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Die osterreichische Platte italienisch Dente Austriaco ist ein 2203 m s l m hoher Nebengipfel am Hauptkamm des Pasubio Massivs Der in der italienischen Provinz Trient an der Grenze zur Provinz Vicenza gelegene alpinistisch unbedeutende Gipfel bildete im Ersten Weltkrieg von 1916 bis 1918 die vorderste osterreichisch ungarische Frontlinie am Pasubio und liegt durch einen Sattel getrennt etwa 30 m von der italienischen Platte entfernt Osterreichische PlatteOsterreichische Platte mit Eselsrucken im Vordergrund links der Rand des Minenkraters der italienischen Sprengung vom 1 Oktober 1917Hohe 2203 m s l m Lage Trentino ItalienGebirge Pasubio Vizentiner AlpenKoordinaten 45 47 51 N 11 10 30 O 45 79737 11 17492 2203 Koordinaten 45 47 51 N 11 10 30 OOsterreichische Platte Vizentiner Alpen Gestein Dolomia PrincipaleAlter des Gesteins Obertrias Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Aufstiegsrouten 4 Literatur 5 Weblinks 6 Einzelnachweise und AnmerkungenGeographie BearbeitenDie osterreichische Platte gehort wie die sudlich angrenzende italienische Platte zum Hauptkamm des Pasubio Die etwa 200 m lange und 80 m breite Erhebung ist im Nordwesten und im Suden von zwei kleinen Satteln vom ubrigen Kammverlauf deutlich abgegrenzt 1 So bildet der Eselsrucken it Selletta dei Denti die Grenze zur italienischen Platte wahrend der namenlose Sattel im Nordwesten die osterreichische Platte von der sogenannten Nase 2111 m s l m wie die Italiener die Erhebung im Krieg nannten abgrenzt Die steilen Flanken der Platte fallen im Westen zur Cosmagnon Senke it Alpe di Cosmagnon und im Osten zur Senke Sette Croci dt Sieben Kreuze ab Wie sein italienisches Pendant ist die osterreichische Platte von zahlreichen Spuren aus der Zeit des Ersten Weltkrieges gekennzeichnet Einige Gedenkplatten erinnern an hier eingesetzte osterreichisch ungarische und italienische Einheiten und Verbande nbsp Reste der ausbetonierten osterreichisch ungarischen Vorstellung dahinter die italienische Platte nbsp Nordlicher Eingang in den Ellison Stollen nbsp Laufgraben auf der osterreichischen Platte nbsp Gedenktafel der Kaiserjager an der sogenannten NaseGeschichte BearbeitenBis zur osterreichisch ungarischen Fruhjahrsoffensive 1916 war die bis dahin namenlose Erhebung am Hauptkamm des Pasubio unbedeutend gewesen Aufgrund fehlender Verteidigungsstellungen ein von der k u k Armee vor dem Krieg geplantes Sperrwerk auf dem Pasubio war nicht zur Ausfuhrung gekommen war das Massiv geraumt worden Die osterreichisch ungarischen Krafte hatten sich auf eine leichter zu verteidigende weiter westlich bei Rovereto liegende Verteidigungslinie zuruckgezogen Erst im Zuge der am 15 Mai 1916 losgebrochenen Offensive gelang es die nach dem italienischen Kriegseintritt ein Jahr zuvor bis vor die Tore Roveretos vorgestossenen italienischen Truppen im westlichen und zentralen Bereich des Massivs zuruckzudrangen Im Laufe dieses Vorstosses besetzten am 20 Mai Vorhuten der von Oberstbrigadier Karl Korzer gefuhrten 10 k u k Gebirgsbrigade die zu diesem Zeitpunkt noch mit Kote 2206 bezeichnete osterreichische Platte 2 Von diesem Tag an bildete die osterreichische Platte bis zum Kriegsende im November 1918 die vorderste osterreichisch ungarische Frontlinie auf dem Pasubio Auch nach dem Einstellen der Offensive gab man den Versuch nicht auf den Hauptgipfel des Massivs die etwa 300 m entfernte Cima Palon zu besetzen Am 2 Juli 1916 diente die Platte als Sprungbrett fur einen Grossangriff der 10 k u k Gebirgsbrigade verstarkt durch das 1 Tiroler Kaiserjagerregiment auf die italienischen Stellungen Nach dem gescheiterten Angriff waren es wiederum die Kaiserjager die im darauffolgenden Herbst eine ganze Reihe von Angriffen der von General Andrea Graziani gefuhrten 44 Infanteriedivision auf die Platte und die Nachbarsektoren abwehren mussten Bei diesen Angriffen gelang es den Italienern zwar in die vordere Stellungen auf der osterreichischen Platte einzudringen waren aber aufgrund heftiger Gegenangriffe gezwungen sich zuruckziehen Bei diesen von Mitte September bis Ende Oktober vorgetragenen Angriffen hatten beide Seiten zusammen etwa 11500 Mann an Toten Verwundeten und Vermissten zu beklagen Allein in den letzten elf Angriffstagen vom 9 bis zum 20 Oktober erreichten die Verluste auf knapp zwei Kilometern Frontlange in deren Mitte die osterreichische Platte lag etwa 8000 Mann bevor Schneefall und der einbrechende Winter weitere Angriffe unmoglich machten 1 3 Fur die erfolgreiche Verteidigung der Platte wurde spater der Plattenkommandant Oberleutnant der Reserve Viktor Oberguggenberger von den Kaiserjagern mit der hochsten militarischen Auszeichnung der Habsburgermonarchie dem Maria Theresien Orden ausgezeichnet 4 Nach diesen Angriffen liess Oberst Ellison der in der Zwischenzeit das Kommando uber die osterreichisch ungarischen Truppen am Pasubio ubernommen hatte die Platte festungsmassig ausbauen Neben Lauf und Schutzengraben wurden auch kavernierte Stellungen die zum Grossteil uber Stollen unterirdisch verbunden waren angelegt Am Ende fanden in der Platte zehn Maschinengewehr und sechs Geschutzstellungen Platz die auf zwei Ebenen verteilt waren Auf der Platte waren ausserdem 18 Minenwerfer 12 Granatwerfer vier Flammenwerfer drei 7 5 cm Kanonen und zwei 37 mm Infanteriegeschutze in Stellung gebracht worden Wiederum unterirdisch waren eine Trinkwasserzisterne ein Kompressorraum fur die Bohrzuge und die Stollenbeluftung ein Maschinenraum eine elektrische und eine Telefonzentrale sowie andere Versorgungseinrichtungen untergebracht worden 1 Zu den von Ellison angeordneten Verteidigungsmassnahmen gehorte auch der Vortrieb eines spater nach ihm benannten Angriffsstollens Mit dem Bau wollte man Unterminierungsversuche der eigenen Platte durch den Gegner und einer eventuellen Sprengung wie beispielsweise am Col di Lana rechtzeitig begegnen Fur den Bau des Stollens an dessen Ende in der Folge mehrere Minenkammern angelegt wurden zog man Experten wie den Sappeuroberleutnant Albin Mlaker zu Rate der bereits die Minenarbeiten am Monte Cimone bei Arsiero erfolgreich geleitet hatte 5 Ende Marz 1917 hatte der Ellison Stollen bereits eine Lange von 127 m erreicht wahrend man auf italienischer Seite noch keine Gegenmassnahmen ergriffen hatte Ein zeitlicher und raumlicher Vorteil der bis zum Ende des Minenkrieges immer auf osterreichisch ungarischer Seite liegen sollte Am Ende sollte der Angriffsstollen eine Gesamtlange von etwa 270 m erreichen und unter der italienischen Platte enden 170 m nach dem auf der Ruckseite der Platte angelegten Stolleingang befand sich ein als Dom bezeichneter Aufgang in den oberen Stollenbereich der Platte in dem die Versorgungseinrichtungen und kavernierten Stellungen lagen 6 Am 29 September 1917 wurde die erste osterreichisch ungarische Mine unter der italienischen Platte gezundet Bis zum Marz 1918 sollten weitere vier osterreichisch ungarische Minensprengungen folgen die die Italiener ihrerseits mit funf Sprengungen beantworteten wobei es ihnen weder gelang unter das gegnerische Stollensystem noch in die Nahe der osterreichischen Platte zu kommen Fur die letzte osterreichisch ungarische Minensprengung am 13 Marz 1918 wurden 50 t Sprengstoff eingesetzt die auf zwei Minenkammern verteilt waren Allein das Laden der beiden Kammern dauerte eine Woche da der Sprengstoff in mehreren Depots gestaffelt hinter der Frontlinie gelagert war wobei das letzte Depot 10 km von der osterreichischen Platte entfernt lag und mittels Seilbahnen und Tragern auf die Platte und in den Ellison Stollen transportiert werden musste Die Trager hatten dabei nicht nur mit den 40 kg Sprengstoff auf ihren Rucken zu kampfen sondern auch mit den widrigen winterlichen Witterungsbedingungen 7 Die Sprengung vom 13 Marz die die grosste Minensprengung wahrend des Ersten Weltkrieges an der italienischen Front war brachte den Nordrand der italienischen Platte und die darunter liegenden Stollen zum Einsturz Aufgrund des durch die Sprengung bruchig gewordenen Gesteins und der damit verbundenen Einsturzgefahr verzichteten beide Seiten auf die Fortsetzung des Minenkrieges Bis zum Kriegsende kam es zu keinen grosseren Infanterieangriffen gegen die osterreichische Platte mehr Letztere war aber stets Ziel der italienischen Artillerie Eine im Sommer 1918 geplante italienische Offensive auf dem Pasubio kam am Ende nicht zustande Am 1 November 1918 wurde der Befehl zur Aufgabe der Platte erteilt und der Ruckzug angeordnet In der Nacht auf den 2 November 1918 zogen sich die Kaiserjager von der osterreichischen Platte zuruck die sie vom Juli 1916 an besetzt hielten weshalb der Pasubio auch als Kaiserjagerberg bezeichnet wird 8 nbsp Zerrissene Ventilationsrohre im Ellison Stollen nach einer Sprengung nbsp Maschinenhalle im Dom der osterreichischen Platte nbsp Eingang des Putzker Stollens nbsp Ellison Stollen nbsp Aufgang vom Ellison Stollen zum Dom nbsp Der Dom in der osterreichischen Platte nbsp Kavernierte Geschutzstellung in der osterreichischen PlatteAufstiegsrouten BearbeitenDie osterreichische Platte ist vom Rifugio Achille Papa auf dem Weg Tricolore Weg Nr 105 in etwas mehr als einer Stunde zu erreichen Vom Rifugio Vincenzo Lancia werden um die zwei Stunden benotigt Die Platte wird vom Europaischen Fernwanderweg E5 und dem Friedensweg beruhrt die beide mit dem Verlauf des Weges Nr 105 ubereinstimmen Mit einer Taschenlampe kann sowohl der Ellison Stollen als auch der Dom und die anschliessenden Stollenanlagen besichtigt werden Literatur BearbeitenMoritz Brunner Zwei Beispiele uber den Minenkampf im Hochgebirge In Osterreichisches Bundesministerium fur Heerwesen Hrsg Militarwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1921 LII Jahrgang Elftes Zwolftes Heft Wien 1921 Ecomuseo Grande Guerra Prealpi Vicentine Hrsg Monte Pasubio Marcolin Schio 2014 Claudio Gattera Roberto Greselin Pasubio 1915 1918 Salvare la memoria Graffiti della Grande Guerra nei campi di battaglia del Pasubio Carega Zugna Vallarsa Val Terragnolo Val Posina Monte Maio Gino Rossato Editore Valdagno 2008 ISBN 978 88 8130 110 2 Karl Korzer Ein Angriff im Felsgebirge Die Kampfe auf dem Pasubio Juni Juli 1916 In Osterreichisches Bundesministerium fur Heerwesen Hrsg Militarwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1930 LXI Jahrgang Marz April Wien 1930 Gianni Pieropan Monte Pasubio Guida alla Zona Sacra Itinerari Ambiente Storia Gino Rossato Editore Valdagno 1990 Viktor Schemfil Pasubio Kampfe 1916 1918 Genaue Geschichte des Ringens um einen der wichtigsten Stutzpfeiler der Tiroler Verteidigungsfront verfasst auf Grund osterreichischer Feldakten und italienischer kriegsgeschichtlicher Werke Verlag E Kienesberger Nurnberg 1984 Robert Striffler Le 34 mine fatte brillare sul fronte alpino tirolese 1916 1918 In Societa Storica per la Guerra Bianca Hrsg Aquile in Guerra Nr 1 Rozzano 1993 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Osterreichische Platte Sammlung von BildernEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b c Ecomuseo Grande Guerra Prealpi Vicentine Hrsg Monte Pasubio o S Viktor Schemfil Pasubio Kampfe 1916 1918 Genaue Geschichte des Ringens um einen der wichtigsten Stutzpfeiler der Tiroler Verteidigungsfront verfasst auf Grund osterreichischer Feldakten und italienischer kriegsgeschichtlicher Werke S 23 Claudio Gattera Roberto Greselin Pasubio 1915 1918 Salvare la memoria Graffiti della Grande Guerra nei campi di battaglia del Pasubio Carega Zugna Vallarsa Val Terragnolo Val Posina Monte Maio S 63 64 Viktor Schemfil Pasubio Kampfe 1916 1918 Genaue Geschichte des Ringens um einen der wichtigsten Stutzpfeiler der Tiroler Verteidigungsfront verfasst auf Grund osterreichischer Feldakten und italienischer kriegsgeschichtlicher Werke S 171 Viktor Schemfil Pasubio Kampfe 1916 1918 Genaue Geschichte des Ringens um einen der wichtigsten Stutzpfeiler der Tiroler Verteidigungsfront verfasst auf Grund osterreichischer Feldakten und italienischer kriegsgeschichtlicher Werke S 224 Claudio Gattera Roberto Greselin Pasubio 1915 1918 Salvare la memoria Graffiti della Grande Guerra nei campi di battaglia del Pasubio Carega Zugna Vallarsa Val Terragnolo Val Posina Monte Maio S 64 65 Moritz Brunner Zwei Beispiele uber den Minenkampf im Hochgebirge S 454 455 Viktor Schemfil Pasubio Kampfe 1916 1918 Genaue Geschichte des Ringens um einen der wichtigsten Stutzpfeiler der Tiroler Verteidigungsfront verfasst auf Grund osterreichischer Feldakten und italienischer kriegsgeschichtlicher Werke S 274 279 2000 auch auf Deutsch unter dem Titel Die 34 Minensprengungen an der Tiroler Gebirgsfront 1916 1918 in der Zeitschrift Fortifikation Ausgabe 14 erschienen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Osterreichische Platte amp oldid 236485799