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Als Terrasse Terrassenhaus oder Wohnterrasse wird in Hamburg die innere Bebauung eines stadtischen Hauserblocks genannt Es handelt sich dabei in der Regel um zeilenformig angeordnete mehrgeschossige Mietshauser die hinter einem Vorderhaus quer zur Strassenachse stehen und uber einen Durchgang und meist nicht befahrbaren Wohnweg erschlossen werden Durchzieht die Hauserzeile einen ganzen Block und hat an der gegenuberliegenden Strasse einen weiteren Zugang wird sie in der Regel Passage genannt Terrassen und Passagen sind ab Mitte des 19 bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts in den stadt und hafennahen Erweiterungsgebieten entstanden und gehen auf die Tradition der fur Hamburg in dieser Zeit typischen innerstadtischen Bebauung der Gangeviertel zuruck In ihrer Baugeschichte weisen sie die Entwicklungsstufen stadtebaulicher Reformansatze auf gelten als Nachbild der traditionellen Arbeiterquartiere und zugleich als Vorlaufer der nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen Sozialsiedlungen der Schumacher Ara Zollischeck Terrasse Sternstrasse Sahlhausbauweise Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Baugeschichte 3 Besonderheiten 3 1 Budenreihen 3 2 Sahlhauser 3 3 Alster und Elbterrassen 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBegriff BearbeitenDer Begriff Terrasse wurde im 19 Jahrhundert von den englischen terraced houses Reihenhauser ubertragen und bezeichnete ursprunglich von offentlichen Strassen abzweigende Privatstrassen mit Kleinwohnungsanlagen Er fand 1865 Eingang in das Hamburgische Baupolizeigesetz und in den 1870er Jahren in die offiziellen Hamburger Adressbucher Er wird als Euphemismus oder auch Spekulationsluge angesehen da er einer Sache von geringem Ansehen einen wenn auch unpassenden so doch wohlklingenden Namen gibt 1 Er lasst sich nicht deutlich abgrenzen und wird umgangssprachlich fur diverse Formen der Hinterhofbebauung verwendet In den Adressbuchern der 1920er Jahre wurde hingegen eine sehr genaue Unterscheidung vorgenommen Terrassen im engeren Sinne sind demnach ausschliesslich die quer zur Strasse liegenden Hauserreihen Hinterhauser waren zumeist gewerblich genutzte Gebaude parallel zur Randbebauung Wohnhofe unterlagen einer Mischnutzung und waren unregelmassig angelegt Kleinbauten mit innerhofischen Gartenflachen wurden als Gartenhauser bezeichnet 2 Baugeschichte Bearbeiten nbsp Falkenried Terrassen in Hoheluft OstDie ersten Terrassen wurden ab 1845 in dem damals stadtebaulich neu erschlossenen Klostergebieten des heutigen Schanzenviertels errichtet Nach Aufhebung der Torsperre 1860 entstanden mit dem Massenwohnungsbau eine Vielzahl dieser Hinterhofzeilen in den Stadterweiterungsgebieten die die heutigen Stadtteile St Pauli Sternschanze St Georg Borgfelde und Rothenburgsort ausmachen Ihre bauliche Ausrichtung bestimmte sich nach dem Hamburgischen Baupolizeigesetz von 1865 3 nbsp Terrassenhauser in der Josephstrasse in Wandsbek vor dem Umbau 2015 Eine nachste Baustufe wird fur die Zeit ab 1880 bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts in dem Ring gesehen der sich mit den Stadtteilen Rotherbaum Eimsbuttel Eppendorf Winterhude Barmbek Uhlenhorst Eilbek und Hammerbrook um die innere Stadt zieht Auch in den Gebieten der bis 1937 selbstandigen Stadt Altona entstanden am Ende des 19 Jahrhunderts zahlreiche Hofbebauungen mit Terrassen doch zeichnen sich diese durch ihre verschiedenartige Struktur aus In den ebenfalls vormals nicht hamburgischen Gebieten von Wandsbek Wilhelmsburg und Harburg blieben Terrassen Ausnahmen in der Bebauung Die ersten Terrassenbauten waren aufgrund der intensiven Ausnutzung stadtischen Baulands eng und galten als licht luft und sonnenunzuganglich Sie wurden ohne hygienische Mindeststandards errichtet Wasserstellen und Aborte befanden sich ausserhalb der Hauser im Hof Einen ersten Fortschritt brachten die Etagentoiletten das waren stockwerkweise am Treppenabsatz angelegte Sanitarraume bis schliesslich Wasseranschlusse in die Wohnungen gelegt wurden Durch Grundrissveranderungen konnten Treppenhauser mit Fenstern versehen werden die neben dem Lichteinfall Luftungsmoglichkeiten boten Mit baurechtlichen Mindestabstandsgeboten wurde versucht die Bebauungsdichte einzuschranken Wahrend der Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs wurden viele der Terrassen zerstort weitere in der Nachkriegszeit abgerissen und durch Neubebauung ersetzt In den 1980er Jahren fanden umfangreich Untersuchungen des Bestandes statt knapp 400 Terrassen waren bis dato erhalten Die Hamburger Baubehorde stufte den grossten Teil als erhaltenswurdig ein viele von ihnen wurden unter Denkmalschutz gestellt und saniert 4 Die Anhebung der Wohnstandards aber auch zunehmender stadtischer Verkehr und wachsende Larmbelastung denen man in den Hinterhofen entgeht haben zu einer steigenden Beliebtheit der Terrassen gefuhrt Besonderheiten BearbeitenBudenreihen Bearbeiten nbsp Budenreihe in der Grossen FreiheitBuden sind eingeschossige Hinterhauser und gelten als Relikte aus der vorindustriellen Zeit die in den Stadterweiterungsgebieten nur noch selten zur Ausfuhrung kamen Im heutigen Stadtbild erhalten ist eine Budenreihe mit 16 Hausern in der Marktstrasse 7 des Karolinenviertels St Pauli die nach dem Grossen Brand von 1842 als Notunterkunfte fur Obdachlose erbaut wurden 5 Ehemals in Altona gelegen war der Holsteinische Hof aus dem Jahr 1850 in der Grossen Freiheit 84 heute St Pauli dessen Sudterrasse noch besteht Weitere erhaltene Budenreihen sind die Bleicherhauser in der Ulmenstrasse 33 35 in Winterhude erbaut 1866 und die Moorwood schen Arbeiterhauser von 1890 am Kusterkamp 24 27 in Wandsbek 6 Der Name Bude wurde auch auf die unteren Wohnungen der Sahlhauser ubertragen Sahlhauser Bearbeiten nbsp Sahlhauser in Hamburg Ottensen Zeissstrasse 22 34Sahlhauser sind mehrgeschossige Wohnhauser deren obere Stockwerke Sahle oder Sahlwohnungen genannt durch eine eigene Treppe erreichbar sind Auffalliges Element ist die dadurch entstehende Dreiturengruppe bei der hinter der mittleren die Sahltreppe liegt und unmittelbar rechts und links davon die Turen fur die separaten Erdgeschosswohnungen oder Buden Sahlhauser gehen ebenfalls auf die vorindustrielle Zeit zuruck waren bereits Elemente der Gangeviertel und sind durch die Aufstockung von Kleinhausern und Buden entstanden Im Massenwohnungsbau wurden sie Mitte bis Ende des 19 Jahrhunderts vor allem in St Pauli und Altona errichtet auch als strassenstandige Gebaude doch findet sich diese Bauweise insbesondere in den Terrassen wieder Erhaltene Sahlhauser der Hinterhofbebauung sind zum Beispiel die Zollischeck Terrasse in der Sternstrasse 29 in der Sternschanze oder die Hauserreihe in der Wohlersallee 6 10 in Altona 7 Alster und Elbterrassen Bearbeiten Eine Sonderform der Terrassenbauten bilden die im letzten Drittel des 19 Jahrhunderts entstandenen alster und elbnahen Wohnanlagen in Rotherbaum Harvestehude und in Ottensen Hierbei handelt es sich um eine hinter den Landhausern und Villen der Hamburger Kaufleute gelegene Reihenbebauung teilweise als sogenannte Reihenvillen an ehemaligen Privatstrassen Sie wurden von einem breiten burgerlichen Publikum bewohnt und auch als Oberschicht des Hamburger Terrassen Bestandes bezeichnet 8 Ihre Namen wurden bei der Ubernahme der Privatwege als offentliche Strassen unabhangig von der erhaltenen Bebauung zur offiziellen Bezeichnung so zum Beispiel die Alsterterrasse und die Sophienterrasse an der Alster sowie die Rainvilleterrasse und die Klopstockterrasse an der Elbe Literatur BearbeitenJorg Haspel Hamburger Hinterhauser Terrassen Passagen Wohnhofe Christians Verlag Hamburg 1987 ISBN 3 7672 9968 2Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Funke Zur Geschichte des Hamburgischen Miethauses Veroffentlichungen des Vereins fur Hamburgische Geschichte Band XXV Hamburg 1974 S 56 Jorg Haspel Hamburger Hinterhauser Terrassen Passagen Wohnhofe S 11 Franklin Kopitzsch Daniel Tilgner Hrsg Hamburg Lexikon Ellert amp Richter Hamburg 2010 ISBN 9783831903733 S 695 f Jorg Haspel Hamburger Hinterhauser Terrassen Passagen Wohnhofe S 8 ff hamburg de Historische Budenhauser in der Marktstrasse Lawaetz Stiftung und Denkmalschutzamt schliessen Sanierung ab abgerufen am 7 Marz 2011 Jorg Haspel Hamburger Hinterhauser Terrassen Passagen Wohnhofe S 44 ff Jorg Haspel Hamburger Hinterhauser Terrassen Passagen Wohnhofe S 46 ff Jorg Haspel Hamburger Hinterhauser Terrassen Passagen Wohnhofe S 36Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wohnterrassen in Hamburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wohnterrasse amp oldid 225165142