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Im Vertrag von Norham kam es am 7 August 1209 zu einer Verstandigung zwischen England und Schottland mit der eine schwere politische Krise zwischen den beiden Reichen beigelegt wurde Tatsachlich musste sich der schottische Konig Wilhelm I dabei weitgehend dem englischen Konig Johann Ohneland unterwerfen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Konfrontation und Verhandlungen an der Grenze 3 Vertragsbedingungen 4 Folgen 5 Historische Bewertung 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDer schottische Konig Wilhelm hatte wahrend seiner gesamten Herrschaft versucht Northumberland und weitere nordenglische Gebiete zuruckzugewinnen auf die er 1157 hatte verzichten mussen Nach einer militarischen Niederlage hatte er 1174 im Vertrag von Falaise die Lehnshoheit des englischen Konigs anerkennen mussen Diese konnte er 1189 durch eine Geldzahlung ablosen Zu dem seit 1199 in England regierenden Johann Ohneland hatte Wilhelm ein angespanntes Verhaltnis gehabt Die Beziehungen zwischen den beiden Konigen spitzten sich zu nachdem der englische Konig im April 1208 die Verwaltung der Temporalien der vakanten Diozese Durham in Nordengland ubernommen hatte Im August 1208 bereiste der englische Konig Nordengland Vermutlich wahrend dieses Aufenthalts ordnete er den Bau einer Burg bei Tweedmouth an Der Bau dieser an der Mundung des Tweed und damit unmittelbar an der Grenze zu Schottland gelegenen Befestigung war eine Provokation fur die Schotten da die Burg den freien Seezugang nach Berwick die damals bedeutendste schottische Hafenstadt bedrohen konnte Wilhelm schickte deshalb mindestens einmal nach anderen Berichten sogar zweimal Soldaten uber die Grenze die die im Bau befindliche Befestigung zerstorten Dabei sind die Berichte widerspruchlich ob sie auch die Arbeiter an der Baustelle ermordeten 1 Eine wesentlich grossere Bedrohung fur den englischen Konig waren jedoch die Verhandlungen die der schottische Konig mit dem franzosischen Konig Philipp II fuhrte 2 Vermutlich hatte der schottische Konig angeboten eine seiner Tochter mit Philipp Hurepel einem jungeren Sohn des franzosischen Konigs zu verheiraten Der franzosische Konig hatte bis 1204 einen Grossteil der franzosischen Besitzungen von Johann erobert und seitdem versuchte dieser diese zuruckzugewinnen Durch ein schottisch franzosisches Bundnis ware Johann an zwei Fronten bedroht gewesen Der englische Konig war deshalb wohl fest entschlossen den schottischen Konig als moglichen Gegner auszuschalten 3 nbsp Der Keep von Norham Castle wo sich Wilhelm I und Johann Ohneland 1209 trafenKonfrontation und Verhandlungen an der Grenze BearbeitenDer englische Konig zog im Fruhjahr 1209 uberraschend mit einem Heer nach Nordengland und erreichte vor dem 23 April Alnwick Er schickte Gesandte nach Schottland die den schottischen Konig in Roxburgh erreichten Zunachst sollte ein Treffen der beiden Konige in Newcastle stattfinden doch vermutlich trafen sich beiden Konige im April 1209 einmal in Bolton bei Alnwick und ein weiteres Mal in Norham Der englische Konig verlangte die Ubergabe mehrerer schottischer Burgen was die Schotten entschieden ablehnten Fur das Treffen in Norham hatten beide Konige ein Heer aufgeboten und um den 25 April gingen sie auseinander ohne dass sich ihre Verhandlungspositionen angenahert hatten Der schottische Konig lud daraufhin seine Magnaten fur den 24 Mai zu einer Ratsversammlung nach Stirling ein In dieser Versammlung wiesen die Schotten die englischen Forderungen erneut entschieden zuruck William Malveisin der Bischof von St Andrews Bischof Walter von Glasgow William Comyn sowie Philip de Valognes uberbrachten als Gesandte diese Antwort dem englischen Konig der sie wutend entgegennahm Um die Situation zu entspannen sandte der schottische Konig anschliessend den Bischof von St Andrews sowie den Abt von Melrose Abbey zu weiteren Verhandlungen nach England Diese Gesandtschaft uberschnitt sich mit einer englischen Gesandtschaft bestehend aus dem Earl of Winchester und Robert de Ros einem Schwiegersohn des schottischen Konigs Diese englische Gesandtschaft traf den schottischen Konig in Edinburgh Daraufhin sandte der schottische Konig den Tempelritter William de Mortimer als neuen Gesandten nach England Der Inhalt dieser Verhandlungen ist unbekannt doch sie blieben offenbar erfolglos da nun Bischof William von St Andrews zuruckkehrte und berichtete dass Konig Johann mit einer grossen Armee nach Norden unterwegs war Der schottische Konig bot daraufhin wieder ein Heer auf 1 Ende Juli standen sich beide Konige mit ihren Heeren bei Norham feindlich gegenuber Wilhelm war zu dieser Zeit bereits ein alter Mann und in den letzten Monaten mehrfach krank gewesen Das englische Heer war durch verbundete walisische Truppen unter Fuhrung von Llywelyn ab Iorwerth dem Fursten von Gwynedd sowie durch auslandische Soldner verstarkt und dem schottischen Heer klar uberlegen Angesichts dieser Lage entschloss sich der schottische Konig nachzugeben Am 25 Juli traf er sich mit dem englischen Konig und nach weiteren Verhandlungen schloss er am 7 August 1209 mit dem englischen Konig den Vertrag von Norham Vertragsbedingungen BearbeitenDer Vertrag von Norham war weniger ein Vertrag zwischen den beiden Konigen als eine Unterwerfung des schottischen Konigs 4 Er musste dem englischen Konig innerhalb von zwei Jahren in vier Raten die stattliche Summe von 15 000 Mark zu zahlen dazu musste er moglicherweise offiziell auf seine Anspruche auf die nordenglischen Grafschaften verzichten Zur Sicherheit mussten die Schotten funfzehn hochrangige Geiseln stellen darunter Margarete und Isabella die beiden altesten ehelichen Tochter von Wilhelm Ob sie tatsachlich als Geiseln galten ist umstritten denn der englische Konig soll versprochen haben sie bis zum Erreichen ihrer Volljahrigkeit zu verheiraten Dabei sollte eine von ihnen mit dem englischen Thronfolger verheiratet werden nach anderen Angaben sollte auch die zweite Tochter mit einem Angehorigen der englischen Konigsfamilie verheiratet werden 5 Im Gegenzug gewahrte der englische Konig schottischen Kaufleuten das Recht auf freien Handeln in England 6 Vor allem sicherte der englische Konig dem schottischen Konig Frieden zu Dazu sollte Tweedmouth Castle geschleift werden doch als Entschadigung fur die vorangegangenen Zerstorungen sollten die Schotten weitere 4000 zahlen Schottland musste zwar keine strategisch wichtigen Burgen abtreten und der schottische Konig musste nicht dem englischen Konig huldigen und damit dessen Oberherrschaft anerkennen doch faktisch unterstand Schottland erneut dem englischen Konig 7 Offenbar wurde der Vertrag hastig und im Geheimen aufgesetzt Nur vier Zeugen Bischof William von St Andrews und Philip de Valognes fur die schottische Seite sowie Robert de Ros und Robert de Vieuxpont fur die englische Seite bezeugten den Vertrag 8 Folgen BearbeitenAnscheinend noch in Norham huldigte der schottische Thronfolger Alexander dem englischen Konig fur die Besitzungen der schottischen Konige in England Am 16 August 1209 wurden die Konigstochter und die anderen Geiseln in Carlisle ubergeben Fur Ende September 1209 hatte der schottische Konig eine Ratsversammlung nach Perth einberufen die aufgrund schwerer Uberschwemmungen aber nach Stirling verlegt wurde Auf dieser Versammlung wurde offenbar beschlossen wie Gelder fur die in Norham vereinbarten Zahlungen aufgebracht werden sollten Am 30 November 1209 erfolgte die Zahlung einer ersten Rate und bis 1211 war der Grossteil des Geldes gezahlt worden Unter der Bedingung dass die Geiseln weiterhin in England blieben wurde die Zahlung der restlichen Summe offenbar erlassen Auch wenn der schottische Konig uber die demutigenden Vertragsbedingungen sicherlich verargert war stellte er bis zu seinem Tod keine Gefahr mehr fur die Herrschaft des englischen Konigs dar Als 1210 mit Maud de Braose und Hugh de Lacy zwei Gegner von Johann Ohneland nach Schottland flohen fanden sie dort keine Zuflucht Stattdessen konnte der englische Konig auf die Unterstutzung von Alan dem Herrn der sudwestschottischen Herrschaft Galloway zahlen der ihn mit Schiffen und Truppen bei seinem Feldzug nach Irland unterstutzte 9 1211 kam es in Nordschottland zur Rebellion von Guthred Macwilliam die Wilhelm nicht niederschlagen konnte Vermutlich bat er daraufhin den englischen Konig um Unterstutzung Im Februar 1212 kam es im nordenglischen Durham zu Verhandlungen an denen zwar nicht der schottische Konig aber dessen Frau Konigin Ermengarde aktiv teilnahm Dabei wurde vermutlich im sogenannten Vertrag von Durham vereinbart dass der Thronfolger Alexander mit einer Tochter von Johann Ohneland verheiratet und von diesem zum Ritter geschlagen werden sollte Tatsachlich schlug der englische Konig den schottischen Thronfolger am 4 Marz 1212 in Clerkenwell zum Ritter Anschliessend kehrte Alexander mit einer Streitmacht auslandischer Soldner nach Schottland zuruck die ihm der englische Konig zur Verfugung gestellt hatte und konnte die Rebellion der Macwilliams beenden Der Vertrag von Durham hatte aber erneut gezeigt dass der englische Konig faktisch die Oberhoheit uber Schottland besass 10 Die Heirat von Alexander mit einer Tochter des englischen Konigs verzogerte sich aber und auch die 1209 gestellten schottischen Geiseln einschliesslich der beiden Konigstochter befanden sich weiterhin in der Gewalt des englischen Konigs Nach dem Tod von Wilhelm Ende 1214 wurde Alexander Konig der Schotten Er verbundete sich mit den englischen Baronen die gegen Johann Ohneland rebellierten und unterstutzte sie ab 1215 im Krieg der Barone so dass es zum Krieg zwischen Schottland und England kam Nach dem Abschluss des Vertrags von York 1237 erhielten die Schotten die englischen Vertragsdokumente zuruck 7 Da sie in den 1290er Jahren weder in Edinburgh noch in London vorhanden waren hatten die Schotten die fur sie herabsetzenden Dokumente vermutlich zerstort 8 Historische Bewertung BearbeitenDer Ablauf der Verhandlungen ist nur durch den aus dem 15 Jahrhundert stammenden Bericht von Walter Bower bekannt wobei Bower offenbar wenig uber den Inhalt der Verhandlungen wusste 11 Auch uber die wahrscheinlichen Verhandlungen zwischen Frankreich und Schottland sind nur indirekte teils widerspruchliche Berichte vorhanden Von dem Vertrag von Norham ist nur eine Kopie der Vereinbarung uber die Geldzahlungen des schottischen Konigs erhalten 4 der weitere Vertragsinhalt ist vor allem durch die teils widersprechenden Berichte verschiedener Chronisten bekannt 12 Mit dem Abschluss des Vertrags hatte der schottische Konig offiziell seine Unabhangigkeit und den Frieden bewahrt doch durch die Vertragsbestimmungen war er vom Wohlwollen von Johann Ohneland abhangig geworden Dabei war seine Abhangigkeit gegenuber Johann sogar grosser als die Abhangigkeit gegenuber Heinrich II den er nach dem Vertrag von Falaise als Lehnsherrn anerkannt hatte 13 Einzelnachweise Bearbeiten a b Archibald A M Duncan Scotland The Making of the Kingdom The Edinburgh History of Scotland Bd I Oliver amp Boyd Edinburgh 1975 ISBN 0 05 002037 4 S 242 S D Church King John New interpretations Boydell Woodbridge 1999 ISBN 0 85115 947 8 S 259 Archibald A M Duncan Scotland The Making of the Kingdom The Edinburgh History of Scotland Bd I Oliver amp Boyd Edinburgh 1975 ISBN 0 05 002037 4 S 244 a b Geoffrey W S Barrow Scotland and its neighbours in the Middle Ages Hambledon London 1992 ISBN 1 85285 052 3 S 84 Archibald A M Duncan Scotland The Making of the Kingdom The Edinburgh History of Scotland Bd I Oliver amp Boyd Edinburgh 1975 ISBN 0 05 002037 4 S 247 Richard Oram Alexander II King of Scots 1214 1249 Birlinn Edinburgh 2012 ISBN 978 1 904607 92 2 S 18 a b Richard Oram Alexander II King of Scots 1214 1249 Birlinn Edinburgh 2012 ISBN 978 1 904607 92 2 S 17 a b Archibald A M Duncan Scotland The Making of the Kingdom The Edinburgh History of Scotland Bd I Oliver amp Boyd Edinburgh 1975 ISBN 0 05 002037 4 S 248 Archibald A M Duncan Scotland The Making of the Kingdom The Edinburgh History of Scotland Bd I Oliver amp Boyd Edinburgh 1975 ISBN 0 05 002037 4 S 249 Geoffrey W S Barrow Scotland and its neighbours in the Middle Ages Hambledon London 1992 ISBN 1 85285 052 3 S 86 Archibald A M Duncan Scotland The Making of the Kingdom The Edinburgh History of Scotland Vol I Oliver amp Boyd Edinburgh 1975 ISBN 0 05 002037 4 S 243 Archibald A M Duncan Scotland The Making of the Kingdom The Edinburgh History of Scotland Bd I Oliver amp Boyd Edinburgh 1975 ISBN 0 05 002037 4 S 241 Geoffrey W S Barrow Kingship and unity Scotland 1000 1306 Edinburgh University Press Edinburgh 2015 ISBN 978 1 4744 0183 8 Internet Ressource Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertrag von Norham 1209 amp oldid 236162083