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Werner Koller 14 Dezember 1942 in Zurich ist ein Schweizer Sprachwissenschaftler und emeritierter Professor fur deutsche Sprachwissenschaft am Germanistischen Institut der Universitat Bergen Norwegen In seinen ubersetzungswissenschaftlichen Publikationen und Forschungen widmete er sich vor allem der Typologisierung und Prazisierung des Aquivalenzbegriffes im Kontext der Translation Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Aquivalenztypologie 2 1 Denotative Aquivalenz 2 2 Konnotative Aquivalenz 2 3 Textnormative Aquivalenz 2 4 Pragmatische Aquivalenz 2 5 Formal asthetische Aquivalenz 2 6 Fazit 3 Weitere Forschungsschwerpunkte 4 Publikationen Auszug 4 1 Monographien 4 2 Aufsatze 4 3 Mitherausgeberschaft 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenKoller studierte Germanistik Allgemeine Linguistik Philosophie und Nordistik an der Universitat Zurich und der Universitat Stockholm und schloss 1968 in Zurich mit dem Lizenziat ab Zwischen 1969 und 1974 war er an beiden Universitaten in den Bereichen Assistenz und Lehre tatig 1972 promovierte er in Stockholm uber das Thema Grundprobleme der Ubersetzungstheorie Unter besonderer Berucksichtigung schwe disch deutscher Ubersetzungsfalle Von 1974 bis 1978 arbeitete Koller als Professor fur Angewandte Sprachwissenschaft an der Universitat Heidelberg 1978 begann er als Professor fur deutsche Sprache an der Universitat Bergen zu lehren Seit dem 31 Dezember 2012 ist Koller emeritiert 1 Aquivalenztypologie BearbeitenAls Kollers Hauptwerk gilt die 1979 erschienene Monographie Einfuhrung in die Ubersetzungswissenschaft vollig neu bearbeitet in der 4 Aufl 1997 In dieser widmet er sich nach einer allgemeineren Auseinandersetzung mit der Praxis und der Geschichte des Ubersetzens einer ausfuhrlichen Typologisierung der Aquivalenz in der Ubersetzung die das Buch zu einem legendaren Werk 2 machte das grossen Einfluss auf die Ubersetzungswissenschaft hatte und viel diskutiert wurde Im Zuge dieser Typologisierung legt er funf Bezugsrahmen fest die bei der Festlegung der Art der Ubersetzungsaquivalenz eine Rolle spielen 3 Denotative Aquivalenz Bearbeiten Die denotative Aquivalenz orientiert sich am aussersprachlichen Sachverhalt der in einem Text vermittelt wird Ihr zentraler Gegenstand ist die Lexik also die Worter und Syntagmen einer Sprache bzw die textuellen Faktoren Koller unterscheidet zwischen folgenden Arten der denotativen Aquivalenz Eins zu eins Entsprechung Synonyme auf der denotativen Ebene z B engl car dt Auto Eins zu viele Entsprechung Diversifikation z B engl river frz fleuve mundet ins Meer riviere ergiesst sich in anderen Wasserlauf dt Grossvater schwed morfar mutterlicherseits farfar vaterlicherseits Viele zu eins Entsprechung Neutralisation z B engl control control unit regulator governor dt Regler Eins zu Null Entsprechung Lucke z B engl layout dt dt Berufsverbot frz Eins zu Teil Entsprechung z B dt Geist engl mind dt Stimmung frz ambiance Eine denotative Aquivalenz besteht wenn der Zieltext die gleichen aussersprachlichen Sachverhalte abbildet wie der Ausgangstext Konnotative Aquivalenz Bearbeiten Neben der denotativen Bedeutung hat jedes Wort konnotative Werte Fur den Ausdruck eines denotativ Gemeinten stehen oft mehrere Ausdrucksmoglichkeiten zur Verfugung z B essen speisen tafeln fressen sterben entschlafen ins Gras beissen Es kann zwischen folgenden Kategorien von Konnotationen unterschieden werden Sprachschicht z B standardsprachlich umgangssprachlich dichterisch soziales Milieu z B Studierende Arbeiterschicht Bildungsburgertum Geographische Zuordnung oder Herkunft z B uberregional schwabisch osterreichisch Medium geschrieben sprachlich gesprochen sprachlich Stilistische Wirkung z B veraltet gespreizt modisch bildhaft anschaulich Frequenz gebrauchlich wenig gebrauchlich Bewertung z B positiv negativ ironisierend Eine konnotative Aquivalenz besteht wenn die Art der Verbalisierung von Sachverhalten in Ausgangs und Zieltext vergleichbare emotionale und assoziative Reaktionen hervorruft Textnormative Aquivalenz Bearbeiten Die textnormative Aquivalenz bezieht sich auf textgattungsspezifische Merkmale wie Text und Sprachnormen Gebrauchsnormen Bestimmte Textsorten z B Vertragstexte Gebrauchsanweisungen oder wissenschaftliche Texte erfordern bestimmte sprachliche Normen Stilnormen hinsichtlich der Auswahl und Verwendungsweise sprachlicher Mittel im syntaktischen und lexikalischen Bereich So kann es zum Beispiel notig sein bei der Ubersetzung einer Packungsbeilage fur Medikamente die unterschiedlichen rechtlichen Anforderungen in Ausgangs und Zielland zu berucksichtigen Wenn der Ausgangstext eine akzeptable US amerikanische Packungsbeilage ist muss der Zieltext eine akzeptable deutsche Packungsbeilage sein um textnormative Aquivalenz herzustellen auch wenn dafur Textteile weggelassen erganzt oder umgestellt werden mussen Eine textnormative Aquivalenz besteht wenn der Zieltext in gleicher Weise wie der Ausgangstext Sprach und Textnormen erfullt oder bricht Pragmatische Aquivalenz Bearbeiten Die pragmatische Aquivalenz bezieht sich auf den Empfanger an den sich die Ubersetzung richtet und der den Text auf der Basis seiner Verstehensvoraussetzungen rezipieren konnen soll bzw auf den die Ubersetzung eingestellt wird damit sie ihre kommunikative Funktion erfullen kann Es wird davon ausgegangen dass es fur den ausgangs und den zielsprachlichen Text jeweils unterschiedliche Rezeptionsbedingungen gibt Der kommunikative Zusammenhang in dem ein Text rezipiert wird ist abhangig von bestimmten Erwartungsnormen Diese werden neben der Sprachgemeinschaft beeinflusst von der sozialen Milieuzugehorigkeit der Empfanger den individuellen und gruppenspezifischen Wissens und Verstehensvoraussetzungen dem Bildungsstand den Sprach und Sachkenntnissen der Empfanger und der individuellen und historisch gesellschaftlichen Rezeptionssituation der Empfanger allgemein Eine pragmatische Aquivalenz besteht wenn die Ausgangs und Zieltexte in gleicher Weise ihre kommunikative Funktion Information Unterhaltung Herstellung von Gemeinschaftsgefuhl etc in einer bestimmten Situation erfullen Formal asthetische Aquivalenz Bearbeiten Die formal asthetische Aquivalenz bezieht sich auf asthetische formale und individualistische Eigenschaften des ausgangssprachlichen Textes Das Ziel einer formal asthetisch aquivalenten Ubersetzung ist dabei die Analogie der Gestaltung hinsichtlich Kategorien wie Reim Rhythmus besondere stilistische Ausdrucksformen in Syntax und Lexik Sprachspiel Metaphern etc Diese Kategorie ist besonders wenn auch nicht ausschliesslich bei der Ubersetzung literarischer Texte bedeutsam Eine formal asthetische Aquivalenz besteht wenn Ausgangs und Zieltext eine Analogie der Gestaltung aufweisen Fazit Bearbeiten Fur jede Translationsaufgabe ergeben sich grosse Mengen unterschiedlicher Aquivalenzforderungen Diese mussen in eine Hierarchie eingeordnet werden da niemals alle in gleicher Weise erfullt werden konnen Verschiedene translatologische Ansatze unterscheiden sich besonders haufig und besonders heftig darin inwieweit diese Hierarchie vom Ausgangstext her Erhaltung moglichst vieler Aspekte oder vom Zieltext her moglichst gute Funktionalitat bestimmt wird und darin inwieweit die Funktionen eines Ausgangstextes und eines noch als Translat zu bezeichnenden Zieltextes voneinander abweichen durfen wie also die Definition eines Translats einer Ubersetzung oder Verdolmetschung zu fassen ist Hier unterscheidet sich Kollers Aquivalenzanforderung beispielsweise stark von funktionalistischen Ansatzen wie der Skopostheorie nach der Funktion und Zweck des Translats als bestimmende Faktoren jeder Ubersetzung betrachtet werden Weitere Forschungsschwerpunkte BearbeitenAllgemeinere Ubersetzungswissenschaft Linguistische und philosophische Aspekte der Ubersetzbarkeit Ubersetzungsrelevante Texttypologie Phraseologie Verwendung Funktionen Mehrwert Sprachsoziologie Schwerpunkt Deutsche in der Deutschschweiz Sprachverhaltnisse in der viersprachigen SchweizPublikationen Auszug BearbeitenMonographien Bearbeiten Grundprobleme der Ubersetzungstheorie Unter besonderer Berucksichtigung schwe disch deutscher Ubersetzungsfalle Francke Bern Munchen 1972 Dissertation zugleich als Bd 9 der Stockholmer Germanistischen Forschungen Redensarten Linguistische Aspekte Vorkommensanalysen Sprachspiel Niemeyer Tubingen 1977 Reihe Germanistische Linguistik Bd 5 Einfuhrung in die Ubersetzungswissenschaft Quelle amp Meyer Heidelberg 1979 Uni Taschenbucher Bd 819 Deutsche in der Deutschschweiz Eine sprachsoziologische Unter suchung Mit einem Beitrag von Heinrich Hanger Sauerlander Aarau Frankfurt a M Salz burg 1992 Reihe Sprachlandschaft Band 10 Aufsatze Bearbeiten Die einfachen Wahrheiten der Redensarten In Sprache und Literatur in Wissenschaft und Unterricht 56 1985 S 26 36 Die literarische Ubersetzung unter linguistischem Aspekt Bedingungsfaktoren der Ubersetzung am Beispiel Henrik Ibsens In H Kittel Hrsg Die literarische Uberset zung Stand und Perspektiven ihrer Erforschung Erich Schmidt Berlin 1988 Gottinger Beitrage zur Internationalen Ubersetzungsforschung 2 S 64 91 The Concept of Equivalence and the Object of Translation Studies In Target 7 2 1995 S 191 222 Stereotypes und Stereotype Sozialpsychologische und linguistische Aspekte In Muttersprache 108 1998 S 38 53 Nationale Sprach en kultur der Schweiz und die Frage der nationalen Varietaten des Deutschen In Andreas Gardt Ulrike Hass Zumkehr Thorsten Roelcke Hrsg Sprachgeschichte als Kulturgeschichte De Gruyter Berlin New York 1999 Studia Linguistica Germanica 54 S 133 170 Nation und Sprache in der Schweiz In Andreas Gardt Hrsg Nation und Sprache Die Diskussion ihres Verhaltnisses in Geschichte und Gegenwart De Gruyter Berlin New York 2000 S 563 609 Linguistik und kulturelle Dimension der Ubersetzung in den 70er Jahren und heute In Heidrun Gerzymisch Arbogast Claudia Giehl Gisela Thome Hrsg Kultur und Ubersetzung Methodologische Probleme des Kulturtransfers Narr Tubingen 2001 Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft fur Ubersetzungs und Dolmetschwissenschaft 2 S 115 130 Mensch und Text in der Sprachfremde overt und covert In Nicole Baumgarten Claudia Bottger Markus Motz Julia Probst Hrsg Ubersetzen Interkulturelle Kommunikation Spracherwerb und Sprachvermittlung das Leben mit mehreren Sprachen Festschrift fur Juliane House zum 60 Geburtstag In Zeitschrift fur Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 8 2 3 2003 S 1 9 Situativ gebundene Interaktionsausdrucke Routineformeln in interkultureller und ubersetzungsbezogener Sicht Zu einigen Problemen konzeptioneller und methodischer Art In Harald Burger Gertrud Greciano Annelies Hacki Buhofer Hrsg Flut von Texten Vielfalt der Kulturen Schneider Baltmannsweiler 2003 Phraseologie und Paromiologie 14 S 427 441 Der Begriff der Aquivalenz in der Ubersetzungs wissenschaft In Armin Paul Frank Norbert Greiner Theo Hermans Harald Kittel Werner Koller Jose Lambert Fritz Paul Hrsg Ubersetzung Translation Traduction Ein internationales Handbuch zur Ubersetzungsforschung An International Encyclopedia of Translation Studies Bd 1 De Gruyter Berlin New York 2004 Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Vol 26 S 343 354 Semiotische Aquivalenzen in Naipauls The Enigma of Arrival Das Ratsel der Ankunft In Juliane House Werner Koller Klaus Schubert Hrsg Neue Perspektiven in der Ubersetzungs und Dolmetschwissenschaft Festschrift fur Heidrun Gerzymisch Arbogast AKS Verlag Bochum 2004 Reihe Fremdsprachen in Lehre und Forschung 35 S 113 128 Probleme der Ubersetzung von Phrasemen In Harald Burger Dmitrij Dobrovol skij Peter Kuhn Neal R Norrick Hrsg Phraseologie Ein internationales Handbuch zeitgenossischer Forschung Bd 1 De Gruyter Berlin New York 2007 Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Vol 28 1 S 605 613 Ubersetzung und deutsche Sprachgeschichte In Armin Paul Frank Norbert Greiner Theo Hermans Harald Kittel Werner Koller Jose Lambert Fritz Paul Hrsg Ubersetzung Translation Traduction Ein internationales Handbuch zur Ubersetzungsforschung An International Encyclopedia of Translation Studies De Gruyter Berlin New York 2007 Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Vol 26 2 S 1701 1712 Mitherausgeberschaft Bearbeiten Armin Paul Frank Norbert Greiner Theo Hermans Harald Kittel Werner Koller Jose Lambert Fritz Paul Hrsg Ubersetzung Translation Traduction Ein internationales Handbuch zur Ubersetzungsforschung An International Encyclopedia of Translation Studies Berlin New York de Gruyter Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Vol 26 Bd 1 2004 Bd 2 2007 Bd 3 2011 Weblinks BearbeitenWerner Koller Webseite der Universitat Bergen mit vollstandiger PublikationslisteEinzelnachweise Bearbeiten Werner Koller auf den Seiten der Universitat Bergen Memento des Originals vom 19 Mai 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hf uib no Jorn Albrecht Heidrun Gerzymisch Arbogast Dorothee Rothfuss Bastian Hrsg Ubersetzung Translation Traduction Neue Forschungsfragen in der Diskussion Festschrift fur Werner Koller Narr Tubingen 2004 S 1 Werner Koller Einfuhrung in die Ubersetzungswissenschaft 4 vollig neu bearbeitete Auflage Quelle amp Meyer Heidelberg Wiesbaden 1992 S 216 ff Normdaten Person GND 129477133 lobid OGND AKS LCCN nr88000853 VIAF 47842603 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Koller WernerKURZBESCHREIBUNG Schweizer Sprachwissenschaftler HochschullehrerGEBURTSDATUM 14 Dezember 1942GEBURTSORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werner Koller amp oldid 203686965