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Haudegen war der Deckname einer deutschen Militaroperation einer Expedition der deutschen Kriegsmarine im Jahr 1944 nach dem norwegischen Spitzbergen Der Wettertrupp Haudegen wurde als letzte Einheit der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg am 4 September 1945 aus seiner Stellung evakuiert Wetterstation Haudegen Svalbard und Jan Mayen Wetterstation HaudegenBild der Operation Haudegen im Jahr 2022Wie bei den meisten anderen Wettertrupps leitete sich der Deckname Haudegen aus dem Namen seines Leiters ab Wilhelm Dege Haudegen war eine von mehreren Wetterstationen der Wehrmacht in der Arktis die von Marine und Luftwaffe zur Gewinnung von Wetterdaten in der Polarregion in Spitzbergen Nordostgronland Labrador und Franz Josef Land zeitlich abfolgend oder nebeneinander eingesetzt wurden Die jeweiligen Wettertrupps wurden getrennt voneinander als Marinewettertrupp oder Luftwaffenwettertrupp in Landstationen oder auf Schiffen eingesetzt und waren jeweils fur ihre Teilstreitkraft tatig Inhaltsverzeichnis 1 Vorbereitung 2 Waffen und Gerat 3 Durchfuhrung 4 Auftrag des Wettertrupps 5 Ende der Unternehmung 6 Nachspiel 7 Literatur 8 Anmerkungen 9 WeblinksVorbereitung BearbeitenUnter Fuhrung des Geographen Leutnant MA S 1 Wilhelm Dege wurde dem Wettertrupp der Marine Gesamtstarke 11 Soldaten 2 der Auftrag erteilt die fur die Kriegsmarine in Norwegen operativ wichtigen Wetterdaten durch den Betrieb einer Kriegswetterstation zu sammeln Im September 1944 wurden der Marinewettertrupp und seine Ausrustung 80 t oder 20 kg Mann Tag davon 1 4 kg Verpflegung in Narvik an Bord des Fischdampfers Karl J Busch zur Anlandung auf Spitzbergens Nordostland eingeschifft Zur Ausrustung gehorte die gesamte Wetterstation aus vorgefertigten Knoespelwurfeln sowie 7 t Kohle zur Befeuerung der Warmeofen Die Verpflegungsration einschliesslich Alkohol wurde pro Mann und Tag mit 1 4 kg oder 6000 kcal Mann Tag fur ein Jahr angesetzt Waffen und Gerat BearbeitenInfanteriewaffen 2 MG 42 davon eines bei Landung verloren und durch MG 34 von der Karl J Busch ersetzt 4 Selbstladegewehre G43 8 Karabiner Mauser Modell 98k zwei mit ZF 41 und einer mit Granatbecher 4 MP 40Kurzwaffen 11 Pistolen Radom M 35 9 mm Para 1 P08 Kaliber 9 mm Para 4 Walther PPK Kaliber 7 65 mm 1 Walther Pistole Kaliber 6 35 mm 1 russischer Nagant Revolver Kaliber 7 62 mm 1 Reichsrevolver M 83 Kaliber 10 6 mm 2 Signalpistolen einlaufig Jagdwaffen als Zusatzausstattung fur Jagd und Selbstschutz 1 Buchse Mauser Kaliber 8 57 IS 1 Drilling M30 mit Zielfernrohr Fa Sauer amp Sohn Kaliber 9 3 74R 16 70 1 Doppelflinte Fa Sauer amp Sohn 1 KleinkalibergewehrMunition und Sprengmittel 19 500 Schuss 7 92 57 mm fur MG und Gewehr 12 480 Schuss 9 19 mm fur MP und Pistole 300 Handgranaten 258 Spreng Gewehrgranaten 90 Panzer Gewehrgranaten 45 Nebelwurfkorper 48 NebeltopfeFur die Jagd wurde Munition mit Teilmantelhohlspitz und Teilmantelgeschosse mitgefuhrt Um bei einer eventuellen Gefangennahme nicht in den Verdacht zu geraten mit dieser Dum Dum Munition gegen das internationale Kriegsvolkerrecht zu verstossen wurde sie von den Teilnehmern des Wettertrupps mit der Aufschrift Nur fur Baren versehen Fur Sprengungen und zum Bau von Behelfsminen wurden grossere Mengen Dynamit mitgefuhrt Durchfuhrung BearbeitenDas ursprunglich als Begleit U Boot vorgesehene U 354 wurde mit einem Teil der Ausrustung bei einem Angriff auf den Flugzeugtrager HMS Nabob der Royal Navy versenkt einem Begleitschiff des alliierten Konvois JW 59 Die nun fehlende Ausrustung konnte behelfsmassig ersetzt werden Von Hammerfest aus diesmal im Geleit des U Boots U 307 geriet die Unternehmung in der Nahe der Bareninsel in einen alliierten Geleitzug Die Karl J Busch gelangte jedoch sicher durch die Olga und Hinlopenstrasse an die Nordkuste der Insel Nordostland Auf der Ostseite der Wordiebukta im Prins Oscars Land konnte die Wetterstation errichtet und bis zum September 1945 betrieben werden nach der Kapitulation offen als Wetterstation Erst im September 1945 erfolgte durch die norwegische Marine die Abholung Nach einem im Jahr 2004 veroffentlichten Zeitzeugenbericht des ehemaligen deutschen Funk Obergefreiten Heinz Schneider aus Dresden habe die Wehrmacht die elf deutschen Soldaten auf der Insel vor Spitzbergen schlicht vergessen 3 Besonders die Wetterbedingungen zehrten an den Kraften So mussten die Soldaten Temperaturen bis weit unter 40 C ertragen Zudem herrscht von Ende Oktober bis Anfang Februar Polarnacht Auch Eisbaren die bis in das Lager vordrangen stellten eine Gefahr dar Da es sich um eine Kriegswetterstation handelte musste der Wettertrupp auch immer mit Feindkraften rechnen Auftrag des Wettertrupps Bearbeiten 1 Messung bzw Beobachtung des Bodenwetters sg Obs Luftdruck Temperatur aktuell Tagesmittel Minimum und Maximumtemperatur relative Luftfeuchte Sicht Wettertyp nach Kopenhagener Schlussel Windrichtung und starke Bewolkung Typ Hohe Zugrichtung und Bedeckungsgrad Niederschlag Regen bzw Schneemenge Verdunstung Bodentemperatur uber freier Erde Schnee Meerwasser bzw uber Eis Diese Beobachtungen wurden vom 15 September 1944 bis zum 5 September 1945 ohne Unterbrechung acht Mal taglich alle drei Stunden vorgenommen Die verschlusselte Funkubermittlung an die Marinefunkstelle Tromso erfolgte zu vorher festgelegten Zeiten sogenannte Programmzeiten dreimal taglich Von dort wurden die Daten per Fernschreiber an das OKM in Berlin weitergeleitet Nach der deutschen Kapitulation 8 Mai 1945 ubermittelte Haudegen die Daten offen nach dem Kopenhagener Schlussel Die Zusammensetzung einer solchen Wettermeldung ist unter SYNOP dargestellt 2 Radiosonden Aufstiege zur Messung von Luftdruck und Temperatur in hoheren Luftschichten sg Temp Insgesamt wurden von Haudegen 140 erfolgreiche Radiosonden Aufstiege durchgefuhrt sechs zu den Internationalen Aerologischen Tagen im November 1944 tagliche Aufstiege vom 1 Dezember 1944 bis zum 2 Februar 1945 22 Aufstiege bis zur Kapitulation am 8 Mai 1945 und zwolf Aufstiege nach der Kapitulation Die Messergebnisse wurden jeden Abend um 18 00 Uhr DGZ Deutsche gesetzliche Zeit verschlusselt an die Marinefunkstelle Tromso ubermittelt Im Durchschnitt aller Aufstiege wurde eine auswertbare Hohe von 11 500 Metern erreicht 3 Pilotballon Aufstiege zur Messung des Hohenwindes sg Pilot Kombiniert mit den Radiosonden Aufstiegen Temps wurde der Radiosonden Ballon mit einem Registrier Theodolit verfolgt Zwischen dem 5 Juli und dem 3 September 1945 erfolgten 16 reine Pilotballon Aufstiege ohne Radiosonde da die Batterien wegen Uberlagerung nicht mehr brauchbar waren Ende der Unternehmung BearbeitenAm 4 September 1945 wurden die Soldaten durch das norwegische Robbenfangschiff Blaasel evakuiert Retter und Gerettete begegneten sich nach spateren Aussagen der Beteiligten respektvoll Nachdem einige Ausrustungsgegenstande getauscht worden waren unterschrieb der Expeditionsleiter W Dege dem Kapitan des Schiffes den er noch von einer Reise vor dem Krieg nach Spitzbergen kannte eine gesonderte Kapitulationserklarung Dege legte als symbolischen Akt seine Dienstpistole auf den Tisch der Wetterstation Zuvor wurden die ausgelegten Schutzenminen gesprengt und Teile des Munitionsvorrats besonders der der MGs verschossen Der Wettertrupp Haudegen war damit die letzte Einheit der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg die von alliierter Seite entwaffnet wurde Nachspiel Bearbeiten1985 konnten wahrend einer Expedition des Museums des norwegischen Verteidigungsministeriums an der der Sohn von Dege teilnahm noch eine nahe der Station vergrabene Metallkiste mit den Tagebuchern seines Vaters sowie ein Fluchthilfedepot des Marinewettertrupps Haudegen mit Waffen und Munition geborgen werden Verschiedene Originalunterlagen des Unternehmen Haudegen befinden sich heute im Nachlass Wilhelm Deges im Archiv fur Geographie des Leibniz Instituts fur Landerkunde in Leipzig 4 Literatur BearbeitenWilhelm Dege Wissenschaftliche Beobachtungen auf dem Nordostland von Spitzbergen 1944 1945 Mit Beitragen von Arthur Baumann Berichte des Deutschen Wetterdienstes Nr 72 Offenbach a M 1960 Digitalisat Wilhelm Dege War North of 80 The Last German Arctic Weather Station of World War II Translated from the German and edited by William Barr Arctic Institute of North America Northern lights series 4 Calgary Alberta University of Calgary Press und Boulder CO University Press of Colorado 2004 ISBN 1 55238 110 2 Wilhelm Dege Gefangen im arktischen Eis Wettertrupp Haudegen die letzte deutsche Arktisstation des Zweiten Weltkrieges Eingeleitet und mit Anhangen versehen von William Barr und Eckart Dege Fur das Deutsche Schiffahrtsmuseum herausgegeben von Lars U Scholl Hamburg Convent Verlag 2006 ISBN 3 934613 94 2 Franz Selinger Von Nanok bis Eismitte Meteorologische Unternehmungen in der Arktis 1940 1945 Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums Band 53 herausgegeben Convent Verlag Hamburg 2001 ISBN 3 934613 12 8 Hartmut Dege Aufgabe Ausbildung und Bewaffnung der deutschen Wettertrupps in der Arktis im 2 Weltkrieg In Deutsches Waffen Journal 3 1980 S 340 343 Wilhelm Dege Wettertrupp Haudegen F A Brockhaus Wiesbaden 1954 Anmerkungen Bearbeiten Dege war Sonderfuhrer S der Marineartillerie MA und erhielt diesen Rang als Leiter des Unternehmens Haudegen Er war vorher als Dolmetscher und als mit den Geschaften beauftragter Ordonnanzoffizier im Stab einer Infanteriedivision im Dienstrang Feldwebel eingesetzt zum Lebensweg siehe Anmerkungen unter Diskussion Dege Leitung Naut Inspektoren Maass und Baumann Ob Maat Ehrich Leiter Funkstelle die Funk Obergefreiten Semkat Schneider Schlosser Czapka und Grams sowie die Gefreiten Scheidweiler und Reyer OG Zumbusch wurde vorher auf Befehl ausgeschifft Rieche kehrte befehlsgemass nach dem Stationsaufbau nach Norwegen zuruck Durch Fuhrungswechsel im MOK Nordmeer und infolge der durch die Kapitulation neu definierten Schwerpunkte der Marinefuhrung verzogerte sich die Abholung Nachlass Wilhelm Deges im Archiv fur Geographie des IfLWeblinks BearbeitenKriegsende in der Arktis Die vergessenen Haudegen Spiegel Online Artikel Seite mit Uberresten der Station Haudegen 2001 80 048 22 516 0 Koordinaten 80 2 52 8 N 22 30 57 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unternehmen Haudegen amp oldid 232907635