www.wikidata.de-de.nina.az
Willi Werner Enke 6 Marz 1895 in St Gallen 24 Dezember 1974 in Marburg war ein deutscher Psychiater Neurologe und Hochschullehrer der zur Zeit des Nationalsozialismus Direktor der Landesheil und Pflegeanstalt Bernburg war Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nachkriegszeit 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach dem Schulbesuch in Plauen nahm Enke als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil erreichte den Rang eines Unteroffiziers und erhielt das Eiserne Kreuz zweiter Klasse Von 1918 bis 1922 absolvierte er ein Studium der Medizin an der Universitat Leipzig und war zeitgleich Angehoriger eines Zeitfreiwilligenregiments Nach dem Medizinalpraktikum am Dresdner Krankenhaus wurde er 1923 approbiert und an der Universitat Greifswald zum Dr med promoviert Danach war er kurzzeitig als Hilfs beziehungsweise Volontararzt an der Heil und Pflegeanstalt Dresden und der Universitatsnervenklinik Tubingen beschaftigt Ab 1924 war er Assistenzarzt in Schkeuditz 1 Ab 1926 war er unter Ernst Kretschmer als Abteilungsleiter an der Universitatsnervenklinik in Marburg tatig wo er sich 1929 habilitierte 2 Ab 1929 war Enke Privatdozent der Psychiatrie an der Universitat Marburg 3 Enke war seit Oktober 1923 mit Anna Karoline Elisabeth Enke 31 Januar 1902 11 Januar 1985 geborene Keil verheiratet Elisabeth Enke war ebenfalls Facharztin fur Neurologie und Psychiatrie Das Paar bekam drei Sohne den spateren Psychotherapeuten und Hochschullehrer Helmut 1927 2011 sowie Reinhold 1935 und zuletzt Harald 4 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenNach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten trat er zum 1 Mai 1933 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 2 828 291 5 Im November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitaten und Hochschulen zu Adolf Hitler obwohl er noch nicht zum Professor berufen worden war Enke wurde Mitglied im NS Lehrerbund NSLB dem Nationalsozialistischen Deutschen Arztebund NSDAB und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt NSV Des Weiteren wurde er Forderndes Mitglied der SS und trat dem Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps NSKK bei zuvor Motor SA wo er als Sturmarzt tatig wurde 6 Weitere Mitgliedschaften bestanden beim NSFK dem NSDDB dem Volksbund fur das Deutschtum im Ausland sowie dem Reichskolonialbund 1 Neben Tatigkeiten als Gauschulungsleiter und Richter am Erbgesundheitsgericht in Marburg arbeitete er auch ab 1934 beim Rassenpolitischen Amt in Kurhessen mit 6 Die auf biologischer Grundlage beruhende Rassen und Erbpflege beginnt folgerichtig mit der Ausmerzung artfremder und erbkranker Anlagen Willi Enke 1934 in der Zeitschrift Medizinische Klinik 7 Enke erhielt schliesslich 1935 eine ausserordentliche Professur an der Universitat Marburg 6 Durch Hans Fliege seit 1934 Professor fur Zahnheilkunde an der Universitat Marburg und dortiger Vertrauensdozent der NSDAP wurde Enkes Professur aufgrund seiner nationalsozialistischen Einstellung befordert Enkes Vorgesetzter Ernst Kretschmer sowie sein Kollege Friedrich Mauz wurden durch Fliege als liberalistisch eingestellt denunziert 8 Ab 1937 war er laut Nagel zudem auch nebenamtlicher ausserordentlicher Professor an der Universitat Greifswald 3 Im Juni 1937 wurde er auch Mitarbeiter im Amt fur Volksgesundheit der NSDAP 1 Im Januar 1938 ubernahm Enke als Direktor die Leitung der Landesheil und Pflegeanstalt Bernburg und bekleidete diese Funktion bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Zugleich wurde er als ausserplanmassiger Professor an die Universitat Halle umhabilitiert und zudem auch Richter am Erbgesundheitsgericht Dessau 6 Unter Enke wurde die Landesheil und Pflegeanstalt Bernburg nach dem ihm bekannten Konzept der Universitatsnervenklinik Marburg trotz geringem finanziellen Budget nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen umstrukturiert und modernisiert Bedeutendste Neuerung war die im Februar 1938 begrundete Anhaltische Nervenklinik Des Weiteren wurden u a auch Beschaftigungsmassnahmen fur Patienten intensiviert und Massnahmen ergriffen um die Verweildauer der Patienten in der Einrichtung zu reduzieren Enkes Ehefrau wurde als Nervenarztin wahrend des Zweiten Weltkrieges zur Arbeit in der Landesheil und Pflegeanstalt Bernburg kriegsverpflichtet 9 Im September 1940 informierte der Oberdienstleiter der Kanzlei des Fuhrers Viktor Brack Anstaltsdirektor Enke und den Vorsitzenden des Landesfuhrsorgeamtes Dessau Carl Ernst Bierwirth dass die von Enke gefuhrte Einrichtung fur Reichszwecke vorgesehen sei Enke selbst wurde aufgefordert diesem Ansinnen Folge zu leisten 10 Schliesslich wurde in einem abgetrennten Teil der Landesheilanstalt die NS Totungsanstalt Bernburg untergebracht die von Irmfried Eberl geleitet wurde 11 Prof Enke ist ebenfalls uber unsere Aktion in vollem Umfange unterrichtet Er steht unserer Aktion an sich positiv gegenuber hat jedoch eine Reihe von Bedenken Insbesondere ist er der Uberzeugung dass sehr viele Kranke unserer Aktion anheim fallen ohne dass vorher ein entsprechender Therapieversuch gemacht worden ist Dadurch kommt er zu der Auffassung dass bevor ein Kranker unserer Aktion anheim fallt der betreffenden Anstalt in der sich der Kranke befindet die Auflage gemacht werden musste in den Fallen in denen ein Therapieversuch auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg bietet einen solchen Therapieversuch zu machen Diese Auffassung ist zwar arztlich zu verstehen lasst sich jedoch im Rahmen unserer Aktion keineswegs durchfuhren weshalb Prof Enke unsere Aktion auch mit einer gewissen Vorsicht ansieht Der Leiter der NS Totungsanstalt Bernburg Irmfried Eberl in seinen Unterlagen ca Dezember 1941 12 Nachkriegszeit BearbeitenGegen Kriegsende wurde Enke am 16 April 1945 durch Angehorige der US Armee festgenommen und im Juli 1945 durch die amerikanische Militaradministration in die Amerikanische Besatzungszone uberfuhrt 13 In Darmstadt wurde er 1948 entnazifiziert 1 Aus der amerikanischen Internierung wurde er im Fruhjahr 1948 nach Marburg zu seiner Familie entlassen 14 Enke trat umgehend in die Arztpraxis seiner Frau ein die sich als Psychiaterin und Neurologin in Marburg niedergelassen hatte 15 Er wurde 1948 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundes hirnverletzter Kriegsopfer 6 Gegen Enke wurde wegen des Tatverdachts der Beteiligung an Euthanasieverbrechen durch die amerikanische Militaradministration und die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelt die Ermittlungsverfahren wurden jedoch bis Marz 1950 eingestellt 16 Anfang der 1960er Jahre wurde Enke zu den Vorgangen der im Herbst 1940 in einem abgetrennten Teil der Landesheilanstalt Bernburg eingerichteten NS Totungsanstalt in der tausende Psychiatriepatienten und KZ Haftlinge vergast wurden vernommen Enke bestritt von den Einlieferungen der Opfer in der NS Totungsanstalt etwas gewusst zu haben Dass dies geschehen sein soll hore ich heute zum 1 Mal 17 Nach Fursprache von Werner Villinger wurde Enke 1950 leitender Arzt bei den Diakonischen Anstalten Hepatha in Treysa und bekleidete diese Funktion bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1963 6 Anschliessend half er beim Aufbau der Jugendpsychiatrie in Delmenhorst mit Nach kurzer schwerer Erkrankung starb Enke 1974 in Marburg 18 Gegen Enke wurden im Februar 2018 unter anderem in der Frankfurter Rundschau Vorwurfe laut dass er in Hephata an schwer erziehbaren Kindern Pneumoenzephalografien vorgenommen haben soll um Verhaltensauffalligkeiten hochst umstritten nachzuweisen 19 Die erhobenen Vorwurfe wurden durch eine Untersuchung des Giessener Medizinhistorikers Volker Roelcke Anfang 2019 bestatigt 20 Enke selbst habe in einem Beitrag fur eine medizinische Fachzeitschrift von rund 800 Fallen geschrieben 21 Er habe in vielen Fallen die PEG vorgenommen ohne dass es dafur eine medizinische Indikation gegeben habe 22 Schriften BearbeitenFruhkontrakturen bei Dystrophia musculorum progressiva Greifswald Medizinische Dissertation 1923 Die Psychomotorik der Konstitutionstypen Experimentelle Studien uber Handschrift Zweck u Ausdrucksbewegungen Leipzig 1930 Aus Zeitschrift fur angewandte Psychologie Bd 96 1930 H 3 u 4 Die Personlichkeit der Athletiker Leipzig 1936 zusammen mit Ernst Kretschmer Unter dem Titel La personalidad de los atleticos 1942 in Spanien erschienen Ursprung und Wesen der Krankheit Leipzig 1938 zusammen mit Elisabeth Enke Aus Volksverband der Bucherfreunde Wissenschaftliche Jahresreihe Reihe 20 Bd 2 Literatur BearbeitenUte Hoffmann Dietmar Schulze wird heute in eine andere Anstalt verlegt nationalsozialistische Zwangssterilisation und Euthanasie in der Landes Heil und Pflegeanstalt Bernburg eine Dokumentation Regierungsprasidium Dessau Dessau 1997 Online PDF 1 1 MB Klara Caterina Kelling Die erste Generation niedergelassener Arztinnen in Marburg Ihr Leben und ihre Arbeit Dissertation an der Medizinischen Fakultat der Universitat Marburg 2010 online PDF 2 6 MB Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord 12 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24364 5 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Willi Enke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Willi Enke im Catalogus Professorum Halensis Bild von Willi EnkeEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Willi Enke im Catalogus Professorum Halensis Medizinhistorisches Journal Bande 32 34 G Olms 1997 S 172 a b Anne Christine Nagel Die Philipps Universitat Marburg im Nationalsozialismus Dokumente zu ihrer Geschichte Stuttgart 2000 S 523 Klara Caterina Kelling Die erste Generation niedergelassener Arztinnen in Marburg Ihr Leben und ihre Arbeit Marburg 2010 S 79ff Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 7930188 a b c d e f Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 137 Zitiert bei Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 137 Anne Christine Nagel Die Philipps Universitat Marburg im Nationalsozialismus Dokumente zu ihrer Geschichte Stuttgart 2000 S 240 Ute Hoffmann Dietmar Schulze wird heute in eine andere Anstalt verlegt nationalsozialistische Zwangssterilisation und Euthanasie in der Landes Heil und Pflegeanstalt Bernburg eine Dokumentation Dessau 1997 S 16f Ute Hoffmann Dietmar Schulze wird heute in eine andere Anstalt verlegt nationalsozialistische Zwangssterilisation und Euthanasie in der Landes Heil und Pflegeanstalt Bernburg eine Dokumentation Dessau 1997 S 16 Ute Hoffmann Dietmar Schulze wird heute in eine andere Anstalt verlegt nationalsozialistische Zwangssterilisation und Euthanasie in der Landes Heil und Pflegeanstalt Bernburg eine Dokumentation Dessau 1997 S 18 Zitiert bei Ute Hoffmann Dietmar Schulze wird heute in eine andere Anstalt verlegt nationalsozialistische Zwangssterilisation und Euthanasie in der Landes Heil und Pflegeanstalt Bernburg eine Dokumentation Regierungsprasidium Dessau Dessau 1997 S 20f Ute Hoffmann Dietmar Schulze wird heute in eine andere Anstalt verlegt nationalsozialistische Zwangssterilisation und Euthanasie in der Landes Heil und Pflegeanstalt Bernburg eine Dokumentation Dessau 1997 S 86 Klara Caterina Kelling Die erste Generation niedergelassener Arztinnen in Marburg Ihr Leben und ihre Arbeit Marburg 2010 S 84 86 Klara Caterina Kelling Die erste Generation niedergelassener Arztinnen in Marburg Ihr Leben und ihre Arbeit Marburg 2010 S 89 Klara Caterina Kelling Die erste Generation niedergelassener Arztinnen in Marburg Ihr Leben und ihre Arbeit Marburg 2010 S 87 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 172 Klara Caterina Kelling Die erste Generation niedergelassener Arztinnen in Marburg Ihr Leben und ihre Arbeit Marburg 2010 S 91 Pitt von Bebenburg Als Jurgens Kopf erforscht wurde In Frankfurter Rundschau vom 13 Februar 2018 Volker Roelcke Pneumencephalographien in Hephata Hessenschau Hephata entschuldigt sich fur medizinischen Missbrauch von Heimkindern vom 28 Februar 19 Hephata Hirnuntersuchungen an ehemaligen HeimkindernNormdaten Person GND 1065842473 lobid OGND AKS LCCN no2006016750 VIAF 76701215 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Enke WilliALTERNATIVNAMEN Enke Willi Werner vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Psychiater Neurologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 6 Marz 1895GEBURTSORT St GallenSTERBEDATUM 24 Dezember 1974STERBEORT Marburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willi Enke amp oldid 231742654