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Friedrich Wilhelm Paul Werner Hersmann 11 September 1904 in Duisburg Ruhrort 17 Oktober 1972 in Koln 1 2 war im nationalsozialistischen Deutschen Reich SS Sturmbannfuhrer Leiter des SD Abschnitts Tilsit als solcher beteiligt am Einsatzkommando Tilsit Fuhrer des Sonderkommandos 11a der Einsatzgruppe D in der UdSSR und Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Banja Luka Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Beim Sicherheitsdienst der SS 3 Fuhrer des SD Abschnitts Tilsit 4 Bis Kriegsende 5 Nach dem Krieg 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenWerner Hersmann wurde am 11 September 1904 in Duisburg Ruhrort als Sohn des Hutteningenieurs Paul Hersmann und seiner Frau Paula geboren Vier Jahre nach seiner Geburt liessen sich seine Eltern scheiden Seine Mutter heiratete wieder wurde aber spater erneut geschieden Hersmann ging in Frankfurt am Main auf die Mittel und Oberrealschule und erwarb 1919 den Nachweis der mittleren Reife In zwei Frankfurter Maschinenfabriken arbeitete er von 1919 bis zum Beginn des Jahres 1921 als Praktikant Von 1921 bis 1924 absolvierte er das Technikum in Bingen und Friedberg in Hessen um anschliessend bei verschiedenen Firmen als Ingenieur Filmtheaterleiter und technischer Maschinenmeister bei der Mitteldeutschen Wegebau GmbH in Weimar bis August 1928 zu arbeiten Beim Sicherheitsdienst der SS BearbeitenBis 1930 arbeitslos trat Hersmann zum 1 September 1930 der NSDAP Mitgliedsnummer 298 562 3 im November 1930 der SA und im April 1931 der SS SS Nummer 9 416 bei Fur die Kreisleitung Weimar der NSDAP war er vom 1 Oktober 1930 bis 1 April 1932 als ehrenamtlicher Kassierer tatig Als hauptamtlicher Kassierer und Hauptbuchhalter arbeitete Hersmann anschliessend vom 1 April 1932 bis 1 Januar 1934 fur die Gauleitung Thuringen Gleichzeitig begann er eine ehrenamtliche Tatigkeit fur den Sicherheitsdienst der SS SD Weitere Stationen seines politischen Weges waren seine Funktion als Geschaftsfuhrer des Gaugerichtes der NSDAP Thuringens in Weimar vom 1 Januar 1934 bis 1935 als hauptamtlicher Stabsfuhrer des SD Abschnitts Thuringen in Erfurt und Weimar und die Fuhrung des SD Abschnitts in Weimar Am 9 Marz 1935 heiratete Hersmann seine Frau Charlotte mit der er vier Kinder hatte 1937 trat er aus der evangelischen Kirche aus Am 13 September 1936 zum SS Untersturmfuhrer befordert erfolgte seine Beforderung zum SS Obersturmfuhrer am 20 April 1938 und zum SS Hauptsturmfuhrer am 30 Januar 1939 Fuhrer des SD Abschnitts Tilsit BearbeitenWie er als Angeklagter im Ulmer Einsatzgruppen Prozess angab wurde er im Marz 1941 mit der Fuhrung des SD Abschnitts Tilsit beauftragt geriet jedoch bei Thuringens Gauleiter Fritz Sauckel in Ungnade nachdem der Kreisleiter Kaiser seine Unregelmassigkeiten bei Sauckel angeprangert hatte Uber seine Tatigkeit im Bereich Tilsit fuhrte das Landgericht Ulm in seinem Urteil vom 29 August 1958 zu einem von mehreren Tatkomplexen folgendes aus Die Ortschaft Polangen wurde am 22 6 1941 von den deutschen Truppen kampflos genommen Gleich in den ersten Tagen nach der Besetzung liess der Angekl Bohme durch das GPK Memel zusammen mit litauischer Polizei die Juden von Polangen festnehmen Die Manner wurden in der dortigen Synagoge eingesperrt wahrend die Frauen und Kinder in ein Kinderheim oder auf ein Hofgut zwischen Polangen und Krottingen kamen Noch wahrend der Erschiessung der Juden und Kommunisten in Krottingen I am 26 6 1941 schlug der Angekl Hersmann dem Angekl Bohme vor nach Beendigung der Erschiessung sofort nach Polangen weiterzufahren dort zu ubernachten und am andern Tag die festgenommenen Juden zu erschiessen Der Angekl Bohme ging jedoch darauf nicht ein Der Erschiessungstag wurde daraufhin von beiden auf den 30 6 1941 festgesetzt Der Angekl Bohme wollte ursprunglich dieser Erschiessung fernbleiben und sie durch den Angekl Kreuzmann durchfuhren lassen Davon sah er jedoch ab weil der Angekl Kreuzmann nur den Rang eines SS Obersturmfuhrers bekleidete und er ihn nicht dem Angekl Hersmann vorsetzen wollte der einen hoheren Dienstgrad namlich den eines SS Sturmbannfuhrers innehatte Auf Veranlassung des Angekl Bohme ersuchte der Leiter des GPK Memel Dr Frohwann den Angekl Fischer Schweder wiederum um die Abstellung eines Schupo Kommandos Der Angekl Fischer Schweder erklarte sich hierzu bereit Daraufhin verhandelte der Angekl Sakuth mit dem Fuhrer einer in Polangen liegenden Luftwaffeneinheit und erreichte es dass von dieser Einheit ein Zug fur die Erschiessung zur Verfugung gestellt wurde Der Erschiessungsvorgang spielte sich in der gleichen Weise ab wie bei den beiden ersten Erschiessungen in Garsden I und Krottingen I Die Opfer wurden von ihrem ganz in der Nahe gelegenen Versammlungsplatz jeweils in Gruppen von 10 Mann von dazu eingeteilten Stapo und SD Angehorigen an den Graben gefuhrt vor dem sie sich mit Blickwendung zu dem gegenuberstehenden Erschiessungskommando aufstellen mussten Vor Abgabe des Feuerbefehls gab der Angekl Schmidt Hammer wie schon in Garsden und Krottingen jeweils den am Graben aufgestellten Opfern die Erklarung Sie werden wegen Vergehen gegen die Wehrmacht auf Befehl des Fuhrers erschossen Nach Abgabe der Salve gaben dazu eingeteilte Stapo und SD Angehorige noch Nachschusse auf die Opfer ab Die nachfolgende Gruppe der Opfer musste jeweils die Leichen der zuvor Erschossenen in den Graben werfen soweit diese nicht von selbst in diesen gefallen waren Als die Leiche des obengenannten Konditormeisters Gurewitz nicht in den Graben gefallen war befahl ein Gestapo Mann einem besonders schmachtigen judischen Jungling der nachfolgenden Gruppe diese Leiche in den Graben zu werfen Da dies dem Jungling nicht sofort gelang schlug der namentlich nicht ermittelte Gestapo Mann auf diesen ein und schrie dabei Nun beeile Dich schon je schneller Du machst um so schneller hast Du Feierabend Gegen Ende der Erschiessung wurde der Angekl Hersmann darauf aufmerksam gemacht dass sich noch ein judischer Kinderarzt in einem Lazarett in Polangen aufhalte und dort zusammen mit dem deutschen Sanitatspersonal arbeite Daraufhin gab der Angekl Hersmann den Befehl auch diesen Arzt zu holen Der Arzt wurde trotz des Protestes des deutschen Sanitatspersonals von Stapo und SD Leuten in einem PKW abgeholt und in seinem weissen Arztmantel erschossen Bei der Erschiessung wurde an die Teilnehmer Schnaps verabreicht wie dies bei den Erschiessungen immer ublich war Von den Erschiessungsvorgangen haben der Angekl Hersmann ein Luftwaffenoffizier und Kriminalkommissar Krumbach Aufnahmen gemacht Der Zeuge Krumbach hat seinen Film an den Angekl Bohme abgeben mussen wahrend dem Luftwaffenoffizier der Film vom Angekl Hersmann abgenommen wurde Nach Beendigung der Erschiessung nahmen die Stapo und SD Angehorigen ein gemeinschaftliches Essen in Polangen ein welches zuvor bei dem Zeugen Na bestellt worden war Nach dieser Erschiessung in Polangen gab der Angekl Bohme den Leitern der GPK und den Fuhrern der GPP die Generalvollmacht kunftig kleinere Gruppen Juden und Kommunisten auf eigene Verantwortung festzunehmen und zu erschiessen und ihm hiervon Meldung zu machen Bis Kriegsende BearbeitenIm Mai 1942 wurde Hersmann zur Einsatzgruppe D der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD in die UdSSR versetzt um von Dezember 1942 bis Mai 1943 die Fuhrung des Sonderkommandos 11a zu ubernehmen Dieses wurde unter seiner Leitung zuletzt zur Partisanenbekampfung in den Pripjetsumpfen eingesetzt Am 17 Marz 1943 wurde er bei diesen Einsatzen in der Nahe von Boroschilowsk verwundet und anschliessend als Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD nach Banja Luka in Bosnien und Herzegowina versetzt Auch hier bestand seine zentrale Aufgabe in der Partisanenbekampfung die er bis zum Oktober 1943 wahrnahm Nach einer kurzen Verwendung in der Kampfgruppe des Generals Freudenfeld und der des SS Standartenfuhrers Hans Joachim Bohme in Riwno wurde Hersmann ins Reichssicherheitshauptamt abkommandiert und mit der Aufstellung eines Sonderkommandos z b V im westpreussischen Konitz beauftragt Dieses in erster Linie aus Volksdeutschen bestehende Kommando fuhrte er bis Oktober 1944 in Slowenien und Krain sowie bis Marz 1945 in der Slowakei im Einsatz gegen dortige Partisanen Kurz vor Kriegsende kehrte Hersmann ins Reichssicherheitshauptamt zuruck um in Berlin unter Entlassung aus dem SD zur Waffen SS versetzt und der 38 SS Grenadier Division Nibelungen unter SS Standartenfuhrer Martin Stange zugeteilt zu werden Tatsachlich schloss sich Hersmann aber mit einer ca 35 Mann starken Gruppe des SD Abschnitts Weimar der ca 1500 Mann umfassenden Kampfgruppe des SS Oberfuhrers Hans Trummler an die sich aus verschiedenen SD Einheiten zusammensetzte Die Kampfgruppe Trummler kam noch in Bayern zum Einsatz Bei einer Erschiessung von funf Zivilisten in Altotting am 28 April 1945 als Burgermorde von Altotting bekannt wirkte auch Hersmann mit Nach dem Krieg BearbeitenNach Auflosung dieser Einheit in Tirol wurde er auf seinem Ruckweg nach Thuringen am 8 Juni 1945 in Bad Sulza von amerikanischen Besatzungstruppen aufgrund seiner SS und Parteizugehorigkeit festgenommen und bis zum 2 August 1948 in Darmstadt interniert In seiner Eigenschaft als ehemaliger Angehoriger der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD sagte er auch im Nurnberger Kriegsverbrecher Prozess aus Hersmann trat auch wieder der evangelischen Kirche bei Wegen seiner Mitwirkung bei der Erschiessung von Zivilisten in Altotting verurteilte ihn das Schwurgericht Traunstein am 21 September 1950 wegen funf gemeinschaftlicher in Tateinheit begangener Verbrechen des Totschlags zu einer Zuchthausstrafe von acht Jahren und zum Verlust der burgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von funf Jahren Die Untersuchungshaft ab dem 2 August 1949 wurde auf die Haftzeit angerechnet Am 20 Oktober 1954 beschloss das Traunsteiner Gericht die restliche Strafe fur die Zeit vom 2 Dezember 1954 bis 1 August 1957 mit Bewahrungsfrist bis zum 1 November 1958 auszusetzen Das Spruchgericht Munchen stufte ihn am 10 Oktober 1952 als Hauptschuldigen ein und verurteilte ihn zu vier Jahren Arbeitslager auf die die politische Internierung nach Kriegsende angerechnet wurde Von Januar bis Oktober 1955 fand Hersmann eine Beschaftigung bei der von Helene Elisabeth von Isenburg gegrundeten Stillen Hilfe fur Kriegsgefangene und Internierte e V in Dusseldorf wurde dann aber arbeitslos Ab dem 1 Februar 1956 war er als kaufmannischer Angestellter bei der Frankfurter Fa Dietrich Schutzler tatig Am 29 Oktober 1956 wurde er als Angeklagter im Ulmer Einsatzgruppen Prozess erneut vorlaufig fest und in Untersuchungshaft genommen Am 29 August 1958 verurteilte ihn das Landgericht Ulm wegen eines Verbrechens der gemeinschaftlichen Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in 1656 Fallen unter Einrechnung der gegen ihn durch Urteil des Schwurgerichts Traunstein vom 21 September 1950 erkannten Zuchthausstrafe von acht Jahren und funf Jahren Ehrverlust die beide in Wegfall kamen zu der Gesamtstrafe von 15 Jahren Zuchthaus die burgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf die Dauer von zehn Jahren aberkannt In seiner Begrundung schloss das Gericht aufgrund der Ermittlungen und Vernehmungen auf seine eiskalte nuchterne herzlose innere Einstellung zu den Sauberungsmassnahmen zur Tatzeit Am 22 Dezember 1961 wurde Hersmann auf Bewahrung entlassen 4 5 Literatur BearbeitenAlfred Streim Die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener im Fall Barbarossa Eine Dokumentation Unter Berucksichtigung der Unterlagen deutscher Strafverfolgungsbehorden und der Materialien der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklarung von NS Verbrechen Muller Heidelberg u a 1981 ISBN 3 8114 2281 2 Motive Texte Materialien 13 LG Traunstein 21 September 1950 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd VII bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs und C F Ruter Amsterdam University Press 1971 Nr 241 S 455 471 1 Weblinks BearbeitenDie Burgermorde von Altotting am 28 April 1945Einzelnachweise Bearbeiten Lenka Sindelarova Finale der Vernichtung Die Einsatzgruppe H in der Slowakei 1944 1945 WBG Darmstadt 2013 ISBN 978 3534259731 S 187 Landesarchiv Baden Wurttemberg Bestand EL 322 II Staatsanwaltschaft beim Landgericht Ulm NS Verfahren Ks 2 57 Ulmer Einsatzgruppenprozess Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 15261061 Patrick Tobin Crossroads at Ulm Postwar West Germany and the 1958 Ulm Einsatzkommando trial 2013 Dissertation S 370 online Lenka Sindelarova Finale der Vernichtung Die Einsatzgruppe H in der Slowakei 1944 1945 WBG Darmstadt 2013 ISBN 978 3534259731 S 187 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 4 Marz 2020 PersonendatenNAME Hersmann WernerKURZBESCHREIBUNG deutscher SS SturmbannfuhrerGEBURTSDATUM 11 September 1904GEBURTSORT Duisburg RuhrortSTERBEDATUM 17 Oktober 1972STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index 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