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Wilhelm Tell ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahre 1934 von Heinz Paul mit Hans Marr als Tell und Conrad Veidt als sein Gegenspieler Gessler in den Hauptrollen FilmTitel Wilhelm TellProduktionsland DeutschlandOriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1934Lange 99 MinutenStabRegie Heinz PaulDrehbuch Hanns JohstHeinz PaulHans CurjelWilhelm Stopplerfrei nach der Chronik von Aegidius Tschudi dem gleichnamigen Drama 1804 von Friedrich Schiller und der Erzahlung Der Knabe des Tell 1846 von Jeremias GotthelfProduktion Ralph Scotoni fur Terra FilmMusik Herbert WindtMarceau van HoorebekeKamera Sepp AllgeierSchnitt Paul OstermayrLena NeumannBesetzungHans Marr Wilhelm Tell Conrad Veidt Reichsvogt Gessler Emmy Sonnemann Hedwig Tell Eugen Klopfer Heinrich von Melchthal Olaf Bach Arnold von Melchthal Maly Delschaft Barbara von Melchthal Theodor Loos Werner Stauffacher Franziska Kinz Gertrud Stauffacher Carl de Vogt Konrad Baumgarten Kathe Haack die Baumgartnerin seine Frau Fritz Hofbauer Walter Furst Detlef Willecke Walter Tells Sohn Wolfdieter Hollender Klein Wilhelm Tells jungster Sohn Werner Schott Vogt Landenberg Friedrich Ettel Vogt Wolfenschiess Josef Peterhans Pfarrer Rosselmann Herma Clement Armgard Paul Bildt Schultheiss von Luzern Max Hochstetter Kaiserlicher Hauptmann Willem Haardt Kaiserlicher Hauptmann Heinrich Schroth Kaiserlicher Kanzler Georg H Schnell Kaiserlicher Statthalter Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktionsnotizen 3 Politische Hintergrunde und Verwicklungen 4 Rezeption 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenIm Westalpengebiet zur Zeit des ausgehenden 12 Jahrhunderts In den Waldstatten Uri Schwyz und Unterwalden den spateren Urkantonen der Schweiz rumort es Die Bewohner hatten von dem verstorbenen Kaiser Friedrich II bestimmte Freiheitsrechte verbrieft bekommen Da nunmehr das Haus Habsburg wieder die Macht ubernommen hat herrschen andere Tone Uri und Schwyz entsenden ihre Unterhandler an den Hof des neuen Kaisers Rudolf I um ihre Rechte bestatigt zu bekommen Der aber erklart das Dokument fur ungultig und entsendet den hart und brutal auftretenden Reichsvogt Gessler der die Eidgenossen rasch gegen sich aufbringt Den Urkantonen werden fortan strenge Ge und Verbote auferlegt Auch der Armbrustschutze Wilhelm Tell spurt die Folgen der neuen Staatsmacht als er jagen geht obwohl dies seit Neuem nunmehr verboten ist und lediglich Gessler und seinen Getreuen zusteht Tell ein von archaischem Gerechtigkeitssinn gepragter Sturkopf will sich diesem Edikt nicht ohne Weiteres beugen zumal Gessler ihm gegenuber auf eine herrische Art auftritt die zugleich grosse Unsicherheit signalisiert Gesslers nachster Untergebener Landvogt Wolfenschiess tut das Seine um in dieser angespannten Situation weiteres Ol ins Feuer zu giessen Als eines Tages ein schweres Unwetter uber die Gegend zieht sucht Wolfenschiess mit seinem Reitertrupp Unterschlupf im Haus des aufrechten Eidgenossen Konrad Baumgarten Da jedoch nur dessen Gattin anwesend ist nimmt sich Wolfenschiess einiges heraus und bedrangt die Frau Als Baumgarten heimkehrt hort er sein Weib schreien und erschlagt den unverschamten Eindringling Es ist Wilhelm Tell der dem Ehepaar daraufhin die Flucht uber den See ermoglicht Bald lasst Gessler alle Hemmungen fallen die Waldstatter Manner werden zur Fronarbeit gezwungen die Bevolkerung mehr und mehr drangsaliert Tell zunachst dem Aufruhr eher abhold andert angesichts der allgemeinen Not seine Ansicht Die wichtigsten Vertreter der Region kommen am Rutli zusammen und leisten den Schwur gegen das usurpatorische Gessler Regiment aufzubegehren Nach der heiligen Messe am Martinstag prasentiert Gessler eine neue Schikane Er hat auf einer Stange einen Eisenhut aufhangen lassen den ab sofort jeder Burger so zu grussen habe als sei Gessler personlich anwesend Als Tell in Gedanken versunken die Stelle passiert und nicht grusst wird er augenblicklich von Gesslers Schergen verhaftet In einer Machtdemonstration verlangt der Reichsvogt vom Armbrustschutzen dass dieser einen Apfel vom Kopf des Sohnes Walter schiesse Tell zielt druckt ab und trifft den Apfel Gessler aber macht er klar dass er den Tyrannen mit einem zweiten Pfeil getotet hatte wenn er Walters Apfel verfehlt und stattdessen seinen Jungen getroffen hatte Gessler lasst Tell von seinen Landsknechten verschleppen doch dem gelingt beim Ubersetzen uber den See die Flucht Als sich der Reichsvogt auf dem Weg nach Kussnacht befindet lauert Tell ihm in der hohlen Gasse auf und erschiesst ihn mit seiner Armbrust Dies ist der Startschuss zur Rebellion der Waldstatter Produktionsnotizen BearbeitenDie Dreharbeiten zu Wilhelm Tell gelegentlich auch mit dem Untertitel Das Freiheitsdrama eines Volkes gefuhrt begannen am 23 September 1933 mit den Aussenaufnahmen die in der Schweiz entstanden Gedreht wurde am Vierwaldstattersee in Fluelen am Rutli in Seedorf Sargans Wartau im Schachental sowie in Ernen und Fiesch Im darauffolgenden Monat waren die Aussenaufnahmen abgeschlossen Von Anfang bis Mitte November 1933 fanden die Atelieraufnahmen im Terra Glashaus in Berlin Marienfelde statt Nahezu zeitgleich wurden auch eine englisch eine franzosisch und eine spanischsprachige Fassung hergestellt Die Dreharbeiten bei der britischen Version The Legend of William Tell zogen sich bis in die ersten Januartage des Jahres 1934 hin Regisseur Paul wurde ein britischer Dialogregisseur namens H Henning Hayes zur Seite gestellt Die Welturauffuhrung des Streifens fand am 12 Januar 1934 in Berlins UFA Palast am Zoo statt in der Schweiz lief Wilhelm Tell am 17 Januar 1934 in Zurich an Die Wiener Premiere an der auch der Schweizer Gesandte Maximilian Jager teilnahm fiel auf den 12 Juni 1934 Die Filmbauten schuf Robert A Dietrich ausgefuhrt wurden sie von Bruno Lutz Conrad Arthur Schlaepfer und Max Huske dienten Produzent Scotoni als Produktionsleiter Co Autor Hanns Johst hatte auch die kunstlerische Leitung des Films Franz R Friedl hatte die musikalische Leitung Die Kameraleute Franz Weihmayr Hans Karl Gottschalk und Josef Dahinden arbeiteten Chefkameramann Sepp Allgeier zu Als historische Berater wurden Linus Birchler Robert Durrer Eduard Achilles Gessler Paul Lang und Eduard Probst verpflichtet Um die Kostume und Requisiten kummerte sich Alfred Bader Fur den Ton sorgten Emil Specht und Fritz Seeger Die Aufnahmeleitung hatte Conny Carstennsen Kameraassistent war Sepp Ketterer Fur Marr als Tell und Veidt als Gessler war dieser Kinostoff ein Deja vu Beide hatten bereits exakt zehn Jahre zuvor 1923 ihre jeweiligen Rollen in dem gleichnamigen Stummfilm von Rudolf Walther Fein und Rudolf Dworsky verkorpert Conrad Veidt spielte in dem Remake das letzte Mal in einem deutschen Film mit Der Film war ein kommerzieller Misserfolg 1 Politische Hintergrunde und Verwicklungen BearbeitenDer Film wurde von dem Schweizer Geschaftsmann und Eigentumer der deutschen Terra Film Ralph Scotoni einem Anhanger des deutschen Nationalsozialismus hergestellt Trotz seiner Parteimitgliedschaft seit 1933 musste Scotoni seine Firmenanteile auf deutschen Druck hin 1935 verkaufen Mit Regisseur Heinz Paul Drehbuchautor Hanns Johst dem spateren Prasidenten der Reichsschrifttumskammer und Titelheld Hans Marr wurden uberdies Kunstler verpflichtet die seit 1933 als sehr regimenah galten Emmy Sonnemann die die Tell Gattin Hedwig verkorperte wurde 1935 Ehefrau des preussischen Ministerprasidenten und spateren Reichsmarschalls Hermann Goring Fur den aus England extra fur dieses Remake heimgeholten Gessler Darsteller Conrad Veidt der mit seiner judischen Ehefrau 1932 zwecks Erfullung eines Filmvertrags nach London gegangen war sollte sich diese Heimkehr in das mittlerweile nationalsozialistisch gewordene Deutschland als hohes personliches Risiko herausstellen zumal er unmittelbar vor Beginn der Dreharbeiten zu Wilhelm Tell in England die Titelrolle in dem philosemitischen Film Ahasver der ewige Jude verkorpert hatte Offensichtlich war man in Berlin dieser Tatsache zu dieser Zeit noch nicht gewahr geworden Bei Ende der Dreharbeiten zu Wilhelm Tell versuchte man von deutscher Seite mit allerlei Tricks Veidt nicht mehr ziehen zu lassen und in Deutschland zuruckzuhalten Zu diesem Komplex heisst es in Kay Wenigers Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben Ende 1933 kehrte er ein letztes Mal nach Berlin zuruck um nach zehn Jahren erneut den Gessler in einer Wilhelm Tell Neuverfilmung zu spielen Propagandaminister Joseph Goebbels versuchte den popularen Star nach Ende der Dreharbeiten mit allen Mitteln in Deutschland zuruckzuhalten Veidts vermeintlich schlechter Gesundheitszustand der eine Abreise angeblich unmoglich mache musste fur diese Aktion als Grund herhalten Erst ein von Veidts britischer Vertragsfirma entsandter Arzt konnte den mit einer Judin verheirateten Schauspieler untersuchen seine Reisefahigkeit bestatigen und somit Veidts Ruckkehr nach London ermoglichen Zit nach Kay Weniger 2011 2 Rezeption Bearbeiten Ob Sage oder Wahrheit ist hier nicht die Frage Die Perle jeder Fabel ist der Sinn Diese Formel aus den Tellschussen ist dem Film Losung und zugleich Losung der Frage nach dem Grundriss der Handlung Die geistigen Wegbereiter haben bestarkt durch die in alten Quellen und Berichten niedergelegten Zeugnisse an der volkstumlichen Vorstellung festgehalten Trotzdem ist der Stoff von der theatralischen Illusion befreit Die Gestalt des schweizerischen Freiheitshelden ist aktiviert aus dem Werkzeug ist der Fuhrer geworden Der Heroismus fand im Mythos das schopferische Element Wilhelm Tell ist ein Heros der Natur er erhebt in der grandiosen Landschaft der Innerschweiz deren Herz der Vierwaldstattersee bildet die Freiheit auf den Thron Der Dichter Hanns Johst hat die kunstlerische Richtung gesinnungsmassig bestimmt Bei Schiller von dem sich der Film nicht nur in der Sprache sondern auch im Ablauf und Zusammenhang der Vorgange entfernt ist Tell ein stiller Mann und seine Tat die Rache des Vaters Der Film macht ihn zum Unterhandler in Luzern er erschiesst den Landvogt in der gerechten Notwehr eines Volkes Der Tellstoff bot der Kamera die Chance all das in optischen und akustischen Eindrucken zu zeigen was beim Theater hinter der Szene spielt Schliesslich soll und will das Publikum das ja nun gerade mit dem kunstlerischen Ausdrucksmittel einer hoheren an Raum und Zeit weniger gefesselten Technik erleben Es gibt also im Film vieles was die Buhne vorenthielt Die Filmwelt 3 Wiens Neue Freie Presse berichtete drei Tage nach der Wiener Premiere in ihrer Ausgabe vom 15 Juni 1934 In dem Drehbuch von Hans Johst und Heinz Paul nahert sich Tell wieder der Schillerschen bereits traditionell gewordenen Gestalt Der Tell Schuss die Hutszene der politische Mord in der Hohlen Gasse die Fronfeste das Schillerische Vorbild wird uberall sichtbar An eigener Erfindung ist wenig hinzugekommen Vor allem ist aber dem Film der bedeutendste Mithelfer gewonnen die Natur selbst Unter Heinz Pauls Regie nimmt die Darstellung wie das im Dialog durftige Buch die Richtung zum Heroischen Scharfe schnittige Gesichter auf Trotz Hass und Sieg gestellt unter denen eines besonders in Gute hervorleuchtet Hans Marr als Tell Er verbindet dieser warmherzige Menschenbildner hier das scheinbar Heterogenste mannliche Tatkraft mit kindlicher Gute Conrad Veidt ist sein Gegenspieler in jedem Sinn nicht der behagliche Tyrann wie ihn Schiller einmal nennt sondern der finstere in dessen wie durch ein Visier von der Welt abgeschlossenen Gemut ein ganzes Schlangennest von Begierden zu bruten scheint 4 In der Osterreichischen Film Zeitung vom 16 Juni 1934 ist uber Wilhelm Tell auf Seite 2 zu lesen In einer Fulle von schonen Bildern erstehen auf der Leinwand die packenden Ereignisse der Tell Sage deren Grundzuge nach Schillers Drama gestaltet wurden wobei aber den filmischen Erfordernissen in weitem Masse Rechnung getragen ist Hans Marr als Wilhelm Tell und Conrad Veidt als Gessler verkorpern mit eindringlicher Kunst die zwei uberragenden Figuren des Films Die unvergleichliche Schweizer Landschaft gibt den Hintergrund des imposanten Films ab fur den so weit als moglich die Originalstatten der Handlung herangezogen wurden Conrad Veidt gibt als Gessler eine interessante Charakterstudie 5 Auf den Tonfilm Wilhelm Tell waren Fachwelt und Publikum mehr als gespannt auf jeden Fall alle Filmfreunde die noch den alten stummen Film von Tell im Gedachtnis hatten Der Dichter Hanns Johst hat gemeinsam mit dem Regisseur Heinz Paul den alten Stoff des Schillerschen Dramas zu einem Film geformt Nicht mit Gluck Jede Szene steht vollig isoliert da wie das Kolossalgemalde in einem Panorama Ist die Szene zu Ende hort man formlich den Vorhang der Meininger Sprechbuhne rauschen Was Friedrich Schiller gewaltig fur das Theater und zur unsterblichen Volkstumlichkeit gestaltet hat ist nun einmal fur den Film schwer oder uberhaupt nicht umzuformen es hat die meisterhafte Dynamik von Schiller gefehlt die untergrundige und stets vibrierende dichterische Spannung ohne die ein Drama und erst recht ein Film niemals leben konnen Hanns Marr gibt dem Tell neue Deutung und Wirkung ohne Pathos und ohne Spiel Mehr Bauer als Jager mehr Gatte und Vater als Mensch mehr schwerblutiger Sohn seines freien Landes als geborener Revolutionar Conrad Veidt ist ein boser harter finsterer heimtuckischer und grausamer Reichsvogt ein Sadist leider dazu noch in einer Uniform die an Russland erinnert Tells Frau ist die schone Emmy Sonnemann von der immer Mutterlichkeit und verstehendes Frauentum ausstrahlen Trotz mancher Mangel es steckt viel Arbeit und Ernst in diesem Heldenlied von Heimat und Vaterland Dieses Filmepos ist schon eine kulturelle Tat Oskar Kalbus Vom Werden deutscher Filmkunst Der Tonfilm 6 Siehe auch BearbeitenListe der wahrend der NS Zeit im Deutschen Reich uraufgefuhrten deutschen SpielfilmeWeblinks BearbeitenWilhelm Tell in der Internet Movie Database englisch Wilhelm Tell bei filmportal de Wilhelm Tell Besprechung In Die FilmweltEinzelnachweise Bearbeiten Boguslaw Drewniak Der deutsche Film 1938 1945 Ein Gesamtuberblick Dusseldorf 1987 S 490 Kay Weniger Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben Lexikon der aus Deutschland und Osterreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945 Eine Gesamtubersicht ACABUS Verlag Hamburg 2011 ISBN 978 3 86282 049 8 S 652 Wilhelm Tell In Die Filmwelt Ausgabe Nr 3 vom 21 Januar 1934 Wilhelm Tell In Neue Freie Presse 15 Juni 1934 S 9 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nfp Wilhelm Tell In Osterreichische Film Zeitung 16 Juni 1934 S 2 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung fil Oskar Kalbus Vom Werden deutscher Filmkunst Der Tonfilm Berlin 1935 S 47 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Tell 1934 amp oldid 225144702