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Somatisierung displaystyle Downarrow displaystyle Downarrow Affektkorrelat AffektaquivalentAffektaquivalent ist ein Begriff aus der Psychoanalyse und beschreibt einen Abwehrvorgang bei dem der Zusammenhang zwischen dem Gefuhl der Angst und damit ausgelosten korperlichen Veranderungen wie Herzrasen Muskelverspannung Schwitzen oder anderen Symptomen aufgelost wird Die konflikthaften Gefuhle sind dem Patienten nicht mehr bewusst sondern nur noch die Empfindungen korperlicher Reaktionen als deren Aquivalent 1 Unterschiedliche Abwehrmechanismen wie z B die Affektisolierung oder die Intellektualisierung lassen eine gemeinsame Beschreibung solcher Vorgange unter dem Begriff des Affektaquivalents zu Dieser weist auf energetische und psychodynamische Gesichtspunkte hin namlich auf die Umsetzung von einer psychischen Energieform in eine somatische Form oder umgekehrt entsprechend der psychophysischen Korrelation siehe auch das folgende Kap Begriffsherkunft Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsherkunft 2 Bedeutung 3 Siehe auch 4 Einzelnachweise 5 LiteraturBegriffsherkunft BearbeitenDer Begriff Aquivalent als psychoenergetische Bezeichnung und damit indirekt auch die spatere Zusammensetzung Affektaquivalent wurde von Wilhelm Griesinger 1817 1868 in die psychiatrische Terminologie eingefuhrt siehe hierzu den zwischen Griesinger und Julius Robert von Mayer 1814 1878 gefuhrten Briefwechsel uber das mechanische Warmeaquivalent 2 Klaus Dorner ist der Auffassung dass der energetische Gedanke Griesingers neben dem der Einheitspsychose und der praktischen klinischen Beobachtung fur sein Hauptwerk 1845 bestimmend war 3 4 Sigmund Freud 1856 1939 gebrauchte den Begriff des Aquivalents erstmals 1895 in seiner Schrift uber die Abgrenzung der Angstneurose von der Neurasthenie 5 Den Begriff Aquivalent ubernahm er damals von Ewald Hecker der damit Rudimente des Angstanfalls bezeichnet hatte Diese bestanden in korperlich vegetativen Symptomen wie Herzkrampf Atemnot Heisshunger und Schweissausbruchen Hecker bezeichnete sie auch als larvierte Angstzustande 6 Nach Freuds Kurzformel fur die Angstneurose wurde diese durch alles ausgelost was die somatische Sexualspannung vom Psychischen abhalte an ihrer psychischen Verarbeitung store 7 Bereits zuvor hatte Freud fur die affektive Umsetzung von Erregungssummen ins Korperliche den Begriff Konversion vorgeschlagen 8 Dabei handelte es sich jedoch nicht um korperlich vegetative Symptome wie im Falle des Angstaquivalents Affektaquivalent sondern um solche die vom animalischen Nervensystem ausgehen Diese Unterscheidung wurde jedoch erstmals 1950 von Franz Alexander 1891 1964 getroffen der zwischen Manifestation an Organen mit glatter und quergestreifter Muskulatur unterschied 9 10 Bedeutung BearbeitenDer Begriff des Affektaquivalents hat Anstoss zu Theorien der Entstehung funktioneller Syndrome gegeben Dabei wurden die Gruppen der Ausdruckskrankheiten von den Bereitstellungskrankheiten unterschieden Wenn das vegetative Phanomen bzw Symptom den nicht wahrgenommenen Affekt vertrete wie bei Bereitstellungskrankheiten dann bestehe eine eher chronische Verlaufsform mit ungerichteter frei flottierender Angst oder Dysfunktionen anstelle von Angst Bei den vom Patienten noch wahrgenommenen Affekten wie bei den Ausdruckskrankheiten komme es eher zu akut verlaufender Symptomatik mit konkret ausgerichteten d h objektbezogenen Angstattacken In diesem letzteren Falle wird nicht von Affektaquivalent sondern von Affektkorrelat gesprochen 10 Siehe auch BearbeitenKonversion Organneurose Alexithymie DissimulationEinzelnachweise Bearbeiten Thure von Uexkull Rolf H Adler Jorg M Herrmann Psychosomatische Medizin Modelle arztlichen Denkens und Handelns Elsevier Munchen 6 Auflage 2002 S 30 ISBN 3 437 21830 1 William Thierry Preyer R v Mayer Uber die Erhaltung der Energie Briefe an W Griesinger Berlin 1889 Klaus Dorner Burger und Irre Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie 1969 Fischer Taschenbuch Bucher des Wissens Frankfurt M 1975 ISBN 3 436 02101 6 Seite 315 Wilhelm Griesinger Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten Krabbe Stuttgart 1845 Sigmund Freud Uber die Berechtigung von der Neurasthenie einen bestimmten Symptomenkomplex als Angstneurose abzutrennen 1895 in Gesammelte Werke Band I Studien uber Hysterie Fruhe Schriften zur Neurosenlehre S Fischer Frankfurt M 31953 ISBN 3 10 022703 4 Stw Aquivalent Seiten 316 319 Ewald Hecker Uber larvierte und abortive Angstzustande bei Neurasthenie Zentralblatt fur Nervenheilkunde Dez 1893 Sigmund Freud Zur Kritik der Angstneurose 1895 in Gesammelte Werke Band I Studien uber Hysterie Fruhe Schriften zur Neurosenlehre S Fischer Frankfurt M 31953 ISBN 3 10 022703 4 Stw Kurzformel fur die Angstneurose Seite 358 Sigmund Freud Die Abwehr Neuropsychosen 1894 In Gesammelte Werke Band I S Fischer Verlag Frankfurt M 31953 ISBN 3 10 022703 4 Seiten 63 74 Franz Alexander Psychosomatic medicine Its principles and applications Norton New York 1950 300 Seiten DNB online Dt Psychosomatische Medizin Grundlagen und Anwendungsgebiete De Gruyter Berlin 1951 a b Sven Olaf Hoffmann und Hochapfel G Neurosenlehre Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin 1999 CompactLehrbuch Schattauer Stuttgart 62003 ISBN 3 7945 1960 4 a zu Stw Franz Alexanders Entdeckung der vegetativen Neurose Seite 304 b zu Stw Affektaquivalent und vegetative Dysfunktion Seite 254Literatur BearbeitenChristian Reimer Ulrich Ruger Psychodynamische Psychotherapien Lehrbuch der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapieverfahren Springer 2006 ISBN 3 540 25384 X Fritzsche Kurt Wirsching Michael Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Springer 2006 ISBN 978 3 540 21877 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Affektaquivalent amp oldid 210583609