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Die Reitlingsbefestigungen sind mehrere Ringwalle und Wallanlagen auf den Bergkuppen sowie in der Niederung des Reitlingstals im etwa 20 km sudostlich von Braunschweig liegenden niedersachsischen Hohenzug Elm Es handelt sich um die Reste von Verteidigungsanlagen aus verschiedenen Entstehungsphasen Sie setzten als fruhgeschichtliche Anlagen etwa im 5 Jahrhundert v Chr ein und endeten mit jahrhundertelangen Phasen der Nichtnutzung im Mittelalter um 1300 Zweck der Fliehburgen war Schutz fur die Bevolkerung in Kriegszeiten Daruber hinaus gab es im Talgrund eine mittelalterliche Wasserburg die nicht mehr existiert Lageplan vom Reitlingstal grun eingefarbt mit den fruhgeschichtlichen Befestigungsanlagen braun Inhaltsverzeichnis 1 Fruhgeschichtliche Befestigungen 1 1 Krimmelburg 1 2 Brunkelburg 1 3 Wendehai Walle 1 4 Grabungsgeschichte 1 5 Grabungsergebnisse 1 6 Funktionsbestimmung 1 7 Zitate zur Funktionsdeutung 2 Mittelalterliche Befestigungen 2 1 Wurtgarten 2 2 Wasserburg Reitlingstal 3 Weitere Elm Burgen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFruhgeschichtliche Befestigungen BearbeitenDie fruhgeschichtlichen Wallanlagen uber dem Reitlingstal schmiegen sich gekonnt an die Topographie an vor allem bei der Nutzung eines dreiecksformigen Gelandesporns der Brunkelburg Die Erbauer nutzten ausserst geschickt die vorhandenen Gelandeformen Das ersparte Material und Arbeit Bei rund 7 m Hohenunterschied von der Wallkrone bis zur Grabensohle haben die Wallanlagen auch heute noch betrachtliche Ausmasse Die Anlagen sind nicht ausgeschildert Die Suche nach ihnen wird erleichtert bei Benutzung von Forstwegen die die Walle durchschneiden Krimmelburg Bearbeiten nbsp Wall der Krimmelburg links Steilhang nbsp Blick aus dem Graben links der Wall nbsp Durchbruch des Walls durch einen neuzeitlichen ForstwegDie Krimmelburg 1 auch als Burgwall bezeichnet liegt auf dem etwa 312 m u NHN hohen Burgberg Sie ragt etwa 100 m uber das Reitlingstal hinaus Bei den Ausmassen von 300 m Lange und 100 m Breite hat sie eine Flache von 2 5 ha Die Wallhohe betragt bis zu 4 6 m bei einer Grabentiefe von bis zu 2 6 m Die Anlage ist an drei Seiten durch einen Wall mit Graben bewehrt Eine Seite liegt an einem Steilhang der einen naturlichen Schutz verleiht Bei den Ausgrabungen von 1905 und 1954 55 wurden drei getrennte Bauphasen der Wallanlagen sowie eine weitere Nutzungsphase festgestellt In den ersten zwei Bauphasen wurden die Walle mit Mergelmaterial aufgeschuttet Auf einigen Wallabschnitten durften Palisaden gestanden haben Fundmaterial waren Keramikscherben aus der vorromischen Eisenzeit Die Nutzung endete noch im 1 Jahrhundert v Chr Spuren einer dritten Bauphase fanden sich erst aus der Zeit des fruhen Mittelalters im 7 und 8 Jahrhundert Dabei wurden zum Wallbau Steine verwendet aus denen eine Trockenmauer auf dem Wall entstand Im Hochmittelalter um 1300 gab es die letzte Nutzungsphase Im Inneren der Krimmelburg gab es einen Einbau Es wurde ein quadratisches grabengeschutztes Plateau von 25 m Seitenlange angelegt Die Forschung sieht aufgrund der Funde in dieser Anlage Dachziegeln Hufeisen die Wachstation einer berittenen Einheit des Deutschen Ritterordens der unweit im Reitlingstal ein Vorwerk betrieb nbsp Krimmelburg mit nachtraglich eingebautem quadratischem Plateau nbsp Schnitt durch Wall und Graben der KrimmelburgBrunkelburg Bearbeiten nbsp Brunkelburg rechts Wallrest am Hang nbsp Blick vom Tal auf den Kuxberg mit BrunkelburgDie Brunkelburg 2 liegt auf dem 306 m u N N hohen Kuxberg und wird teilweise auch als Kuxwall bezeichnet Die Erhebung befindet sich auf der Seite des Reitlingstales die dem Burgberg mit der Krimmelburg gegenuberliegt Die Anlage hat bei einer Lange von 450 m und bis zu 190 m Breite eine Innenflache von etwa 4 ha Sie liegt auf einem spitz zulaufenden Bergsporn der zur Spitze hin abwarts fuhrt Grosstenteils befinden sich an den steil abfallenden Seitenflachen heute nur noch in geringer Hohe erhaltene Walle Die etwa 190 m lange Seite auf der Hochflache ist mit einem doppelten Wall Graben System geschutzt worden Die Wallhohe betragt noch heute ungefahr 4 m der Graben hat eine Tiefe von etwa 2 m In diesem Wallabschnitt wurden die Reste eines Haupt und Nebentores gefunden Weitere Bauteile der Anlage sind drei einzelne Walle die von der Burg hinunter in das Reitlingstal fuhren Sie sind nur noch in geringer Hohe von einem halben Meter erhalten Bei den archaologischen Untersuchungen von 1905 fuhrte ein Wall noch durch den gesamten Talgrund bis zur gegenuberliegenden Erhebung auf der die Krimmelburg liegt Daher wird vermutet dass es sich um einen Sperrwall handelte der den Talkessel nach aussen abschirmte Die heutigen Erkenntnisse zur Brunkelburg beruhen allein auf der Ausgrabung von 1905 Wie bei der Krimmelburg wurden mehrere Bauphasen festgestellt Der Baubeginn der Anlage wurde aufgrund eines gefundenen Bronzerings auf die altere vorromische Eisenzeit datiert Dabei gab es zunachst nur einen etwa 1 m hohen Wall als Mergelaufschuttung und einen 1 m tiefen Graben In der zweiten Bauphase wurde der Wall auf 2 m erhoht und erhielt einen Palisadenzaun In der dritten Phase wurde die Befestigung durch einen zusatzlicher Aussenwall und einen imposanten Graben von 11 m Breite verstarkt nbsp Brunkelburg auf einem spitz zulaufenden Bergsporn nbsp Schnitt durch Wall und Graben der BrunkelburgWendehai Walle Bearbeiten nbsp Wendehai WalleDie Wendehaiwalle sind zwei langgestreckte Walle die sich etwa 1 km nordlich des Reitlingstales im Wald befinden Sie verlaufen parallel im Abstand von etwa 100 m Bei der ersten Gelandeaufnahme Ende des 19 Jahrhunderts hatten sie noch eine Lange von etwa 500 m Lange heute sind sie wesentlich kurzer und weitgehend eingeebnet Die Benennung erfolgte nach dem dortigen Forstgebiet Wendehai Die 1905 gemachten Fundstucke deuteten auf eine Entstehung der Walle wahrend der Latenezeit Wahrscheinlich dienten sie als Annaherungshindernis fur die Krimmelburg und auch dazu um von der Burg aus den Zugang zu einer Quelle zu sichern Grabungsgeschichte Bearbeiten Die Erforschung der Reitlingsbefestigungen setzte in den letzten Jahren des 19 Jahrhunderts ein Der Ingenieur P Kahle und der Geschichtswissenschaftler H Luhmann hatten die geologischen Formationen des Reitlingstals vermessen und auch die Befestigungsanlagen aufgenommen Das damals angefertigte Kartenwerk ist heute noch unverandert gultig Das geweckte Interesse an den historischen Anlagen fuhrte 1905 zur ersten archaologischen Ausgrabung die die Krimmelburg die Brunkelburg den Wurtgarten und die Wendehai Walle betraf Der Braunschweigische Geschichtsverein hatte Luhmann damit beauftragt Die damals gemachten Funde sind grosstenteils verloren gegangen und nicht ausgewertet worden Erst 1927 publizierte Luhmann seine Erkenntnisse Der Braunschweiger Landesarchaologe Alfred Tode fuhrte 1954 55 eine Grabung in der Krimmelburg und im Wurtgarten durch Ursprunglich geplante weitere Grabungen fanden nicht statt Daher stutzen sich die heutigen Erkenntnisse zu den Reitlingsbefestigungen auf zwei Grabungen Grabungsergebnisse Bearbeiten nbsp Blick von der Krimmelburg auf das Reitlingstal links Grosser Teich rechts Weidehof Reitling fruher mittelalterliche BurgstelleDie bisherigen stichprobenhaften Grabungen konnten die genaue Funktion der Anlagen nicht schlussig bestimmen Als sicher gilt dass sie in mehreren Bauphasen in einem Zeitraum von mehreren Jahrhunderten entstanden Dies liess sich an den zeitlich getrennten Mergelschuttungen der Walle ausmachen Vorgefundene Trockensteinmauern zeigen dass die Anlagen nicht nur aus Erdwallen bestanden sondern mit Mauern und wahrscheinlich auch durch Hecken und Palisaden gesichert waren Die altesten bei den Ausgrabungen gemachten Fundstucke sind Scherben aus der jungeren vorromischen Eisenzeit um das 3 Jahrhundert v Chr der Latenezeit Als weitere Bauphase kommt das Mittelalter des 8 bis 10 Jahrhunderts infrage Die letzte Baumassnahme war innerhalb des Walls der Krimmelburg eine quadratische Anlage die etwa aus dem 13 Jahrhundert stammt Funktionsbestimmung Bearbeiten Die geringe Funddichte im Inneren der Wallumgrenzungen weist darauf hin dass die Wallburgen keine dauerhaften Siedlungen waren Daher handelte es sich vermutlich um Fliehburgen zum kurzfristigen Aufenthalt in Kriegszeiten Das Reitlingstal mit seinem Befestigungssystem bot der Bevolkerung des westlichen Elmvorlandes wahrscheinlich in einem Zeitraum von fast 1 500 Jahren in unterschiedlichen Perioden Schutz Dabei konnten in dem weitlaufigen Talkessel auch Viehherden untergebracht werden Allerdings gibt es auch eine Theorie die einen kultischen Hintergrund der Wallanlagen annimmt Zitate zur Funktionsdeutung Bearbeiten An Untersuchungen und Ausgrabungen beteiligte Archaologen ausserten sich zu den Wallen so Es besteht nach dem jetzigen Forschungsstand grosse Wahrscheinlichkeit dass ein in den Wallen erkennbarer alterer Kern eine altgermanische Burganlage aus der Zeit um Christi Geburt darstellt Es spricht alles dafur dass die Wallsysteme altgermanische Volksburgen waren Alfred Tode 1956 Sollte sich dabei bestatigen dass diese Hauptburg bereits in der Spatlatenezeit errichtet wurde besteht die Moglichkeit dass sie mit der sudlichen Hauptburg zusammen ein Oppidum bildete das in diesem Grenzraum zwischen Germanen und Kelten eine besondere Bedeutung haben durfte Alfred Tode 1958 Zwei Burgen im Elm wurden gelegentlich als keltische Anlagen gedeutet doch wurden sie nie weitraumig untersucht und die Funde sind zu sparlich als dass sie diese Annahme stutzen konnten Gesine Schwarz Mackensen 2001Mittelalterliche Befestigungen BearbeitenWurtgarten Bearbeiten nbsp Angeschnittener Wall des WurtgartenDer Wurtgarten 3 liegt an einem flach zum Reitlingstal abfallenden Bergrucken Es war ein Ringwall von 120 m Durchmesser mit einer Flache von 1 2 ha Von ihm ist nur die Nordhalfte geblieben die heute unter Wald liegt Die sudliche Halfte auf der heute ein Feld liegt wurde Mitte des 19 Jahrhunderts aus landwirtschaftlichen Grunden eingeebnet Das noch vorhandene halbkreisformige Wallstuck hat eine Hohe von 2 m und die Grabentiefe 1 5 m Der Wall war von einer 1 5 m starken Steinmauer bekront Der Name Wurtgarten geht auf die historische Flurbezeichnung Wurzegarten oder Wotegarten zuruck da in der Wallanlage wahrend der Neuzeit vermutlich ein Garten betrieben wurde Im Wurtgarten fanden 1905 wie auch 1954 55 Ausgrabungen statt Die Verteidigungsanlage ist der Zeit des 9 und 10 Jahrhunderts mit ihren Ringwallanlagen zuzuordnen wobei es sich vermutlich um eine Fliehburg handelte Aufgrund der Lage am Hang her Hangburg unterscheidet sie sich wesentlich von den umgebenden Reitlingsbefestigungen die sich in Gipfellage befinden nbsp Wurtgarten mit noch erhaltener Nordhalfte nbsp Schnitt durch Wall und Graben des WurtgartenWasserburg Reitlingstal Bearbeiten nbsp Vorwerk Reitling 1901Im Grund des Reitlingstals am Bach Wabe gab es im Hochmittelalter eine mit Wallen befestigte Wasserburg die der Bischof von Halberstadt innehatte Bis Mitte des 13 Jahrhunderts war sie an die Ritter von der Asseburg belehnt 1260 jedoch dem Deutschen Ritterorden ubereignet Der Orden verlegte seinen Verwaltungssitz schon kurze Zeit spater in das wenige Kilometer entfernte Lucklum und machte aus der Burg ein Vorwerk Dieser landwirtschaftliche Betrieb bewirtschaftete die Ackerflachen des Talgrundes und man hielt in den aus der Wabe angestauten Teichen Karpfen Im Laufe der Zeit wurde die sumpfige Aue der Wabe urbar gemacht Die nutzbare Ackerflache des Tals reichte im Mittelalter nicht fur die Anlage eines Dorfes aus Heute bilden die alten Fachwerkgebaude einen Weidehof fur Pferde Sie wurden vermutlich im 18 Jahrhundert auf den Fundamenten der alten Burganlage errichtet 1840 wurden die Walle rund um das Vorwerk eingeebnet 4 Weitere Elm Burgen BearbeitenAuf dem bewaldeten Hohenrucken des Elm sind an verschiedenen Stellen weitere mittelalterliche Burgstandorte nachgewiesen Die Elmsburg war ab dem 11 Jahrhundert eine Burg inmitten eines fruhgeschichtlichen Ringwalls Ihre Reste liegen im Schoninger Forst auf etwa 270 m Hohe oberhalb des Ortes Twieflingen Bei der fruheren Siedlung Langeleben hat sich auf einem durch Graben geschutzten Hugel die Giebelmauer einer Wasserburg erhalten Burg Warburg war eine hochmittelalterliche Turmhugelburg eines Adelsgeschlechts am Osthang des Elms Der Uberlieferung zufolge wurde sie im Jahre 1200 ersturmt und gewaltsam zerstort was archaologische Untersuchungen in den 1960er Jahren bestatigten Literatur BearbeitenRichard Andree Braunschweiger Volkskunde Braunschweig 1901 Paul Jonas Meier und Karl Steinacker Die Bau und Kunstdenkmaler des Kreises Wolfenbuttel Wolfenbuttel 1906 Alfred Tode Ausgrabungen auf den Reitlingsburgen In Heinz Gleitze Heinz Ohlendorf Hrsg Heimatkalender fur den Landkreis Wolfenbuttel 2 Jahrgang Hans Oeding Schoppenstedt 1956 OCLC 23370531 S 12 28 Heinz Rohr Der Elm Braunschweig und Schoppenstedt 1962 Hans Adolf Schultz Burgen und Schlosser des Braunschweiger Landes Braunschweig 1980 Die Reitlingsburgen Wurtgarten Krimmelburg Brunkelburg das Vorwerk S 54 56 Lutz Grunwald Schutz und Trutz in eindrucksvoller Manier die Befestigungsanlagen im Reitlingstal in Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 2003Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Reitlingsbefestigungen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Stefan Eismann zu Brunkelburg in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Eintrag von Stefan Eismann und Gudrun Pischke zu Krimmelburg in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Eintrag von Stefan Eismann und Gudrun Pischke zu Reitling in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Eintrag von Stefan Eismann und Gudrun Pischke zu Wurtgarten in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Ringwall Wurtgarten im Denkmalatlas Niedersachsen Wurtgarten im Denkmalatlas Niedersachsen Krimmelburg im Denkmalatlas Niedersachsen Wallanlagebeschreibung bei Region Braunschweig Ostfalen Reitlingstal auf Braunschweig Touren de Rekonstruktionsversuch der Krimmelburg als Zeichnung im fruheren Zustand von Wolfgang Braun Rekonstruktionsversuch der Brunkelburg als Zeichnung im fruheren Zustand von Wolfgang Braun Internetseite zu den vorgeschichtlichen Befestigungen im Reitlingstal Memento vom 21 Juni 2010 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Die Reitlingsbefestigungen im Elm Teil 1 Die Krimmelburg auf YouTube 7 Mai 2020 abgerufen am 31 Mai 2020 Geschichte und Geschichten im Braunschweiger Land 12 36 Minuten Die Reitlingsbefestigungen im Elm Teil 2 Die Brunkelburg auf YouTube 11 Mai 2020 abgerufen am 31 Mai 2020 Geschichte und Geschichten im Braunschweiger Land 36 32 Minuten Die Reitlingsbefestigungen im Elm Teil 3 Der Wurtgarten auf YouTube 20 Mai 2020 abgerufen am 31 Mai 2020 Geschichte und Geschichten im Braunschweiger Land 10 49 Minuten Die Reitlingsbefestigungen im Elm Teil 4 Das Vorwerk auf YouTube 5 Juni 2020 abgerufen am 5 Juni 2020 Geschichte und Geschichten im Braunschweiger Land 12 32 Minuten 52 211666666667 10 746111111111 Koordinaten 52 12 42 N 10 44 46 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reitlingsbefestigungen amp oldid 237122424 Wurtgarten