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Walter Bower oder Bowmaker 1385 in Haddington East Lothian im Osten Schottlands 1 24 Dezember 1449 war als Verfasser der Scotichronicon ein schottischer Geschichtsschreiber und Abt von Inchcolm seit 1418 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Jugend 2 Abt von Inchcolm 3 Politische Aufgaben 4 Werk 5 Ausgabe 6 Literatur 7 AnmerkungenHerkunft und Jugend BearbeitenDie Biographie Walter Bowers ist aufgrund mangelnder Quellen nur luckenhaft beschreibbar Bedeutende Informationen dazu liefern neben seinen eigenen Angaben in der Scotichronicon einige Aufzeichnungen in den Exchequer Rolls Schatzkammerrollen von Schottland Band 3 und 4 Die familiaren Verhaltnisse Walter Bowers sind unbekannt Vielleicht war er mit einem John Bowmaker verwandt der als Magistratsmitglied in Haddington von 1395 bis 1398 bezeugt ist 2 Am romischen Hof wurde er 1436 durch einen John Bowmaker dem Rektor einer Kirche in Stirlingshire vertreten Schliesslich war er 1437 der Bevollmachtigte fur eine papstliche Provision an einen Alexander Bowmaker einem Augustinerdomherrn in der kleinen ostschottischen Stadt St Andrews Aber es konnen keine verwandtschaftlichen Beziehungen Walter Bowers zu diesen genannten Personen namens Bowmaker nachgewiesen werden Da die Scotichronicon ausfuhrlich auf die zeitgenossische Geschichte von Haddington und dessen Umgebung eingeht durfte also Bower dort aufgewachsen sein und auch spater dorthin Kontakt gehalten haben Wohl um 1400 wurde er Kanoniker der Kathedrale von St Andrews da er uber Bischof Walter Trail 1401 offenbar aus eigener Kenntnis berichtet Zweifellos liess er sich ab 1400 als Novize unter dem von 1394 bis 1416 als Prior amtierenden James Biset ausbilden der wesentlichen Anteil an der Grundung der altesten schottischen Universitat jener von St Andrews hatte Diese erhielt 1414 durch den von Schottland anerkannten Gegenpapst Benedikt XIII viele Privilegien und die Feste in St Andrews anlasslich dieses freudigen Ereignisses beschreibt Bower zweifellos als Augenzeuge sehr anschaulich Am 29 November 1417 ernannte ihn Benedikt XIII zum Abt des Augustinerklosters auf der kleinen Insel Inchcolm im Firth of Forth Damals muss er schon den Grad eines Bachelors des Kirchenrechts erworben haben 3 Am 17 April 1418 weihte ihn der Bischof von Dunkeld zum Abt 4 Laut eigenen Angaben erhielt er 1420 auch das Bakkalaureat der Theologie Seine akademischen Abschlusse legte er vermutlich an der neuen Universitat von St Andrews ab da sich kein Auslandsstudium belegen lasst Abt von Inchcolm BearbeitenAls Abt von Inchcolm zwang Bower mit papstlicher Unterstutzung den Bischof von Dunkeld zu einem Kompromiss im Streit um den Besitz des nahegelegenen Vikariats von Dalgety Da er sich im Kirchenrecht auskannte konnte er die Besitzungen seiner Abtei verteidigen 5 und sich zu diesem Zweck am 27 Februar 1430 auch die papstliche Beihilfe sichern Da englische Piraten nahezu jeden Sommer seine Insel uberfielen musste er zu dieser Zeit am Festland residieren In den spaten 1440er Jahren gegen Ende seines Lebens liess er aber auf Inchcolm Verteidigungsanlagen errichten Vergeblich strebte Bower das Amt eines Abtes des reicheren Augustinerklosters zu Holyrood bei Edinburgh an Schon 1420 machte er sich diesbezugliche Hoffnungen doch erhielt 1423 ein anderer vom schottischen Statthalter unterstutzter Bewerber die Leitung dieses eintraglicheren Klosters ubertragen 1436 1437 geriet dieser Abt jedoch mit einem seiner Chorherren in Streit den Bower dazu nutzte sich kraft papstlichen Ermachtigung zum Ordnungshuter in Holyrood zu machen Allerdings stemmten sich die meisten Kanoniker erfolgreich gegen sein Eingreifen so dass Bower sein Leben als Abt von Inchcolm beschliessen musste Politische Aufgaben BearbeitenBower gehorte zu den fuhrenden schottischen Kirchenmannern obwohl er nur einer kleinen Abtei vorstand Nach der Ruckkehr Konig Jakobs I von Schottland aus langjahriger englischer Gefangenschaft 1424 nahm er wohl oft an dessen Sitzungen teil 1423 und 1424 hatte er als einer der beiden Kommissare zur Sammlung des Losegeldes fur Jakob I Steuern eingetrieben Dieselbe Aufgabe sollte er zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen 1433 wieder ubernehmen diesmal zur Beschaffung der Mitgift fur die Verlobung der schottischen Konigstochter mit dem Dauphin aber der Konig selbst entband sie von einer zu rigorosen Eintreibung 6 In seiner Chronik berichtet er wie ungern die Bevolkerung diese Extrasteuern aufbrachte Nach der Unterwerfung des Lords Alexander MacDonald wollte der Konig ihn besser unter Kontrolle halten konnen und liess dessen Mutter die Grafin von Ross 1431 auf Inchcolm unter der Aufsicht Bowers internieren 7 Durch Bowers eigenen Bericht erfahrt man wenigstens von seiner Teilnahme an einer wichtigen politischen Entscheidung Im Oktober 1433 wurde auf der Synode zu Perth uber eine Antwort auf ein englisches Friedensangebot beraten Bower und sein Freund der Abt von Scone drangten dabei entschieden auf die Ablehnung des englischen Vorschlags da Jakob I einen Eid abgelegt hatte dass Schottland nur mit Zustimmung Frankreichs Frieden mit England schliessen wurde Die Mehrheit der Geistlichen schloss sich der Meinung von Bower an und spater stellte sich die ganze Angelegenheit als Finte der Englander heraus Zufrieden erzahlt er dass der Abt von Melrose der fur die Annahme der Friedensinitiative eingetreten war seine Meinung zurucknehmen musste als er vom Inquisitor der Ketzerei bezichtigt wurde In der Parlamentssitzung vom Januar 1435 gehorte er einem Ausschuss zur Behandlung von Beschwerden an Als Rechtsgelehrter durfte er ofters solche Funktionen wahrgenommen haben allerdings fehlen dafur Dokumente Offenbar wollte Bower eine autoritare Verbindung von Staat und Kirche und fuhrte diese Haltung in seiner Chronik spater theoretisch weiter aus Sollte er tatsachlich starke Herrscher favorisiert haben ist das in seiner Chronik ausgedruckte tiefe Bedauern uber den Tod Konig Jakobs I 1437 verstandlich Uber sein Leben in den folgenden Jahren ist kaum etwas bekannt Anfang der 1440er Jahre spielte er in der unruhigen Situation der Vormundschaftsregierung fur Jakob II den minderjahrigen Sohn und Nachfolger Jakobs I eine Rolle nahm am 3 April 1441 und am 9 Februar 1442 an Kirchenraten teil und horte sich wieder im Juli 1445 Beschwerden im Parlament an Die Krone wurdigte seine Verdienste indem sie den Landbesitz seiner Abtei am 8 Juni 1445 zur Baronie erhob um die von den Piraten verubten Schaden leichter beheben zu konnen Nach langerer Krankheit starb er Ende 1449 Werk BearbeitenErst im letzten Jahrzehnt seines Lebens verfasste Bower eher unwillig seine Scotichronicon Zwar nennt er nirgends in dem Werk seinen Namen doch kann seine Autorenschaft aus anderen Zeugnissen sehr uberzeugend hergeleitet werden Diese Chronik ist eine der bedeutendsten mittelalterlichen Schriften Schottlands auf der Bowers spaterer Ruhm beruht Ob er schon fruher Bucher geschrieben hatte ist nicht bekannt 1440 bat ihn ein Nachbar Sir David Stewart von Rosyth die 80 Jahre fruher entstandene bis 1153 reichende Chronica gentis Scotorum des Kaplans und Geschichtsschreibers John Fordun abzuschreiben und bis in die Gegenwart fortzusetzen Bower verfasste seine Chronik zwischen November 1441 und Oktober 1445 wobei er den funf Buchern Forduns weitere elf hinzufugte Er erweiterte auch die funf Bucher seines Vorgangers um sauber abgetrennte lange Zusatze die er durch Voranstellung des Wortes scriptor als eigene Arbeit kennzeichnete Die weit weniger ausfuhrliche Gesta Annalia Forduns diente ihm dann zwar als Grundlage fur die Geschichtsdarstellung bis etwa zur Mitte des 14 Jahrhunderts doch baute er sie betrachtlich mit immer mehr zusatzlichem Material aus Fur die Zeit ab etwa 1370 stellen der 15 und 16 Band der Scotichronicon ausschliesslich das Werk Bowers dar und sind als zeitgenossische Quelle historisch hochst bedeutsam besonders fur die Regierung Jakobs I mit dessen Tod 1437 sie endet So konnte er zu Recht die letzten elf Bucher der Scotichronicon praktisch als eigenes Werk reklamieren Bowers Autograph der im Kloster von Inchcolm aufbewahrt werden sollte befindet sich heute in der Bibliothek des Corpus Christi College zu Cambridge Manuskript Nr 171 und enthalt zahlreiche erganzende Randnotizen die in allen funf noch vorhandenen Abschriften des 15 Jahrhunderts in den Haupttext eingefugt sind Magnus Makculloch der 1477 in Lowen studierte fertigte 1481 und 1483 1484 Kopien der Scotichronicon fur das Augustinerkloster in Scone bzw fur den Erzbischof William Scheves von St Andrews Da im Manuskript fur Erzbischof Scheves zwei zusatzliche Seiten die Regierung von Jakob II 1437 1460 behandeln wollten manche Historiker in Makchulloch kaum zutreffend einen Fortsetzer Bowers sehen Zwei Kopien der Scotichronicon befinden sich heute in der British Library The Black Book of Paisley und Harleian MS 712 und eine in der Advocates Library in Edinburgh die Walter Goodall fur seine Ausgabe von 1759 verwendete Bower verfasste schon 1444 eine Epitome seiner Chronik die als Book of Cupar bekannt ist und heute in einer spateren Abschrift in der Advocates Library in Edinburgh MS 35 1 7 vorliegt Sie enthalt auch manche zusatzliche Informationen Andere Auszuge fertigten Kopisten um dieselbe Zeit an so um 1450 wahrscheinlich ein Patrick Russell der Kartauser in Perth war Advocates Library MS 35 6 7 sowie 1461 ein unbekannter Schreiber in der gleichen Sammlung erhalten MS 35 5 2 dessen Epitome allerdings laut William Forbes Skene dem Herausgeber von Forduns Werk ab dem 23 Kapitel des 6 Buches stark vom Original abweicht Die Scotichronicon enthalt fur die Zeit ab 1153 viele oft zuverlassige Forduns Gesta Annalia erganzende Nachrichten uber die schottische Geschichte So machte Bower etwa weitere Angaben zu Robin Hood eine der sehr wenigen fruhen Notizen uber diesen legendaren Rauber Wegen seiner didaktischen Absichten erweiterte er das zentrale Thema seines Werkes um Ereignisse am europaischen Kontinent seit der Romerzeit wobei er die franzosische Geschichte haufig ausfuhrlicher als die englische behandelte Wahrscheinlich konnte er hier Erfahrungen seiner mutmasslichen Lehrer von St Andrews aus deren Pariser Studienzeit einbauen Zahlreiche Anspielungen auf klassische und mittelalterliche Autoren um die schottische Geschichte in einen europaischen Kontext einzubauen unterstreichen sein akademisches Wissen Bower wollte seinen Lesern durchaus eine unterhaltsame Lekture bieten verabsaumte aber als gottesfurchtiger Kleriker freilich auch nicht die Qualen der Sunder in der Holle lebhaft auszumalen Zwar tritt er ebenso entschlossen wie Fordun fur die schottische Unabhangigkeit von England ein fuhrt aber auch warnende Uberlegungen uber moralisch richtiges Benehmen von Politikern aus Er schrieb aus eigener Erfahrung so hatte er etwa den fur sein Volk so schadlichen Parteihader nach dem Tod Jakobs I im Sinn Das gelehrte Werk verrat durch seine weitgespannten Reflexionen viel uber die Sitten und Auffassungen des damaligen Schottland Beide Schriften Bowers wurden auf Latein mit englischer Ubersetzung und Kommentar herausgegeben Ausgabe BearbeitenDonald E R Watt Hrsg Scotichronicon 9 Bande Aberdeen 1987 1998 Literatur BearbeitenDonald E R Watt Walter Bower In Oxford Dictionary of National Biography 2004 Bd 6 S 921f Walter Bower In Dictionary of National Biography 1886 Bd 6 S 52f Anmerkungen Bearbeiten Der Geburtsort wird im Book of Cupar das Geburtsjahr in der Scotichronicon 14 50 als Richard II Dryburgh und Edinburgh niederbrannte angegeben Exchequer Rolls von Schottland III 364 III 433 Dass er diesen universitaren Rang erreichte schliesst man aus Scotichronicon 6 55 57 Scotichronicon 15 30 Seine diesbezuglichen Massnahmen zwischen 1420 und 1435 sind in einigen erhaltenen Urkunden dokumentiert Scotichronicon 16 9 Scotichronicon 16 16 16 20 Normdaten Person GND 10096480X lobid OGND AKS LCCN n88653877 VIAF 29564635 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bower WalterALTERNATIVNAMEN Bowmaker Walter Bowerus GualterusKURZBESCHREIBUNG schottischer ChronistGEBURTSDATUM 1385GEBURTSORT Haddington East LothianSTERBEDATUM 24 Dezember 1449 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Bower amp oldid 206105299