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Werner Silberstein hebraisch ורנר זילברשטיין 24 November 1899 in Berlin 31 Januar 2001 in Jerusalem war ein deutsch israelischer Mediziner und Bakteriologe sowie Forscher am Robert Koch Institut RKI Er wurde aufgrund seiner judischen Herkunft verfolgt und musste deshalb im Marz 1933 das RKI nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verlassen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben bis zur Machtubernahme durch die Nazis 3 Beruf und Leben ab 1933 4 Begegnung mit der alten Heimat 5 Ehrungen 6 Schriften 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenSilberstein stammte aus einer judischen Familie Seine Eltern waren der Kaufmann und Inhaber des Herrenmodegeschaftes The Gentleman Walther Silberstein geb 14 Juli 1871 Serteggen Ostpreussen gest 28 Marz 1930 Berlin und Lea Silberstein geb Levy geb 22 Oktober 1872 Guben Brandenburg gest 16 Februar 1917 Berlin Er hatte zwei jungere Schwestern Elsa Ruth Silberstein geb 8 Marz 1901 Berlin gest 21 Juli 1923 Berlin und Margot Judith Hepner geb Silberstein geb 27 Juli 1904 Berlin gest 11 August 2004 London Grossbritannien 2 Silberstein heiratete im Jahr 1924 die aus dem heutigen Weissrussland stammende Ronja Kolodny geb 1899 Telechany bei Pinsk Weissrussland gest 1978 Jerusalem 2 Die Ehe blieb kinderlos Leben bis zur Machtubernahme durch die Nazis BearbeitenSilberstein verbrachte seine Kindheit und Jugend in Berlin und machte dort am Koniglichen Wilhelms Gymnasium im Jahr 1917 sein Abitur kriegsbedingt als Notexamen Danach trat er in den vaterlandischen Hilfsdienst ein 1 Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs begann er das Studium der Medizin und promovierte im Jahr 1924 in Berlin mit seiner Dissertation Die Spulbehandlung bei Entleerungsbehinderung des Magens 3 Nach dem Studium arbeitete Silberstein eine Zeit lang als Assistenzarzt an der von Friedrich Kraus geleiteten II Medizinischen Klinik der Berliner Charite Am 1 Januar 1926 trat er in das Robert Koch Institut ein an dem bereits sein Cousin Alfred Cohn beschaftigt war Bis 1933 war er in der Abteilung fur Chemotherapie tatig und forschte als Bakteriologe zu unterschiedlichen Erregern In Fachzeitschriften veroffentlichte er zahlreiche Artikel u a zur Typhus und Paratyphusdiagnostik 3 Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde im Fruhjahr 1933 das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erlassen Auf der Basis dieser gesetzlichen Vorlage wurde Silberstein im Marz 1933 wie alle judischen Mitarbeitenden am RKI wegen seiner judischen Herkunft entlassen Beruf und Leben ab 1933 BearbeitenNach der Entlassung aus dem RKI wurde Silberstein aus dem Arzteverband und von der Kassenzulassung ausgeschlossen Als uberzeugter Zionist emigrierte er 1933 ausgestattet mit einem A1 Zertifikat nach Palastina 4 Mit der Auswanderung gab er zusatzlich das Amt als Vorstand der Misrachi Gruppe Berlin als Vertreter der judischen Volkspartei beim Preussischen Landesverband judischer Gemeinden und als Mitglied im Bund Judischer Akademiker auf 2 In Jerusalem war er anschliessend bis 1938 als Bakteriologe im bakteriologischen Labor des von der Hadassah Medical Organisation gefuhrtem Rothschild Krankenhauses angestellt 3 1934 grundete er den Hebraischen Zirkel fur Einwanderer aus Deutschland und leitete diesen bis 1936 Daruber hinaus war er wahrend des britischen Mandats Mitglied der zionistischen paramilitarischen Hagana in Palastina 2 In der Zeit von 1938 bis 1942 ubernahm Silberstein bei dem ebenfalls aus Deutschland emigrierten Hygieniker Hugo Braun eine Dozentenstelle am Institut fur Mikrobiologie und Seuchenlehre der Universitat Istanbul 3 Gleichzeitig arbeitete er mit Alija Bet zusammen einer Initiative fur die Einwanderung tausender Juden aus Europa in das Britische Mandatsgebiet Palastina die nach britischem Recht als illegale Einwanderung galt 2 Nach 1942 kehrte Silberstein nach Palastina zuruck und war zunachst wieder als Bakteriologe tatig Nach der Staatsgrundung Israels im Jahr 1948 war er zudem massgeblich am Aufbau der Zentrallabore im offentlichen Gesundheitswesen des Landes beteiligt und bekleidete hohe Positionen innerhalb des israelischen Gesundheitssystems 3 So war er von 1948 bis 1964 Direktor des Zentrallabors des staatlichen Gesundheitsamtes sowie von 1958 bis 1964 Direktor der Abteilung fur Laboratorien des offentlichen Gesundheitswesens im Gesundheitsministerium In dieser Zeit entwickelte er zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen aus dem Robert Koch Institut Fritz Kauffmann der 1933 nach Danemark emigrieren musste und mit dem er damals schon uber Salmonellen gearbeitet und geforscht hatte eine intensive Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Salmonellenforschung Uber diese Forschung publizierten sie in zahlreichen internationalen Fachzeitschriften 5 1965 trat Silberstein in den Ruhestand blieb aber als Fachberater beim Gesundheitsministerium aktiv In Israel war Silberstein Mitbegrunder und Mitglied der israelischen Mikrobiologischen Gesellschaft Mitglied im israelischen Arzteverband Mitglied im Verband fur klinische Pathologie sowie stellvertretender Vorsitzender der Medizinischen Akademie Jerusalem Daruber hinaus war er im Jahr 1954 stellvertretender Prasident der B nai B rith Loge Jerusalem sowie spater Vorsitzender des Kuratoriums des israelischen Instituts fur religiose Musik 2 Begegnung mit der alten Heimat BearbeitenKlaus Schutz war im Juni 1969 Regierender Burgermeister von Berlin als der West Berliner Senat unter seinem Vorsitz beschloss ehemalige judische Mitburger die in der Zeit des Nationalsozialismus emigrieren mussten als Geste der Versohnung in ihre ehemalige Heimatstadt einzuladen Allein bis 1979 wurden daraufhin etwa Zehntausend ehemalige judische Mitburger mit ihren Angehorigen aus den verschiedensten Teilen der Welt eingeladen Im Rahmen des 10 jahrigen Jubilaums dieser Veranstaltung im Jahr 1979 lud der amtierende Regierende Burgermeister Dietrich Stobbe auch Werner Silberstein mit weiteren 250 Gasten aus Israel ein Bei einer Feierstunde im Internationalen Congress Centrum Berlin ICC begrusste er Gaste aus zehn Nationen Im Verlauf des Besuchsprogramms konnte Silberstein seine ehemalige Arbeitsstatten am RKI aufsuchen wo er von der Institutsleitung nachtraglich noch zum Professor ausser Diensten ernannt wurde Uber diese Jubilaumsveranstaltung wurde unter der Regie von Thomas Hartwig der Dokumentarfilm Begegnung mit der alten Heimat mit Werner Silbersteins Vita als zentrales Beispiel gedreht der 1979 vom Sender Freies Berlin ausgestrahlt und 2021 im Berliner Zeughauskino gezeigt wurde Ehrungen BearbeitenEhrenburger der Stadt Jerusalem 2 Calmetta Medaille des Pasteur Instituts Paris 1963 2 Nachtragliche Ernennung zum Professor a D des RKI 1979 3 Schriften BearbeitenDie Spulbehandlung bei Entleerungsbehinderung des Magens Dissertation 1924 6 Uber eine gaslose Minusvariante des Bac enteritides Gaertner Typus Kiel In Zeitschrift fur Hygiene und Infektionskrankheiten Nr 116 1934 S 64 68 DOI 10 1007 BF02176784 The practical importance of modern serological methods for differentiating the salmonella group In The journal of pathology and bacteriology Vol 41 1935 S 199 203 7 mit Ch B Gerichter Salmonellosis in Israel In E van Oye Hrsg The World Problem of Salmonellosis Monographiae Biologicae vol 13 Springer Dordrecht 1964 ISBN 978 94 011 9844 8 My way from Berlin to Jerusalem Memoiren Ubersetzung von Batya Rabin Unbekannter Verlag Jerusalem 1994 8 Daruber hinaus entstanden mehr als 80 Abhandlungen in israelischen und auslandischen Zeitschriften uber klinische Mikrobiologie und uber das offentliche Gesundheitswesen 9 2 Literatur BearbeitenAnnette Hinz Wessels Das Robert Koch Institut im Nationalsozialismus Kulturverlag Kadmos Berlin 2008 ISBN 978 3 86599 073 0 Annette Hinz Wessels Personalentlassungen nach der nationalsozialistischen Machtergreifung In Das Robert Koch Institut im Nationalsozialismus Kulturverlag Kadmos Berlin 2021 ISBN 978 3 86599 463 9 S 21 ff Werner Silberstein In Annette Hinz Wessels Benjamin Kuntz Erinnerungszeichen Im Gedenken an die zwolf judischen Mitarbeitenden die 1933 das Robert Koch Institut verlassen mussten Museum im Robert Koch Institut Hrsg Berlin 2022 ISBN 978 3 89606 313 7 S 92 97 Silberstein Werner In Werner Roder Herbert A Strauss Dieter Marc Schneider Louise Forsyth Politik Wirtschaft Offentliches Leben Walther de Gruyter 2011 S 699 books google de Weblinks BearbeitenPitt Hermann Begegnung mit der alten Heimat ein Wiedersehen mit Berlin Vorstellung Kurz Dokumentarfilm Deutschland 1979 auf filmportal de aufgerufen am 9 August 2022 1931 bis 1940 Das Robert Koch Institut im Nationalsozialismus In Eine Institutsgeschichte in Bildern Digitalisierte Ausgabe vom 16 Oktober 2017 Einzelnachweise Bearbeiten a b Werner Silberstein 1899 2001 Podcast Portrat Folge 10 Museum im Robert Koch Institut 2021 abgerufen am 8 August 2022 a b c d e f g h i Werner Silberstein in Werner Roder Herbert A Strauss Dieter Marc Schneider Louise Forsyth Politik Wirtschaft Offentliches Leben De Gruyter 2011 S 699 aufgerufen am 11 August 2022 a b c d e f Werner Silberstein In Annette Hinz Wessels Benjamin Kuntz Erinnerungszeichen Im Gedenken an die zwolf judischen Mitarbeitenden die 1933 das Robert Koch Institut verlassen mussten Robert Koch Institut Hrsg Berlin 2022 S 92 97 Zertifikatsbestimmungen fur Die judische Emigration nach Palastina 1933 1945 aufgerufen am 15 August 2022 Michael Hubensdorf Aber es kommt mir doch so vor als ob Sie dabei nichts verloren hatten In Exodus der Wissenschaften Fragestellungen Ergebnisse Desiderate Entwicklungen vor und nach 1933 Akademie der Wissenschaften zu Berlin Forschungsberichte Band 7 Verlag de Gruyter Munchen New York 1994 S 395 396 google de aufgerufen am 10 August 2022 Die Spulbehandlung bei Entleerungsbehinderung des Magen aufgerufen am 10 August 2022 Werner Silberstein The practical importance of modern serological methods for differentiating the Salmonella group in The journal of pathology and bacteriology Vol 41 1935 aufgerufen am 10 August 2022 My way from Berlin to Jerusalem auf springer com aufgerufen am 9 August 2022 Publikationen W Silberstein in der National Library of MedicineNormdaten Person LCCN no00025125 VIAF 53691277 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 21 August 2022 PersonendatenNAME Silberstein WernerKURZBESCHREIBUNG deutsch israelischer Mediziner und BakteriologeGEBURTSDATUM 24 November 1899GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 31 Januar 2001STERBEORT Jerusalem Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werner Silberstein amp oldid 237126044