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Dieser Artikel befasst sich mit dem Kriegsverbrecher Willi Herold Zu anderen Personen siehe Wilhelm Herold Willy Willi Paul Herold 1 auch der Henker vom Emsland 2 genannt 11 September 1925 in Lunzenau Amtshauptmannschaft Rochlitz Sachsen 14 November 1946 in der Hinrichtungsstatte Wolfenbuttel war ein deutscher Kriegsverbrecher Als 19 jahriger Gefreiter gab er sich in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges als Hauptmann aus und totete zusammen mit seinen Mittatern nach Schatzungen 180 Menschen verurteilt wurde er fur die Mittaterschaft zum Mord von 125 Menschen Die Taten werden zu den sogenannten Endphaseverbrechen gerechnet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filme 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilli Herold besuchte die Volksschule und die Technische Schule in Chemnitz wo er eine Ausbildung zum Schornsteinfeger begann 1936 wurde Herold aus dem Deutschen Jungvolk ausgeschlossen weil er nicht an den erforderlichen Ubungen teilnehmen wollte Er wurde daraufhin zum Reichsarbeitsdienst berufen Am 30 September 1943 wurde der Schornsteinfegerlehrling Herold zum Wehrdienst eingezogen Nach der Grundausbildung bei der Fallschirmtruppe in Tangermunde wurde er bei Nettuno und Monte Cassino in Italien eingesetzt wo er zum Gefreiten befordert wurde Seine Einheit wurde zum Ende des Krieges an die deutsch niederlandische Grenze verlegt Herold wurde am 3 April 1945 von seinen Kameraden im Raum Arnhem getrennt und machte sich von dort allein in Richtung Norden auf Zwischen den Orten Gronau und Bad Bentheim fand er nach spaterer eigener Darstellung in einem verlassenen Militarfahrzeug eine Offizierskiste mit der Uniform eines Hauptmanns der Luftwaffe sowie hohen Kriegsauszeichnungen darunter das Eiserne Kreuz 1 Klasse 2 3 und 2 Klasse sowie die silberne Nahkampfspange 3 Er gab sich mit dieser Uniform als Offizier der Fallschirmjager aus und in der Endphase des Krieges befanden sich viele versprengte Soldaten auf den Landstrassen unterstellte sich im Laufe der Zeit ungefahr 80 Soldaten von denen jedoch wieder viele fluchtig wurden Zu seiner Kerneinheit gehorten ungefahr 12 Personen darunter der Feldwebel Heinz Hofmeister und der Gefreite und spater gute Freund Reinhard Freitag ein Kraftfahrer der seine Einheit verloren hatte Die Gruppe war zuerst zu Fuss unterwegs wollte sich dann Fahrrader besorgen und schliesslich motorisieren Man trieb einen Feldkuchenwagen auf woraufhin ein Marineoffizier an die Gruppe herantrat und erklarte dass an Bord eines Bootes ein 2 cm Flakgeschutz sei das man von dort abmontieren und auf den Wagen montieren konne was man dann auch tat 1 Wahrend der Zeit als falscher Hauptmann wurde Herold zweimal kontrolliert So von einem Major der Heeresstreife welcher mit seinem Trupp die Aufgabe hatte gezielt Deserteure aufzuspuren Herold konnte durch sein herrisches Auftreten von sich ablenken und nur einige aus seiner Einheit mussten die Soldbucher zeigen In einem spateren Fall haben deutsche Burger gemeint bei der Gruppe um Herold handle es sich um Englander in deutschen Uniformen Daraufhin veranlasste ein Pionierhauptmann dass Flaksoldaten die Truppe festnahmen Doch auch in dieser Situation schaffte es Herold selbst nicht kontrolliert zu werden wahrend seine Soldaten ihre Soldbucher vorzuweisen hatten Es kam sogar zum gemeinsamen Schnapstrinken des echten und des falschen Hauptmanns Herold erkannte dass er sich mit seinem selbstbewussten Auftreten legitimieren konnte 2 Gemeinsam gelangten beide Einheiten am 11 April 1945 zum Lager II der Emslandlager dem Strafgefangenenlager Aschendorfermoor das auf 1000 Insassen ausgelegt aber mit 2500 bis 3000 von Wehrmachtsgerichten fur Fahnenflucht oder Wehrkraftzersetzung Verurteilten uberbelegt war Einige nutzten die mangelhaft bewachten Marsche zum Sammel Lager II zur Flucht Im Lager II wurden die verbliebenen Haftlinge der sechs emslandischen Strafgefangenenlager gesammelt und sollten vor der Ankunft heranruckender alliierter Truppen abtransportiert werden wozu es aber nicht mehr kam 1 4 5 6 7 Mit den Worten Der Fuhrer personlich hat mir unbeschrankte Vollmachten erteilt 8 ubernahm Herold das Kommando und gab vor die Vollmacht zur standrechtlichen Hinrichtung zu besitzen Er suchte nachdem er beim ersten Appell unter seiner Lagerleitung mehrere Menschen willkurlich rauszog und erschoss die Ruckendeckung beim NSDAP Kreisleiter Gerhard Buscher der nach Rucksprache mit Kreis und Gauleitung sowie Gestapo keine Einwande sah und Herolds Vorhaben Hals und Beinbruch wunschte Viele der beim Marsch zum Sammel Lager II Gefluchteten plunderten im Kreis Aschendorf Hummling und versetzten dadurch die Bevolkerung in Angst was als Mitgrund fur die erteilte Freigabe fur Herolds Taten in Betracht gezogen werden kann da sich die Leitung des Lagers und die NSDAP womoglich unter Zugzwang fuhlten 1 2 7 Am Abend kehrte Herold ins Lager II zuruck und gab vor versammelter Wachmannschaft bekannt dass die Gleichschaltung weitergehen konne jedoch es heute schon zu spat sei Herold hatte nun seine offizielle Legitimation Am nachsten Tag dem 12 April 1945 wurden 97 Haftlinge die kurz vorher einen Fluchtversuch unternommen hatten und wieder gefangen worden waren erschossen und in einer von ihnen selbst ausgehobenen Grube vergraben auch das 2 cm Flakgeschutz und Handgranaten wurden zur Ermordung eingesetzt Mit Einbruch der Dammerung ordnete Herold die Veranstaltung eines bunten Abends an 5 Wahrend dieser Zeit dem 13 und 14 April durchstreiften kleine Trupps von Lager Wachleuten und Volkssturm darunter die nachher zum Tode verurteilten Bernhard Meyer und Otto Peller die Umgebung nach entflohenen Gefangenen Sie fingen acht Entflohene und brachten diese in das nachstgelegene Gasthaus in der Nahe des Lagers Herold befahl die sofortige Erschiessung Im Lager selbst kam es wiederholt zu Erschiessungen von Gefangenen die willkurlich aus ihren Baracken abgeholt wurden und von zuruckgebrachten Entflohenen Es wurden auch Gefangene erschossen die sich auf seine scheinbar harmlose Frage wer aus seiner Heimatgegend komme gemeldet hatten 1 9 Innerhalb von acht Tagen zwischen dem 11 April und dem 19 April liess Herold 150 6 bis 172 4 10 Lagerinsassen nach eigenen Aussagen in einem Protokoll 162 3 ermorden einige totete er auch eigenhandig Zwischen dem 15 und 18 April krempelte Herold zudem das Ordnungsgefuge des Lagers um eine grossere Gruppe von Gefangenen entliess er in die Wehrmacht um ihre Verbrechen abgelten zu konnen andere beforderte er zu Mitgliedern seiner mal Kampfgruppe Herold Standgericht Herold Sondergericht Herold Sonderkommando und Schnellgericht Herold 7 oder Leibgarde Herold genannten Einheit Ein Lagervorsteher soll Zweifel an der Identitat des Hauptmanns und seiner Legitimation gehabt haben schaffte es aber in den chaotischen letzten Kriegstagen aufgrund unterbrochener Leitungen nicht Kontakt nach Berlin herzustellen 1 4 nbsp Gedenktafel auf dem nahe gelegenen Friedhof Herbrum AschendorfAm 18 und 19 April 1945 beschoss die britische Luftwaffe die im Aschendorfermoor aufgebauten Flakstellungen wobei auch das Lager mit Brandbomben 3 getroffen und vollstandig zerstort wurde und weitere 50 Personen ihr Leben verloren 5 6 Nach dem schweren Luftangriff gelang den meisten uberlebenden Insassen die Flucht Auch die Einheit von Herold setzte sich am 19 April von den vorruckenden Alliierten ab 11 Nach Kriegsende wurden 172 10 oder 195 3 verstreut vergrabene Tote exhumiert und auf einer in der Nahe des Lagers neu angelegten Kriegsgraberstatte beigesetzt die umgangssprachlich Herold Friedhof genannt wird 6 10 3 Herolds Einheit zog sich mit seiner Truppe weiter nach Norden zuruck und erforschte den Frontrucken zwischen Papenburg und Aurich wo die letzten Kriegsverbrechen begangen wurden Die Einheit hangte in Aschendorf bei Papenburg den Bauern Spark der eine weisse Fahne gehisst hatte und ermordete am 25 April 1945 nach zehnminutigem Scheinprozess funf Niederlander die im Polizeirevier in Leer in Ostfriesland wegen angeblicher Spionage festgehalten wurden Die Niederlander kamen aus dem bereits von den Alliierten eingenommenen Groningen und wollten niederlandische Zwangsarbeiter befreien 1 12 Die Tauschung Herolds flog noch vor dem Kriegsende auf ein Militargericht unter dem Standortkommandanten Otto Hubner in Aurich setzte Herold auf Betreiben des SS Untersturmfuhrers Urbanek jedoch wieder auf freien Fuss Herold sollte bei der Operation Werwolf mitkampfen floh aber bei der ersten Gelegenheit und schlug sich nach Wilhelmshaven durch wo er am 23 Mai 1945 von der britischen Royal Navy wegen des Diebstahls eines Laibes Brot festgenommen wurde 2 12 Nach einer Untersuchung und der Befragung von Zeugen wurde Herold durch die britische Militarregierung als gesuchter Kriegsverbrecher identifiziert 13 Am 13 August 1946 begann vor einem Militargericht in Oldenburg unter Colonel H Brown der Prozess gegen Herold und 13 weitere Angeklagte Sie wurden fur die Ermordung von 125 Menschen verantwortlich gemacht vorgeworfen wurde ihnen zu Prozessbeginn die Ermordung von 98 Lagerinsassen 3 Herold und die sechs Mitangeklagten Karl Hagewald Bernhard Meyer Wachmann Karl Schutte Fuhrer der Wacheinheit des Lagers II Josef Euler Hermann Brandt und Otto Peller wurden zum Tode verurteilt 14 Funf Mitangeklagte wurden freigesprochen Am 14 November 1946 wurden sechs der Urteile im Gefangnis von Wolfenbuttel von Scharfrichter Friedrich Hehr 15 mit dem Fallbeil vollstreckt 12 Allein dem Gnadengesuch Pellers wurde stattgegeben weil die Beweise gegen ihn widerspruchlich erschienen 16 Warum ich nun eigentlich die Leute im Lager erschossen habe kann ich gar nicht einmal sagen Herold bei seiner Vernehmung 3 Man hat oft die Groteske skizziert dass wir auch einen Briefkasten mit erhobenem Arm grussen wurden wenn man es uns befohlen hatte Wir haben oft daruber gelacht Wir hatten es nicht tun sollen ein Journalist der Nordwest Zeitung zum Prozessauftakt 3 Filme BearbeitenDie Geschichte von Willi Herold wurde verfilmt Der Hauptmann von Muffrika Eine morderische Kopenickade Dokumentation Regie Paul Meyer Rudolf Kersting Deutschland 1997 70 Minuten Filmpradikat besonders wertvoll Der Hauptmann Historienfilm Regie Robert Schwentke Deutschland Frankreich Polen 2017 119 Minuten Filmpradikat besonders wertvoll Literatur BearbeitenKurt Buck Auf der Suche nach den Moorsoldaten Emslandlager 1933 1945 und die historischen Orte heute 6 erweiterte Auflage Dokumentations und Informationszentrum Emslandlager Papenburg 2008 ISBN 978 3926277169 T X H Pantcheff Der Henker vom Emsland Willi Herold 19 Jahre alt Ein deutsches Lehrstuck Bund Verlag Koln 1987 ISBN 3 7663 3061 6 2 Auflage als Der Henker vom Emsland Dokumentation einer Barbarei am Ende des Krieges 1945 Schuster Leer 1995 ISBN 3 7963 0324 2 Heinrich und Inge Peters Pattjackenblut Antreten zum Sterben in Linie zu 5 Gliedern Das Herold Massaker im Emslandlager II Aschendorfermoor im April 1945 Books on Demand Norderstedt 2014 ISBN 978 3 7357 6297 9 17 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Willi Herold Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Martin Pfaffenzeller Der Henker vom Emsland Kleider machen Morder In Spiegel Online EinesTages 14 August 2017 Hans Christian Woste In falscher Uniform vom Schornsteinfeger zum Henker In Welt de 26 April 2015 Karsten Krogmann Der Morder mit der Ordensbrust In NWZ Online 14 Juni 2014 Thorsten Fuchs Der Henker vom Emsland In rnd de 8 Mai 2020 Der Henker vom Emsland entsetzt bis heute In HAZ de 24 April 2015 1945 Lehrling verubt Massaker im Emslandlager Memento vom 15 April 2015 im Internet Archive In NDR de 2 April 2015 Johann Althaus Der Fuhrer personlich hat mir unbeschrankte Vollmachten erteilt In Die Welt 8 April 2020Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Der Hauptmann von Muffrika Eine morderische Kopenickade Dokumentation Regie Paul Meyer Rudolf Kersting Deutschland 1997 70 Minuten a b c d e Martin Pfaffenzeller Der Henker vom Emsland Kleider machen Morder In Der Spiegel 14 August 2017 abgerufen am 23 November 2021 a b c d e f g h i Karsten Krogmann Geschichte Aschendorf Leer Oldenburg Der Morder mit der Ordensbrust In Nordwest Zeitung Abgerufen am 20 November 2021 a b c 1945 Lehrling verubt Massaker im Emslandlager In NDR 15 April 2015 archiviert vom Original am 15 April 2015 abgerufen am 23 November 2021 a b c Erich Kosthorst Bernd Walter Konzentrations und Strafgefangenenlager im Emsland 1933 1945 Droste Verlag Dusseldorf 1985 S 484 a b c d Lager II Aschendorfermoor DIZ Emslandlager In DIZ Emslandlager Abgerufen am 23 November 2021 deutsch a b c Thomas Brakmann Der Hauptmann Akten im Landesarchiv dokumentieren die Verbrechen des Sonderkommandos Herold In Osnabrucker Geschichtsblog Abgerufen am 23 November 2021 deutsch Johann Althaus Der Fuhrer personlich hat mir unbeschrankte Vollmachten erteilt In Die Welt 8 April 2020 abgerufen am 23 November 2021 Der Henker vom Emsland In Redaktionsnetzwerk Deutschland Abgerufen am 20 November 2021 deutsch a b c Lager II ASCHENDORFERMOOR In Gedenkstatte Esterwegen Abgerufen am 23 November 2021 Erich Kosthorst Bernd Walter Konzentrations und Strafgefangenenlager im Emsland 1933 1945 Droste Verlag Dusseldorf 1985 S 485 a b c Der Henker vom Emsland entsetzt bis heute In HAZ 24 April 2015 abgerufen am 23 November 2021 Daniel Noglik Hans Christian Woste Blutiger Streifzug eines falschen Offiziers In Ostfriesen Zeitung 26 April 2014 S 17 Erich Kosthorst Bernd Walter Konzentrations und Strafgefangenenlager im Emsland 1933 1945 Droste Verlag Dusseldorf 1985 S 486 Thomas Waltenbacher Zentrale Hinrichtungsstatten Der Vollzug der Todesstrafe in Deutschland von 1937 1945 Scharfrichter im Dritten Reich Zwilling Berlin Berlin 2008 ISBN 978 3 00 024265 6 S 129 T X H Pantcheff Der Henker vom Emsland Dokumentation einer Barbarei am Ende des Krieges 1945 Schuster Leer 1995 S 220 221 Rezeption und Hintergrund Karsten Krogmann Verzweifelt gesucht Mein Vater Haftling Nr 914 43 In Nordwest Zeitung 13 November 2014 abgerufen am 13 April 2019 Normdaten Person GND 118826905 lobid OGND AKS VIAF 18019143 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Herold WilliALTERNATIVNAMEN Henker vom EmslandKURZBESCHREIBUNG deutscher KriegsverbrecherGEBURTSDATUM 11 September 1925GEBURTSORT Lunzenau Amtshauptmannschaft Rochlitz SachsenSTERBEDATUM 14 November 1946STERBEORT Wolfenbuttel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willi Herold amp oldid 237277370