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Alfred Streim 1 Januar 1932 in Neu Isenburg 17 August 1996 in Heilbronn war ein deutscher Staatsanwalt Seit 1963 arbeitete er als Ermittler ab 1984 als Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklarung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publikationen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStreim war nach dem Studium der Rechts und Staatswissenschaften 1952 bis 1956 an der Universitat Hamburg und dem 2 Staatsexamen als Gerichtsassessor und Staatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Hamburg tatig ehe er 1963 zur Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltung zur Aufklarung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg abgeordnet wurde 1966 wurde er dort Abteilungsleiter 1975 als Oberstaatsanwalt stellvertretender Leiter und 1984 als Nachfolger Adalbert Ruckerls Leiter der Zentralen Stelle Streim fuhrte wahrend seiner drei Jahrzehnte wahrenden Tatigkeit in Ludwigsburg mehrere Tausend Vorermittlungen gegen mutmassliche Tater in der Zeit des Nationalsozialismus durch Seine Ermittlungsergebnisse trugen insbesondere auch zur Enttarnung von SS Tatern des in Polen gelegenen Vernichtungslagers Majdanek bei wofur er eine hohe polnische Auszeichnung erhielt In der Frage der Strafverfolgung von Verbrechen der Wehrmacht positionierte Streim sich 1995 als Kritiker und bemangelte dass es trotz uber 1000 Ermittlungsverfahren gegen eine Vielzahl von Angehorigen der ehemaligen Wehrmacht insbesondere des Heeres die auf Initiative der Zentralen Stelle von den Strafverfolgungsbehorden eingeleitet wurden in keinem Fall zu einer Anklage gekommen ist 1 Dabei seien die Grunde fur die Einstellung der Verfahren nur teilweise nachzuvollziehen gewesen 2 Die strafrechtliche Verfolgung von Verbrechen durch Wehrmachtsangehorige sei insbesondere aus politischen Grunden unterblieben 3 Streim wandte sich wahrend seiner gesamten Tatigkeit als auf NS Verbrechen spezialisierter Staatsanwalt gegen eine Amnestie von Tatern oder Tendenzen Ermittlungen wegen vermuteter Verjahrung der Straftaten nicht aufzunehmen Geschichtswissenschaftlich bedeutsam sind seine Forschungen zur Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener im Gewahrsam der Wehrmacht und zur Frage ob es beim deutschen Uberfall auf die Sowjetunion am 22 Juni 1941 einen expliziten Befehl Adolf Hitlers zur Judenvernichtung gegeben habe Wahrend Christian Streit in seiner Dissertation auf der Basis von Wehrmachtsakten von 3 3 Millionen in deutscher Kriegsgefangenschaft umgekommenen sowjetischen Rotarmisten ausgeht 4 schatzt Streim unter erganzender Hinzuziehung von Prozessakten der Nachkriegszeit die Zahl der umgekommenen sowjetischen Kriegsgefangenen auf mindestens 2 530 000 5 In der Frage des Judenmords im Deutsch Sowjetischen Krieg vertrat Streim gegen Helmut Krausnick gewandt die Auffassung es habe vor dem 22 Juni 1941 keinen Mordbefehl Hitlers gegeben und die Tater seien nicht einfach als reine Befehlsempfanger zu betrachten 6 Der Historikerin Annette Weinke zufolge hat sich die Krausnick Streim Kontroverse positiv auf die Entwicklung hin zu einem Wissenstransfer zwischen Justiz und Historie ausgewirkt und dazu beigetragen ein deutlich hoheres Bewusstsein fur den historiographischen Wert der Ermittlungsunterlagen zu entwickeln 7 In den 1990er Jahren bemuhte sich Streim nach dem absehbaren Ende der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen die mehr als 100 000 Untersuchungsakten in ein von ihm angestrebtes Ludwigsburger Institut zur Erforschung von NS Gewaltverbrechen einzubringen statt sie in das Bundesarchiv Koblenz zu uberfuhren Streim wollte die Forschungsunterlagen im Rahmen eines Dokumentations und Begegnungszentrums auch fur die Offentlichkeit nutzbar machen 8 Alfred Streim verstarb 1996 nach einem Schlaganfall Funf Jahre nach seinem Tod kam es 2001 zur Grundung der Forschungsstelle Ludwigsburg Publikationen BearbeitenDie Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener im Fall Barbarossa Eine Dokumentation unter Berucksichtigung der Unterlagen deutscher Strafverfolgungsbehorden und der Materialien der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklarung von NS Verbrechen C F Muller Juristischer Verlag Heidelberg u Karlsruhe 1981 ISBN 3 8114 2281 2 Sowjetische Gefangene in Hitlers Vernichtungskrieg Berichte und Dokumente 1941 1945 C F Muller Juristischer Verlag Heidelberg u Karlsruhe 1981 ISBN 3 8114 2482 3 Zur Eroffnung des allgemeinen Judenvernichtungsbefehls gegenuber den Einsatzgruppen in Eberhard Jackel u Jurgen Rohwer Hrsg Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg Entschlussbildung und Verwirklichung Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt Main 1987 ISBN 3 596 24380 7 S 107 119 Saubere Wehrmacht Die Verfolgung von Kriegs und NS Verbrechen in der Bundesrepublik und der DDR in Hannes Heer u Klaus Naumann Hrsg Vernichtungskrieg Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1995 ISBN 3 930908 04 2 S 569 597 Literatur BearbeitenAnnette Weinke Eine Gesellschaft ermittelt gegen sich selbst Die Geschichte der Zentralen Stelle Ludwigsburg 1958 2008 Forschungsstelle Ludwigsburg 13 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008 ISBN 978 3 534 21950 6 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alfred Streim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Heidrun Holzbach Linsenmaier Vergessen erschweren Die NS Fahndungsstelle soll historisches Institut werden in Die Zeit vom 6 Dezember 1996 Portrat von Person und Arbeit Streims Heiner Emde Keine Siegerjustiz in Nurnberg Der Ludwigsburger NS Ermittler Alfred Streim uber Motive der alliierten Anklager 1945 und den Internationalen Gerichtshof 1995 in Focus 13 November 1995 Interview Alfred Streim in Der Spiegel Nr 7 13 Februar 1995 Gestorben Alfred Streim in Der Spiegel Nr 35 18 August 1996 Alfred Streim Nazi Hunting Prosecutor 64 in New York Times 21 August 1996Einzelnachweise Bearbeiten Alfred Streim Saubere Wehrmacht Die Verfolgung von Kriegs und NS Verbrechen in der Bundesrepublik und der DDR in Hannes Heer u Klaus Naumann Hrsg Vernichtungskrieg Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1995 S 578 siehe auch Wolfram Wette Die Wehrmacht Feindbilder Vernichtungskrieg Legenden Frankfurt 2005 S 239 f Alfred Streim Saubere Wehrmacht Die Verfolgung von Kriegs und NS Verbrechen in der Bundesrepublik und der DDR S 581 Alfred Streim Saubere Wehrmacht Die Verfolgung von Kriegs und NS Verbrechen in der Bundesrepublik und der DDR S 593 Christian Streit Keine Kameraden Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941 1945 Verlag J H W Dietz Nachf Bonn 1997 zuerst Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1978 S 10 u S 244 Alfred Streim Die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener im Fall Barbarossa Eine Dokumentation unter Berucksichtigung der Unterlagen deutscher Strafverfolgungsbehorden und der Materialien der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklarung von NS Verbrechen C F Muller Juristischer Verlag Heidelberg u Karlsruhe 1981 S 244 ff Hervorhebung von mindestens S 246 Alfred Streim Zur Eroffnung des allgemeinen Judenvernichtungsbefehls gegenuber den Einsatzgruppen in Eberhard Jackel u Jurgen Rohwer Hrsg Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg Fischer Taschenbuch Munchen 1987 S 107 119 Annette Weinke Eine Gesellschaft ermittelt gegen sich selbst Die Geschichte der Zentralen Stelle Ludwigsburg 1958 2008 Forschungsstelle Ludwigsburg 13 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008 S 149 154 Zitat S 154 Heidrun Holzbach Linsenmaier Vergessen erschweren Die NS Fahndungsstelle soll historisches Institut werden in Die Zeit vom 6 Dezember 1996 Normdaten Person GND 172409845 lobid OGND AKS LCCN n82033653 VIAF 110700418 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Streim AlfredKURZBESCHREIBUNG deutscher StaatsanwaltGEBURTSDATUM 1 Januar 1932GEBURTSORT Neu IsenburgSTERBEDATUM 17 August 1996STERBEORT Heilbronn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Streim amp oldid 208565601