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Der Begriff Winterthurer Ereignisse bezeichnet eine Reihe von Farb Brand und Sprengstoffanschlagen sowie die nachfolgende Verhaftungswelle innerhalb der Jugendszene in der Schweizer Stadt Winterthur im Jahr 1984 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und politisches Umfeld 2 Ablauf der Winterthurer Ereignisse 2 1 Anschlage in Winterthur 2 2 Verhaftungen im November 1984 2 3 Tod von Gabi S 2 4 Gerichtsprozesse gegen Aleks Weber 2 5 Gerichtsprozesse gegen Res S 3 Bewertung 4 Aufarbeitung 5 Literatur 6 Filme 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte und politisches Umfeld BearbeitenZu den Jugendunruhen in der Schweiz zu Beginn der 1980er Jahren zahlten auch die Zurcher Opernhauskrawalle im Mai 1980 Darauf bezogen schrieben die Neuen Zurcher Nachrichten im Juli 1980 dass in Winterthur die Uhren eben ein wenig anders gingen und die Jugendlichen nicht nackt zum Protest herum flitzen und es Ferienveranstaltungen gabe wo auch rebellierende Jugendliche sich fur konstruktives Mitmachen zu begeistern vermogen 1 Am 18 Oktober 1980 gab es in Winterthur Demonstrationen gegen die Lieferung von Schwerwasseranlagen die man auch fur den Bau von Atombomben brauchen konnte durch die Sulzer an die damalige argentinische Militardiktatur Zweieinhalb Wochen nach dieser Demonstration wurden zwei angebliche Teilnehmer in Einzelhaft gesetzt Als ein Zeuge dann aussagte dass der eine mutmassliche Teilnehmer zu besagtem Zeitpunkt gar nicht in Winterthur war liess der Bezirksanwalt auch diesen wegen Falschaussage verhaften Erst als weitere Zeugen seine Aussage bestatigten mussten beide Verhaftete freigelassen werden Der zweite verhaftete Teilnehmer war der Kunstmaler Aleks Weber spater einer der Hauptakteure bei den Winterthurer Ereignissen ab 1984 Er wurde nach neun Tagen in Einzelhaft zu einer Gefangnisstrafe verurteilt weil er bei der Demonstration Sprayende vor Polizeispitzeln gewarnt hatte Dieses Urteil wurde bereits damals von der Presse kritisiert so meinte der damalige SVP Nationalrat Erwin Akeret 1 im konservativen Weinlander Tagblatt dass solche unverhaltnismassige Massnahmen bestens dafur geeignet seien das bisher ruhige Klima anzuheizen Als Folge dieses Urteils schloss das Jugendhaus Winterthur den Bezirksanwalt Eugen Thomann aus seinem Tragerverein aus 2 Kurz darauf wurde dann Weber bei einer Razzia im Jugendhaus mit funf weiteren Jugendlichen wiederum verhaftet Die Verhafteten wurden in Isolationshaft gesetzt und es wurde eine Kontaktsperre gegen die Anwalte verhangt Dagegen protestierten auch die Demokratischen Juristinnen und Juristen worauf der spatere Bundesrat Rudolf Friedrich das Vorgehen der Justiz verteidigte Was die Staatsanwaltschaft mit den Inhaftierungen genau erreichen wollte ist unklar 3 Ein Jahr spater wurde in Winterthur gegen die Waffenausstellung W81 in der Eulachhalle protestiert Der Menschenteppich bei denen die Messebesucher symbolisch uber Leichen gehen mussten wurde dabei von einer nie zur Rechenschaft gezogenen anonymen Burgerwehr mit Jauche abgespritzt Gemass Tages Anzeiger Journalistin Kathrin Banziger hatte sich in Winterthur innerhalb kurzester Zeit ein Null Toleranz Klima gegen solche Proteste der Jugendbewegung aufgebaut die den Nahrboden fur die spateren Ereignisse bildeten 1 Ablauf der Winterthurer Ereignisse BearbeitenAnschlage in Winterthur Bearbeiten Zwischen 1981 und 1983 kam es dann auch in Winterthur zu insgesamt 16 verschiedentlichen Anschlagen auf Baustellen Amter Armeefahrzeuge und weitere Objekte Aber die Anschlage in Winterthur zu der Zeit stammten nicht alle von den spater sogenannten Inhaftierten Wintis so wurde auch eine 22 jahrige Hausangestellte bereits fruher der 13 fachen Brandstiftung uberfuhrt und auch weitere Vorfalle sind nicht alle den Wintis zuzuordnen 4 Dabei war am 18 Marz 1983 auch das Stadthaus Winterthur das Ziel eines Molotow Cocktails Am 17 Juni 1984 wurde beim Rossberg eine Fahrleitung der Bahnstrecke Winterthur Zurich medienwirksam kurzgeschlossen wodurch sich die Heimreise von Besuchern des Eidgenossischen Turnfests verzogerte Im Vorfeld des Turnfests liess die Stadt fur 73 000 Fr Sprayereien entfernen auch ungefragt bei Privatgrundbesitzern um einen moglichst sauberen Eindruck zu hinterlassen In den beiden Folgenachten wurden ein Brandanschlag auf die Altersbeihilfe Winterthur versucht und auf einen Bauwagen am 21 Juni wurde die Bundesstaatsanwaltschaft eingeschaltet Diese nahm unter der Leitung von Hans Vogt Ermittlungen wegen Gefahrdung durch Sprengstoffe auf und fuhrte dabei auch Telefonuberwachungen Observationen und Kehricht Analysen durch Bereits zu dieser Zeit drang die Polizei auch immer wieder ohne Durchsuchungsbeschluss in Wohngemeinschaften ein 5 Einen Monat nach der Aufnahme der Ermittlungen kam es zu einem Anschlag mit Schwarzpulver auf das Gebaude der Hypothekar und Handelsbank an der Stadthausstrasse 14 Dabei entstand ein Sachschaden von 11 500 Franken Am 7 August 1984 erreichte die Serie mit dem Sprengstoffanschlag auf das Haus von Bundesrat Rudolf Friedrich ihren Hohepunkt Personen wurden hier wie auch bei den restlichen Anschlagen der letzten Jahre keine verletzt Gemass Anklageschrift entstand ein Sachschaden von ca 20 000 Franken hauptsachlich durch ein zerborstenes Wohnzimmerfenster Der Anschlag loste ein breites Medienecho auf und zwang auch die Behorden zum Handeln Die NZZ sprach dabei von einem Vandalenakt mit terroristischen und anarchistischen Zugen 1 Friedrich der zuerst von einem Blitzeinschlag ausgegangen war sprach von einem Anschlag auf die freiheitliche Gesellschaftsordnung 6 Im Nachgang kam es noch zu Anschlagen auf eine Burobaracke der Firma Rieter am 20 August Sachschaden ca 14 000 Franken sowie auf das Technikum am 21 September ca 4 000 Franken Verhaftungen im November 1984 Bearbeiten Am 20 November 1984 wurde in der grossten je im Kanton Zurich durchgefuhrten Polizeiaktion mit dem Namen Engpass 32 Jugendliche in drei Wohngemeinschaften verhaftet Der Landbote berichtete nach dieser Verhaftungswelle unter anderem mit einer spurbaren Erleichterung in Winterthur und lobte die Polizei 7 Die grossangelegte Polizeiaktion stiess aber auch auf Kritik innerhalb der Presse Beispielsweise wurden oberhalb des Alternativrestaurants Widder auch Wohnungen durchsucht fur die gar kein Durchsuchungsbefehl vorlag 8 Eugen Thomann Leiter der Aktion Engpass und damaliger Polizeikommandant der Stadtpolizei wertete die Massenverhaftungen spater als Erfolg da es nach ihnen ruhig in Winterthur geworden sei und dies der Beweis dafur sei dass die Polizei die Richtigen verhaftet habe 9 Auch habe die Polizei auf Haftbefehle der Bundesanwaltschaft reagiert und es habe sich bis zur Aktion Engpass eine Schadenssumme von einer halben Million Schweizer Franken aus 30 verschiedenen Delikten aufsummiert 10 Eine Woche nach der Aktion Engpass am 27 November erschoss sich Hans Vogt leitender Ermittler der Bundespolizei mit seiner Dienstpistole Zum Grund seines Suizids gibt es zwei Versionen Einerseits hatte sich Vogt zum Scherz in einem Winterthurer Hotel mit Reiseziel Beirut angemeldet und dies hatte die Kantonspolizei Zurich bei der er nicht allzu beliebt war nach Bern gemeldet Anderseits sprach die Bundesanwaltschaft einfach von einem Krankheitsfall der nichts mit den Winterthurer Ereignissen zu tun habe 11 Auch hatte Vogt wegen schleppenden Ermittlungen unprotokollierte Verhore gefuhrt und gilt als Verfasser des anonymen Briefes den Gabi S erhalten hatte und der sich vulgar gegen ihren Freund und einen der verhafteten Hauptverdachtigen Aleks Weber richtete 12 Im Abschiedsbrief Vogts nannte er Probleme mit der Kantonspolizei als Grund fur seinen Suizid und verbot mehreren namentlich genannten Beamten der Kantonspolizei an seinem Begrabnis teilzunehmen 13 Tod von Gabi S Bearbeiten nbsp Der anonyme Brief an GabiDie 23 jahrige Gabi S wurde bereits einen Tag vor der Polizeiaktion Engpass verhaftet und war die Freundin des Hauptverdachtigen Aleks Weber sie selbst gehorte jedoch nicht zu den Hauptverdachtigen und ihr konnte die Polizei einzig die Beteiligung an einem Anschlag mit zwei Jogurtglasern gefullt mit roter Farbe gegen die frisch renovierte Kirche St Peter und Paul nachweisen den sie auch gestand Sie wurde von Beginn an wie andere Verhaftete auch in Isolationshaft gehalten und in ihren Rechten eingeschrankt Ihre Anwaltin Cornelia Kranich konnte Gabi S erstmals und auch das einzige Mal nach zweieinhalb Wochen in Haft am 6 Dezember sehen und dies auch nur unter Beobachtung eines Kantonspolizisten 14 Gegen ihre Haftbedingungen protestierten ihre Eltern am 12 Dezember beim zustandigen Staatsanwalt Jorg Rosler und verwiesen auf die Folgen von Einzelhaft und der ungewohnlichen Einschrankungen von Besuchen und Anwaltsrechten Auch wurde in verschiedenen Flugblattern und anderen auf die Haftbedingungen der sogenannten Wintis aufmerksam gemacht Am 15 Dezember 1984 kam es in Winterthur zu einer Demonstration gegen die unmenschlichen Haftbedingungen in den Gefangnissen Wahrend ihrer Haftzeit wurde Gabi S mehrmals der spater dem leitenden Bundesbeamten Hans Vogt zugeordnete anonyme Brief vorgehalten den sie bereits vor ihrer Verhaftung erhalten hatte und ihren Freund diffamierte Man versuchte sie hiermit gegen ihren Freund auszuspielen der sie angeblich fur den letzten Dreck halten wurde Uber dieses Verhalten der Polizisten beklagte sie sich fast die ganzen 45 Minuten beim ersten Besuch ihrer Anwalte am 6 Dezember 15 Auch verbreitete man bei der Verhaftung ihres Freundes Aleks Weber die Luge dass man diesen mit einer anderen Frau im Bett vorgefunden habe 16 nbsp Demonstrationsaufruf zu einer Weihnachtsdemo in Zurich nach Gabis SuizidAm 17 und 18 Dezember wurde Gabi S nach vier Wochen in Isolationshaft von zwei eigens aus Bern angereisten Bundespolizisten acht bis neun Stunden ununterbrochen verhort sie erhofften sich von ihr neue Erkenntnisse uber mogliche Taten von ihrem Freund Aleks Weber denn auch Wochen nach den Festnahmen konnte man dem Verhafteten kaum etwas nachweisen Sie hatte wahrend des Verhors bei dem ihr unter anderem jegliches Essen verweigert wurde ausgesagt dass Res S moglicherweise einen Bekennerbrief zum Anschlag auf Friedrichs Haus geschrieben hatte der Brief tauchte ubrigens nie auf 17 Nach dem Verhor teilte man Gabi mit dass der Bezirksanwalt nun alle anderen Gefangenen daruber informieren werde dass sie ein Gestandnis abgelegt und ihre Freunde verraten habe Gemass einem offenen Brief von funf Mitgefangenen habe man nach dem letzten Verhor aus Gabi S Zelle noch lange Zeit Schluchzen und Schreie gehort 18 19 Am darauf folgenden Tag wurde Gabi S mit einem Tauchsieder erhangt in ihrer Zelle im Bezirksgefangnis Winterthur aufgefunden Bei einer Pressekonferenz einen Tag nach Gabis Suizid warfen die Anwalte der neun verbliebenen Inhaftierten den Behorden vor dass sie die Verhafteten um jeden Preis auch den von Leichen weichkochen wollen Eigentlich hatten an der Pressekonferenz auch die Eltern der Inhaftierten teilnehmen sollen aufgrund eines Flugblatts einer Burgerwehr liessen diese das jedoch aus Furcht vor Vergeltungsaktionen bleiben 20 21 Die Behorden verteidigten ihr Vorgehen und verwiesen auf einen enormen Druck von aussen der auf Gabi S gelastet hatte auch durch ihre Anwalte Auch behauptete Ueli Arbenz von der Bezirksanwaltschaft Winterthur an der Pressekonferenz dass Gabi S in ihrem Abschiedsbrief ein angebliches Gestandnis uber eine ausserst massive Sachbeschadigung nochmals bestatigt habe 22 Jedoch stand im wirklichen Abschiedsbrief der spater Gabi S Mutter ausgehandigt wurde lediglich dass sie weder Feuer gelegt noch Bomben gebastelt habe von einem bestatigten Gestandnis war keine Rede 23 Bereits kurz vor dem Verhor hatte Bezirksanwalt Arbenz in einem Interview zugegeben dass die Behorde einige Personen festgenommen hatte obwohl sie wusste dass diese unschuldig waren 24 Diese Beugehaft genannte Praxis ist in der Schweiz verboten Auch von Seiten der Anwalte der Inhaftierten wurden verschiedene Vorwurfe laut die unter anderem die unzulassigen Haftbedingungen mangelnde Beweislage fur die Verhaftungen und die Einschrankungen des Besuchsrecht beklagten So durften diese ihre Mandanten erstmals nach 23 Tagen Untersuchungshaft sehen und das Uberbringen der Todesnachricht von Gabi S an deren Freund wurde von zwei Beamten uberwacht und protokolliert Der Vorwurf dass der Suizid vorhersehbar war wurde von Staatsanwalt Rosler abgewiesen und auch nach diesem Vorfall erachtete er eine erhohte Aufmerksamkeit diesbezuglich als nicht notwendig 25 Reagiert auf den Suizid von Gabi S wurde trotzdem Kurz nach dem Tod von Gabi S wurden die meisten anderen Verhafteten aus der Untersuchungshaft entlassen Sie installierten eine Mahnwache in der Winterthurer Marktgasse beim Justitiabrunnen Am 27 Dezember 1984 erfolgte ein Jaucheanschlag von drei Unbekannten auf die mit etwa 20 Leuten besetzte Mahnwache 26 die wenig spater nach einer weiteren Drohung abgebrochen wurde Im Februar 1985 waren nur noch Aleks Weber und der auf der Flucht in Genf verhaftete zweite Hauptverdachtige Res S inhaftiert die restlichen Verhafteten musste die Polizei entlassen Gerichtsprozesse gegen Aleks Weber Bearbeiten Uber ein Jahr nach der Entlassung der restlichen Verhafteten erhob Staatsanwalt Pius Weber am 3 April 1986 Anklage gegen Aleks Weber und lastete ihm in einem Indizienprozess sechs Brand und Sprengstoffanschlage an In der Anklageschrift war dabei von blankem Terror mit Sachschaden in Millionenhohe die Rede gleichzeitig konnte er Weber konkret nur eine Schadenssumme von 36 000 Fr anrechnen 9 Der Rest der Anklage beruhte auf eine in Webers Wohngemeinschaft gefundenen Bombenbauanleitung und Treibladungspartikel in seinem Atelier die mit denen der Bomben ubereinstimmten 24 Kurz vor der Urteilsverkundung veroffentlicht der Journalist Erich Schmid eine erste Ausgabe seines Buches Verhor und Tod in Winterthur und findet mit seinen Recherchen eine breite Beachtung in den Medien Der Kunstmaler Aleks Weber wurde am 16 September 1986 vom Zurcher Obergericht zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt Dieses als ubertrieben empfundene Urteil stiess erneut auf massive Kritik so bezeichnete die Weltwoche das Urteil als politisch motiviert 24 und der Landbote berichtete von einem frevelhaften Urteil 7 Das Zurcher Kassationsgericht hob dieses Urteil spater wegen willkurlicher Beweisfuhrung wieder auf so dass Weber am 23 Juli 1987 nach drei Jahren Einzelhaft entlassen wurde In einer neuen Hauptverhandlung vor dem Obergericht wurde er fur drei Sprengstoffanschlage verantwortlich gemacht der Anschlag auf das Haus von Bundesrat Friedrich konnte ihm hingegen nicht nachgewiesen werden und Weber wurde zu vier Jahren Haft verurteilt Am 15 Januar 1988 wurde die Winterthurer Erklarung von einem Zusammenschluss aus Eltern Anwalten und Betroffenen veroffentlicht Darin wurde die ganze Vorgehensweise von Polizei und Staatsanwalt nochmals kritisiert und Bilanz gezogen Von den 32 eroffneten Strafverfahren fuhrten lediglich drei zu Verurteilungen im Bezug auf die Sprengstoffanschlage Bei den weiteren Verfahren kam es zu neun Verurteilungen wegen Sprayereien vier Freispruchen und zwolf Sistierungen Um die Anklagen wegen Sprayereien uberhaupt moglich zu machen musste das Strasseninspektoriat Winterthur zuvor auf Aufforderung der Kantonspolizei fur jede einzelne Sprayerei eine Strafanzeige einreichen und diese fotografisch dokumentieren obwohl solche Straftaten eigentlich in die Zustandigkeit der Stadtpolizei fielen Hierbei sammelte sich im Jahr 1975 die Summe von 450 bis 500 Sachbeschadigungen an wobei zum Beispiel drei verschiedenen Farben auf einer kleinen Flache in einer Wulflinger Unterfuhrung auf Geheiss der Kantonspolizei als drei verschiedene Straftaten zu erfassen waren 27 Am 19 August 1989 wurde Aleks Weber am Rande einer gewalttatigen Demonstration in Zurich erneut verhaftet und wegen Aufruf zur Gewalt zu vierzehn Tagen unbedingt verurteilt Belastet hatten ihn zwei Polizisten wahrend ihn zwei Zeugen vor Gericht entlasteten In den Medienberichten wurde dieses Urteil als Niederlage der Zurcher Justiz angesehen die sich an Weber rachen wollte Weber starb am 14 April 1994 in Winterthur an den Folgen seiner AIDS Erkrankung Gerichtsprozesse gegen Res S Bearbeiten Res S wurde auch kurz nach Webers erster Entlassung auf Anordnung des Obergerichts freigelassen nachdem ein Gutachten festgestellt hatte dass er nicht eindeutig als der Verfasser der ihm angelasteten Bekennerbriefe zugeordnet werden konnte 28 S wurde am 11 Dezember 1989 vom Obergericht Zurich in einem weiteren Indizienprozess zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt Auch dieses Urteil wurde unter anderem vom Landboten hinterfragt da es bloss auf einer Indizienkette basierte Sein Urteil bestatigte das Obergericht in einem zweiten Prozess am 8 Februar 1990 nochmals Das Urteil des Obergerichts gegen S wurde im Juli 1992 wie bereits das Urteil gegen Aleks Weber vom Kassationsgericht Zurich aufgehoben weil das Obergericht Verteidigerrechte nicht beachtet und den Argumenten der Verteidigung zu wenig Beachtung geschenkt hatte Das Obergericht verurteilte ihn dann in einem dritten Prozess zu einer Gefangnisstrafe 3 Jahren und 9 Monaten Auch dieses Urteil wurde vom Kassationsgericht wieder aufgehoben da das Obergericht ein weiteres Mal die entlastenden Beweise fur S zu wenig beachtet hat Im vierten und letzten Revisionsprozess vor dem Obergericht wurde Res S am 19 Mai 1995 zu schliesslich 18 Monaten Gefangnis unbedingt verurteilt 29 Wegen unzulassiger Haftbedingungen wahrend der Untersuchungshaft im Winterthurer Bezirksgefangnis zog Res S mit seinem Anwalt vor den Europaischen Menschenrechtsgerichtshof in Strassburg Dieser gab ihm in einem Urteil im Juni 1991 Recht und Res S erhielt eine Genugtuung in der Hohe von 2 500 Franken sowie eine Prozessentschadigung von 12 500 Franken zugesprochen Res S konnte sich psychisch nie von der Untersuchungshaft erholen und war auch Jahre spater noch in psychiatrischer Behandlung und arbeitsunfahig Fur seine uberlange Haftzeit von 1291 Tagen erhielt er nie eine Entschadigung vom Staat zugesprochen 29 Bewertung BearbeitenDie Heftigkeit der Polizeimassnahmen war unter anderem dadurch begrundet dass die Behorden ahnliche Jugendunruhen wie in den fruhen 1980er Jahren in der Stadt Zurich Opernhauskrawalle befurchteten Die Verhaftungswelle war insofern erfolgreich als dadurch die radikale Jugendszene in Winterthur praktisch zerschlagen wurde Juristisch gesehen erharteten sich die Verdachtsmomente gegen die meisten Verhafteten jedoch nicht Wahrend meist rechte Kreise das harte Durchgreifen der Behorden begrussten kritisierten tendenziell linke Kreise die Verhaftungen als unverhaltnismassig oder gar ungesetzlich Vorwurf der Beugehaft insbesondere nach dem Suizid von Gabi S in der Untersuchungshaft Fragen warf insbesondere der anonyme Brief an Gabi S auf dessen Urheber wohl ein leitender Kriminalbeamter war der wahrend der Ermittlungen durch Suizid starb Die Urteile des Zurcher Obergerichts wurden mehrfach vom Kassationsgericht wegen unzulassiger Beweisfuhrung aufgehoben und die unzulassigen Haftbedingungen vom Europaischen Gerichtshof fur Menschenrechte verurteilt Aufarbeitung BearbeitenDie kritische Aufarbeitung der Winterthurer Ereignisse erfolgte insbesondere durch den Journalisten Erich Schmid seit 1980 Reporter und Gerichtsberichterstatter des Tages Anzeigers Schmid publizierte 1986 das Buch Verhor und Tod in Winterthur Das Buch lieferte die Vorlage fur den gleichnamigen Dokumentarfilm von Richard Dindo 2001 Rudolf Gerber der damalige Chefredakteur des zu dieser Zeit vor allem die Behordenlinie vertretenden Landboten gestand 2007 ein dass der Landbote dazumals nicht allzugenau hinschaute dies aber dem damaligen Zeitgeist entsprach 7 Der damalige Stadtprasident Urs Widmer befand 2008 dass das Ganze eine ganz muhsame Sache gewesen sei bei der die Justiz nicht gerade eine Glanzrolle gespielt habe man hatte damals mehr miteinander reden sollen 30 Literatur BearbeitenErich Schmid Verhor und Tod in Winterthur 250 Seiten 3 Auflagen Limmat Verlag 1986 87 uberarbeitete und erweiterte Auflage 2002 Bettina Dyttrich Winterthurer Ereignisse im Kreuzfeuer Verhor und Tod in Winterthur Ein Buch wird verfilmt In WOZ Die Wochenzeitung Nr 14 2002 S 17 18 Christof Dejung Unruhen in Winterthur Teil 1 3 WOZ Die Wochenzeitung 2004 Schwein fur Schwein Pang Memento vom 30 September 2007 im Internet Archive Der Sprung in die Wand Memento vom 30 September 2007 im Internet Archive Die Zeit nach dem Tauchsieder Memento vom 30 September 2007 im Internet Archive Thomas Mockli Ein Stuck unverarbeitete Winterthurer Geschichte Winterthurer Ereignisse 20 November 1984 In Winterthur Jahrbuch Winterthur 50 2003 S 52 59 Filme BearbeitenVerhor und Tod in Winterthur Dokumentarfilm nach dem gleichnamigen Titel des Buches von Erich Schmid Schweiz 2002 Regie Richard Dindo Weblinks BearbeitenWinterthurer Ereignisse im Winterthur Glossar Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Christof Dejung Schwein fur Schwein Pang In WOZ Die Wochenzeitung 18 November 2004 archiviert vom Original am 30 September 2007 abgerufen am 8 Juli 2016 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 10 11 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 11 12 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 92 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 24 Sprengstoffanschlag auf das Haus Rudolf Friedrichs In Der Landbote Ziegler Drucks und Verlags AG Winterthur 8 August 1984 S 1 a b c Laura Rutishauser Anerkennung fur unsere Polizei In Der Landbote Ziegler Drucks und Verlags AG Winterthur 26 Juli 2007 S 13 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 50 a b Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 98 Richard Dindo Verhor und Tod in Winterthur Dokumentarfilm Schweiz 2002 46 min Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 160 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 200 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 161 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 58 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 60 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 144 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 198 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 120 Richard Dindo Verhor und Tod in Winterthur Dokumentarfilm Schweiz 2002 34 min Nach Selbstmord in U Haft Anwalte greifen Behorde an In Blick Zeitung Ringier 20 Dezember 1984 Richard Dindo Verhor und Tod in Winterthur Dokumentarfilm Schweiz 2002 36 min Abschiedsbrief Der einfachste Weg In Der Landbote Ziegler Drucks und Verlags AG Winterthur 19 Dezember 1984 S 11 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 140 a b c Christof Dejung Der Sprung in die Wand In WOZ Die Wochenzeitung 25 November 2004 archiviert vom Original am 30 September 2007 abgerufen am 15 Marz 2014 Selbstmord spiegelt Untersuchungsverfahren In Der Landbote Ziegler Drucks und Verlags AG Winterthur 20 Dezember 1984 S 11 Jauche Uberfall gegen Mahnwache In Der Landbote Ziegler Drucks und Verlags AG Winterthur 28 Dezember 1984 Erich Schmid Verhor und Tod in Winterthur S 21 Christof Dejung Die Zeit nach dem Tauchsieder In WOZ Die Wochenzeitung 2 Dezember 2004 archiviert vom Original am 30 September 2007 abgerufen am 15 Marz 2014 a b Thomas Mockli Ein Stuck unverarbeitete Winterthurer Geschichte Winterthurer Ereignisse 20 November 1984 In Winterthur Jahrbuch Winterthur 50 2003 S 53 Alex Hoster Ein Zeitzeuge der Winterthurer Geschichte In Der Landbote Winterthur 29 November 2008 S 16 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Winterthurer Ereignisse amp oldid 231958896