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Wilhelm Ulenoge Anfang 16 Jahrhundert in Westfalen 28 Marz 1572 in Gustrow war ein deutscher Notar und Urkundenfalscher im Auftrag mecklenburgischer Adelsfamilien Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Flucht 3 Gefangenschaft und Tod 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenWilhelm Ulenoge wurde in Westfalen geboren zog Mitte des 16 Jahrhunderts nach Rostock und bezog zusammen mit seiner Frau ein Wohngebaude in der Hartestrasse Er arbeitete als Notar und reiste durch Mecklenburg und Pommern Dank dieser Praxis hatte er detaillierte Kenntnisse uber die Rechts und Finanzverhaltnisse vieler Familien des mecklenburgischen Adels Aus Geldnot fertigte er ab Mitte der 1560er Jahre Urkundenfalschungen zugunsten seiner adligen Kundschaft an Dabei unterhielt er Schreiber und Siegelstecher 1 Er verursachte die grosste Urkundenfalschung der mecklenburgischen Geschichte 2 Die Falschungen betrafen hauptsachlich Elisabeth von Halberstadt die Witwe des Carin Moltke auf Teutenwinkel heute Toitenwinkel Stadtteil Rostocks Nach seinem gewaltsamen Tod stand sie vor familiaren und wirtschaftlichen Problemen Sie gilt als Anstifterin fur die Falschungen und ist Mitschuldige da sie Ulenoges Fluchtversuch unterstutzte nachdem sein Betrug aufflog Nach deren Erfassung wurden beide angeklagt und erhielten unterschiedliche Strafen Elisabeth von Halberstadts Guter wurden konfisziert und sie des Landes verwiesen Ulenoge hingegen wurde am 28 Marz 1572 auf dem Marktplatz in Gustrow offentlich hingerichtet Bis heute konnten 108 von Ulenoge angefertigte Urkundenfalschungen nachgewiesen werden die den Zeitraum 1348 bis 1569 betreffen Davon sind allein 47 Urkunden zugunsten der Teutenwinkler Moltkes gefalscht worden Im Bestand des Landeshauptarchivs Schwerin befinden sich 78 Exemplare der Falschungen 3 Flucht Bearbeiten nbsp Fluchtverlauf Wilhelm Ulenoge Mecklenburg 1569Mitte November 1569 wurde der Rostocker Graveur Lambrecht Albrechts wegen Wahrsagerei und Zauberei festgenommen Bei der Hausdurchsuchung fanden die Behorden Abdrucke von mehreren alten herzoglich mecklenburgischen Siegeln Lambrecht Albrechts gestand in seinen Verhoren dass diese Siegel von Wilhelm Ulenoge in Auftrag gegeben worden sind Sie sollten nach Aussage von Ulenoge fur die Herzoge sein Da Ulenoge nun unter Verdacht der Falschung stand sah er sich gezwungen von Rostock fernzubleiben Zunachst fluchtete Ulenoge nach Ribnitz vgl Fluchtverlauf Station 1 Am Freitag den 18 November 1569 fuhr er nach Teutenwinkel zu der Witwe Carin Moltkes Elisabeth von Halberstadt 2 Sie war eine Auftraggeberin von Ulenoge die von den Falschungen profitierte Einen Tag spater fuhr er wieder nach Ribnitz zu Gottschalk Preen in dessen Haus er Gast war 3 Mit ihm zusammen fuhr er am Montag den 21 November nach Wehnendorf zu Heinrich Preen 4 Dort sollte Ulenoge einen Vertrag vermitteln Am 23 November reiste er wieder nach Teutenwinkel 5 Zwei Tage spater kehrte er zu Gottschalk Preen nach Ribnitz zuruck 6 wo ihn sein Bruder aus Stralsund am 1 Dezember besuchte Zusammen mit seinem Bruder fuhr Ulenoge nach Stralsund 7 Vier Tage spater ging er nach Ribnitz zuruck und blieb zwei Tage 8 Am 7 Dezember wurde die Suche nach Ulenoge auf das gesamte Land ausgebreitet da die Herzoge dem Burgermeister und dem Rat der Stadt Rostock bestatigten dass sie Ulenoge keine Auftrage zur Siegelbestellung gaben Am selbigen Tag fuhr er nach Teutenwinkel 9 Dort erwartete ihn Elisabeth von Halberstadt Da sie ihn nicht mehr beherbergen wollte aus Angst vor Bestrafung sollte ihre Tochter Ilse Moltkes ihn mit ihrem Wagen am nachsten Tag nach Neukirchen Ortsteil Klein Belitz bringen 10 Dort angekommen verbrachte er funf Tage vor Ort In der Nacht vom 12 zum 13 Dezember fluchtete er mit Ilse Moltkes weiter nach Tuzen 11 Ilse reiste noch am selben Tag ab und kam am 17 Dezember mit neuen Nachrichten zuruck der Schreiber der Moltkes Nicolaus von Stade und die Ehefrau Ulenoges wurden verhaftet Die Angst von Elisabeth von Halberstadt und ihrer Tochter stieg Sie mussten Ulenoge loswerden und rieten ihm sich das Leben zu nehmen Er weigerte sich Allerdings musste Ulenoge eine schriftliche Erklarung abgeben welche Elisabeth von Halberstadt von der Mittaterschaft an den Falschungen freisprach Am Nachmittag desselben Tages wurde Ulenoge durch einen Wagentreiber der Moltkes in einem kleinen Boot uber den Tuzener See gerudert Bis zum Anbruch der Nacht versteckte er sich in einem angrenzenden Wald Von dort wurde er von dem Tuzer Vogt Hans Arendes mit einem Wagen abgeholt Vorne im Wagen sassen Ilse Moltkes und eine Nonne Wilhelm Ulenoge musste sich unter dem Wagentuch im hinteren Teil verbergen Am Morgen des 18 Dezembers 1569 kamen sie in Gross Trebbow Ortsteil Klein Trebbow an wo er sich bis zur Weiterfahrt in einer Scheune verstecken sollte Unter denselben Bedingungen wie in der vorherigen Nacht wurde Ulenoge nach Klein Trebbow gefahren 12 Dort kam er bei den Eheleuten Raben unter Nach einem Tag bat er sie ihn nach Ratzeburg zu fahren da er davon ausging dort sicher zu sein Wegen Unpasslichkeit der Pferde verwehrten ihm die Eheleute die Fahrt Trotz dessen willigten sie einer Fahrt nach Camin bei Wittenburg zu Am 20 Dezember kam er in Camin bei dem dortigen Pfarrer unter 13 An den nachfolgenden Tagen verlor er immer mehr die Kraft und den Mut die Flucht fortzusetzen Am Montag den 26 Dezember 1569 wurde er durch einen Knecht Halberstadts aufgegriffen und auf dessen Hof in Camin gebracht Von dort wurde Wilhelm Ulenoge am folgenden Tag abgeholt nach Schwerin befordert und in Gefangenschaft genommen Gefangenschaft und Tod BearbeitenBereits am 29 Dezember 1569 stand Ulenoge vor dem Gericht des Herzogs Johann Albrecht in der Hofstube zu Schwerin Beim ersten Verhor versuchte Ulenoge sein Tun durch erdichtete Beweggrunde noch zu beschonigen Die Nachstechung von Siegeln der drei Herzoge Albrecht III Heinrich IV und Magnus II leugnete er dabei nicht Jedoch behauptete er von dem Rostocker Graveur Lambrecht Albrechts verfuhrt worden zu sein Voreilig sagte er aus die gefalschten herzoglichen Petschafte auf seiner Flucht in die Recknitz geworfen zu haben Die Willenskraft verliess Ulenoge und er sah ein dass seine Strafe unabwendbar wird und legte in weiteren Verhoren ein umfassendes Gestandnis ab Wie zunachst behauptet habe er die gestochenen Petschaften nicht in die Recknitz geworfen Er selbst habe die Nachstechung beim Graveur in Auftrag gegeben Weiterhin gestand er auch gefalschte Urkunden an Angehorige der Familien Vieregge Schmeker Behr auf Nustrow Preen Kardorff Zepelin sowie an die Stadt Sulze geliefert zu haben Ulenoge beharrte aber darauf dass Elisabeth von Halberstadt bei seinen Machenschaften nicht nur Komplizin sondern auch Anstifterin gewesen sei In der Zwischenzeit wurden Ulenoges Ehefrau und der Schreiber der Moltkes aus der Haft in Rostock angesichts mangelnder Beweise fur ihre Mitschuld wieder freigelassen 4 Der Herzog konnte nicht umhin aufgrund dieser schweren Vorwurfe der Mitwisserschaft gegen Elisabeth von Halberstadt vorzugehen Am 6 Marz 1570 wurde sie gefangen genommen das erste Verhor folgte am 20 Marz In dieser ersten Verhandlung leugnete sie alle Vorwurfe durch Ulenoge Auch die Konfrontation mit ihm brachte kein Gestandnis Daraufhin wurde Ulenoge einer mehrstundigen Folter unterworfen Trotzdem blieb er dabei dass Elisabeth von Halberstadt ihn angestiftet und von jeder einzelnen Falschung gewusst hat Auch seine Konzepte wurden von ihr korrigiert Elisabeth von Halberstadt habe beim Anhangen alter echter Siegel an die gefalschten Urkunden durch Anschmelzen mit einem gluhenden Eisen sowie beim Besiegeln mit den nachgestochenen Petschaften mitgeholfen Es folgten weitere Verhore der Beschuldigten und sie raumte ihre Mitschuld ein Nachdem ihr der Scharfrichter vorgestellt und kurze Zeit eine Schraube auf ein Bein gesetzt wurde gestand sie alle Vorwurfe Darauf widerrief sie bald ihre Aussagen und klagte das Gericht wegen unehrenhafter Inhaftierung an So zog sich der Prozess uber zwei Jahre hin Wahrend der gesamten Zeit des Verfahrens bis zu seinem Tode sorgte sich niemand um Ulenoge Fur Elisabeth von Halberstadt aber engagierte sich bereits einen Tag nach der Verhaftung ihre einflussreiche adlige Verwandtschaft fur sie sodass ihre Haft relativ glimpflich verlief Ulenoge hingegen musste Verachtung und Drangsalierung durch die Wachter hinnehmen bis er sich schliesslich selbst den Tod wunschte Es wird von einem inquisitionsartigen Verfahren berichtet welches sein korperliches Befinden vollkommen untergraben hat 5 Im Urteilsspruch hiess es dass er mit dem Schwert vom Leben zum Tode gerichtet danach in vier Teile zerschnitten und dieselben auf die vier Wegscheiden vor der Stadt aufgehenkt werden sollen Gemass herzoglicher Verfugung wurde dieses Urteil am Freitag dem 28 Marz 1572 zwischen 9 und 10 Uhr nochmals verlesen und offentlich auf dem Markt in Gustrow vollstreckt 6 Erst Monate spater am 19 November 1572 erfolgte auf der Reitbahn vor der Schlossbrucke zu Schwerin die Verkundung und Vollstreckung des Urteils gegen Elisabeth von Halberstadt Konfiskation ihrer Guter und ewige Landesverweisung die wie sich spater herausstellt nur vorubergehend andauerte Die Untersuchungen gegen weitere adlige Mitwissende und Auftraggeber fanden ein schnelles Ende Literatur BearbeitenWitte Hans Wilhelm Ulenoge und seine Falschungen In Lisch Georg Christian Friedrich Hrsg Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 1901 S 7 64 Band 66 Digitalisat Funk Udo Hochkonjunktur in der Falscherwerkstatt Urkundenfalschungen in Mittelalter und fruher Neuzeit In Mecklenburg Magazin Nr 7 1997 S 8 Einzelnachweise Bearbeiten Munch Ernst Wilhelm Ulenoge In Sabine Pettke Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Rostock 2004 S 298 299 Band 4 Munch Ernst Adlige Witwen im Besitz des Toitenwinkels bei Rostock 16 bis 18 Jahrhundert Seite 362 in Martina Schattkowsky Hrsg Witwenschaft in der Fruhen Neuzeit Leipziger Universitatsverlag 2003 ISBN 3936522790 Google Books Bestandeubersicht 1 9 1 Memento des Originals vom 14 Marz 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot 193 175 55 226 Landeshauptarchiv Schwerin Abgerufen am 17 Marz 2011 Munch Ernst Wilhelm Ulenoge In Sabine Pettke Hrsg Biographisches Lexikon fur Mecklenburg Rostock 2004 S 299 Band 4 Gloeckler Albrecht F W Das Kompositionensystem und das Strafrechtsverfahren in Mecklenburg im 16 und im Anfang des 17 Jahrhunderts In Lisch Georg Christian Friedrich Hrsg Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 1850 S 146 Band 15 Witte Hans Wilhelm Ulenoge und seine Falschungen In Lisch Georg Christian Friedrich Hrsg Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 1901 S 24 Band 66 PersonendatenNAME Ulenoge WilhelmALTERNATIVNAMEN EulenaugeKURZBESCHREIBUNG deutscher NotarGEBURTSDATUM um 1545GEBURTSORT WestfalenSTERBEDATUM 28 Marz 1572STERBEORT Gustrow Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Ulenoge amp oldid 218389666