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Die Widerstandsgruppe Kirchl Trauttmansdorff war eine aus Polizeibediensteten Arbeitern Bauern und Gutsbesitzern bestehende Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus in St Polten Um Personen und Gebaudeschaden bei der Einnahme der Stadt zu vermeiden versuchte die 1945 gegrundete Gruppe das St Poltner Stadtgebiet kampflos an die anruckende Rote Armee zu ubergeben Die Gruppe wurde im April 1945 verraten 13 fuhrende Mitglieder verhaftet standrechtlich zum Tode verurteilt und am gleichen Tag erschossen Datum der Ermordung am Mahnmal im Hammerpark St Polten Inhaltsverzeichnis 1 Die Widerstandsgruppe 2 Verhaftung und Hinrichtung 3 Verfahren gegen das Standgericht 4 Ehrungen der Opfer 4 1 Strassenbenennungen 4 2 Gedenkstein und Mahnmal im Hammerpark 4 3 Ehrengrab am Hauptfriedhof 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDie Widerstandsgruppe BearbeitenDie erst im Fruhjahr 1945 entstandene Gruppe bestand aus etwa 400 Mitgliedern Die meisten davon waren Bauern und Arbeiter der Glanzstoff Fabrik auch folgten zahlreiche Beamte der Ordnungspolizei der Gruppe Im Gegensatz zu den meisten anderen Widerstandsgruppen dieser Zeit rekrutierten sich die Mitglieder aus allen politischen Lagern Hauptorganisatoren waren der Stellvertretende Stadtpolizeidirektor Otto Kirchl sowie Josef Trauttmansdorff Weinsberg Besitzer des Schlosses Pottenbrunn Die Gruppierung plante die gewaltfreie Ubergabe der Stadt an die sich der Stadt nahernde Rote Armee Dazu planten sie die Gestapo zu entwaffnen deren Mitglieder festzuhalten und den Sowjets zu ubergeben Verhaftung und Hinrichtung Bearbeiten nbsp Schloss PottenbrunnAm 7 April 1945 belauschte der Gestapospitzel Franz Brandtner Deckname Adam ein Gesprach von drei Angehorigen der Gruppe und meldete das Gehorte an den Leiter der St Poltner Gestapostelle Johann Reichel In den nachsten Tagen wurden nach weiteren Nachforschungen insgesamt 14 Personen verhaftet Viele von ihnen kamen bei einer Besprechung im Schloss Pottenbrunn in Gefangenschaft Reichel liess am 11 April das Schloss von SS Truppen umstellen und alle darin befindlichen Personen verhaften Die Verhafteten waren Otto Kirchl 1902 in Wien stellvertretender Stadtpolizeidirektor Hedwig Kirchl dessen Gattin Josef Trauttmansdorff Weinsberg 1894 auf Schloss Fridau Gutsbesitzer in Pottenbrunn Helene Ellie Trauttmansdorff Weinsberg 1908 in London Nichte von Constantin Freiherr Economo von San Serff dessen Gattin Johann Schuster Polizeioberleutnant Anton Klarl Drehergehilfe in der Glanzstoff Fabrik Marie auch Maria Klarl dessen Gattin Johann Durauer 1897 in Karlstetten Polizeimeister Josef Heidmeyer 1902 in Wien Polizeimeister Felix Faux 1912 in St Polten Polizeiassistent Johann Klapper 1903 in Brandeben Polizeiverwaltungsbeamter Josef Bohm Landwirt Konrad Gerstl Landwirt wurde als 14 erst am 13 April festgenommen und spater am selben Tag erschossen Josef Koller Landwirt er wurde als einziger freigesprochen und freigelassen nbsp Der Ort der Verhore mit Folterung die heutige BundespolizeidirektionDie Gefangenen wurden vor Ort verhort bevor sie in die Polizeizentrale nach St Polten gebracht wurden Dort wurden die brutalen Verhore weitergefuhrt die Gefangenen wurden gefoltert um weitere Verschworer auszuforschen und Gestandnisse zu erzwingen So wurden Dr Kirchl beide Arme gebrochen anderen wurden Finger gebrochen Johann Schuster konnte der Folter nicht standhalten und erhangte sich in seiner Zelle In der Fruh des 13 April fand eine standrechtliche Verhandlung vor einem funfkopfigen Standgericht statt bis auf Josef Koller wurden alle Angeklagten nach kurzer Verhandlung zum Tode verurteilt Das Massengrab im Hammerpark war zu Beginn der Verhandlung schon ausgehoben Unmittelbar nach der Verhandlung wurden die Verurteilten in Ketten gelegt und begleitet von etwa zehn Gestapoangehorigen zum heutigen Hammerpark gebracht Die dort wartenden zwolf SS Angehorigen zwangen die Polizeiangehorigen vermutlich um die Uniform nicht zu entehren ihre Oberbekleidung umzudrehen Danach wurden sie in drei Gruppen durch jeweils mehrere Genickschusse ermordet ihrer mitgefuhrten Wertsachen beraubt und im vorbereiteten Massengrab verscharrt Konrad Gerstl wurde kurz darauf festgenommen und an derselben Stelle erschossen Noch am selben Tag erreichten die ersten sowjetischen Panzer Pottenbrunn am 15 April war die Stadt von der Roten Armee eingenommen Die Leichname der Ermordeten wurden spater exhumiert und den Familien zur geregelten Bestattung ubergeben einige der Opfer wurden in einem Ehrengrab am Hauptfriedhof St Polten mit anderen Freiheitskampfern beigesetzt Verfahren gegen das Standgericht Bearbeiten1948 wurde gegen den Richter Viktor Reindl den Staatsanwalt Johann Karl Stich und den Beisitzer des Standgerichtes Franz Dobravsky Anklage erhoben Die Anklage fur Reindl und Stich erstreckte sich auf weitere standrechtliche Verurteilungen in den letzten Kriegstagen die im Zusammenhang mit den Massakern im Zuchthaus Stein standen Reindl wurde zu funf Jahren Stich zu acht Jahren und Franz Dobravsky zu zwei Jahren schwerem Kerker verurteilt allen dreien verfiel das gesamte Vermogen 1 2 3 4 Ehrungen der Opfer BearbeitenDen Opfern der Gruppe Kirchl Trauttmansdorff wird an verschiedenen Stellen in der Stadt St Polten und daruber hinaus gedacht Neben Ehrungen Einzelner Otto Kirchl wird etwa auf einer Gedenktafel in der Bundespolizeidirektion Wien mit weiteren ermordeten Polizisten aufgefuhrt 5 sind die Strassennamen und das Mahnmal im Hammerpark die offensichtlichsten Erinnerungen Strassenbenennungen Bearbeiten Im Stadtgebiet St Polten wurden sieben Strassen nach den Ermordeten benannt Nach den Strassennamen findet sich der Stadtteil und das Datum des Beschlusses der Benennung 6 Dr Kirchl Gasse St Polten Provisorischer Gemeindeausschuss Prov GA 8 April 1946 Durauergasse Spratzern Prov GA 8 April 1946 Felix Faux Strasse Stattersdorf Prov GA 8 April 1946 Gerstlgasse Stattersdorf Gemeinderat 27 Juli 1974 Heidmeyerstrasse Wagram Prov GA 8 April 1946 Johann Klapper Strasse Stattersdorf Prov GA 8 April 1946 Josef Trauttmansdorff Strasse Pottenbrunn Gemeinderat 27 Juli 1974 lt Heinz Arnberger S 396 27 Juli 1969 Sonntag 7 daher zweifelhaft Gedenkstein und Mahnmal im Hammerpark Bearbeiten Die Gedenkstatte im Hammerpark Lage 48 11 49 5 N 15 37 50 2 O 48 197075 15 630618 nahe dem Eingangsgebaude der Schiessstatte besteht aus einem 1968 errichteten Gedenkstein und dem 1988 erbauten und seit zumindest 2013 8 unter Demlalschutz stehenden Mahnmal Nahe der Gedenkstatte ist eine Infostele des Kultur Touristischen Leitsystems aufgestellt 9 Der Gedenkstein aus Granit enthalt die Inschrift AM 13 APRIL 1945 STARBEN HIER FUR OSTERREICH sowie die Namen der 13 verstorbenen Personen Kurz nach 1945 war an gleicher Stelle bereits ein einfaches Steinkreuz von der Familie Trauttmannsdorff errichtet worden Im Zuge von Umbau und Renovierung der nur etwa 20 m ostlich liegenden 1903 1906 errichteten Schiessstatte Hammerpark der Privilegierten Schutzenkompagnie 1540 wurde dieses Kreuz bis etwa Juni 1965 entfernt 10 11 Das Mahnmal wurde von Hans Kupelwieser gestaltet und besteht aus einer oben offenen begehbaren Stahlhalbkugel mit 4 m Durchmesser Uber der 50 cm schmalen Eingangsoffnung der 2 m hohen Skulptur steht auf der Aussenseite das Datum der Hinrichtung Auf der Innenseite findet sich der Schriftzug SIE STARBEN HIER FUR OSTERREICH und rundum die Namen der 13 zu Tod Gekommenen Uber jedem Namen in etwa 1 70 m Hohe lauft eine Bohrung mit etwa 7 cm Durchmesser durch die etwa 2 cm dicke Kugelschale sodass ein gewisser knapper Ein bzw Ausblick gewahrt wird Die Buchstaben sind aus Bronze gefertigt einige fehlen 12 nbsp Die Marmortafel aus 1968 nbsp Stahlhalbkugel als Mahnmal aus 1988 nbsp Eingang mit Schriftzug und zwei Locher mit Namen nbsp Einer der 13 OpfernamenEhrengrab am Hauptfriedhof Bearbeiten Einige der Opfer wurden nach der Exhumierung gemeinsam mit anderen Freiheitskampfern in einem Ehrengrab am Hauptfriedhof St Polten Lage 48 13 2 6 N 15 36 44 9 O 48 217396 15 61248 beigesetzt Diese sind Anton Klarl Maria Klarl Josef Heidmeyer Johann Durauer gemeinsam mit seiner 1986 verstorbenen Witwe Johann Klapper Felix Faux gemeinsam mit seiner 1997 verstorbenen Witwe Otto Kirchl Hedwig Kirchl nbsp Das Ehrengrab nbsp Gedenktafel nbsp Grabtafel von Otto und Hedwig KirchlLiteratur BearbeitenWiderstandsgruppe Kirchl Trauttmansdorff Zeitungsbericht Zuchthausler lieferte Sankt Poltner Freiheitskampfer der Gestapo aus In Osterreichische Zeitung Zeitung der Roten Armee fur die Bevolkerung Osterreichs 11 Dezember 1945 S 2 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung oez Zeitungsbericht Losungswort Fruhling In Der neue Mahnruf Zeitschrift fur Freiheit Recht und Demokratie Heft 5 1960 S 4 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung dnm Zeitungsbericht Ehrung fur Sankt Poltner NS Opfer In Der neue Mahnruf Zeitschrift fur Freiheit Recht und Demokratie Heft 12 1968 S 6 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung dnm Manfred Wieninger St Poltner Strassennamen erzahlen Loewenzahn Innsbruck 2002 ISBN 3 7066 2208 4 Eintrage S 64 66 Dr Kirchl Gasse S 77 79 Durauergasse S 95 97 Felix Faux Strasse S 127 128 Gerstlgasse S 154 156 Heidmeyerstrasse S 194 195 Johann Klapper Strasse S 204 205 Josef Trauttmansdorff Strasse Neuauflage 2017 Siegfried Nasko Willibald Rosner u a Hrsg St Polten im 20 Jahrhundert Geschichte einer Stadt Residenz Verlag St Polten u a 2010 ISBN 978 3 7017 3155 8 Kapitel Organisierter Widerstand gegen das NS Regime S 112 114 Thomas Karl Thomas Pulle Hrsg Stadt im besten Alter 850 Jahre Stadt St Polten Festschrift Magistrat der Stadt St Polten St Polten 2009 Kapitel Schicksal der Gruppe Kirchl Trauttmansdorff S 121 122 Magistrat der Landeshauptstadt St Polten Kulturverwaltung Hrsg Zur Geschichte der Stadtteile Pottenbrunn Wasserburg Pengersdorf und Zwerndorf Aktivwochen Pottenbrunn Magistrat der Landeshauptstadt St Polten St Polten 1997 Kapitel III Widerstand S 27 31 13 April 1945 Im Hammerpark in St Polten werden zwolf Mitglieder der Widerstandgruppe Kirchl Trauttmansdorff erschossen doew at Schlaglichter Bild des Schlosses Pottenbrunn Mahnmal im Hammerpark Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften Berger Horn 1999 ISBN 3 85028 310 0 Osterreichische Kunsttopographie 54 Eintrag Hammerpark S 316 Bundesdenkmalamt Hrsg Die Kunstdenkmaler Osterreichs Niederosterreich sudlich der Donau in zwei Teilen Teil 2 M Z Verlag Berger Horn 2003 ISBN 3 85028 365 8 Eintrag Hammerpark S 2032 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mahnmal fur die Widerstandsgruppe Kirchl Trauttmansdorff Sammlung von Bildern nbsp Commons Ehrengrab fur acht der Opfer sowie weitere Freiheitskampfer Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Das Wiener Volksgerichtsverfahren gegen Viktor Reindl und Johann Karl Stich auf nachkriegsjustiz at Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Wien gegen den ehemaligen Landgerichtsdirektor Viktor Reindl und andere wegen Hochverrats und anderer Verbrechen 23 2 1948 DoW Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hellmut Butterweck Gnade fur die Morder Die Presse 13 Juni 2008 Stich und Reindl verurteilt In Arbeiter Zeitung Wien 19 Juni 1948 S 2 Gedenktafel Bundespolizeidirektion Wien auf nachkriegsjustiz at Heinz Arnberger Claudia Kuretsidis Haider Hg Gedenken und Mahnen in Niederosterreich Erinnerungszeichen zu Widerstand Verfolgung Exil und Befreiung Mandelbaum Verlag 2011 S 396 458 Online auf doew at des DOWs Landeshauptstadt Sankt Polten S 394 461 Wochentagsrechner rechner24 com Niederosterreich unbewegliche und archaologische Denkmale unter Denkmalschutz Memento vom 5 Marz 2016 im Internet Archive PDF Bundesdenkmalamt Stand 28 Juni 2013 PDF https www stpoeltentourismus at kultur touristisches leitsystem Mahnmal fur Widerstandskampfer in Sankt Polten In Der neue Mahnruf Zeitschrift fur Freiheit Recht und Demokratie Heft 9 1966 S 6 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung dnm Geschichte schuetzen1540 at Privilegierte Schutzenkompagnie zu St Polten Union NO abgerufen 6 Februar 2020 Eroffnung Juni 1965 Mahnmal im Hammerpark iehi eu Institut fur historische Intervention abgerufen 4 Janner 2014 Nicht abrufbar 6 Februar 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Widerstandsgruppe Kirchl Trauttmansdorff amp oldid 222562194