gegenuber den anderen Nestlingen einen entscheidenden Futterungs und Wachstumsvorteil Josef Reichholf hat die Ansicht vertreten dass beim in Europa vorkommenden Kuckuck der Brutparasitismus evolutionar als Reaktion auf den Wettbewerbsnachteil gegenuber anderen durch Korpergrosse und bau zu effizienteren Jagdtechniken fahigen Singvogeln entstand Kuckucke ernahren sich demzufolge oft von behaarten Raupen und giftigen Faltern die von anderen Singvogeln verschmaht werden mit denen sie jedoch ihre Jungen nicht ernahren konnten Ferner sieht er das Fressen von Wirtsvogeleiern durch Kuckucksweibchen ebenso viele wie sie selbst in dasselbe Nest legen als ehemalige Vorstufe des jetzigen Brutparasitismus Merkmale der Wirtsvogelarten Bearbeiten Die meisten Kuckucksarten sind auf wenige Wirtsvogelarten spezialisiert Geeignete Wirtsvogelarten weisen in der Regel folgende Charakteristika auf Jungvogel des Einsiedlerkuckucks wird von einem Kaprotel gefuttert Zugangliches Nest Das Nest muss entweder oben offen sein oder im Falle eines Kugelnestes eine Offnung aufweisen die gross genug ist damit das Weibchen hineinschlupfen kann 7 Viele brutschmarotzende Arten sind ausserdem auf Ansitzwarten in der Nahe des Nestes der Wirtsvogelarten angewiesen Diese ermoglicht es den Brutschmarotzer das Nest des Wirtsvogels zu beobachten und den Moment abzupassen in dem die Wirtsvogeleltern nicht in Nestnahe sind Nester von bodenbrutenden Wirtsvogelarten des Kuckucks sind beispielsweise umso weniger parasitiert je weiter sie von deckungsgebenden Hecken und Waldflachen entfernt sind von denen aus der Kuckuck sie beobachten kann Passende Korpergrosse fur eine erfolgreiche Bebrutung des Brutschmarotzereis Eier des Brutschmarotzers durfen weder zu klein sein weil sie sonst zu wenig Kontakt mit dem Brutfleck des Wirtsvogels haben noch zu gross weil sie sonst der Wirtsvogel nicht erfolgreich bebruten kann Aus den bislang genauer untersuchten Brutschmarotzern und ihren jeweiligen Wirtsvogelarten hat man abgeleitet dass das Kuckucksei bis zu 46 kleiner sein kann als der der Wirtsvogelart Es kann umgekehrt nicht mehr als 35 bis 38 Prozent grosser sein 7 Nahrung muss fur Aufzucht der Nestlinge geeignet sein Die meisten brutschmarotzenden Vogelarten sind Insektivoren Entsprechend muss auch der Wirtsvogel ein Insektivor sein Es gibt davon allerdings auch Ausnahmen Der vom Goldkuckuck parasitierte Oryxweber frisst uberwiegend Grassamen trotzdem wachsen in seiner Nestern erfolgreich Goldkuckucksnestlinge heran Konkurrenznachteil der Nestgeschwister Die Nestlinge der brutschmarotzende Arten mussen sehr fruh nach dem Schlupf in der Lage sein Eier und Nestlinge des Wirtsvogels aus dem Nest zu werfen oder sie mussen alternativ ein starkeres Bettelverhalten zeigen um an ausreichend Futter zu gelangen Ausreichende Anzahl an parasitierbaren Nestern Die Wirtsvogelarten mussen nicht nur ausreichend haufig sein damit brutschmarotzende Arten eine Eiablagemoglichkeit bieten Sie mussen ausserdem auch zu einem Zeitpunkt bruten zu dem auch die brutschmarotzende Art zur Eiablage fahig ist 8 Wahrscheinlich beobachten einige Brutparasiten nach der Eiablage das Verhalten der Wirtseltern Gelegentlich wurde festgestellt dass Nester und Gelege der Wirtseltern von den Brutparasiten zerstort wurden wenn diese das untergeschobene Ei entfernten Junger Honiganzeiger mit Wirtsvogel Cisticola Andere Arten BearbeitenIn Afrika beheimatete Honiganzeiger suchen sich als Wirtseltern oft Bienenfresser aus in deren Bruthohle sie ein einziges Ei legen Das Vorgehen ihrer Nestlinge unterscheidet sich von dem der Kuckucke auch wenn das Ziel dasselbe ist das Monopol an elterlicher Fursorge fur sich allein zu beanspruchen Schlupft das Kuken vor dem Nachwuchs seiner Wirtseltern so nutzt der junge Honiganzeiger seinen Eizahn um deren Eier aufzupicken Allerdings greift er auch bereits geschlupfte Jungtiere sofort nach dem Schlupfen an Noch blind zerrt er sie entweder zum Ausgang der Hohle oder totet sie an Ort und Stelle 9 Mittlerweile wurde dieses Verhalten durch Filmaufnahmen bestatigt 10 Unter den Insekten ist Brutparasitismus weit verbreitet So sind zum Beispiel alle Wespenbienen siehe auch Kuckucksbienen und einige Wespenarten Kuckuckswespen obligate Brutparasiten Wespenbienen die auf Grund ihrer Brutbiologie auch Kuckucksbienen genannt werden parasitieren vor allem Sandbienenarten Da die meisten Wespenbienen wirtsspezifisch sind kann eine starke Vermehrung dieser Insekten zum Zusammenbruch der Bestande der Wirtsart fuhren was allerdings auch den lokalen Zusammenbruch der parasitaren Art nach sich zieht Auch unter den Schwebfliegen gibt es eine Reihe obligater Brutparasiten so zum Beispiel Volucella pellucens die Hummel Schwebfliege WespenbieneDie einzigen Fische von denen bekannt ist dass sie Brutparasitismus betreiben sind die hauptsachlich im Tanganjikasee vorkommenden Kuckucks Fiederbartwelse Synodontis multipunctatus und S grandiops die ihre Eier maulbrutenden Cichliden unterschieben Wissenschaftsgeschichte BearbeitenEinordnung einzelner Arten als Brutschmarotzer Bearbeiten Ein Indischer Koel Eudynamys scolopaceus die historisch erste Vogelart fur die Brutparasitismus erwahnt wird Rotachsel Kuhstarlinge eine der brutschmarotzenden Arten ausserhalb der KuckuckeDie altesten Bezuge auf Brutparasitismus finden sich in den indischen Veden ca 2000 v Chr kommentiert wird in diesen Schriften das Verhalten des zu den Kuckucken gehorenden Eudynamys scolopaceus der als ein Vogel bezeichnet wird der von anderen aufgezogen wird Weitere Details werden nicht angegeben 11 Erst um etwa 375 n Chr wird in einer weiteren Schrift aus diesem Kulturraum festgehalten dass diese Art bei Krahen herangezogen wird Diese werden auch heute als die haufigsten Wirtsvogel eingestuft 11 Griechische Naturphilosophen haben bereits im 4 Jahrhundert v Chr den Brutparasitismus des in Eurasien verbreiteten Kuckucks kommentiert 12 Die nachste Erwahnung einer brutschmarotzenden Art erfolgte durch Jahangir einen Herrscher des Mogulreiches 1605 1627 der festhielt dass Clamator jacobinus Timalien als Wirtsvogel nutzte 1802 wurde Brutparasitismus erstmals fur eine Vogelart beschrieben die nicht zu der Familie der Kuckucke gehorte Felix de Azara einer der bedeutendsten spanischen Sudamerikaforscher hielt in diesem Jahre fest dass der Glanzkuhstarling in Paraguay und Argentinien ein Brutschmarotzer sei 13 1806 hielt der franzosische Ornithologe Francois Levaillant fest dass weitere Vertreter aus der Familie der Kuckucke namlich Cuculus clamosus Cuculus gularis und der Goldkuckuck Brutschmarotzer sind 14 1810 berichtete Alexander Wilson dass mit dem Braunkopf Kuhstarling eine weitere Art ausserhalb der Kuckucke seine Jungvogel nicht selbst heranzieht Er beobachtete ein Weibchen des Braunkopf Kuhstarlings das auf dem Nest eines Rotaugenvireos sass und entdeckte wenig spater dass sich im Nest ein Ei befand welches sich deutlich von den anderen Eiern im Gelege unterschied 15 Alfred Brehm fuhrte 1853 fur den Haherkuckuck erste Belege an dass es sich hier um einen Brutschmarotzer handele 1861 war sicher dass auch der Rotaugenkuhstarling seine Jungvogel von fremden Eltern gross ziehen liess 1867 entdeckte man dieses Verhalten auch bei einem Vertreter der Honiganzeiger und hatte damit eine dritte Familie gefunden bei denen Vertreter Brutparasitismus betrieben 16 Der argentinisch britische Ornithologe William Henry Hudson entdeckte 1874 dass Brutparasitismus auch beim Rotachsel Kuhstarling zutraf Uber seine Entdeckung schrieb er daruber nicht weniger stolz zu sein als wenn er einen neuen Planeten am Himmel entdeckt hatte 15 1894 wurde dieses Verhalten auch beim Riesenkuhstarling festgestellt womit alle funf Arten der Gattung dieses Verhalten zeigen Innerhalb der Familie der Starlinge zu der die Kuhstarlinge gehoren gibt es keine weiteren Vertreter die Brutparasitismus zeigen 13 1879 wurde mit dem Fratzenkuckuck eine weitere Art aus der Familie der Kuckucke den Brutschmarotzern zugeordnet 14 Die Einordnung weiterer Arten als Brutschmarotzer setzte sich im 20 Jahrhundert fort Mit den Witwenvogeln wurde 1907 eine weitere Familie festgestellt die zu den Brutschmarotzern gehort 17 Der Streifenkuckuck wurde 1909 der Pfauenkuckuck 1914 als Brutschmarotzer eingeordnet 1918 entdeckte man auch dass es mit der Kuckucksente eine brutschmarotzende Art unter den Entenvogeln gibt 18 Fur die Gattung Pachycoccyx wurde dies 1936 festgestellt der britische Ornithologe Reginald Ernest Moreau wies 1939 darauf hin dass es ausreichend Hinweise gabe auch die Gattung Cercococcyx als Brutschmarotzer einzustufen Fur die meisten Arten dieser Gattung ist jedoch noch unklar welches die typischen Wirtsvogel sind Dagegen kennt man die Wirtsvogel des Fasanenkuckucks hat bislang aber nicht beobachtet ob er andere Nestlinge und Eier nach dem Schlupf aus dem Nest entfernt 19 Grunde des Brutparasitismus Bearbeiten Sehr fruh wurde von europaischen Naturkundlern auch nach den Grunden fur das Verhalten des Kuckucks gefragt Der englische Kleriker Edward Topsell erklarte 1614 in seinem The Fowles of Heaven den Brutparasitismus des Kuckucks mit dem wundersamen Wirken Gottes Die fehlenden elterlichen Instinkte dieser Vogelart habe der Schopfer in seiner gutigen Weise dadurch ausgeglichen das andere Vogel fur ihn die Aufgabe ubernehmen wurden seine Jungen gross zu ziehen 20 Der franzosische Anatom Herissant 1752 und der britische Pfarrer und Ornithologe Gilbert White 1789 konnten sich die fehlende elterliche Fursorge nur durch einen anatomischen Defekt erklaren der es diesen unmoglich mache ihre Eier selbst auszubruten 21 Der englische Landarzt Edward Jenner widerlegte diese These allerdings 1788 durch ein praktisches Experiment Er schob einem Kuckucksnestling der im Nest einer Heckenbraunelle heranwuchs zwei angebrutete Eier der Bachstelze unter Diese schlupften erfolgreich was Jenner als Beleg ansah dass der Kuckuck anatomisch sehr wohl in der Lage sei Eier auszubruten 21 Jenner argumentierte dagegen dass der Kuckuck sich eine zu kurze Zeit in seinen Sommerquartieren aufhalte um erfolgreich selbst Junge grossziehen zu konnen Im Marschland um Cambridge halte sich der Kuckuck nach seiner Eiablage nur noch sechs Wochen auf bis er in sein Winterquartier aufbreche Es wurde aber vom Ei bis zum selbstandigen Jungvogel acht Wochen vergehen 21 Bereits 1824 argumentierte der Naturforscher John Blackwall dagegen dass die fruhe Migration des Kuckucks eher eine Folge des Brutparasitismus sei als seine Ursache und wies auch darauf hin dass das Herausbefordern von anderen Eiern und Jungvogeln durch den frisch geschlupften Kuckuck bei einem Brutparasiten ein sinnvolles Verhalten sei Die Entstehung dieses Verhaltens vermochte er dagegen nicht zu erklaren 21 Dies blieb Charles Darwin vorbehalten der im achten Kapitel seines 1859 veroffentlichten Hauptwerks Uber die Entstehung der Arten das Verhalten des Kuckucks aus einer evolutionaren Entwicklung heraus erklarte 22 Er wies auch auf die positiven Folgen des Brutparasitismus hin der von elterlicher Fursorge befreite Kuckuck kann fruher seine Sommergebiete verlassen und der Jungvogel wachst ohne Nahrungskonkurrenten heran Darwin argumentierte auch dass die Akzeptanz des Kuckuckseis durch den Wirtsvogel ein fehlgeleiteter Instinkt sei 23 Verhaltensanpassungen Bearbeiten Europaische Naturforscher haben sich sehr detailliert mit den Verhaltensanpassungen des Kuckucks auseinandergesetzt die ihm den Brutparasitismus ermoglichen Er ist im Vergleich zu anderen brutschmarotzenden Arten die vermutlich am besten untersuchte Art Der Goldkuckuck zeigt zahlreiche Verhaltensweisen die auch beim Kuckuck zu finden sindDer Ahnlichkeit zwischen dem Ei des Kuckucks und den Eiern des Wirtsvogels war man sich bereits im 18 Jahrhundert bewusst Gegen Ende des 19 Jahrhunderts versuchte man zu klaren ob die Kuckucksweibchen in der Lage sind die Farbe ihrer Eier anzupassen oder ob sie wie andere Vogelweibchen Eier legten die in ihrer Schalenfarbe immer gleich sind Um dies herauszufinden sammelten Ornithologen wie August Carl Eduard Baldamus gezielt Serien von Kuckuckseiern bei denen man sich sicher sein konnte dass sie wegen des territorialen Verhaltens der Art von jeweils einem Weibchen stammten Da sich dabei zeigte dass sich die Eier eines Weibchens glichen war man sich bereits zu dem Zeitpunkt sicher dass sich der Kuckuck auf jeweils eine Wirtsvogelart spezialisierte 24 Eine sorgfaltig durchgefuhrte Feldstudie an mehreren Kuckuckweibchen die Edgar Chance zwischen 1918 und 1925 durchfuhrte klarte wesentliche Punkte im Verhalten des Kuckucks Er konnte nachweisen dass Weibchen tatsachlich bevorzugt Nester einer Wirtsvogelart aufsuchen dass sie die Nester ihres Wirtsvogels zuvor beobachten und dass die Eiablage innerhalb weniger Sekunden direkt in das Nest des Wirtsvogels stattfindet Da man immer wieder Kuckucksweibchen mit einem Ei im Schnabel beobachtete hatte man es zuvor fur moglich gehalten dass das Weibchen am Boden sitzend das Ei legt dieses dann in den Schnabel nimmt und in das Nest des Wirtsvogels legt Chance konnte belegen dass die Eier die Kuckucksweibchen im Schnabel tragen Eier aus dem Gelege des Wirtsvogel sind Den gesamten Vorgang der Eiablage konnte er 1921 sogar filmen 3 25 Die Ergebnisse der Untersuchungen von Chance sind durch eine Reihe ahnlicher folgender Feldstudien bestatigt Ebenso hat sich an anderen brutschmarotzenden Arten wie beispielsweise dem Goldkuckuck gezeigt dass Verhaltensanpassungen die beim Kuckuck zu finden sind auch bei anderen brutschmarotzenden Arten vorkommen 26 Literatur BearbeitenEinhard Bezzel Roland Prinzinger Ornithologie 2 vollig neubearbeitete und erweiterte Auflage Ulmer Stuttgart 1990 ISBN 3 8001 2597 8 UTB fur Wissenschaft Grosse Reihe N B Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats T amp AD Poyser London 2000 ISBN 0 85661 135 2 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Brutparasitismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelbelege Bearbeiten a b Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 11 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 12 a b Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 31 und S 32 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 102 Frode Fossoy Michael D Sorenson Wei Liang Torbjorn Ekrem Arne Moksnes Anders P Moller Jarkko Rutila Eivin Roskaft Fugo Takasu Canchao Yang Bard G Stokke Ancient origin and maternal inheritance of blue cuckoo eggs In Nature Communications Band 7 Artikel Nummer 10272 12 Januar 2016 doi 10 1038 ncomms10272 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 100 a b Davies S 130 Davies S 131 A stab in the dark chick killing by brood parasitic honeyguides auf Englisch Abgerufen am 7 April 2021 Natural born killers auf Englisch Abgerufen am 7 April 2021 a b Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 14 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 3 a b Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 19 a b Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 15 a b Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 18 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 20 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 22 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 24 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 17 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 4 a b c d Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 5 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 8 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 9 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 29 Secrets of Nature The Cuckoo s Secret 1922 Wild Film History abgerufen am 16 Juli 2016 Davies Cuckoos Cowbirds and Other Cheats S 82 bis S 87 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brutparasitismus amp oldid 236268580