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Walter Klaus Kobel 20 Mai 1918 in Darmstadt 9 September 1965 war ein hessischer Politiker SPD und Abgeordneter des Hessischen Landtags Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Beruf 2 Politik 3 Nachwirken 4 Postume Diskussion seiner NS Vergangenheit 5 Werke 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAusbildung und Beruf BearbeitenWalter Klaus Kobel war der Sohn von Adam und Elisabeth Kobel geborene Unrath Der Vater war Leutnant im Ersten Weltkrieg gewesen und hatte im Krieg das Augenlicht verloren Er arbeitete nach dem Krieg als Steuerbeamter Walter Klaus Kobel besuchte 1924 bis 1927 eine Grundschule in Darmstadt und wechselte 1927 auf ein Realgymnasium in Darmstadt und legte dort 1936 das Abitur ab Nach dem Abitur leistete er zwischen dem 4 April und dem 26 September 1936 den Dienst beim Reichsarbeitsdienst in Alsfeld Zu diesem Dienst waren Schulabganger gemass dem RAD Gesetz vom 26 Juni 1935 verpflichtet Ebenfalls bestand eine Wehrpflicht Kobel meldete sich daher zum Heeresdienst wurde aber nach zwei Wochen als dienstuntauglich zunachst zuruckgestellt Walter Klaus Kobel trat am 1 Mai 1932 der Hitlerjugend bei Da er zu diesem Zeitpunkt noch kurz vor seinem 14 Geburtstags stand wurde der Beitritt erst drei Wochen spater wirksam Am 19 Marz 1934 wurde er zum Kameradschaftsfuhrer ernannt dem niedrigsten Fuhrungsdienstgrad der HJ Ab 1938 war er zusatzlich Mitarbeiter im Jungbann 115 Darmstadt Am 1 November 1936 nahm er das Studium der Rechts und Staatswissenschaften an der Universitat Frankfurt am Main auf Bei der Finanzierung des Studiums war er aufgrund des Todes seines Vaters am 4 November 1936 auf Unterstutzung angewiesen Seine Mutter erhielt lediglich eine kleine Pension Ab dem zweiten Semester wurden ihm die Studiengebuhren erlassen Seine Unterkunft fand er im Kameradschaftshaus Langemarck des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes NSdSB in der Westendstrasse 55 Im Rahmen der Gleichschaltung waren die Studentenverbindungen verboten worden und gingen im NSdSB auf Die Verbindungshauser wurden nun von diesem als Kameradschaftshaus fortgefuhrt Zusatzlich erhielt er ein Stipendium in Form eines Barzuschusses Im 4 Semester studierte er an der Universitat Gottingen kehrte dann aber wieder nach Frankfurt zuruck Am 1 Januar 1937 wurde er unter der Mitgliedsnummer 3 031 238 als Mitglied der NSDAP aufgenommen Am 28 August 1939 wurde er zum Kriegsdienst einberufen Fur das Ablegen eines Notexamenes wurde er fur einige Wochen beurlaubt und legte am 6 September 1939 vor dem Prufungsamt am Oberlandesgericht Darmstadt das erste Staatsexamen mit der Note gut ab Auch fur das Referendariat am Amtsgericht Langen wurde er jeweils vom Kriegsdienst beurlaubt Am 7 November 1940 schrieb er sich erneut an der Frankfurter Universitat ein um bei Professor Friedrich Giese zu promovieren Auch fur diese Promotion wurde er zeitweise von dem Dienst bei der Wehrmacht beurlaubt Mit der Doktorarbeit Die Rechtsform der Winterhilfswerkes wurde er 1941 zum Dr jur promoviert Im Marz 1942 trat er dem NS Rechtswahrerbund NSRB bei Am 8 Juli 1943 wurde er Regierungsassessor Mai bis Oktober 1944 war er in dieser Funktion am Landgericht Posen eingesetzt Bis 1945 war er abgesehen von einigen Beurlaubungen Soldat der Wehrmacht im Rang eines Unteroffiziers Sein hochster Rang war der eines Feldwebels Von Juni 1945 bis Februar 1946 wurde er von der amerikanischen Besatzungsmacht in Kriegsgefangenschaft festgehalten Im April 1946 wurde er in den Verwaltungsdienst ubernommen und am Landratsamt Budingen Stellvertreter von Landrat Kurt Mossdorf SPD In der amerikanischen Besatzungszone war es untersagt Verwaltungsmitarbeiter zu beschaftigen die vor dem 1 Mai 1937 NSDAP Mitglieder gewesen waren Im Fragebogen der Militarregierung machte Kobel daher diesbezuglich falsche Angaben Im April 1948 wurde er an das Hessische Innenministerium versetzt 1948 wurde er wegen der Falschung seines Fragebogens der Militarregierung verhaftet und zu neun Monaten Gefangnis verurteilt Im Fragebogen und auch im Meldebogen zur Entnazifizierung hatte er seine NSDAP Mitgliedschaft verschwiegen Nachdem er im Rahmen der Weihnachtsamnestie entlassen worden war war er ab dem 1 Marz 1949 als freiberuflicher Verwaltungsjurist tatig Ab dem 1 Januar 1950 war er fest beim Freiherr vom Stein Institut Lindenfels angestellt einer Einrichtung des Hessischen Stadte und Gemeindebundes Politik Bearbeiten1950 trat Walter Klaus Kobel in die SPD ein Am 4 Marz 1954 wurde er einstimmig von der Stadtverordnetenversammlung zum Burgermeister von Russelsheim gewahlt Neben der Mehrheitskoalition aus SPD und CDU stimmten auch die Vertreter der Unabhangigen Wahlergemeinschaft fur Kobel die KPD enthielt sich Auch die Wiederwahl am 7 Januar 1960 erfolgte einstimmig Schwerpunkt seiner politischen Tatigkeit als Burgermeister waren Wohnungsbau und Ausbau der Infrastruktur In seine Amtszeit als Burgermeister fiel die Grundung der Gemeinnutzigen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Russelsheim m b H am 15 November 1954 gemass Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 2 September 1954 Der Bau des Krankenhauses eines Schwimmbades von Schulen und Altersheimen fiel in seine Amtszeit Das Wirtschaftswunder und der Erfolg der Firma Opel sorgte fur stark steigende Einnahmen der Stadt und einen erheblichen Bevolkerungszuwachs 1956 wurde er zum Vorsitzenden des Kreistags des Landkreises Gross Gerau gewahlt Vom 18 Oktober 1963 bis zu seinem Tod war er Mitglied des Hessischen Landtags Im Landtag ergriff er nie das Wort Am 9 September 1965 starb er in Frankfurt Nachwirken BearbeitenDie im Jahr 1972 fertiggestellte grosste Russelsheimer Sporthalle am Evreuxring 1 wurde zum Gedenken an den verstorbenen Burgermeister Walter Kobel Halle genannt Wegen der NS Vergangenheit Kobels beschloss die Stadtverordnetenversammlung am 14 Marz 2013 die Anderung des offiziellen Namens der Halle in Grosssporthalle Russelsheim 2 Postume Diskussion seiner NS Vergangenheit BearbeitenWahrend seine Vergangenheit in der Zeit des Nationalsozialismus in den 1950er und 1960er Jahren keine Aufmerksamkeit erfuhr entstand ab 2010 eine postume Diskussion uber seine NS Vergangenheit Seine Dissertation uber das Winterhilfswerk die von Christoph Safferling als Prototyp nationalsozialistischer Rechtsauslegung bezeichnet wird tragt wesentlich zu seiner NS Belastung bei 3 In einer 2011 im Auftrag der Fraktion Die Linke im Hessischen Landtag vom Historiker Hans Peter Klausch veroffentlichten Studie wird darauf hingewiesen dass Kobel den Aufnahmeantrag im Alter von 18 Jahren gestellt habe und zu denen gehore die wohl als jugendliche Opfer jahrelanger Indoktrination gesehen werden konnen aus denen sie sich spatestens nach dem Krieg gelost haben 4 Diese These wird durch neuere Untersuchungen im Auftrag der Stadt Russelsheim von der Zeithistorikerin Sabine Kuhn angezweifelt Sie stellte 2013 fest Walter Klaus Kobel sei nach derzeitiger Quellenlage nicht an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt gewesen bewertet seine Rolle aber kritisch Kobel ist somit zu der grossen Gruppe zumeist ideologisch uberzeugter Funktionstrager zu rechnen die erheblich dazu beitrugen dass sich das NS Regime etablieren stabilisieren und seine Politik des Terrors durchfuhren konnte 5 6 7 Steffen Jobst thematisiert 2013 in seinem Theaterstuck Wolfsangel die NS Vergangenheit Kobels 8 Werke BearbeitenDie Rechtsform der Winterhilfswerkes 1941 Diss 9 Siehe auch Bearbeitenzur Studie der Universitat Marburg im Auftrag der Stadt Russelsheim Lehrstuhlmitteilung mit dem Historiker Eckart Conze zu Eckart ConzeLiteratur BearbeitenHans Peter Klausch Braunes Erbe NS Vergangenheit hessischer Landtagsabgeordneter der 1 11 Wahlperiode 1946 1987 Die Linke Fraktion im Hessischen Landtag Wiesbaden 2011 S 7 8 Download PDF 4 2 MB Sabine Kuhn Walter Kobel 1918 1965 und der Nationalsozialismus Eine biografische Annaherung Russelsheim 2013 ISBN 978 3 927394 16 2 Sabine Kuhn Essay Walter Kobel 1918 1965 und der Nationalsozialismus Eine biografische Annaherung Russelsheim 2013 Jochen Lengemann Das Hessen Parlament 1946 1986 Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags 1 11 Wahlperiode Hrsg Prasident des Hessischen Landtags Insel Verlag Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 458 14330 0 S 304 hessen de PDF 12 4 MB Jochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 220 Christoph Safferling Bewertung der Dissertation von Dr Walter Kobel Die Rechtsform des Winterhilfswerkes 1941 als nationalsozialistisches Werk In Sabine Kuhn Walter Kobel 1918 1965 und der Nationalsozialismus Eine biographische Annaherung Russelsheim 2013 Weblinks BearbeitenKobel Walter Klaus Hessische Biografie Stand 10 August 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Grosssporthalle Russelsheim ehem Walter Kobel Halle Walter Kobel Halle umbenannt Echo Online In echo online de Archiviert vom Original abgerufen am 31 Juli 2015 Safferling Bewertung der Dissertation S 165 Hans Peter Klausch Braunes Erbe NS Vergangenheit hessischer Landtagsabgeordneter der 1 11 Wahlperiode 1946 1987 Die Linke Fraktion im Hessischen Landtag Wiesbaden 2011 S 7 Download PDF 4 2 MB Echo online Studie Ehemaliger Burgermeister Kobel war Nationalsozialist Memento vom 3 Februar 2014 im Internet Archive 1 Februar 2013 Sabine Kuhn Walter Kobel 1918 1965 und der Nationalsozialismus Eine biografische Annaherung S 89ff Russelsheim 2013 Burgerdialog zu Walter Kobel mit Links zu Studie und Essay von Sabine Kuhn Stephan A Dudek Wolfsangel von Steffen Jobst im Russelsheimer Stadttheater Main Spitze 8 April 2013 Janek Rauhe Der untergetauchte Nationalsozialist in FAZ vom 6 April 2013 Seite 54 Frank Schuster Walter Kobels braune Vergangenheit Ein Karrierist Frankfurter Rundschau 16 Juni 2011Normdaten Person GND 125345321 lobid OGND AKS VIAF 32955742 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kobel Walter KlausKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdLGEBURTSDATUM 20 Mai 1918GEBURTSORT DarmstadtSTERBEDATUM 9 September 1965 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Klaus Kobel amp oldid 225698152