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Wapnica vapˈɲit sa ehemals deutsch Kalkofen ist ein kleines Dorf auf der Insel Wolin Es gehort zur Gemeinde Miedzyzdroje deutsch Misdroy im Powiat Kamienski Kreis Cammin der polnischen Woiwodschaft Westpommern Marina in WapnicaJezioro Turkusowe Turkissee Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Das Dorf 3 Verwaltungsgeschichte 4 Geschichte 5 Der Turkissee 6 Personlichkeiten 7 Einzelnachweise 8 Weblinks 9 Literatur 10 Siehe auchGeographische Lage BearbeitenDer Ort liegt in einem sumpfreichen Tal einem verlandeten ehemaligen Teil des Stettiner Haffs im sudwestlichen Bereich der Misdroy Lebbiner Endmorane unmittelbar nordlich von Lubin ehemals Lebbin Der Ort hat einen kleinen kanalformigen Segler und Fischerhafen mit einem 175 m langen Betonkai am Wicko Wielkie deutsch Grosser Vietziger See einer Bucht des Stettiner Haffs und einen Badestrand sudlich der Hafenmole In dem sich etwa 2 km nach Osten erstreckenden Tal liegen die beiden kleinen zu Wapnica gehorenden Waldsiedlungen Kepa und Trzciagowo deutsch Stengow Nordlich des Dorfs fuhrt die Landstrasse nach Miedzyzdroje am Ostufer des Wicko Male Kleiner Vietziger See entlang durch Wicko Vietzig und vorbei an Zalesie der fruheren Laatziger Ablage an dessen Nordende wo fruher die Badegaste fur Misdroy per Dampfer angelandet wurden Das Dorf Bearbeiten nbsp Die Eiche Dab Prastary nbsp Verfallendes Gebaude 2019 Das Dorf einst Heimat von Fischern und Kleinbauern dann mehrheitlich von Gruben und Fabrikarbeitern der ortlichen Kreide und Kalkindustrie hat etwa 350 Einwohner und ist heute wirtschaftlich eher auf Fremdenverkehr angewiesen Im Ort gibt es mehrere Motels und im Juli August wird das Schulgebaude als Sommerherberge genutzt In der Dorfaue steht eine auf etwa 450 Jahre Alter geschatzte Eiche die Dab Prastary die Uralte mit einem Umfang von 6 5 Metern und einer Hohe von 21 Metern 1 Am Sudostrand von Wapnica befindet sich der etwa 400 250 m grosse und von Buchenwald umgebene Jezioro Turkusowe Turkissee ein beliebtes Ausflugsziel Der See entstand durch das Volllaufen einer aufgegebenen Kreidegrube und ist Teil des Nationalparks Wolin Wolinski Park Narodowy 2 Verwaltungsgeschichte BearbeitenKalkofen bildete bis 1937 eine Landgemeinde im Amtsbezirk Lebbin Landkreis Usedom Wollin in der preussischen Provinz Pommern Zu der Gemeinde gehorten keine weiteren Wohnplatze 1925 hatte Kalkofen eine Wohnbevolkerung von 535 Einwohnern in 160 Haushaltungen Kalkofen gehorte zum Bezirk des Amtsgerichts in Wollin Die Einwohner waren nahezu ausnahmslos evangelisch und ihre Gemeinde gehorte zum Kirchspiel Lebbin 3 4 Am 1 April 1937 wurde Kalkofen zusammen mit den Nachbargemeinden Stengow und Vietzig nach Lebbin eingemeindet 5 Anfang Mai 1945 wurde die Insel Wolin von der Roten Armee besetzt und anschliessend mit ganz Hinterpommern Teil Polens 1947 wurde das Dorf ebenso wie Lubin nach Miedzyzdroje eingemeindet das gleichzeitig Stadtrecht erhielt Von 1973 bis 1984 war Miedzyzdroje mit den eingemeindeten Dorfern ein Stadtteil von Swinoujscie Swinemunde Seitdem ist es wieder eine eigenstandige Stadt und Landgemeinde Geschichte BearbeitenBereits im 16 Jahrhundert wurden die in der Gegend zu Tage tretenden Kreidekalke und Kreidemergel aus dem Oberturon zum Bleichen von Textilien und als Dungemittel genutzt und eine Kalkbrennerei wird schon im Jahre 1578 erwahnt Die Siedlung selbst wurde 1771 unter Friedrich dem Grossen gegrundet als man Kolonisten dort zu ausserst gunstigen Bedingungen Bau und Ackerland gab damit sie neue Bauernstellen schufen Zwar war die Kalkgewinnung aus den Kreidelagern der benachbarten Hugel von der koniglichen Amtsverwaltung Wollin bereits als nicht mehr eintraglich aufgegeben worden aber Amtsuntertanen durften weiterhin Kalk zum Bau ihrer Hauser brechen Bereits im September 1770 war der Oberbaurat Friedrich Holsche im Auftrag der Bergbau und Huttenkommission als Teil des Generaldirektoriums vor Ort und besichtigte Kalkgrube und Brennofen bei Stengow Der dortige Kalk hatte einen schlechten Ruf da er wegen der eingeschlossenen Feuersteine beim Weissen und Putzen von den Wanden platzte Die Kalkgrube selbst machte einen sehr verwusteten Eindruck Auch der der Brennofen und das dazu gehorende Gehoft machten einen schlechten Eindruck sodass Holsche umfangreiche Verbesserungsvorschlage unterbreitete 6 Gegen Ende des 18 Jahrhunderts erwarb der Kolonist Christian Kuster 7 Land in dem kleinen Weiler Stengow am Ostende des Tals allerdings mit der Auflage als neuer Besitzer Kalk weder zu brechen noch zu brennen Als diese Beschrankung im Jahre 1802 aufgehoben wurde begann Kuster mit dem Ausbeuten einer Kalkgrube im nahen Wald Sein Sohn der Fischer und Landwirt Ludwig Kuster 8 baute sich ein Haus in Kalkofen intensivierte den Ausbau einer grossen Kreidegrube zwischen Kalkofen und Stengow und errichtete dort Kalkofen und Formereien Der Betrieb florierte und Kuster wurde wohlhabend Aus der kleinen Siedlung wurde durch den Zuzug von Arbeitern und Angestellten das ansehnliche Dorf Kalkofen Von der Grube fuhrte ein Fahrweg zum Grossen Vietziger See und dort wurde ein kurzer Stichkanal angelegt wo Lastkahne und kleine Schiffe Kalk luden um diesen nach Stettin die Oder aufwarts in die Orte um das Stettiner Haff und auch an die pommersche Ostseekuste zu bringen nbsp Der ehemalige Fabrikhafen und Reste der Zementfabrik Lebbin Februar 2009 1855 verkaufte Ludwig Kuster seine grosse Kreidegrube und die dazugehorigen Kalkofen und konzentrierte sich auf die Bewirtschaftung seines landwirtschaftlichen Gutes Einige kleinere Gruben blieben im Besitz der Familie Kaufer war der Stettiner Unternehmer Johannes Quistorp der die Kreide in grossem Stil fur seine 1855 am Ufer des Grossen Vietziger Sees zwischen Lebbin und Kalkofen errichtete Portlandzementfabrik abbauen liess Die Fabrik war die zweite in Deutschland und zeitweise die grosste Europas um 1890 hatte sie etwa 600 Beschaftigte Die Kreide wurde per Schmalspurbahn und Luftseilbahn zur Fabrik befordert und vom fabrikeigenen Hafen wurde der Zement per Schiff abtransportiert Quistorp liess in Lebbin etwa 150 Werkswohnungen und weitere soziale Einrichtung fur seine Arbeiter bauen Als der ortliche Kreideabbau fur die Zementproduktion nicht mehr ausreichte liess sein Sohn und Erbe Martin Quistorp ab 1899 Kreide von der Insel Rugen mit eigenen Schiffen wie der Lebbin II uber den Lebbiner Fabrikhafen anliefern 9 Auch die in den Jahren 1899 und 1901 in Wolgast in Betrieb genommenen Quistorp schen Zementfabriken wurden auf diese Weise mit Kreidekalk versorgt 10 Anfang der 1930er Jahre geriet die Zementfabrik Lebbin in eine schwere Absatzkrise und sowohl die Zementproduktion als auch der Kreideabbau mussten zeitweise eingestellt werden wurden dann aber wieder aufgenommen wobei der Grubenbetrieb nunmehr weitgehend mechanisiert wurde Bis fast zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde noch Kreide aus der grossen tief und steil in den Boden getriebenen Kalkofener Grube gebrochen Nach Kriegsende wurden die Fabrik und Grubenanlagen im Sommer 1945 demontiert und als Reparationszahlungen in die Sowjetunion gebracht Die Grube wurde sich selbst uberlassen und lief voll Wasser Im Jahr 1948 wurde das Wasser abgepumpt die notwendigen Anlagen wurden aufgebaut und die Kalkforderung wurde wieder aufgenommen Weil jedoch der Kalkabbau mit der Zeit immer aufwendiger und die Grube immer tiefer wurde wurde die Forderung 1954 endgultig eingestellt und die Grube fullte sich in den folgenden Jahren wieder mit Wasser 11 Der Turkissee Bearbeiten nbsp Eingang zum TurkisseeDer in der Grube entstandene turkisfarbene See Jezioro Turkusowe Turkissee ist 21 2 m tief und 6 74 ha gross und ein beliebtes Ausflugsziel Der See hat zwei oder drei Grundwasserabflusse am Grubenboden und sein Wasserspiegel liegt seit 1960 auf dem gleichen Niveau wie der des Stettiner Haffs 2 6 Meter uber dem Meer Seinen Namen verdankt der See der blau grunen Farbe seiner Wasseroberflache was ihm einen ungewohnlichen Charakter gibt Die turkisgrune Farbung entsteht durch die Brechung und Zerstreuung des Sonnenlichts im klaren Wasser und des Lichtreflexes vom weissen kalkhaltigen Grubenboden Rund um den See fuhrt seit 2005 ein Wanderweg mit schonen Aussichtspunkten besonders vom Piaskowa Gora Sandberg am Sudufer des Sees Personlichkeiten BearbeitenErnst Kuster 1839 1930 deutscher Chirurg Konrad Kuster 1842 1931 deutscher Arzt und Publizist Ludwig Kuster 1794 1874 deutscher Gutsbesitzer und Industrieller Johannes Quistorp 1822 1899 deutscher Unternehmer Besitzer der Kreidegrube in KalkofenEinzelnachweise Bearbeiten http www insel usedom wollin de kalkofen rieseneiche html Touristenkarte Insel Wollin und Umgebung Warschau 2012 Gemeinde Kalkofen im Informationssystem Pommern Kalkofen im Informationssystem Pommern Fritz R Barran Stadte Atlas Pommern 2 Auflage Rautenberg Wurzburg 2005 ISBN 3 8003 3097 0 S 192 Dirk Schleinert Die von dem Oberbaurate Holsche obgehabte Untersuchung samtlicher in der Provinz Vor und HinterPommern belegenen Kalk und Steingruben ein Beitrag zur Bergbau und Wirtschaftsgeschichte Pommerns im 18 Jahrhundert in Pommern Zeitschrift fur Kultur und Geschichte 47 Jg 2009 Heft 3 S 6f Johann Christian Friedrich Kuster 28 November 1765 in Leopoldshagen 19 September 1819 in Kalkofen http gedbas genealogy net person show 1088497819 Ludwig Friedrich Daniel Kuster 18 Januar 1794 in Stengow 20 September 1874 in Wapnica Er war der Vater des Mediziners und Publizisten Konrad Kuster 1842 1931 und des Medizinprofessors Ernst Kuster 1839 1930 und Grossvater des Chirurgen Carl Ludwig Schleich 1859 1922 der die Infiltrationsanasthesie entwickelte Die Kreidevorkommen auf der Insel Wollin sind alter und weniger rein als die Rugener Schreibkreide Der Rugener Kreide fehlt der fur die Zementproduktion notwendige Anteil an Ton den die Wolliner Kreide bei nur 40 60 Kalkanteil besitzt Johannes Quistorp brachte 1872 alle seine Unternehmungen in den weitgehend in Familienbesitz befindlichen Pommerschen Industrie Verein auf Actien in Stettin ein Jezioro Turkusowe w ujeciu historyczno geologicznymWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Wapnica Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien http www insel usedom wollin de wapnica kalkofen infos html http www insel usedom net kalkofen htm http mein vorpommern eu Kalkofen und Lebbin htmlLiteratur BearbeitenCarl Ludwig Schleich Besonnte Vergangenheit Vier Falken Verlag 1920 Kapitel 4 Lebensbeschreibung des Geheimrats Prof Dr med Ernst Kuster BoD Norderstedt 2011 ISBN 978 38423 6097 6 Dirk Schleinert Die von dem Oberbaurate Holsche obgehabte Untersuchung samtlicher in der Provinz Vor und HinterPommern belegenen Kalk und Steingruben ein Beitrag zur Bergbau und Wirtschaftsgeschichte Pommerns im 18 Jahrhundert In Pommern Zeitschrift fur Kultur und Geschichte 47 Jg 2009 Heft 3 S 2 9 Siehe auch BearbeitenListe der Seebader und Badeorte an der Ostsee in Polen53 88 14 438 Koordinaten 53 53 N 14 26 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wapnica Wolin amp oldid 217949331