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Die Gemeinsame Synode der Bistumer in der Bundesrepublik Deutschland so der offizielle Titel der Wurzburger Synode fand von 1971 bis 1975 in Wurzburg statt Diese Synode wurde auch das Deutsche Konzil genannt das ein wichtiges Stuck Kirchengeschichte geworden ist 1 Die deutsche Sonderbriefmarke von 1972 zeigt das Stadtsiegel Wurzburgs von 1237 bis 1560 mit dem Wurzburger Dom Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Synode 2 1 Verlauf 2 2 Ergebnisse und Folgen 3 Rezeption 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenNach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gab es in der katholischen Kirche einerseits eine Aufbruchstimmung andererseits bei vielen Laien und Priestern Unsicherheit und Verwirrung Zur Beratung uber die Verwirklichung der Konzilsbeschlusse wurden weltweit zahlreiche Diozesansynoden durchgefuhrt so auch in den Erz Bistumern Wien Salzburg und Hildesheim Diese Synoden waren Pioniervorhaben 2 Der 1966 veroffentlichte Hollandische Katechismus war ein fruher Versuch einer nachkonziliaren Theologie fur breitere Kreise er wurde in Rom wegen Haresie angezeigt Auf dem Katholikentag in Essen September 1968 forderte die Gruppe Kritischer Katholizismus eine Pastoralsynode Der Weihbischof Heinrich Tenhumberg schlug im Juni 1968 der Hauptkommission der Deutschen Bischofskonferenz DBK vor uber Formen der Demokratisierung in der Kirche nachzudenken Denn die hierarchische Struktur der Kirche setze den Demokratisierungstendenzen eine Grenze Man solle uberspitzten und dogmatisch verfehlten Anspruchen der Amtskirche entgegenwirken und zugleich dem berechtigten Verlangen vieler glaubiger Christen nach massvoller Mitverantwortung und Mitbestimmung entgegenkommen Daher schlug Tenhumberg gemeinsame Beratungen der DBK und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ZdK vor die man gegebenenfalls als Vorstufe und Vorubung fur eine spatere Form einer National Synode betrachten konnte Damit hatte er den Anstoss zur Wurzburger Synode gegeben 3 Im Januar 1969 erfolgte die erste Zusammenkunft der Gemeinsamen Studiengruppe von Deutscher Bischofskonferenz DBK und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ZDK Sie schlug eine Gemeinsame Synode der Bistumer in der Bundesrepublik Deutschland vor Dank Bischof Hengsbach konnten zahe Widerstande gegen den Plan einer Pastoralsynode uberwunden werden die Durchfuhrung der Gemeinsamen Synode wurde von der DBK bereits Ende Februar beschlossen 4 Auch in der DDR gab es ahnliche Bestrebungen Bereits 1969 eroffnete Bischof Otto Spulbeck die Meissner Diozesansynode in der Hofkirche zu Dresden Die Synode BearbeitenAufgabe der Synode war die Verwirklichung der Beschlusse des Zweiten Vatikanischen Konzils zu fordern Die Synode wurde von der Deutschen Bischofskonferenz im Februar 1969 einberufen Sie war ein institutionalisierter Dialog von stimmberechtigten Bischofen Priestern Ordensleuten und Laien aus allen deutschen Bistumern Prasident der Synode war Julius Kardinal Dopfner Er war einer der massgeblichen Protagonisten der Synode Kritiker wie der Regensburger Bischof Rudolf Graber standen der Synode dezidiert ablehnend gegenuber Der um Mitarbeit gebetene Joseph Ratzinger damals Professor fur Dogmatik und Dogmengeschichte zog sich fruhzeitig aus der Synode zuruck Karl Rahner wirkte mit Anteil am Zustandekommen der Synode hatte Karl Forster Sekretar der DBK 1967 1971 und Sekretar der Synode Einflussreiche Laiensynodale waren unter anderem Walter Bayerlein Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht in Munchen und Mitglied im Vorstand des Diozesanrates der Katholiken der Erzdiozese Munchen und Freising Hans Maier Professor fur politische Wissenschaften an der Universitat Munchen und bayerischer Kultusminister Wilhelm Sandfuchs Leiter der Abteilung Kirchenfunk beim Bayerischen Rundfunk BR und Josef Stingl 1919 2004 von 1968 bis 1984 Prasident der Bundesanstalt fur Arbeit in Nurnberg Verlauf Bearbeiten Zwischen Januar 1971 und November 1975 fanden acht Sitzungsperioden statt Die erste Arbeitsvollversammlung fand vom 10 bis 14 Mai 1972 im Wurzburger Dom statt Dessen Hauptschiff dient bereits im Januar 1971 als Aula 5 Manche der Vorlagen wie zum Beispiel die zu Kirche und Arbeiterschaft losten in Vollversammlungen hitzige Diskussionen aus Verabschiedet wurden wichtige Beschlusse wie Der Religionsunterricht in der Schule Die Vorlage Christlich gelebte Ehe und Familie fuhrte zu einer Elf Stunden Diskussion und zu einem Abstimmungsergebnis mit nur einer Stimme uber der erforderlichen Zwei Drittel Mehrheit Dabei war umstritten ob die Sachkommission der Synode der DBK welche Anderungen der Aussagen zur Empfangnisverhutung zu vorehelicher Sexualitat sowie zur Hilfe fur geschiedene wiederverheiratete Katholiken verlangte zu weit entgegengekommen sei Mit einem feierlichen Gottesdienst endete die Gemeinsame Synode am 23 November 1975 6 Man ging in Wurzburg auseinander mit dem Satz Die Synode endet die Synode beginnt 7 Ergebnisse und Folgen Bearbeiten Die Ergebnisse der Synode wurden in 18 Beschlussen und 6 Arbeitspapieren festgehalten 8 Wirkung ausgewahlter Beschlusstexte Unsere Hoffnung Ein Bekenntnis zum Glauben in dieser Zeit Der Text des Fundamentaltheologen Johann Baptist Metz 1928 2019 ist bis heute 2021 nur ein zitierter theologischer Entwurf Der Religionsunterricht in der Schule Der religionspadagogische Text begrundete den Religionsunterricht theologisch und schulpadagogisch Er machte die Erfahrungen der Schuler zum Ausgangspunkt des Unterrichts Die Beteiligung der Laien an der Verkundigung Dieser Beschluss wurde in der Auseinandersetzung mit Rom massiv beschnitten Ein dabei entstandener Spielraum wurde mit dem Kirchenrecht von 1983 wieder geschlossen Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit Dieser Beschluss systematisierte bereits bestehende Ansatze wie z B die diakonische Dimension der Jugendarbeit oder das Konzept des personalen Angebots Christlich gelebte Ehe und Familie Die Bedeutungslosigkeit der kirchlichen Lehre in Fragen von Sexualitat und Beziehung konnte dieser umstrittene Beschluss nicht uberwinden Er hob jedoch die Bedeutung des Gewissens hervor und starkte eine pastoral solidarische Haltung gegenuber einer moralisch verurteilenden Die pastoralen Dienste in der Gemeinde Er markierte Leitlinien fur den Berufe des Pastoralreferenten und thematisierte auch heikle Themen wie das Diakonat der Frau Verantwortung des ganzen Gottesvolkes fur die Sendung der Kirche Er ordnete die Strukturen der Mitverantwortung Rate auf verschiedenen Ebenen Die Gemeinsame Konferenz von DBK und ZDK wurde eingerichtet Einzelne Sachkommissionen verabschiedeten sechs Arbeitspapiere Das katechetische Wirken der Kirche Die Not der Gegenwart und der Dienst der Kirche Sinn und Gestaltung menschlicher Sexualitat Aufgaben der Kirche in Staat und Gesellschaft Kirche und gesellschaftliche Kommunikation Deutsches PastoralinstitutRezeption BearbeitenDie Synode war mehr als eine Episode in der deutschen Kirchengeschichte es wurden entscheidende Weichen fur die Zukunft gestellt Sie hat einen neuen Stil des kirchlichen Regierens gebracht 9 Nach Ansicht von Zeitzeugen lag der Ertrag der Gemeinsamen Synode nicht nur in den Beschlussen sondern vor allem auch in der Einubung offener Kommunikation und den damit verbundenen Austausch und Erfahrungsprozessen Kritiker warfen der Synode vor uber die Kopfe der Glaubigen hinweg und an den Interessen der Gemeinden vorbeizugehen Diese Kritik spiegelte sich im relativ fruh nachlassenden Interesse der Offentlichkeit an der Synode 10 Siehe auch BearbeitenSynodaler WegLiteratur BearbeitenLudwig Bertsch u a Hgg Gemeinsame Synode der Bistumer in der Bundesrepublik Deutschland offizielle Gesamtausgabe 2 Bde Freiburg im Breisgau Basel Wien Herder 1976 1977 Bd 1 Beschlusse der Vollversammlung 1976 7 Aufl 1989 ISBN 3 451 17614 9 Bd 2 Erganzungsband Arbeitspapiere der Sachkommissionen 1977 3 Aufl 1981 ISBN 3 451 17897 4 Sabine Demel Die Wurzburger Synode ein unubertroffenes Vorbild fur dialogische Strukturen in der katholischen Kirche 2011 Dieter Emeis Burkard Sauermost Hgg Synode Ende oder Anfang Ein Studienbuch fur die Praxis in der Bildungs und Gemeindearbeit Dusseldorf Patmos 1976 Reinhard Feiter Richard Hartmann Joachim Schmiedl Hgg Die Wurzburger Synode Die Texte neu gelesen Europas Synoden nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Band 1 Herder Freiburg Br Basel Wien 2013 ISBN 978 3 451 30713 3 S 111 128 Hartmut Heidenreich Personales Angebot als Kernkonzept praktisch theologischen Handelns zu seiner Rekonstruktion Rezeption und Interpretation nach dem Wurzburger Synodenbeschluss von 1975 Munster Lit 2004 ISBN 3 8258 7133 9 Albert Kauflein und Tobias Licht Hgg Wo steht die Kirche Orientierung am Zweiten Vatikanischen Konzil und an der Gemeinsamen Synode Karlsruhe Braun 1996 ISBN 3 7650 8179 5 Manfred Plate Das deutsche Konzil Die Wurzburger Synode Bericht und Deutung Herder Freiburg 1975 ISBN 3 451 17368 9 Karl Rahner Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance Freiburg 1972 Neuausgabe 1989 PDF Datei 656 kB Stefan Schmitz Was macht die Kirche in der Schule Religionsunterricht und Schulpastoral 30 Jahre nach dem Wurzburger Synodenbeschluss Munster Lit 2004 ISBN 3 8258 7608 X Stefan Voges Konzil Dialog und Demokratie Der Weg zur Wurzburger Synode 1965 1971 Schoningh Paderborn 2015 ISBN 978 3 506 78212 0 Weblinks BearbeitenSynodentexte online auf der Homepage der DBK Wurzburger Synode im UberblickEinzelnachweise Bearbeiten siehe Literatur Manfred Plate 50 Jahre Wiener Diozesansynode Text von Stefan Voges Die Initiative von Tenhumberg hat er in einem seiner anderen Texte beschrieben siehe Plate S 12 ff Klaus Wittstadt Kirche und Staat im 20 Jahrhundert In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 453 478 und 1304 f hier S 470 475 Erneuerung im Geiste des II Vatikanischen Konzils Bischof Josef Stangl S 473 f Verlauf und Abstimmungen der Synode siehe Plate S 6 Verlauf und Ergebnisse siehe Plate S 45 ErgebnisseNormdaten Veranstaltung GND 4079398 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wurzburger Synode amp oldid 230198039