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Schanzenviertel wird seit den 1980er Jahren ein weitgehend in sich geschlossenes Hamburger Altbauviertel sudwestlich des Sternschanzenparks genannt dessen Name wiederum auf eine fruhere Verteidigungsanlage Sternschanze zuruckgeht Das Szeneviertel wird verkurzt auch als Schanze bezeichnet Susannenstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Schanzenfest 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLage BearbeitenDas Schanzenviertel war bis 2008 Teil der drei Hamburger Bezirke Altona Mitte und Eimsbuttel Seit der Grundung des Stadtteils Hamburg Sternschanze 2008 wird es von Altona aus verwaltet Herz des Schanzenviertels sind Schulterblatt Schanzenstrasse Susannenstrasse Bartelsstrasse der Bahnhof Sternschanze und der Sternschanzenpark mit dem dortigen Wasserturm Anders als der Stadtteil ist das Schanzenviertel geographisch jedoch nicht eindeutig abzugrenzen In der Regel wird es als das Gebiet zwischen Schlachthof Sternschanzenpark Altonaer Strasse Sternbrucke Stresemannstrasse und Neuem Pferdemarkt gesehen Nach diesem Verstandnis liegt es im Wesentlichen im Stadtteil Sternschanze der 2008 aus Gebieten der Stadtteile Eimsbuttel St Pauli Rotherbaum Altona Altstadt und Altona Nord gebildet wurde 1 Eine engere Auslegung versteht als Schanzenviertel lediglich das Dreieck zwischen Bahndamm Stresemannstrasse und Schlachthof das bis in die 1980er Jahre noch als Schulterblatt Viertel bezeichnet wurde 2 Daneben bestand seit Ende des 19 Jahrhunderts das Eimsbutteler Schanzenviertel jenseits des Bahndamms zwischen Schaferkamp sudlichem Ende des Eppendorfer Wegs und Eimsbutteler Chaussee 3 Schulterblatt Viertel und Eimsbutteler Schanzenviertel bildeten bis 1993 den gemeinsamen Postzustellbezirk Hamburg 6 Im Rahmen der Stadtplanung und der Ausweisung von Sanierungsgebieten wurden nach 2008 auch grossere Gebiete als Schanzenviertel bezeichnet die neben dem Stadtteil Sternschanze den grossten Teil des Eimsbutteler Schanzenviertels zwischen Schaferkampsallee Bellealliancestrasse Waterloostrasse und Eimsbutteler Strasse umfassten 4 In jedem Fall nicht dazu gehort das benachbarte Karolinenviertel Geschichte BearbeitenDas Schanzenviertel war Ende des 20 Jahrhunderts durch alternative Kultur und Multikulturalismus gepragt Umstrukturierungen und Stadtentwicklungsmassnahmen ab Ende der 1990er Jahre fuhrten zur Gentrifizierung So liessen sich wahrend des Internet Booms von 1998 bis 2001 zahlreiche Firmen der New Economy in sanierten ehemaligen Fabrikgebauden nieder Der Altbau Wohnungsbestand wurde aufgewertet hinzu kamen zahlreiche Neubauten Heute pragen viele Bars Restaurants Kleinunternehmen Modeboutiquen und die dazugehorige Kundschaft das Strassenbild insbesondere in Schulterblatt Schanzenstrasse und Susannenstrasse 5 nbsp Lage der namensgebenden Sternschanze nordwestlich vor der Stadt auf der Varendorfschen Karte um 1790 mit dem hier als Durchschnitt bezeichneten Laufgraben zum WallringDer Name Schanzenviertel geht auf die Sternschanze zuruck die von 1682 bis 1816 auf dem Heydberg von Heimichhude stand dem heutigen Sternschanzenpark Sie war eine dem Hamburger Festungswall vorgelagerte Verteidigungsanlage Im 17 Jahrhundert war diese Gegend eine sumpfige gering bewohnte Landschaft westlich der Stadt Hamburg Bekannt sind ein Gehoft der Rosenhof und eine Schaferei am Schaferkamp Vom alten Millerntor lief eine Landstrasse hindurch zum Dorf Eimsbuttel an der 1686 ein Gasthaus mit dem Namen Bey dem Schulterblatt eroffnete nach der die Strasse spatestens 1745 benannt wurde Das Schulterblatt war die Grenze zwischen holsteinischem und hamburgischem Hoheitsgebiet wobei ersteres von 1640 bis 1864 vom jeweiligen danischen Konig in Personalunion als deutscher Herzog regiert wurde 6 Hier traf die die nordostliche Grenze Altonas mit dem nordlichen Hamburger Berg der spateren Vorstadt St Pauli und den Landereien des St Johannis Klosters zusammen Nachdem zu Beginn des 19 Jahrhunderts die Sternschanze grossenteils abgetragen war entstanden die ersten gemischten Wohn und Gewerbegebiete an Schanzenstrasse und Bartelsstrasse 1866 wurde an der Verbindungsbahn zwischen Hamburg und Altona der Bahnhof Sternschanze eroffnet Der Tierhandler Carl Hagenbeck eroffnete 1874 am Neuen Pferdemarkt seinen Tierpark in dem auch die beruhmten Volkerschauen stattfanden 1907 ubersiedelte er aus Platzgrunden nach Stellingen 1892 offnete der Central Schlachthof in dessen Nahe nach und nach Geschafte fur Schlachtereibedarf eroffneten So entwickelte sich in diesem Bereich einerseits ein kleinburgerliches Gebiet Andererseits siedelten auch mittlere bis grosse Unternehmen an wie beispielsweise 1880 die Hamburger Filiale der Pianofabrik Steinway amp Sons die erst 1972 an CBS verkauft wurde 1889 die Beleuchtungs Grosshandlung Ladiges die 1905 aus dem Karolinenviertel in die Susannenstrasse zog 1906 das 1872 gegrundete Pianohaus Trubger und 1908 die Schreibgeratefirma Montblanc Simplo die sich 1986 nach Lurup verlagerte Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus 1930er Jahre war der Rote Hof in der Bartelsstrasse ein Zentrum der Arbeiterbewegung und des Widerstandes in Hamburg gegen die Nationalsozialisten nbsp Der alternative Stadtteil war und ist Anfangspunkt vieler Demonstrationen Insbesondere ab den 1970er Jahren zogen wegen des verkehrsreichen und vergleichsweise wenig begrunten Gebietes viele Familien fort Gleichzeitig entdeckten viele Studenten die Sternschanze als Uni nahes und preisgunstiges Wohngebiet Auch die zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung spielten insbesondere fur junge Leute als Zuziehende eine bedeutende Rolle so dass sich der Stadtteil unter anderem deshalb weg von der reinen Familienwohngegend hin zum alternativen Viertel entwickelte Die Sternschanze hatte als Ergebnis der in den 1990er Jahren favorisierten Verdrangung von Drogensuchtigen und handlern weg vom Hauptbahnhof und St Georg zu leiden Diese Personengruppen suchten sich insbesondere den Sternschanzenpark als neuen Betatigungs und Aufenthaltsort aus und machten ihn zu jener Zeit zu einem der Drogenzentren in Hamburg Zur Zeit des Internet Booms von 1998 bis 2001 siedelten sich viele Firmen der New Economy wie etwa Kabel New Media Fork Pixelpark und ID Media im Stadtteil an In der darauffolgenden Krise meldeten viele von ihnen Insolvenz an Einst ein verarmtes heruntergekommenes Altbauviertel das der autonomen antiburgerlichen Protestbewegung eine Basis bot und dessen Abriss teilweise geplant war ist seither im Stadtteil eine fortwahrende Gentrifizierung zu beobachten die immer wieder Gegenstand der offentlichen Diskussion ist Der Boom machte sich auch durch steigenden Mieten bemerkbar die sich sozial Schwachere oft nicht mehr leisten konnen sowie neuen Forderungen nach Law and Order angesichts von Drogenhandel und Kriminalitat So kam es teilweise auch zu sozialen Konflikten zwischen verarmten langjahrigen Bewohnern und finanziell bessergestellten Neuankommlingen Mit der Roten Flora einem Autonomen Zentrum fur Kultur oder Subkultur hat hier neben der Hafenstrasse das letzte verbliebene Hausbesetzungsprojekt der Stadt uberdauert fruher als Ruckzugsort fur Straftater kritisiert aber auch durch Konzerte bekannt Die Rote Flora ist bekannt fur uber Hamburg hinausreichende sozial kulturell und politisch motivierte Aktivitaten der Radikalen Linken Das allgemeine Lebensgefuhl ist links liberal und von alternativer Mode und Popkultur gekennzeichnet auch wenn viele der einstmaligen legendaren besetzten Hauser z B Laue Hauser und improvisierten Orte der Kultur langst verschwunden sind oder kommerzialisiert wurden Das Viertel ist immer noch bekannt fur grosse Solidaritat der Bewohner untereinander was z B in den Konflikten um den Bauwagenplatz Bambule oder um den Hotelbau im ehemaligen Wasserturm des Sternschanzenparks zum Ausdruck kam Meist gibt es am 30 April parallel zu Berlin Kreuzberg die obligatorische Tanz in den Mai Randale Die Zeitschrift Spiegel brachte im Jahr 2005 eine Reportage uber die Bewohner des Schanzenviertels sie stellte die Bewohner als Anhanger eines alternativen Konformismus dar der etwa an der Mode ersichtlich sei dicke Sonnenbrille Army Hose Nietengurtel Gegenuber der Roten Flora liegt die sog Piazza eine Gastronomiemeile und ein beliebtes Touristenziel geplant von der Steg und eingeweiht 2002 Wahrend des G20 Gipfels in Hamburg 2017 erlangte das Schanzenviertel insbesondere die Strasse Schulterblatt mit dem Haus Schulterblatt 1 Bekanntheit als Zentrum von Krawallen 7 8 Schanzenfest Bearbeiten Hauptartikel Schanzenfest Das Schanzenfest ist ein seit 1988 9 jahrlich stattfindendes links alternatives Strassenfest das jedes Jahr tausende Besucher anzieht 10 Dazu gibt es am Schulterblatt und in den umliegenden Strassen einen grossen Flohmarkt verschiedene kulinarische Angebote Strassenkunstler sowie alternative Musik Seit 2003 kommt es im Anschluss an das in der Regel friedlich verlaufende Fest zu teilweise massiven Ausschreitungen von gewaltorientierten Autonomen und einem daraus resultierenden Grosseinsatz der Polizei nbsp Schanzenstrasse nbsp Bartelsstrasse nbsp Ehemaliges Verwaltungsgebaude der Firma Montblanc nbsp Eisenbahn Bundesamt nbsp Luftaufnahme nbsp Sogenannte Piazza am Schulterblatt nbsp Fassaden nbsp Hinterhof nbsp Gedenktafel in der Schule SchanzenstrasseLiteratur BearbeitenJens Natter Die Schanze Geschichte und Geschichten in Stadtteilcomics 1 Auflage Heide 2017 ISBN 978 3 8042 1458 3 Helene Manos Sankt Pauli Soziale Lagen und soziale Fragen im Stadtteil Sankt Pauli Ergebnisse Hamburg 1989 ISBN 3 925622 57 8 Gerd Siebecke Die Schanze Galao Strich oder Widerstandskiez VSA Verlag Hamburg 2011 ISBN 978 3 89965 472 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hamburg Sternschanze Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 53 561783 9 962132 Koordinaten 53 34 N 9 58 O nbsp Wiktionary Schanzenviertel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenAnmerkungen Bearbeiten Statistik Nord Stadtteil Profile 2008 Memento vom 31 Januar 2012 im Internet Archive PDF 2 6 MB abgerufen am 23 Februar 2012 Projektgruppe Wohnen im Stadtteil Der Schulterblatt Ein Viertel verandert sich Hamburg 1982 S 12 und weitere Hermann Hipp Freie und Hansestadt Hamburg Geschichte Kultur und Stadtbaukunst an Elbe und Alster 3 Auflage Koln 1996 ISBN 3 7701 1590 2 S 360 steg Hamburg Sanierungsbeirat Sternschanze Memento vom 11 November 2011 im Internet Archive abgerufen am 23 Februar 2012 Kritische Betrachtung Feldforschung mit Pflasterstein PDF Datei 232 kB Witt Jann Frieden Wohlstand und Reformen Die Herzogtumer im danischen Gesamtstaat In Witt Jan und Vosgerau Heiko Hrsg Schleswig Holstein von den Ursprungen bis zur Gegenwart Convent Hamburg 2002 S 222f Schulterblatt 1 das Haus im Zentrum der Krawalle Spiegel 12 Juli 2017 Thomas Berbner Georg Mascolo Christian Baars G20 Krawall Gab es wirklich einen Hinterhalt NDR 19 Juli 2017 Ein Fest wird kommen In Digitaz 16 Juli 2009 abgerufen am 17 September 2009 Schanzenfest endet in wuster Strassenschlacht In Welt Online 23 September 2007 abgerufen am 20 Marz 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schanzenviertel amp oldid 232923390