www.wikidata.de-de.nina.az
Die Fraktion der Vereinigten Liberalen war eine links liberale Fraktion innerhalb der Hamburger Burgerschaft zwischen 1906 und 1918 Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung und Allgemeines 2 Profil der Vereinigten Liberalen 2 1 Die Vereinigten Liberalen und die SPD 3 Gegner der Vereinigten Liberalen 4 Ende und Neuanfang der Vereinigten Liberalen 5 Mitglieder der Fraktion der Vereinigten Liberalen unvollstandig 6 Literatur und Quellen 7 EinzelnachweiseUrsprung und Allgemeines Bearbeiten22 burgerliche bzw liberale Mitglieder der Hamburger Burgerschaft wendeten sich 1906 gegen die Wahlrechtsanderungen haufig auch Wahlrechtsraub genannt die vom Hamburger Parlament verabschiedet wurden Grund der Wahlrechtsanderung war das weitere Erstarken der Sozialdemokratie zu verhindern und die Mehrheit der Burgerschaft weiterhin in den Handen der burgerlichen Eliten zu belassen Von den 22 Parlamentariern grundeten 13 die Fraktion der Vereinigten Liberalen die aber vielmehr eine links liberale Partei darstellte als lediglich eine Fraktion Die neun anderen Abgeordnete die nicht in die neue Fraktion wechselten schieden zum Teil wie der ehemalige Vorsitzende der Fraktion der Rechten Albert Wolffson aus ihren Fraktionen aus und blieben fraktionslos Offiziell wurde dem Prasidenten der Burgerschaft Julius Engel am 12 September 1906 von Carl Wilhelm Petersen mitgeteilt dass sich 13 Abgeordnete zu der Fraktion der Vereinigten Liberalen zusammengetan hatten 1 Das Wahlrecht anderte sich in der Hinsicht dass sich eine Halfte der 160 Mandate die in so genannten allgemeinen Wahlen gewahlt wurden in zwei Teile aufschlusselten Burger mit einem Steueraufkommen von uber 2 500 Mark wahlten 48 Abgeordnete und Burger mit einem Steueraufkommen von uber 1 200 Mark wahlten 24 Abgeordnete Die restlichen acht Mandate nahmen Vertreter aus den Landgebieten ein So wurde ein Klassenwahlrecht eingefuhrt welches einen Grossteil der vorigen Wahler deutlich schlechter stellte Die Vereinigten Liberalen konnen ab 1910 als Landesverband der Fortschrittlichen Volkspartei FVP angesehen werden Am 22 Oktober 1918 anderte die Fraktion der Vereinigten Liberalen der Hamburger Burgerschaft ihren Namen auch offiziell in Fraktion der Fortschrittlichen Volkspartei 2 Ende 1918 grundeten viele bisherige Mitglieder der Vereinigten Liberalen die Deutsche Demokratische Partei mit Profil der Vereinigten Liberalen BearbeitenDie Vereinigten Liberalen waren die erste burgerliche Fraktion der Burgerschaft mit einem eigenen politischen Profil Die drei bisherigen Fraktionen Rechte Linke und Linkes Zentrum waren eher durch die Herkunft ihrer Mitglieder zu unterscheiden als durch ein eigenes Programm Der spatere Burgermeister Hamburgs Carl Wilhelm Petersen der von der Fraktion der Rechten zu den Vereinigten Liberalen stiess war der Meinung die alten Fraktionen seien eher an den Stiefeln auseinanderzuhalten als an politischen Uberzeugungen Die Fraktion der Rechten sei die Fraktion der Lackstiefel die des Linken Zentrums die Fraktion der Wichsstiefel und die Linke die Fraktion der Schmierstiefel 3 Neben der neuen Fraktion hatte sich ab 1904 die Fraktion der Sozialdemokraten gebildet die wie die Liberalen ein eigenes politisches Profil hatten 4 Zudem lehnte die Fraktion die einseitigen Interessen der Grundeigentumer ab die mit vierzig Mandaten ein grosses Gewicht in der Burgerschaft besassen Sie stellten in ihrem Programm klar Getreu den liberalen Grundsatzen verwerfen wir jede einseitige Interessenpolitik und Vielmehr halten wir es fur unserer Pflicht bei der Regelung des Staates die Interessen aller Klassen und Berufe stets gleichmassig im Auge zu behalten 5 Die Verfassung hielt hingegen bis 1917 an der Einteilung innerhalb der Burgerschaft zwischen den Sitzen der Notabeln der Grundeigentumer und der allgemein gewahlten Abgeordneten fest Den Vereinigten Liberalen war zudem das freie Glaubensbekenntnis wichtig welches keinen Nachteil fur die Politik ergeben durfe Die Vereinigten Liberalen und die SPD Bearbeiten Auch wenn der sogenannte Wahlrechtsraub der Grund fur die Grundung der neuen Fraktion war stellten sich die Vereinigten Liberalen erst klar ablehnend gegen die Sozialdemokratie So schreibt die Fraktion zum Wahlkampf 1907 in ihrem Programm auf der ersten Seite Wir bekampfen deshalb auf das energischste die sozialdemokratische Klassenpolitik welche darauf gerichtet ist an Stelle der bestehenden Wirtschaftsordnung kommunistische Ideale zu verwirklichen und die Interessen der Handarbeiter unter Zurucksetzung aller ubrigen Interessen im Staatsleben einseitig zur Geltung zu bringen 5 So ausserte Carl Wilhelm Petersen in der Burgerschaft nicht nur einmal dass es fur ihn eine Ehrenpflicht sei die Sozialdemokratie zu bekampfen 6 Die Liberalen waren vielmehr der Meinung dass man den Forderungen der Lohnarbeiter nachgeben und eine vernunftige Sozialpolitik einfuhren und der Sozialdemokratie so das Wasser abgraben musse Aufgrund der teilweise ahnlichen tagespolitischen Forderungen der Vereinigten Liberalen und der Sozialdemokratie bildete sich aber schnell eine enge Zusammenarbeit heraus 7 Ein ausserparlamentarisches Beispiel dafur ist die Unterstutzung des Streiks im Hamburger Hafen im Jahr 1913 Gegner der Vereinigten Liberalen BearbeitenDie drei alten Fraktionen der Burgerschaft standen der neuen Fraktion ablehnend gegenuber Sie waren der Meinung dass sie mit den Sozialdemokraten zusammen paktierten So schreibt zum Wahlkampf 1907 die Fraktion des Linken Zentrums uber die Vereinigten Liberalen Die Fraktion Linkes Zentrum halt es fur aussichtslos und gefahrlich die Sozialdemokratie durch fortgesetztes Entgegenkommen bekehren zu wollen und verwirft es grundsatzlich mit der Sozialdemokratie zu paktieren Die Fraktion bekampft eine politische Richtung die zwar theoretisch sich als Feind der Sozialdemokratie bekennt in der Praxis aber nur zu oft mit ihr Hand in Hand geht 8 Die Vereinigten Liberalen wurden von ihren politischen Gegnern auch gerne als Rosa Sozialdemokraten beschimpft Teile der burgerlichen Presse bezeichneten sie gar als Urheber einer gefahrlichen Umsturzbewegung und Zuhalter der Sozialdemokratie 9 Ende und Neuanfang der Vereinigten Liberalen BearbeitenAm Ende des Ersten Weltkrieges versuchte der Senat auf Grund des Druckes der Strasse zum Beispiel der Werft und Metallarbeiterstreik vom Januar 1918 mit halbherzigen Zugestandnisse die Gemuter zu beruhigen Die Massnahme zwei Mitglieder der Vereinigten Liberalen in den Hamburger Senat zu wahlen veranderte aber an der angespannten Lage nichts 1917 wurde der Kaufmann Johann Hinrich Garrels und 1918 der spatere Burgermeister Carl Wilhelm Petersen von der Burgerschaft zum Senator gewahlt Im Zuge der Novemberrevolution und der entstehenden demokratischen Weimarer Republik grundete sich im Umfeld der Vereinigten Liberalen die Deutsche Demokratische Partei Bemerkenswert ist die Zusammenarbeit zwischen Sozialdemokraten und Liberalen innerhalb einer stabilen Regierung bis 1933 Dieses enge Vertrauen lasst sich vor allem auch mit den gemeinsamen Kampfen gegen die alten Fraktionen in der Burgerschaft bis 1919 erklaren Mitglieder der Fraktion der Vereinigten Liberalen unvollstandig BearbeitenFriedrich Ablass Andreas Blunck Carl Braband Johannes Bull Carl Bunzel Carl Cohn Johann Hinrich Garrels Christian Koch Walter Matthaei Carl Wilhelm Petersen Curt Platen Adolphus Lehnert WexLiteratur und Quellen BearbeitenUrsula Buttner Vereinigte Liberale und Deutsche Demokraten in Hamburg 1906 1930 in ZHG Band 63 1977 S 1 34 Heinrich Erdmann Der Wahlrechtsraub von 1906 als Traditionsbruch Zum Verhaltnis von Senat und Burgerschaft nach der Verfassung von 1860 und 1879 1906 1919 in Hamburg im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts Landeszentrale fur Politische Bildung Hamburg Hamburg 2000 Sigrid Schambach Carl Petersen Hamburger Kopfe Hamburg 2000 Die Vereinigten Liberalen in der Hamburger Burgerschaft Bericht uber die Tatigkeit der Fraktion der Vereinigten Liberalen in der Hamburger Burgerschaft 1907 1910 Im Auftrag der Fraktion von Robert Jansen Verlag des Hamburger Verbandes der Vereinigten Liberalen Hamburg 1910 Die Vereinigten Liberalen in der Hamburger Burgerschaft Bericht uber die Tatigkeit der Fraktion der Vereinigten Liberalen in der Hamburger Burgerschaft 1910 1912 Herausgegeben von der Fraktion Verlag des Hamburger Verbandes der Vereinigten Liberalen Hamburg 1912 Einzelnachweise Bearbeiten Schambach Carl Petersen S 31 Staatsarchiv Hamburg dort unter Burgerschaft und insbesondere eine Mitteilung im Burgerschafts Fraktionsordner Deutsche Volkspartei Buttner Vereinigte S 6 Erdmann Wahlrechtsraub S 31 a b Programm der Vereinigten Liberalen abgedruckt in Die Vereinigten Liberalen 1910 S 101 Schambach Carl Petersen S 29 Buttner Vereinigte S 8 und 12 Programm der Fraktion Linkes Zentrum zum Teil abgedruckt in Die Vereinigten Liberalen 1910 S 101 So die Weser Zeitung vom 10 Juni 1907 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vereinigte Liberale amp oldid 211180986