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William Lovell ist der Titel des ersten 1795 96 1 anonym publizierten Romans von Ludwig Tieck Der Gesellschaftsroman in Briefform handelt von dem jungen Englander William Lovell der als begeisterungsfahiger empfindsamer Jungling durch idealistische schwarmerische Freundschaft und Liebe mit Eduard Burton und Amalie Wilmont verbunden ist Als er eine Bildungsreise nach Frankreich und Italien unternimmt um nach den Vorstellungen seines Vaters zu reifen und gesellschaftsfahig zu werden gerat er in einen in der Vergangenheit seines und Eduards Vaters wurzelnden Intrigenplan der ihn in sinnliche Egozentrik und seelische Zerruttung in Konflikte mit seinen alten Freunden und schliesslich in den Tod treibt Ludwig Tieck 1773 1853 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Vorgeschichte 1 2 Erstes Buch 1 3 Zweites Buch 1 4 Drittes Buch 1 5 Viertes Buch 1 6 Funftes Buch 1 7 Sechstes Buch 1 8 Siebentes Buch 1 9 Achtes Buch 1 10 Neuntes Buch 1 11 Zehntes Buch 2 Form 3 Rezeption 3 1 Meinungsspiegel 4 Literatur 5 Anmerkungen 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDer Roman ist eine Mischung aus der komplizierten Intrigenhandlung und der Entwicklungsgeschichte Williams der im Laufe der Zeit in verschiedene tragische Beziehungen verstrickt wird Durch den wechselseitigen Briefverkehr der Protagonisten entsteht ein aus verschiedenen Perspektiven zusammengesetztes Mosaikbild der Geschichte Dabei ist der Informationsstand der Figuren begrenzter als der des Lesers Erst im letzten Kapitel erfahrt William aus dem Lebensbericht des 80 Jahrigen Waterloo den er nach dessen Tod erhalt die Zusammenhange 10 Buch Nr 20 2 Vorgeschichte Bearbeiten Der Englander Waterloo tritt zum ersten Mal im Roman als Geheimbundler Andrea Cosimo mit einem Brief an den von ihm manipulierten Italiener Rosa II 20 auf Er hat ein wechselvolles Leben und entwickelt sich vom idealistischen Jungling in einer in verspottenden Umgebung zu einem ausserlich angepassten jedoch die Gesellschaft verachtenden enttauschten Einzelganger Zwar gilt er als witziger Kopf und ist gern gesehen aber sein Wertgefuhl wechselt zwischen Selbstverachtung und Selbstuberschatzung Ein Schlusselerlebnis ist nach seiner Ruckkehr von einem langjahrigen Frankreich und Italienaufenthalt die Zuruckweisung seiner Liebe zu Marie Milford die ihm seinen Freund Walter Lovell vorzieht Er beginnt nun ein Doppelspiel Wahrend er vorgibt die Werbung seines Freundes bei Maries Vater zu unterstutzen verleumdet er ihn mit falschen Beschuldigungen und erreicht dass Lovell Hausverbot erhalt und er selbst der Brautigam Maries gegen ihren Willen wird Es kommt zum Eklat als Lovell am Hochzeitstag erscheint und das Lugengeflecht aufdeckt Waterloo taucht unter und lasst nach einem Jahr die Nachricht seines Todes verbreiten Unterstutzt wurde er durch seinen Neffen Burton der in seiner menschenverachtenden Lebensauffassung nur nach seinen eigenen Vorteilen operiert und auch die Freundschaft mit Walter Lovell die er von Anfang an nicht ernst nimmt hintergeht Nach dem Scheitern der Intrige wechselt er sofort die Seiten A 1 Lovell uberlebt einen Giftanschlag Waterloos und heiratet Marie Als sie ein Jahr spater nach der Geburt ihres Sohnes stirbt ubertragt sich Waterloos Hass auf den Vater auch auf William Er entwickelt jetzt ein Weltbild ohne sittliche Werte In den Menschen sieht er vorubergehende Bilder und ihre Gesinnungen seien wandelbar wie das zufallige Kolorit So greifen sie mit ihren Ecken in die Fugen der anderen und es entstehe die seltsame Maschinerie die wir das menschliche Leben nennen Verachtung und Verehrung Stolz und Eitelkeit Demut und Eigensinn alles eine blinde von Notwendigkeiten umgetriebene Muhle deren Gesause in der Ferne wie artikulierte Tone klingt Vielleicht ist es keinem Menschen gegeben alles aus dem wahren Standpunkte zu betrachten weil er selbst irgendwo als umgetriebenes und treibendes Rad steckt IV 12 Aus seiner Menschenverachtung heraus beschliesst er die Grundung einer geheimen Gesellschaft deren Mitgliedschaft man sich erkaufen muss Dafur haben seine Junger das Gefuhl einer Elite anzugehoren Er hat erfahren dass viele Menschen einen Hang zum Wunderbaren und einen Drang nach Unterordnung unter einen charismatischen Fuhrer haben Er zieht alle Register der Manipulation und hat Spass daran sich als geheimnisumwobener Meister Andrea Cosimo verehren zu lassen und die Anhanger zu betrugen Als Schildknappen wahlt er sich den Italiener Rosa und dieser versucht in Paris das Vermogen der Comtesse Blainville fur den Bund anzuzapfen Als William von seinem Vater auf Bildungsreise geschickt wird erfahrt Waterloo davon und kann sein altes Rachebedurfnis verwirklichen Er setzt Rosa auf den naiven jungen Mann an und tritt ihm in Rom selbst als geheimnisvolle Gestalt mit einer Gespenstermaschinerie auf um ihn und seinen Vater zu ruinieren Erstes Buch Bearbeiten Die Handlung des ersten Buchs spielt in den Monaten Mai und Juni 1793 Die Hauptfiguren wohnen in dieser Zeit im landlichen Bondly in Yorkshire Der alte Burton und seine Tochter Emilie sein Gesellschafter Karl Wilmont und seine Besucherin seine Schwester Amalie sowie Eduard Burton und sein Gast William Lovell und London Walter Lovell Mortimer Amalie Wilmont Von dort aus schreiben sich die miteinander befreundeten Personen Briefe und informieren sich gegenseitig uber das Geschehen Eine Schaltstation ist Karl Wilmont der sowohl mit Mortimer als auch Eduard Burton befreundet ist und der die Situation des schwermutigen William und dessen Liebe zu seiner Schwester Amalie kennt Er selbst verliebt sich in Burtons Schwester Emilie Beide Beziehungen haben jedoch geringe Chancen auf Realisierung da die Vater planen ihre Kinder mit reichen Partnern zu verheiraten Im Zentrum stehen die emotional und ideell miteinander harmonierenden Freunde William Lovell und Eduard Burton Lovell ist sentimental empfindsam leicht zu Tranen geruhrt und hat ideale Vorstellungen von einem Leben mit Gleichgesinnten in einer ruhigen landlichen Naturlandschaft Er hat kein Bedurfnis nach gesellschaftlicher Anerkennung beruflicher Karriere und Reichtum Doch ahnt er dass sich eine solche Utopie schwer realisieren lasst und verfallt in Schwermut Weltschmerz und Angst vor der ungewissen Zukunft Ich komme mir in vielen Momenten wie ein Kind vor welches jammert ohne selbst zu wissen woruber I 2 Zu seinem kranken Vater Walter der seit kurzem ein Landhaus bei London bewohnt hat er ein gutes Verhaltnis Dieser mochte ihn aus der Erfahrung seiner eigenen Jugend III 9 aus seiner kindlichen Gefuhlswelt und seinem naiven Menschenbild durch eine Frankreich und Italienreise losen und durch gesellschaftliche Kontakte und neue Auslandserfahrungen seine Personlichkeit festigen Denn er hat die Karriere seines Sohnes im Sinn William denkt bei dem Wort Italien allerdings mehr an die sudliche Landschaft und die grossen Kunstler Walter Lovell gibt dem Sohn als Gegenpol den reiseerfahrenen vernunftorientierten Mortimer als Begleiter mit Dieser steht wie sein Freund aus vergangenen lustigen Tagen Karl Wilmont der ihn uber die fragile Verfassung Williams und dessen Liebe zu seiner Schwester Amalie informiert William distanziert gegenuber und sieht in ihm eine gefahrdete Person die es gilt aus seiner Schwarmerei herauszuholen Er will versuchen zu ihm ein vertrauliches Verhaltnis zu entwickeln um den Auftrag des Vaters zu erfullen William dagegen gefallt Mortimers uberlegenes und spottisches Auftreten und seine mangelnde Emphase nicht William sucht vor allem Halt bei Eduard Burton der seine Lebensauffassung teilt und dem er seine Gedichte uber seine Untergangsstimmung schickt Dieser darf jedoch den Freund nicht auf seiner Reise begleiten weil sein profitorientierter Vater den Sohn aus der Beziehung losen mochte und einen Prozess gegen Walter Lovell vorbereitet Eduard ahnt die skrupellosen Methoden seines Vaters und wurde gern die Opfer entschadigen Vor seiner Abreise entschliesst sich William nach langer Hemmung der mit ihm seelenverwandten Amalie seine Liebe zu gestehen die von ihr erwidert wird Beide schworen sich ewige Treue Zweites Buch Bearbeiten In Paris gerat William in die formvollendete feine Gesellschaft mit ihrem Oberflachenglanz hinter dem sich Eitelkeit und Egoismus verbergen Aus Langeweile wechselt man von einer zur nachsten Veranstaltung und amusiert sich anschliessend im brieflichen Austausch uber das Gesellschaftsspiel Mortimer frischt seine Kontakte aus fruheren Reisen auf fuhrt William in die adligen und grossburgerlichen Kreise ein und macht ihn im Garten des Grafen Melun mit den witzigen Kopfen schonen Geistern Gelehrten Politikern und ihrem Damen bekannt William ist anfangs vom Grossstadtleben enttauscht und angeekelt Die Menschen wirken auf ihn wie Schauspieler die bei ihren gesellschaftlichen Auftritten bei Empfangen und in der Oper eine Rolle ubernehmen Mit drei Personen kommt er in naheren Kontakt mit dem das breite Spektrum des gewandten Auftretens beherrschenden kenntnisreichen Italiener Rosa mit dem melancholischen und ihm seelenverwandten Deutschen Balder der die Marionettenhaftigkeit des Publikums durchschaut und den Freund davor warnt und vor allem mit der jungen schonen Witwe Comtesse Louise Blainville dem Modell einer griechischen Grazie II 11 Die Gesellschaft ist ihre Buhne auf der sie ein frivoles Spiel inszeniert Sie nutzt ihre Beliebtheit bei den Mannern und deren Eifersucht aus und suggeriert jedem ihrer Favoriten er sei ihr Auserwahlter und sie warte nur auf dessen Liebeserklarung Ihrem Onkel Graf Melun gegenuber gibt sie sich als hausliche Frau mit dem Wunsch nach einem zuruckgezogenen Eheleben und erhalt dessen Heiratsantrag Besonders reizt es ihre Eitelkeit zuruckhaltende Manner an sich zu binden und Rivalinnen auszustechen Dies gelingt ihr schliesslich mit vorgetauschter Naturlichkeit und Herzensgute bei William der glaubt erst in ihren Armen die wahre Liebe erfahren zu haben und der daruber Amalie vergisst ich habe zum Dienste jener hoheren Gottheit geschworen vor der sich ehrerbietig die ganze lebende Natur neigt die in sich jede abgesonderte Empfindung des Herzens vereinigt die alles ist Wollust Liebe fur die die Sprache keine Worte II 23 Den aktuellen Stand ihrer Eroberungen teilt sie sofort ihrem Vertrauten Rosa mit mit dem sie ein stilles Einverstandnis uber ihre Amouren verbindet und der ihren Ehrgeiz anstachelt den naiven William zu verfuhren II 10 Amalie ist bereits uber seine ausbleibenden Briefe besorgt furchtet um sein Durchhaltevermogen wenn er attraktiven Frauen der Pariser Gesellschaft begegnet und sieht ihre Liebe als kurzen Traum an Ausserdem hat sie von seinem Vater erfahren dass er fur William eine Verbindung mit einem Fraulein Bentink vorbereitet Der krankliche alte Lovell ist zu Zeit in einen Prozess mit Burton verwickelt der behauptet Walters Grossvater habe zwei von seinen Vorfahren gekaufte Guter nicht bezahlt Lovell findet allerdings keine Belege aus dieser Zeit Nachdem William aus seinem Liebesrausch mit Louise erwacht ist bereut er seinen Verrat an Amalie bekennt ihr in einem Brief seine Herzensbindung und beschleunigt seine Abreise aus Paris uber Lyon nach Genua Da Mortimer wegen des Todes seines Onkels nach London zuruckkehrt um bei den Erbverhandlungen prasent zu sein muss William sich neue Begleiter suchen Es sind Balder und der Italienkenner Rosa der seine Freundschaft gesucht hat um einen wie der Leser am Schluss erfahrt gegen seinen Vater gerichteten Racheplan auszufuhren Drittes Buch Bearbeiten Mortimer sucht nach seiner Ruckkehr nach England ein ruhiges landliches Leben Die passende Frau dafur sieht er in Amalie und er hofft dass sie ihre Liebe nach dem Ausbleiben von Williams Briefen und nach ihrer Enttauschung uber seine Untreue auf ihn ubertragt Sein Freund Wilmont trennt sich vom alten Burton als er merkt dass dieser seine Liebesbeziehung mit Emilie verhindern will weil er fur sie einen reichen Mann vorgesehen hat Bereits zuvor ist es zu einer Entfremdung gekommen nachdem er langsam Einblick in den Charakter Burtons bekam jedoch weiss er nicht dass dieser Lovells Rechtsanwalt Jackson besticht im Prozess um die angeblich nicht bezahlten Guter gegen seinen Mandanten zu arbeiten Fur Walter Lovell ist der Prozess eine neue Enttauschung uber Burton mit dem ihn in seiner Jugendzeit eine schwarmerische Freundschaft verband Zu spat erkannte er damals dass diese Beziehung einseitig war und er in seiner Naivitat den skrupellosen Charakter Burtons ubersah III 9 Wahrenddessen reist William mit seinen Begleitern nach Rom Ihn begeistern die italienische Landschaft und die Bauten und Skulpturen aus Roms grosser Vergangenheit Beeintrachtigt wird seine Hochstimmung von der Melancholie und den Untergangsvisionen Balders Dieser hat Halluzinationen und furchtet wahnsinnig zu werden Allerdings sind diese Geistererscheinungen Inszenierungen Waterloos der damit sein Auftauchen bei Lovell vorbereitet William versucht den Freund aus seinen Angsten zu befreien und ihn von einer diesseitig genussorientierten Lebensweise ohne ideale Ziele und Ethik die er von Rosa ubernommen hat zu uberzeugen Er will uber den tieferen Sinn der Existenz und die hohere Bestimmung des Menschen nicht mehr reflektieren sondern das Vergnugen der Sinne suchen auch wenn dies nur eine neue Illusion sein konnte ich gebe also die Wahrheit auf denn die Tauschung ist mir erfreulicher III 21 Mit seinem neuen Freund und Mentor ist er sich uber den individuellen Freiheitsbereich einig Alle moralischen Normen der Aussenwelt sind nur Projektionen seines Inneren und er kann sie eigengesetzlich aus seinen Bedurfnissen bestimmen Sein Lebensmut lasst wieder nach als er entdeckt dass Balders Beschreibung des ihm erschienen Geistes dem eines schrecklich aussehenden Greises entspricht der ihm in Rom begegnet ist und den er bald darauf auf einer Strasse im Gesprach mit Rosa sieht Er ist schockiert will mit Rosa brechen und wieder nach England zuruckkehren Er bittet seinen Vater einer Ehe mit Amalie zuzustimmen doch dieser lehnt mit der Begrundung ab wenn William das Madchen wirklich geliebt hatte ware er nicht so lange ohne Briefkontakte in Italien geblieben Sein Verhalten beweise seine Unreife und er habe bereits mit Lady Bentink eine auch finanziell ihm ebenburtige Frau gefunden William sturzt auf diese Nachricht hin vollkommen ab schreibt Amalie einen Abschiedsbrief und will jetzt rucksichtslos das Leben geniessen auch wenn dies in einer Katastrophe enden sollte Er gerat nun in Waterloos Verwirrspiel Verunsichert wird er durch eine geheimnisvolle Nachricht die ihn vor Rosa warnt und die er nicht deuten kann Spater X 5 erfahrt er dass sie von Rosas als Mann verkleideter Dienerin Ferdinand stammt die in ihn verliebt ist Viertes Buch Bearbeiten William beginnt 1794 in Italien eine neue Lebensphase in deren Zentrum die Sinnlichkeit das erste bewegte Rad in unserer Maschine steht die unser Dasein von der Stelle walzt und es froh und lebendig macht Freilich ist Wollust das grosse Geheimnis unsers Wesens freilich will auch die reinste inbrunstigste Liebe sich in diesem Brunnen kuhlen sie soll eben sterben damit wir fuhlen dass wir Menschen sind dass wir von tauschenden Phantomen erlost werden die uns als Engelsgestalten besuchen und doch Furien werden wenn sie das glanzende Gewand fallen lassen Denn schlaft nicht die wildeste Verzweiflung die grasslichste Angst der blutigste Hass Selbstmord und Grauel im Innern dieses Gefuhls Nur Leichtsinn nur das Erkennen der Tauschung kann uns retten und darum ist mir in diesem Sinne in welchem ich sonst nach der Geliebten strebte Amalie verlorengegangen seit ich weiss dass Poesie Kunst und selbst die Andacht nur verkleidete verhullte Wollust ist die von innen heraus ihren Glanz ausstrahlt und unbekannt der Menschsinn in allen seinen Kraften zu sich ruft Sinnlichkeit und Wollust sind der Geist der Musik der Malerei und aller Kunste alle Wunsche des Menschen fliegen um diesen Pol wie Mucken um das brennende Licht Schonheitssinn und Kunstgefuhl bezeichnen nichts weiter als den Trieb des Menschen zur Wollust IV 2 Allerdings uberkommen William bald nach diesen Gedanken Zweifel Und ist denn meine jetzige Meinung nicht vielleicht ebensowohl Tauschung als meine vorhergehende IV 3 Er wechselt Briefe mit Rosa und Balder nach Neapel die beide die Welt als von eitlen Narren beherrscht sehen Wahrend fur Rosa dies Stoff fur ein Komodienspiel mit viel Spass ist und er William zu seiner Genesung von seiner Schwermut mit Donna Bianca und anderen Prostituierten bekannt macht folgert Balder daraus die Sinnlosigkeit des Lebens aus dem ihn nur der Wahnsinn oder der Tod befreien kann Er verschwindet spurlos aus Neapel Spater schreibt er William dass er als Eremit in einer Berglandschaft mit Tauben und Lammern den unschuldigsten und besten Geschopfe n von der Welt zusammenlebt Es ist ganz mein freier Wille aber ich habe es mir selbst zum Gesetze gemacht VI 14 Wahrenddessen haben sich in England die Situationen weiterentwickelt Amalie trauert von Mortimer freundschaftlich behutsam gestutzt lange der verlorenen Liebe nach Schliesslich entscheidet sie sich nach Zuraten Emilie Burtons Mortimers Werbung anzunehmen Sie schatzt ihn als klugen verstandnisvollen zuverlassigen Mann wenn sie auch die schwarmerische Seelengemeinschaft mit William bei ihm nicht findet Insgesamt ist sie mit ihrer Entscheidung fur ihr neues Leben zufrieden Sie heiraten und fuhren auf seinem kleinen Landgut Roger Place in der Nahe von Southampton ein ruhiges Familienleben Walter Lovells Rechtsanwalt Jackson hat in den Papieren seines Mandanten die Beweise fur den Kauf der Landguter gefunden doch unterschlagt er sie und Burton gewinnt dadurch den Prozess Lovell muss nicht nur die umstrittenen Besitzungen abgeben sondern auch sein Anwesen bei London verkaufen und sich auf eines der beiden ihm verbliebenen kleinen Guter in Hampshire zuruckziehen Durch diesen finanziellen Abstieg kann er William nicht mehr so grosszugig wie bisher unterstutzen In einem spateren Brief bittet der einsame kranke Vater seinen Sohn zu ihm zuruckzukehren und verspricht ihm die Entscheidung bei der Brautwahl zu uberlassen heirate wenn du durchaus willst Amalien IV 37 Doch zu diesem Zeitpunkt ist sein Sohn bereits in einer anderen Liebesbeziehung verstrickt In seinen Briefen mit Rosa und Eduard Burton muss sich William mit den kontraren Lebensvorstellungen auseinandersetzen und er schwankt zwischen Ruckkehr zu den alten Idealen und einem egozentrischen Genussleben ohne Verantwortung fur andere wozu ihm Rosa rat William sucht einen Mittelweg Er hat sich in die einfache Naturlichkeit des Bauernmadchens Rosaline Silva verliebt die mit ihrer Mutter Leonore in einem kleinen Haus vor der Stadt wohnt Sein vom Vater reduziertes Budget verbindet er mit einer Strategie um das mit dem Fischer Pietro verlobte Madchen zu erobern Sein Diener Willy mietet eine benachbarte Hutte und gibt den als Bauer verkleideten William als seinen Sohn Antonio aus So uberwindet er Rosalines Zuruckhaltung einem feinen Herrn gegenuber und gewinnt ihr Vertrauen und ihre Liebe Er verspricht ihr die Ehe wie Rosa es ihm als Verfuhrungsstrategie geraten hat und scheint in seiner leidenschaftlichen Liebe selbst daran zu glauben Als Rosaline nach seinen Beteuerungen bereit ist mit ihm eine Nacht zu verbringen kundigt Pietro seine Ruckkehr an William reist ihm entgegen passt ihn an einer einsamen Stelle ab und noch bevor er versuchen kann ihm die Braut abzuhandeln kommt es zu einem Streit Im Handgemenge entreisst William dem Rivalen seinen Dolch verletzt ihn mit einem Stich todlich am Hals und entkommt unentdeckt Rosaline lasst sich von ihm schnell trosten hofft auf die Erfullung seiner Schwure und verbringt mit ihm die versprochene Liebesnacht William zieht sich darauf mit einem Schuldgefuhl von der Geliebten zuruck Auch spurt er dass seine Leidenschaft nachlasst Rosaline reagiert enttauscht und fuhlt sich betrogen Rosa sieht diesen Ablauf als Bestatigung seiner Vorhersage Die Schuld liege nicht bei William sondern in der Einrichtung unserer Natur IV 51 Nachdem William nicht auf Rosalines Briefe reagiert und sie befurchtet dass er Pietro getotet hat sturzt sie sich von einer Brucke in den Tiber und ertrinkt Funftes Buch Bearbeiten Nach dem schmerzlichen Rosaline Erlebnis und dem Abschiedsbrief seines vom Leben und von seinen vergeblichen Bemuhungen enttauschten Vaters der ihn an den Weltschmerz Balders erinnert beginnt William 1795 eine neue Entwicklungsphase Er hat an sich die Abgrundigkeit des Lebens entdeckt Wer sich selbst etwas naher kennt wird die Menschen fur Ungeheuer halten teilt er Eduard Burton mit V 4 Er will sich selbst erkennen und ehrlich zu sich sein Den Blick in seine Seele sieht er als Schlussel dazu an Dementsprechend enthullt er Eduard dass der Beginn ihrer Freundschaft auf einem von diesem falsch verstandenen Erlebnis beruhe Bei einem Wettbewerb um den Sieg beim Erklimmen eines zerfallenen Burgturms habe er verloren und in seiner ersten Neidreaktion den Rivalen in die Tiefe sturzen wollen dann habe er ihn aber von der Spitze des Felsens zuruckgerissen und dabei umarmt Dies habe Eduard als Rettungstat und Beweis seiner Liebe interpretiert William tauscht sich mit Rosa uber seine Philosophie des individuellen Gefuhls als Massstab aller Entscheidungen aus Die verschiedenen Gedankensysteme der Menschen sind nur zufallige Kunstwerke die jeder sich so oder so aufbaut und mit diesen oder jenen Zierraten aufputzt V 8 Gefuhl und Glaube sind fur ihn eins S o wird selbst der wildeste Freigeist am Ende religios Das Bewusstsein unserer Seele und der tiefe innige Wunsch nach Unsterblichkeit das Gefuhl das uns in ferne unbekannte Regionen hinuberdrangt so dass wir uns eine Nichtexistenz gar nicht denken konnen diese Gefuhle sprechen am lautesten und innigsten fur das Dasein der Seele so wie fur ihre Fortdauer V 8 Auch die Existenz von Gespenstern und Wundern schliesst William in diese transzendente Welt mit ein Sechstes Buch Bearbeiten Fur Waterloo ist der von Rosa gut vorbereitete geeignete Zeitpunkt gekommen sich personlich als Andrea Cosimo in seinen Intrigenplan einzuschalten und Lovell durch magische Inszenierungen zu verwirren William hat mit dem alten Leben in England abgeschlossen ist mit dem neuen in Italien aber genauso unzufrieden und sucht nach einer neuen Orientierung Andrea wahlt fur das erste nachtliche Treffen die Gegend um Rosalines Haus und erscheint in der William aus den Beschreibungen Rosas und Balders her bekannten Aufmachung Das Gesicht erinnert ihn an ein Portrat das er in der Kindheit im Haus seines Vaters gesehen hat Andrea kennt Einzelheiten aus seinem Familienleben obwohl er Walter und Marie Lovell angeblich nie gesehen hat Als nachsten Schritt nimmt er ihn mit zu einer geheimen Gesellschaft Die Atmosphare im Saal ist feierlich sakral Die Anwesenden verehren Andrea als Meister und behandeln William sofort als Bruder Alle sprechen miteinander sehr ernsthaft tiefgrundig Es kommt Lovell vor als ware er in eine Versammlung abgeschiedener Geister geraten Bei weiteren Treffen spricht Andrea mit William uber seine Kindheit und bringt ihn zum Traumen Dabei huscht an der Wand wie ein Blitz der Schatten seines Vaters ein anderes Mal das Bild Rosalines vorbei Im Karneval steigt die tote Geliebte in seine Kutsche und nachdem sie ihre Maske abnimmt und ihn drohend anschaut wird William durch einen Knall betaubt und wacht am nachsten Morgen in seinem Zimmer auf Er lebt dann oft wie in einem Traum in dem die Konturen zerfliessen und er wunscht sich die Erlosung aus dem Kerker der Welt Rosa bestarkt ihn in seiner Auffassung dass Andrea ein geisterhaftes die Realitat durchdringendes und vom rationalen Denken nicht fassbares Wesen ist Der Geist des Forschens ist die Erbsunde die uns von unsern ersten gefallenen Eltern angestammt ist VI 12 Andrea erklart ihm seine Verwirrung mit den standigen Verwandlungen des Lebens Die Seele sei ein unaufgelostes Ratsel in ihm Der Mensch ist das ist sein Verbrechen und seine Tugend sein Dasein ist seine Strafe und seine Wohltat Ich mag keinen verdammen und keinen vergottern es ist alles ein Gefolge mir alles gleich unkenntlich und gleich gut VI 13 Siebentes Buch Bearbeiten Unter dem Eindruck der Philosophie Andreas kehrt William nach dem Tod seines Vaters den Eduard Burton ihm mitgeteilt hat V 2 nach England zuruck Der Verachtlichkeit der Welt will er als Teil einer hoheren Geisterwelt kalt und selbstbewusst gegenubertreten VIII 1 Er denkt an die alten Beziehungen und an seine damaligen Gefuhle Ich wunsche und furchte das englische Ufer Doch kalt und phlegmatisch dehnt sich die Zeit weiter und kummert sich nicht um unser geangstigtes pochendes Herz es muss doch endlich alles und selbst das Leben voruber sein VII 8 Achtes Buch Bearbeiten Nach Lovells Ruckkehr ubersturzen sich die Aktionen in einer abenteuerlichen Zufallskette William sucht die Schuld fur den Bruch der Beziehungen nicht bei sich sondern bei Amalie Mortimer und Eduard Die Burtons macht er ausserdem verantwortlich fur den Ruin und Tod seines Vaters In Bondly schleicht er sich in der Verkleidung eines kranken Obdachlosen ins Schloss erweckt das Mitleid der empfindsamen Emilie offenbart ihr dann seine Identitat spielt ihr den von allen Freunden unglucklichen von den Menschen ungerecht behandelten Ausgestossenen vor und erweckt dadurch ihre Liebe und ihren Retterinstinkt Sie glaubt seinen effektvoll gespielten Liebesschwuren lasst sich von ihm verfuhren und flieht mit ihm Vorher versucht William ihren Bruder Eduard mit einem Gifttrank zu schadigen doch sein Diener Willy der zufallig bei seinem Bruder Thomas in Bondly zu Besuch ist will sowohl den Mord verhindern als auch seinen Herrn schutzen Er trinkt das Glas selbst aus und stirbt an der fur einen alten Mann zu starken Dosis Eduard reagiert auf das Attentat mit Schuldbewusstsein weil er dem Freund nicht mehr geschrieben hat und weil sein Vater durch den Prozess die Lovells um ihre Guter gebracht hat So vertuscht er den Selbstmord Willys entschadigt William fur den Verlust des verlorenen Erbes und schickt ihn schweren Herzens weg Dies wird ihm wiederum von William als Hartherzigkeit und Verrat der alten Freundschaft ausgelegt und damit rechtfertigt er die Entehrung Emilies mit der er nach Nottingham fahrt wo er sie sogleich verlasst Sie erkennt ihre Leichtglaubigkeit erkrankt und stirbt bald darauf Lovell reist weiter nach London gibt sich als Italiener aus gewinnt im Gluckspiel viel Geld und brilliert in der Gesellschaft die er wegen ihrer leichten Manipulierbarkeit verachtet Er plant wieder nach Italien zu Rosa und Andrea zuruckzukehren sucht aber vorher Mortimers Landgut auf und beobachtet die ehemaligen Freunde Um Amalie fur die seine alte Liebe wieder erwacht ist noch einmal zu sprechen schleicht er sich in das Vertrauen der Dienstmagd Charlotte ein Dabei entdeckt er dass sie seine Geliebte aus der Pariser Zeit ist Die damalige allseits begehrte Comtesse Louise Blainville verprasste nach dem Tod ihres zweiten Mannes des Grafen Melun ihr Vermogen mit ihrem Liebhaber dem Chevalier Valois Durch eine Blatternerkrankung wurde ihr Gesicht entstellt und sie suchte eine Anstellung bei der mitleidigen Amalie Beide vereinbaren Stillschweigen uber ihre Identitat und entwickeln den Plan einer Begegnung Williams mit Amalie Wahrend einer Reise Mortimers legt Louise ein Feuer das die Dienerschaft ablenken und Amalie in den Garten treiben soll wo William auf sie wartet Doch das Feuer gerat ausser Kontrolle und der Rauch breitet sich im ganzen Haus aus Amalie und Louise werden in ihren Zimmern eingeschlossen Wahrend Louise verbrennt rettet Lovell die bewusstlose Amalie uber eine Leiter legt sie auf den Rasen und flieht vor den herbeieilenden Dienern im Gewitterregen der den Brand loscht Zeitgleich kehrt Karl Wilmont nach Bondly zuruck um Emilie mit der er sich nach dem Tod ihres Vaters verlobt hat zu besuchen und ihre Beziehung zu festigen Wegen der Vermogensunterschiede wollte er nicht von Emilies Geld leben und sich ihrer durch eigene Arbeit wurdig erweisen und wirtschaftlich selbstandig werden Deshalb suchte er sich in London eine Anstellung in einem Ministerium Nach Emilies Flucht mit William zweifelt er an ihrer Liebe ist jedoch wutend auf William und macht sich auf die Suche nach den beiden Als Mortimer eine Nachricht von der todkranken Emilie erhalt eilt er mit Wilmont nach Nottingham und findet dort die Sterbende Emilie und Eduard suchen beide die Schuld fur das Ungluck und das fehlende gegenseitige Vertrauen bei sich Mortimer und Amalie sind erschuttert uber die schicksalhaften Verstrickungen und sie hatte gerne dem unglucklichen William fur ihre Rettung gedankt Mortimer behalt als einziger den Uberblick und versucht die Freunde zu stutzen Der wutende Wilmont will als Damon der Rache VIII 35 Lovell verfolgen Lovell verlasst England noch vereinsamter als zuvor mit seinem Menschenhass den er sowohl auf Manner als auch auf die ihnen an Schlauheit und Tauschung uberlegenen Frauen bezieht Er sieht die Manner in einem ewige n rastlose n Kampf einer bestandige n Disharmonie VIII 32 einem Wechselspiel von Herrschern und Sklaven Liebenden und Hassenden Betrugern und Betrogenen und sucht einen Halt in Andreas Geisterwelt Bei aller Egozentrik hat er sich wie er Rosa gesteht VIII 28 in seiner Empfindung im Gegensatz zu seinem Verstand ein Grauen vor seinen Lastern und Verbrechen bewahrt Zumindest freut er sich uber die Rettung Amalies die er durch seinen Plan erst in Gefahr gebracht hat aber er gonnt sie nicht Mortimer Neuntes Buch Bearbeiten Im nachsten Jahr 1796 entwickeln sich die Lebenswege der Protagonisten weiter auseinander Eduard Burton heiratet Betty die Tochter des verarmten Edelmanns Ralph Blackstone die er nach Emilies Tod aus Mitleid bei sich aufgenommen hat Sie ahnelt seiner Schwester in Aussehen und Gemut ist aber in ihren Lebensanspruchen bescheidener und weniger exzentrisch Nach dem Vorbild Mortimers und Amalies die Eltern eines Sohnes Georg geworden sind will er ein burgerliches Leben auf dem Land abseits der eitlen standesorientierten Ambitionen der stadtischen Gesellschaft fuhren Mortimer formuliert die neue Linie der einstigen Enthusiasten Also bekenne ich mich hiermit zu dem grossen vielfach verachteten Orden der Mittelmassigen der Ruhigen der Durftigen Im Massigsein im Resignieren liegt jenes was die Enthusiasten nicht Gluck nennen wollen und dem ich doch keinen anderen Namen zu geben weiss X 13 Nach seinen Hohenflugen und dem Spott uber die Burger und Familienvater sei er in einem Kreislauf zuruckgekehrt zum bescheidenen Gluck Eduard Burton stimmt ihm zu und bietet ihm sein benachbartes Gut Waterhall zum gunstigen Kauf an damit die beiden Familien Betty hat inzwischen eine Tochter Amalie geboren sich oft sehen und ihre Kinder unabhangig von den Moden der Zeit zu guten und einfachen Menschen ohne Affektation erziehen konnen Denn sie sollen sich nicht als Genies und ausserordentliche Menschen fuhlen die nie daran denken sich und der Welt Beweise davon zu geben X 16 In der ubertriebenen Liebe des alten Lovell zu seinem Sohn und in seinen Bildungszielen der Vortrefflichkeit sieht Mortimer die Quelle fur dessen Torheit und Ungluck Im Gegensatz zur Selbstfindung Mortimers und Eduards rutscht William weiter ins Extreme ab Er bezeichnet sich im Sinne Andreas als wandelbarer als ein Chamaleon Die Nichtswurdigkeit des ganzen Menschengeschlechts hat mich von neuem getrostet ich gebe mich uber mich selbst zufrieden weil ich so sein muss und nicht anders sein kann VIII 32 In Paris verspielt er die gesamte Entschadigung die Eduard ihm gegeben hat und muss stufenweise seinen Lebensstandard bis zur Obdachlosigkeit reduzieren Durch Falschspiel steigt er wieder auf und reist nach Italien Zuvor ist er von Rosa enttauscht worden als er ihn um Unterstutzung gebeten hat Dieser teilte ihm mit Andrea sei nicht erreichbar und er selbst habe kein Geld zur Verfugung Zudem macht er Lovell Vorwurfe sein Leben nicht unter Kontrolle zu haben und von anderen Menschen abhangig geworden zu sein Dies widerspreche Andreas Philosophie Auf seiner Reise durch die Piemonter Berge wird Lovell uberfallen ausgeraubt und von der Rauberbande gefangen gehalten Wahrend dieser Zeit schreibt er Gedichte Als die Rauber ihn zur Beteiligung an einem Uberfall zwingen entdeckt er unter den Reisenden Karl Wilmont der sich an Lovell rachen will William entkommt ihm und zugleich den Banditen Zehntes Buch Bearbeiten Lovell trifft auf seinem Weg nach Rom gescheiterte Freunde und Freundinnen Die kranke Prostituierte Bianca beichtet ihm vor ihrem Tod dass sie von Andrea angestiftet ihn damals im Karneval als kostumierte Rosaline genarrt hat Die ehemalige Dienerin Rosas Ferdinand genannt verdient jetzt als Strassen Prostituierte ihr Geld Sie gesteht William dass sie die Absenderin einer Warnung vor Rosa war In Genua trifft er den nach dem Tod seiner zweiten Frau wahnsinnig gewordenen Balder den man wegen seiner Tobsucht einsperren und fesseln muss Zu Andrea scheint ihm der Weg versperrt Rosa antwortet nicht auf seine Briefe Die alten Bruder der Geheimgesellschaft haben sich von ihrem Meister abgewandt und nehmen William nicht bei sich auf Nach langem Warten wird er bei Andrea vorgelassen Er liegt im Sterben nennt ihn einen Narren und lacht ihn aus Nach seinem Tod ubergibt man ihm dessen Lebensbericht und er erfahrt den Racheplan des ehemaligen Freundes seines Vaters Waterloo Rosa bereut als Werkzeug Andreas Lovell ruiniert zu haben Er hat vom Meister ein Gut im Tivoli geerbt und ladt William ein dort mit ihm gemeinsam zu leben Dieser stimmt zu und hofft dort zur Ruhe zu kommen und sich vielleicht einmal mit den alten Freunden in England zu versohnen Doch dazu kommt es nicht Karl Wilmont spurt ihn auf zwingt ihn zum Duell und erschiesst ihn offenbar ohne Gegenwehr Denn Lovell hat sich zuvor eine Malve an die Brust geheftet damit Karl sein Herz trifft Wilmont hat den Plan sich in Amerika der englischen Armee anzuschliessen um sich als Lebenssatter wenigstens einbilden zu konnen fur das Vaterland gestorben zu sein Form BearbeitenIn Tiecks aus 10 Buchern bestehenden Briefroman fuhren verschiedene Figuren Korrespondenzen v a der Titelheld William mit Eduard Amalie und dem Italiener Rosa ausserdem in der Gegenhandlung Mortimer mit Eduard und Karl Wilmont Auf einer volkstumlichen Ebene tauschen Lovells Diener Willy und sein Bruder der Gartner Thomas ihre Eindrucke uber das Leben der hoheren Gesellschaft aus Der erste Brief ist vom 17 Mai 1793 3 Die erzahlte Zeit reicht bis 1756 zuruck 4 Die Briefe werden in den Jahren 1793 1796 von den zahlreichen Handlungsorten aus geschrieben Bondly in Yorkshire London Waterhall Dover Kensea und Roger Place in Hampshire Nottingham und Southampton Schottland Glasgow Paris Lyon Chambery Nizza Rom Florenz Tivoli Neapel Piemont Pisa Padua Zur Entstehungszeit des Romans von der Planung 1792 bis zum Erstdruck studierte Tieck an verschiedenen Universitaten Literaturwissenschaft beschaftige sich intensiv mit Shakespeare und schrieb von 1795 bis 1798 fur Friedrich Nicolais Sammlung Straussfedern A 2 Hier lernte er die ganze Apparatur des damaligen Unterhaltungs und Trivialromans kennen die er im Lovell einsetzte Betrug und Tauschungen der gutglaubigen blinden Opfer Rauberuberfalle und Duelle Rache grosse Intrige als Hintergrundhandlung Maskerade und Zaubertricks Schauerszenen geheimnisvolle Andeutungen sentimentale Liebesgeschichten edelmutige Freundschaften Reisen in andere Lander privates Gluck in der landlichen Idylle und viele andere Motive die damals wie heute in der unterstomigen Literatur gang und gabe waren und sind sowie Versatzstucke des Kolportage Stils Ausserdem haben William und Balder die beiden Poeten des Romans Gedichte in ihre Briefe aufgenommen Die Handlung rollt nach dem gangigen Muster der Moderomane ab 5 Der Autor ubernahm weite Strecken des Handlungsverlaufs und Motive aus dem Roman Der verdorbene Bauer 1775 des Franzosen Restif de la Bretonne und nutzte Richardsons Briefroman Clarissa 1748 als Muster fur das Milieu und die Komposition Zudem zeigt der Charakter Lovells Ahnlichkeiten mit dem von Clarissas Verehrer Robert Lovelace 6 Heilmann A 3 sieht fur den Lovell weitere Vorganger Richardsons Pamela oder die belohnte Tugend 1740 Julie oder Die neue Heloise von Rousseau 1761 Goethes Die Leiden des jungen Werthers 1774 und Der Waldbruder von Lenz unvollendet postum veroffentlicht 1882 7 Den Namen des Protagonisten entnahm der Autor vermutlich Ben Jonsons Komodie The New Inn A 4 8 Rezeption Bearbeiten William Lovell wird von der Literaturkritik unterschiedlich bewertet Tiecks Einordnung als Trivialliteraturautor steht im Zusammenhang mit seinen Tatigkeiten als Journalist und Literat zur Zeit der Entstehung seines Erstlings Zeitgenossische Rezensenten vermuteten durch die Nahe zu Tiecks Vorlagen s Form der Roman sei aus dem Englischen abgeschrieben 9 Entsprechend dieser Orientierung Tiecks an bekannten literarischen Stoffen und Mustern bewerten ihn Literaturkritiker 10 die sich an traditionellen Mustern der Klassik orientieren als Schriftsteller mit nicht geringer Erfindungskraft aber ohne starke Gestaltung ohne eigenen Ton Die Sprache des William Lovell sei flau die Erzahlkunst ausserst gering Die nach Tiecks stehender Manier eingestreuten Lieder wurden zum Teil lacherlich wirken In der Literaturwissenschaft wird Tiecks Erstling im Zusammenhang mit der zeitgenossischen Literatur untersucht Lovells Antithese von Gefuhl und Verstand wird geistesgeschichtlich einerseits auf die Auseinandersetzung zwischen Aufklarung und Sturm und Drang bezogen andererseits auf den Typus des unglucklich Zerrissenen in der Spatromantik 11 Fur den Literaturhistoriker Hermann August Korff ist der erste grosse Roman des jungen Tieck eines der wichtigsten Dokumente fur die Entstehungsgeschichte der Romantik weil es eine bis zum Aussersten getriebene Darstellung und Analyse desjenigen Seelenzustandes ist der ihre psychologische Voraussetzung ist indem sich Lebhaftigkeit der Phantasie und Reizbarkeit der Gemuter verbindet 12 Thalmann bezeichnet den Lovell als den Werther der Romantik die Seelengeschichte eines jungen Mannes der von Schwermut Abenteuer Verzweiflung und Spieltrieb weiss der die Untreue der Gefuhle so gut kennt wie das Morbide der Umstande Ein Buch fur den Familientisch war es nicht Es ist eine Buch mit einer neuen Mitte aus Gefuhl und Kalkul mit der Mehrdeutigkeit von Erlebnissen mit Inhalten aus den Tiefenzonen der Personlichkeit Die Unsicherheit und Mehrdeutigkeit der Wirklichkeit das Ratselhafte dieser Vordergrundigkeit entspricht einer neuen Bewusstseinsordnung Der junge Autor sucht sich daruber klarzuwerden woran wir alle leiden am Bekommlichen und Widerwartigen an Schutt und Spuk an Leichtsinn und Wehmut Es ist eine Geschichte die es wagt uns auch in den Abgrund unserer Existenz blicken zu lassen Die Schwermut dieser Epoche hat etwas Legitimes und ist unweigerlich noch ein Element des Schopferischen Der junge Dichter der etwas von den Fleurs du mal ahnt die im Nachtlichen und Kunstlichen der Stadt aufschiessen setzt damit aber auch zu einer sehr modernen Verteidigung der Wolfe an die im Familienroman nur schwarz sein durfen Fur Thalmann ist diese Ambivalenz und die vielstimmige ichbesessene Erzahlform die Erklarung fur die ablehnenden Rezensionen Es ist ein sensationeller Stoff mit einem Helden der kein edler Jungling mehr ist ein Roman in dem die Kritik die Tugendhaften nicht anziehend genug und die Tugendlosen nicht abstossend genug fand Tieck wende hier bereits die manieristische Kontraststruktur seiner Dramen an Die biederen und gottgefalligen Diener und Gartner bedauern die Opfer wundern sich uber die Kunstlichkeit der grossen Oper in Paris und der Gemalde misstrauen den schwierigen jungen Menschen die selbst im Himmel Ruhe und Einigkeit storen wurden und danken Gott dass ihnen alle die Dinge nicht geschehen sind Damit werde ein Vorgang der Mitte durch Randfiguren interpretiert 13 Meinungsspiegel Bearbeiten Das Buch ist das Mausoleum vieler gehegten und geliebten Leiden und Irrtumer 14 Brentano schreibt an Arnim Welche Fulle an Neuheit und Poesie 15 Die Vorganger Gefahrliche Liebschaften von Choderlos de Laclos Graf Donamar von Bouterwek und Der Geisterseher von Schiller stehen dem Roman naher als der Werther von Goethe 16 William Lovell ist genauso wenig zynisch oder naiv wie Tieck 17 Kierkegaard und C G Jung lasen den Lovell als Text zum Thema Nihilismus 18 Ida von Luttichau 1853 in einem Brief an Friedrich von Raumer Lowell eines seiner eigenthumlichsten Bucher Die Gestalt von Balder diese tiefste Vision des Lebens im Wahnsinn gehort doch zu dem wunderbarsten was die deutsche Literatur aufzuweisen hat 19 Literatur BearbeitenQuelleMarianne Thalmann Hrsg Ludwig Tieck William Lovell S 235 697 in Ludwig Tieck Werke in vier Banden nach dem Text derSchriftenvon 1828 bis 1854 unter Berucksichtigung der Erstdrucke Band I Fruhe Erzahlungen und Romane Winkler Verlag Munchen 1963 Ausgabe 1978 1045 Seiten Dunndruck Leder Kopfgoldschnitt ISBN 3 538 05711 7AusgabenLudwig Tieck William Lovell Bde 1 3 Berlin u a 1795 1796 Bd 1 Berlin u a 1795 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Bd 2 Berlin u a 1796 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Bd 3 Berlin u a 1796 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Ludwig Tieck William Lovell Neue verbesserte Auflage wortlich nach dem Originale 2 Teile in 2 Banden Verlag von Leopold Grund Wien 1819 Ludwig Tieck Schriften in 14 Banden Reimer Berlin 1828 1829 6 und 7 Bd William Lovell Ludwig Tieck William Lovell 1986 Reclams Universal Bibliothek 8328 ISBN 978 3 15 008328 4 William Lovell im Projekt Gutenberg DESekundarliteraturJohannes P Kern Ludwig Tieck Dichter einer Krise S 23 32 Lothar Stiehm Verlag Heidelberg 1977 243 Seiten Band XVIII der Reihe Poesie und Wissenschaft Ernst Ribbat Ludwig Tieck Studien zur Konzeption und Praxis romantischer Poesie S 46 64 Athenaum Verlag Kronberg Ts 1978 290 Seiten Habilitationsschrift Westfalische Wilhelms Universitat Munster ISBN 3 7610 8002 6 Gerhard Schulz Die deutsche Literatur zwischen Franzosischer Revolution und Restauration Teil 1 Das Zeitalter der Franzosischen Revolution 1789 1806 S 379 381 Munchen 1983 ISBN 3 406 00727 9 Roger Paulin Ludwig Tieck S 29 31 J B Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1987 Reihe Sammlung Metzler M 185 133 Seiten ISBN 3 476 10185 1 Markus Heilmann Die Krise der Aufklarung als Krise des Erzahlens Tiecks William Lovell und der europaische Briefroman J B Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1992 289 Seiten ISBN 3 476 00861 4 Diss Uni Tubingen 1991 Fritz Bruggemann Die Ironie in Tiecks William Lovell und seinen Vorlaufern ein Beitrag zur Vorgeschichte der deutschen Romantik Dissertation Jena 1909 Unveranderter reprografischer Nachdruck Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1976 ISBN 3 534 06413 5Anmerkungen Bearbeiten Der Leser erfahrt dies aus Burtons Tagebuch das dessen Sohn Eduard nach dem Tod des Vaters findet VII 7 Walter Lovell hat wie er seinem Sohn in einem Brief mitteilt III 9 erst nach Maries Tod von Burtons ihm vorgetauschter Freundschaft erfahren Die achtbandige Straussfedern Anthologie wurde von dem Berliner Verleger Friedrich Nicolai konzipiert und in Auftrag gegeben Einerseits noch der Aufklarung verhaftet andererseits auf die Romantik vorausweisend werden in der von verschiedenen Autoren zusammengestellten Sammlung Erzahlungen prasentiert die belehren und unterhalten sollen Ludwig Tieck Straussfedern I Nach der Ausgabe letzter Hand Hrsg von Jurgen Joachimsthaler Berlin Golkonda Verlag 2014 Ludwig Stockinger https edoc hu berlin de bitstream handle 18452 18776 stockinger pdf sequence 1 Heilmann untersuchte den Lovell aus historisch poetologischer Sicht und weist auf den Widerspruch hin der in Tiecks Behauptung denn Glaube und Gefuhl ist eins stecke Heilmann S 247 14 Z v o Genau so kritisch betrachtet er Tiecks Satz nach dem es kein Gefuhl in uns geben kann das uns nicht auf Wirklichkeit hinweist das nicht mit dem wirklichen Dinge gleichsam korrespondiert Heilmann S 247 25 Z v o Der melancholische Lord Lovel erklart Lady Frampul so lebhaft die Liebe dass sie sich in ihn verliebt Einzelnachweise Bearbeiten unter dem Titel Die Geschichte des Herrn William Lovell bei Carl August Nicolai in Leipzig und Berlin Quelle S 1037 4 Z v o Uberarbeitete Ausgaben veroffentlichte Tieck 1813 14 und 1828 Paulin S 31 Kapitelangaben im Folgenden abgekurzt X 20 und Zitate beziehen sich auf Ludwig Tieck William Lovell In Werke in vier Banden Bd 1 Fruhe Erzahlungen und Romane Nach dem Text der Schiften von 1828 1854 unter Berucksichtigung der Erstdrucke hrsg von Marianne Thalmann Winkler Verlag Munchen 1963 Quelle S 237 Quelle S 327 14 Z v o Waterloo wurde 1716 geboren Quelle S 671 3 Z v o Marianne Thalmann Nachwort In Ludwig Tieck Fruhe Erzahlungen Winkler Verlag Munchen 1963 S 1003 ff Kindlers Literaturlexikon im dtv Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1974 Bd 9 S 3892 Heilmann S 218 12 Z v o und S 249 13 Z v u Marianne Thalmann Anmerkungen In Ludwig Tieck Fruhe Erzahlungen Winkler Verlag Munchen 1963 S 1022 Marianne Thalmann Nachwort In Ludwig Tieck Fruhe Erzahlungen Winkler Verlag Munchen 1963 S 1002 ff z B in Eduard Engel Geschichte der deutschen Literatur Leipzig Wien 1907 Bd 2 S 711 ff Kindlers Literaturlexikon im dtv Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1974 Bd 9 S 3892 zitiert in Kindlers Literaturlexikon im dtv Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1974 Bd 9 S 3891 Marianne Thalmann Nachwort In Ludwig Tieck Fruhe Erzahlungen Winkler Verlag Munchen 1963 S 1003 ff Tieck zitiert in Ribbat S 46 17 Z v o zitiert bei Marianne Thalmann in Quelle S 1003 7 Z v u Schulz S 379 20 Z v u Kern S 30 6 Z v o Paulin S 29 14 Z v o Mondrian Graf v Luttichau Petra Bern Hrsg Wahrheit der Seele Ida v Luttichau 1798 1856 Erganzungsband Beitrage zur Familiengeschichte der Herren Freiherren und Grafen v Luttichau 3 Teil 4 Teilband Berlin 2015 ISBN 978 3 923211 40 1 pdf Normdaten Werk GND 4137083 1 lobid OGND AKS VIAF 212102300 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title William Lovell amp oldid 230227567